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Mage M Ur. 35 -es Frankenberger Uachrichtsblattes 1873 eingänge und deren theilwcise Erledigung gaben zu Kimm weiteren Meinungsaustausche Veranlassung. Bekanntmachung. Nachdem die auf den 30. Mai dieses AahlkS anberaumte Subhastation der dem GartennahrungSbesttzer Earl Friedrich Saupe in Auer-- walde zugehörigen auf Folio 26 und 34 deS Grund- und Hypothekenbuchs für AuerSwalde, AuerSwalder Antheils eingetragenen Grundftücke wiederum aufgehoben worben ist, so wird Solches andurch bekannt gemacht. Frankenberg, am 3. Mai 1873. König l. Sächsisches GerichtSamt. Wiegand.,Reinicke. Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz. (Schluß.) Zn einer längeren Debatte wurde v»n allen Seiten die Nothwendigkcit eine« Musterschutzes anerkannt, auf die günstigen Erfahrungen, die man damit in anderen Län dern, zum Theil seit einer langen Reihe von Jahren, ge macht hat, hingewiesen und ganz besonders betont, daß bei verschiedenen Jndustriebranchen eine gesunde und solide Weilerentwickelung derselben wesentlich von diesem Schutze abhängen werde. Getheiltcr Meinung war man darüber, ob man bei den in Rede stehenden Beschlüssen auch den Markenschutz eiuschließen solle? Ein darauf bezüglicher Antrag wurde indessen zurückgezogen, nachdem von anderer Seite die Erklärung abgegeben worden war, daß nach dieser Richtung ein besonderer Antrag an die Kammer gelangen werde. Die CommissionSbeschlüssc fanden ein stimmige Annahme. Als Delcgirte für einen in Wien anberaumten Congreß zur Berathung und Feststellung einer einheitlichen Garn- nummerirung wurde» Herr Handelskammerpräsident Bahse in Chemnitz und Herr Handelskammermitglied Pcnzig in Meerane gewählt. Ein in der letzten Sitzung der Kam mer von Herrn Bach cingebrachter Antrag, die Staats- pavicrgeldsragc betr., welcher schon in der letzten Bericht erstattung zur Mittheilung gelangte, ist von dem Bericht erstatter u. A. aus folgende Weise motivirt worden: Nach 8 4, Absatz 3 der Reichsverfassung unterliegt die Emission von sundirtem und unfundirtem Papiergeld der Beaufsichtigung und Gesetzgebung des Reichs. Da nun das demnächst "zur Berathung und Feststellung gelangende deutsche Münzgcsetz mit der Ordnung des Papiergeldwesens im engsten Zusammenhänge steht, indem die Papiergeld- Appoint« der neuen Münzeinheit angepaßt werden müssen, so ist eS sehr wünschenswerth, daß zu gleicher Zeit Maß nahmen zur Beseitigung der bis dato existirendcn bunten Mllstcrkarte von Papiergeldwerthzeichen getroffen werden. Wenn es schon an sich als ein großer Uebelstand bezeich net werden muß, daß fast alle 'Einzelstaaten ihr eigenes Papiergeld haben, indem dadurch dem Publikum zugemuthet wird, fortwährend die verschiedenen Einziehungsverord- nungen und die Erkennungszeichen der vorkommenden Falstficate zu studiren, so wird der Zustand um so unleid licher, wenn, wie dies der Fall ist, in einem und demselben Reiche die Lassen eine« Staates das Papiergeld eine» an deren Staates nicht annehmen. Dies schadet ganz gewiß der Würde de» Staate» und verhindert da» Gesühl der Zusammengehörigkeit. Hier helfend cinzuschreitcn, — denn der gerügte Uebelstand kann nur durch Schaffung eines einheitlichen Reichspapiergeldes, unter Einziehung des Papiergeldes der einzelnen Bundesstaaten beseitigt werden, — (st allerdings nicht leicht und wahrscheinlich hat auch deswegen noch Nicht» von einem praktischen Vorschläge in dieser Richtung verlautet, und doch giebt es einen Weg, der geeignet erscheint, alle billigen Wünsche zu befriedigen. Dar von dem Staate au-gegebene Papiergeld repräsen- tirt eine unverzinsliche Schuld, welche der Staat den Papiergeldinhabern schuldet. Es kann nun den einzelnen Staaten gleichgiltig sein, ob sie die Summe des von ihnen ausgegebenen Papiergeldes den einzelnen zufälligen In haber» oder dem Reiche schulden, dasern sie nur den Ge nuß des unverzinslichen Anlehcns behalten. Sie werden daher auch gewiß sich nicht weigern, wenn die Papiergcld- schuld vom Reiche übernommen wird. Die darin be stehende Ungleichheit, daß die Höhe der auSgegebencn Papier- geldsnmme der einzelne» Staaten nicht mit ihrer nach der Einwohnerzahl zu berechnenden Größe übereinstimmt, wie denn z. B. Sachsen unverhältnißmäßig viel Papiergeld in Umlauf hat, kommt insofern nicht i» Betracht, al» diese Ungleichheit ein Factum ist, welches in dem Rechte der Einzelstaaten vor Constituirung des Deutschen Reiche» be gründet ist. Einer noch weite, gehenden Verschiebung de» Verhältnisse» der Papiergeldsnmmen gegen einander ist durch den Beschluß, daß eine Erhöhung der Papiergeld summe eine» Einzelstaates oder Neuausgabe von Papier geld nur im Wege der Rcichrgesetzgebung erfolgen darf, vorgebeugt; es handelt sich daher nur um den Zustand, wie ihn die Verhältnisse vor Constituirung des Reichs ge- schaffen haben. Insofern ist e» nun unbedenklich, wenn die Papiergcldschulden, so wie sie eben sind, auf das Reich übernommen werden. Dann kann aber auch dafür gesorgt werden, daß die bestehende Ungleichheit der Summen der Papiergeldschulden nach und nach aushört. Wenn es auch bequem und nutzbringend erscheint, un verzinsliche Schulden contrahiren zu können, so ist doch die Verpflichtung nicht hinweg zu leugnen, daß auch diese Schulden mit der Zeit einmal bezahlt werden. Es würde daher ein gemessener Zeitraum gesetzlich zu bestimmen sein, innerhalb welchem die Einzelstaaten ihre Papiergeldschuld an das Reich, welches für sie als Schuldner eingetreten, zu bezahlen hätten, und könnte dieser Zeitraum aüf fünfzig Jahre bemessen werden. Würde nun jährlich so viel Reichs papiergeld eingezogen, als die Einzelstaaten an das Reich einzahlten, so wäre binnen fünfzig Jahren die Papiergeld schuld vollständig getilgt. Das ReichSpapiergcld aber, wel ches in allen Lassen des Reiches und der Einzelstaaten angenommen würde, dürfte ganz gewiß sich einer großen Beliebtheit erfreuen und auch im Auslande überall Gel tung finden, zumal der Reichskriegsschatz von 40 Millionen Thaler gewissermaßen al» Sicherheitsfonds dafür angesehen werden könnte. Die Deputation hatte -sich in ihrer Majorität sowohl den Bach'schen Motiven als auch dem mit denselben ver- bundenen Anträge, letzteren mit der Abänderung, daß nach den Worten: „der einzelnen deutschen Staaten" die Worte: „unter entsprechender Amortisation" gesetzt werden, an- geschlossen; wogegen der Kammer durch Herrn Bergmann ei« Separatvotum unterbreitet wurde, da» zwar mit dem Ziel, welche» der Bach'sche Antrag verfolgt: „Beseitigung der Mannichfaltigkeit de« Staatspapiergeldes" vollständig einverstanden ist, aber nicht glaubt, daß dasselbe aus dem angegebenen Wege erreicht werden wird. (Von eingehen der Wiedergabe, wie das Referat der Lpz. Ztg., sehen wir wegen Raummangel und da der Bergmännische Antrag abgelehnt wurde, ab.) Nach einer längeren Debatte, in welcher sich die Herren Bach, Präsident Bahse, Vicepräsident Schanz und Uhle für den Commissionsantrag, Herr Bergmann für die in einem Separatvotum von ihm eingebrachten Anträge aus- prachen, wurde der LommissionSantrag: Die Handels- und Gewerbekammer zu Lhemnitz möge sich bei dem hohen sächsischen Ministerium der Finanzen und durch dasselbe bei der hohen Reichsregiernng dahin verwenden, daß bei Gelegenheit der Feststellung de» deutschen Münzgesetze« die definitive Ordnung de» deut- scheu StaatSpapiergeldwesenS in der Weise ausgesührt werde, daß die Papicrgeldschuld der einzelnen deutschen Staaten unter entsprechender Amortisation aus das Reich übernommen und die umlaufenden Papiergeldwerthzeichen gegen ein einheitliche» ReichSpapiergcld in der neuen Reich-Währung umgetauscht werden; gegen eine Stimme angenommen, wonach der Bergmann'sche Antrag sich erledigte. Ein von dem Vororte der sächsischen Gewerbevereine, nach einem Beschlusse des letzten Con- gresses derselben, an die Kammer gelangter Antrag: Es ist dahin zu wirken, daß für die Wahlen zur Han dels- und Gewerbekammer ein einfacheres zeit- und sach gemäßere» Wahlversahren eingesührt werde; sowie eine Eingabe de» Herrn vr. Winkler in Pfannen stiel bei Aue, eine Reform der Bijouteriewaarenfabrikation betr., wurden Commissionen zur Berichterstattung über wiesen. Nach einem weiteren Beschlusse der Kammer wer den die Jahresberichte der letzteren in Zukunft an sämmt- liche Gewerbevereine des Landes gelangen. Infolge einer Anregung de« Herrn Pornitz wurde fer ner auf Antrag des Präsidiums beschlossen: Unter Bezugnahme eines Berichtes der Kammer vom 6. September 1867 nud unter Hinweis, daß in den letzten Jahren der westliche Theil der Stadt Lhemnitz sich wiederum wesentlich erweitert hat, dem hohen Finanz ministerium wiederholt die dringende Bitte zu unter breiten: Die Errichtung eine» Kohlenabladeplatze« der Staatsbahn im westlichen Theile von Chemnitz hoch- geneigtest anordnen zu wollen. Schließlich führte eine Eingabe de» Central-Count«? für eine Bahnverbindung der Städte Rochlitz, Gerings- walde, Hartha und Waldheim die Kammer zu folgendem Beschlusse: Bei der königlichen Staatsregierung, unter Bezugnahme der von dem gedachten Comitö angeführten Gründe und namentlich weil die Ausführung eines projectirteN Bahn stranges Döbeln-Rochlitz nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse den betreffenden Ortschaften in der nächsten Zeit kaum die gewünschte Bahnverbindung bringen dürfte, sich befürwortend für das obengenannte Prozeet auszusprechen und hieran zugleich die Bitte zu knüpfen, daß bei der bevorstehenden Berathung über das Eisen- bahndecret auch die in Rede stehende Bahnverbindung den hohen Kammern gleichfalls unterbreitet werde. Herr Uhle hatte sich gegen den Antrag ausgesprochen, weil er es nicht als angczeigt findet, daß die Kammer bei der vorliegenden Eingabe die objective Stellung, welche sie, beziehentlich der einzelnen Eisenbahnprojecte, immer ein genommen, verlassen solle; von Herrn Präsident Bahse wurden dagegen kurz die Gründe beleuchtet, welche das Präsidium zur Einbringung des fraglichen Anträge» be- wogen haben. Herr Penzig enthielt sich der Abstimmung. Die auf der Tagesordnung verzeichneten Registranden- Vermischte-. Der Galawdgen, den König Ludwig vor Jah ren bauen ließ, ist so über alle Beschreibung kost bar, baß die Münchener hofften, er habe ihn für seine eigene Hochzeit gehaut, aber nein, Prinz Leopold hielt in ihm seinen Einzug in München mit Prinzeß Gisela. Sechs milchweiße Hengste vom prächtigsten Schlag zogen den Wagen und baS Geschirr strotzte von Gold und blauem Sam met. Der Wagen ragte hoch über alle- Volk hinaus und zeigte ein goldenes Gedränge von Arabesken und Gestalten. Und dennoch sahen die Leute alle lieber nach der jungen Kaisertoch ter, die mit den unbefangensten und glückseligsten Kinderaugen in daS Getümmel sah und die Münchener im Flug eroberte. — Dem Einzug folgte ein königliches Banket, bei welchem der König auf baS junge Paar und auf daS öster- rejchlscheKaisrrpaar die Trinksprüche auSbrachte. Zu derselben Zeit speisten aber auch 3000 Arme der Stabt auf Kosten deS Königs. Sus ber Eisenbahnfahrt von Brombcrg nach Berlin würbe rin Passagier 4. Claffe von sei- nen Reise-Gefährten überfallen und mißhandelt, um sein Gelb herzugeben, und bann zu« Fen ster hinauSgestürzt. Sein Geld (er hatte e- in den Stiefeln versteckt) hatte er gerettet, aber mit seinem Leden fiehl'S schlimm auS;' denn die Messerstiche und der Sturz au- dem Wagen ha ben ihn arg zugerichtet. Ein schreckliches Eisenbahnunglück hat sich zwischen Tiedenhofen und Luxemburg zugetragen. Eine von der Station abgelaffene Lokomotive stieß bei einer Kurve mit solcher Gewalt auf einen entgegenkommenden Paffagterzug, daß die ser sofort entgleiste, die Wagen größtentheil» zertrümmert wurden und die darin brfindlichrn Passagiere die schrecklichsten Verstümmelungen erlitten. Die Zahl der Passagiere, welchen Arme und Beine gebrochen wurden, welche die gesähr- lichsten Contusionen davontrugen, soll 30 über steigen. Der eine Locomolivsührer hat beide Arme und Beine gebrochen, der Zugführer ist ebenfalls verwundet. Auf dem Wochenmarkte in Heidelberg fand ein Strike eigenthümlicher Art statt. Die Haus frauen setzten nämlich einen Butterstrike in Scene, ber von solcher Wirkung war, daß der Butter- preis innerhalb 2 Stunden von 56 auf 38 kr. herabging. DaS französische Journal „Siscle" berichtet über die bei der letzten Wahl in Pari- verbrauch ten Anschlagzettel: „Herr v. Rämusat ließ 200,000 Wahlprogramme, 65,000 Anschlagzettel und 600,000 Streifen mit seinem Namen an die Mauern von Paris kleben; daS macht für diese Candidatur 865,000 Anschlagzettel. Die An hänger von Herrn Stoffel asfichirten ungesähr >00,000 Wahlprogramme und 300,000 Streifen mit dem Ramen des Canbibaten. Herr Varobet unterstützte seine Kandidatur durch 150,000 Wahl programme und 300,000 Ramen-streifen. Au ßerdem kommen zu dieser Anzahl noch die An schlagzettel der Mairieen, Vie administrativen Anzeigen und verschiedene andere Wahlprogramme, was gegen zwei KWionen Anschlagzettel ergeben möchte.