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Uchen Rocke, dunklen Hosen nnd Mütze bekleidet gewesen, hat wie ein Landmann oder Handwer ker auSgesehen und den Dialekt auS dortiger Ge gend gesprochen. Er wird vermuthlich durc Blutflecken an den Kleidern, welche vielleicht frist ««waschen sind, sowie durch den Besitz eine größeren Menge Scheidemünzen ausfällig werden. Sowohl an die Behörden und Gendarmerie, als au das Publikum überhaupt richte ich das brin gende Ersuchen, zur Entdeckung des ThäterS »Hun Uch mitzuwirken und jeven irgend sachdienlichen Umstand mir schleunigst mitzuiheilen, auch be treffenden Falles den Verdächtigen anzuhalten und dessen Haftnahme bei der nächsten Polizei behörde zu veranlassen. Mittweida, den 5. Mai 1873. Der Königliche Staatsanwalt. Schwert feger." Ein deutscher Gelehrter, Professor vr. Eberl in Leipzig, hat ein Buch aus dem alten Wunderlande Egypten mitgebracht, das zu den älteste» und in teressantesten gehört, die es giebl. Die egyptischen Priester schrieben ihre Bücher in Bilderschrift au Bätter der PapyruS-Staude und zwar auf die ge glättete Haut zwischen Mark und Rinde, die sich- -U einer Art Pergament verdichtete; diese beschrie benen Blätter wurden zusammengerollt. Eine solche Papyrus-Nolle, etwa 3400 Jahre alt, hat vr. Ebert in Theben entdeckt und erworben und König Johann hat sie der Universität Leipzig geschenkt. Sie enthält auf HO Seiten ein Hanobuch der alt- rgyptlschen Arzneikunst, welches die Leiden jedes KörpertheilS beschreibt und die Heilmittel angiebt. Neun Seiten sind den Augenkrankheiten gewidmet, in deren Behandlung sich die Egypter vor alle» Völkern auszeichneten. Diese Nolle ist so wohl erhalten wie keine andere biSjetzt bekannte, kein Buchstabe fehlt, vr. Ebert wird seinen werthvol- len Fund veröffentlichen. Das britische Museum hat eine ähnliche PapyrnS-Rolle im vorigen Jahre für 3000 Pfd. St. erworben und allseitig wird rüh. mend anerkannt, daß König Johann den werthvol- len Fund Ebert'S Deutschland erhalten hat. Prinz und Prinzessin Georg weilen in Wien zum Besuche der Ausstellung als kaiserliche Gäste. In den Tagen deS 14.—16. Juni d. I. wird im Schützenhause zu Leipzig der Kongreß deut scher Hutwacher tagen und bei dieser Gelegen heit unter 6V Modellen die nächste Wintermode für Herrenhüte auswählen und festsetzen. Ein solcher Kongreß versammelt sich alljährlich in einer durch jedesmalige vorherige Wahl bestimm- t»n deutschen Stab«. Beim sächsischen ArmeeeorpS werden die neuen Feldmützen wohl eine etwas veränderte Fayon, breiter» Deckel, erhalten, keinesfalls aber wie Vie preußischen deS für Sonnenschein und Regen gleich praktischen Schirmes entbehren. Das MusikcorpS deS königl. sächs. Schützen- regimenteS Nr. 108 wird unter Leitung sei ne- Kapellmeister- Herrn Girod demnächst eine Reise nach Amerika antreten. Die Hin- und Rückfahrt wird dem EorpS vergütet. Die Zeil der Abwesenheit soll 8 Wochen betragen. Zn den Rachmittagskunden des 8. d. wurde von einem nach Kamenz fahrenden Personenzuge unweit PulSnitz ein Bahnwärter überfahren. Der Mann, in üblicher Weise auf seinem Posten flehend, bemerkte auf der andern Seite des Ge leise- ein Kind, im Begriffe, in gefährlicher Weise sich dem Geleise zu nähern. Um ein mögliche» Unglück zu verhüten, wollte der Bahnwärter noch unmittelbar vor dem eben herankommenden Per sonenzuge über da- GeleiS springen, wurde aber von der Maschine erfaßt und so verletzt, daß fei« Tod augenblicklich erfolgte. An de« Kinde fuhr der Zug unschädlich vorüber. Tagesgeschichte. «-»tsche- «eich. Da- preußische Abgeordnetenhaus hat in letz ter Woche die Falk'schen Kirchengesetze nochmals berathen und mit den vom Herrenhause beschlos senen Abänderungen angen ommen. Bei der De batte ergriffen nur die bekannten Gegner der Vorlagen au- der CentrumSpartei, die Ultramon- lanen Mallinckrodt, Schorlrmer-Alst, Reichen- sperger, Windlhorst - Meppen und der protestan tische Orthobore v. Gerlach, der ehemalige Rund- schauer der fZtg., da- Wort, um in einer noch nicht dagewescnen maßlos heftigen Weise gegen die angeblichen Verfolger der „Kirche", vor Al lem gegen den Reichskanzler, der mit dem Land- voigt Geßler verglichen wurde, sich zu ergehen. Dem gegenüber ist's um so erfreulicher, daß Cul- tuSminister Falk die Versicherung gab, die Re gierung werde die Kirchengesetze energisch durch- führen und nölhigenfallS dieselben, wenn sie noch nicht auSreichen sollten, durch andere verstärken. Schon bringt der Telegraph baS Gerücht, der Kaiser habe die Gesetze bereit- vollzogen. Die am Grabe deS heiligen BonifaciuS in Fulda versammelt gewesenen preußischen Bischöfe er klären, das Resultat ihrer Verhandlungen, in ihren Hirtenbriefen an die Gläubigen ganz offen dem Staate den Krieg und so stehen wir denn jetzt an einem bedeutungsvollen Wendepunkte. Rom'S Schaaren suchen mit aller Macht den ver lornen Einfluß wieberzugewinnen. „Harren wir jetzt nicht mulhig auS", sagt treffend die Dfztg., „so wird römischer Aberglaube und Götzendienst knechtender als jemals auf dem Geiste und der Religion des deutschen Volke- lasten und nur noch in einem wüsten Materialismus und dem frechen Leugnen deS Ewigen und Unendlichen seine Ergänzung finden können." Rach ZeitungSmittheilungen beschloß der Bun- beSrath einstimmig, dem Reichstage die Vorlage wegen Aushebung der Salzfteuer beziehentlich die wegen Erhöhung der TabakSsteuer und Einsüh- rung der Börsensteuer vorläufig nicht zu machen. Di« VertagungSsrage wurde seitens deS Präsi diums mit Rücksicht auf die geringe Geneigtheit deS Reichstages angeregt, und der Beschluß soll dem Reichstage osficiell witgetheilt werten. Wir berichteten vor einiger Zett, der Univrr- fitälSprofeffor vr. A. Hirsch zu Berlin und der königl. bayerische Ober-Mebicinalrath und Pro fessor vr. Pettenkofer zu München haben den Reichskanzler in einer eingehend motivirten Ein- gäbe vom 18. Januar b. I. ersucht, er wolle die Ermittelung von Maßregeln veranlassen, um dem Auftreten und der Verbreitung der voraus- sichtlich noch in diesem Jahre nach Europa und Deutschland gelangenden Cholera mit Erfolg ent- gegenzuwirken. Diese Petition wurde durch Be- schluß deS BundeSrathS dem Ausschüsse für Han del und Verkehr überwiesen, welcher nunmehr dem BundeSrath die entsprechenden Anträge über mittelt hat. Dieselben bestehen tm Wesentlichen in Nachstehendem: Zum Zwecke einheitlicher,syste- malischer Forschungen über die Verbreitung der Cholera und die Mittel zu deren Fernhaltung und Bekämpfung wird eine Specialcommisfion von Sachverständigen gebildet, welche aus fünf vom BundeSrath zu wählenden Mitgliedern be- steht, und deren Einberufung durch das Reichs- kanzleramt erfolgt. Als Aufgabe der Commis sion wird bezeichnet: ») die Aufstellung eines einheitlichen Untersuchung-plane- für die im Falle de- Auftreten- der Cholera in Deutschland zu pflegenden Erhebungen; d) die Sammlung und wissenschaftliche Verarbeitung der Erhebung-«- sultate und die Erstattung von Gutachten über die zur Bekämpfung der Cholera dienlichen Maß. regeln; e) die Vornahme oder Veranlassung ein- »elner, etwa erforderlicher besonderer Untersuchun- «n an Ort und Stelle während de» Herrschen» er Cholera. — Die Kosten für Zusammentritt und Arbeiten der Commtjfion werden vom Reiche etragen und sollen die Bundesregierungen er- ucht werden, den Untersuchung-plan de« ihnen «ntngebenrn Medirinalbramtr« und Reizten «j, den rntsprechtndrn Anordnungen mitzuiheilen und sodann die erstatteten Berichte und ErhebungS- «sultate dem Reich-kanzlrramte zur Urbrrmittr- lung an die Commission zu übersenden. Als Euriosum sei erwähnt, daß dem deutschen Reichstag eine Petition zugegangrn ist, welche denselben ausfordert, dahin zu wirken, daß die deutsch-österreichischen Provinzen dem Reiche ein- verleibt werden, gleichzeitig aber verlang», der Reichstag möge den Kaiser veranlassen, die deut sche Republik auSzurufen. Da- Schriftstück ist natürlich in den Papierkorb gewandert. ES verlautet, daß ter preußische Justizminister Leonharlkt demnächst von seinem Amte zurückiretrn werbe; Gesundheitsrücksichten veranlassen ihn dazu. Der Zuwachs, welchen die deutsche Wehr kraft durch die Annahme deS ReichSmilitärge- setzentwurfeS erfahren würbe, kann für die un- mittelbar verwendungStähigen deutschen Streit kräfte zu mindestens 400,000, und dahinter noch auf eine Erhöhung der bereiten Reserveftärke von wenigstens der gleichen Stärke veranschlagt wer den. Sicher aber, schreibt man der „K. Z.", dürfte noch selten einer LandcSvertretung ein Ge setzentwurf vorgelegt worben sein, welcher in gleich unscheinbarer Form und mit einer gleich geringen Mehrbelastung der jährlichen StaatS- auSgaben eine so riesige Steigerung der Wehr kraft deS Landes in Aussicht gestellt hätte. Die „in Gemäßheit deS Gesetzes vom 20. April 1859" auSgegebenen großherzoglich sachsen» weimarischen Caffenanweisungen zu einem Thaler und zu fünf Thalern, welche präcludirt und mit dem 1. Mai rechtlich werthloS geworden sind, können nach einer Bekanntmachung der Wei marischen Regierung noch ferner und bis auf Weiteres gegen neue dergleichen, nach der Be kanntmachung vom 26. April 1871 „in Gemäß heit deS Gesetzes vom 22. Juni 1870" auS» gegebene umgetauscht werben. Die Inhaber solcher präclubirter Cassenscheine werden daher aufgeforderl, diesen Umtausch baldigst eintreten zu lassen. DaS Ergebniß der zur Beendigung deS Buch- druckerftrikeS eingesetzten Delegirtenversammlung (Delegirte von Prinzipalen und Gehülsen aus den bedeutendsten Lruckorten Deutschlands) ist nach viertägigen Verhandlungen die einstimmige An nahme deS von der Prinzipalvcrsammlung in Weimar ausgestellten Tarifs mit verschiedenen nicht unwesentlichen Abänderungen, die von der Gehülfenschaft beantragt wurden. Der neuo Tarif ist vorläufig aus 3 Jahre, bi- zum I. Juli 1876, vereinbart worden. Wirb al-dann ober später eine Revision beliebt, so muß von brr Seite, welche die Revision verlangt, der an deren Seite drei Monate zuvor schriftlich Anzeige gemacht werden. Zugleich wurde seitens der Delegirte» - Commission die Einsetzung eines EinigungSamteS, aus 10 Prinzipalen und 10 Gehülfen bestehend, vorgeschlagen und von der am 10. Mai ftattgehabten General-Versammlung VeS deutschen Buchdrucker-(Prinzipal-) Verein- angenommen. Damit wird beabsichtigt, allen Zerwürfnissen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern, namentlich dem für beide Theile so nachtheiligen Etrike, vorzubeugen, und durch ganz Deutschland eine gleichmäßige Behandlung aller Fragen be- Buchdruckerei - Betriebe» zu er zielen. Möchte diese gute Absicht in vollem Umfange erreicht werden l Wie da- „Fr. I." hört, befinden sich anläß lich der im vorigen Monate ftattgehabten vier- krawalle in Frankfurt a. M. noch über IOK Ercedenten in Untersuchung-Haft. Ende vorletzter Woche noch wurde «in Individuum gefänglich «ingezoge , welche» nicht wentgkr al» drei voll ständige Anzüge au» dem Echloß'schen Lade« besaß. — Dit Zahl dt» bti d«m Viertumult Gtl-dttt«n und an ihren Wunden Verstorbenen beträgt bi» jetzt 20, unter denen jedoch keiner von «eiten der Truppe« oder Schutzmannschaf,.