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4!». Keita«, de» rs. April. 1N7A FrankentiLMr MchrichtMatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Bierteljlihrlich 10 Nzr. — Zu beziehtn durch all« Buchhandlungen und Poft - Expeditionen. O e r t l i ch e S. Eber-dorf, 2V. April. Rach nahezu einem Halben Jahrhundert*) wurde am heutigen Sonn« läge Quastmodogeniti — wie es im Laufe die. seS Jahres bereits in drei Kirchengemeinden un. ferer Ephorie lRingethal, Riederlichtenau sogl. Rr. 13 d. Vi f und AuerSwalde) geschehen, — such den Mitgliedern der hiesigen (vgl. 1. Cor. 12, 26) die seltene Freude zu Theil, Zeugen der kirchlichen Einsegnung eines von ihm lieb und «elthgehailenen Ehepaares zu sein, das 50 Jahr in zufriedener Ebe gelebt, und zwar des hiesigen FreigutS-AuSzüglerS Joh. Mich. Thümer und seiner Ehefrau Joh. Christ geb. Saupe aus Riederlichtenau, woselbst auch VaS Paar am 20. April 1823 unter rechtmäßigem Ansprüche aus die Ehrenprädicate durch den damaligen dortigen Psarrer Lößner (einem geborenen Ebersdorfer) ge- traut worden war. — Bald nach Beendigung deS heutigen VoimittagS-GotteSdienft,S kam nun das Jubelpaar unter dem vollen Frstgeläme der Glo cken unsrrS altehrwürdigen GoiteShause-, Hand in Hand und geschmückt mit Goldkranz und »Sträußchen, iw Gesolge der ihm gebliebenen Kinder (von denen leider der jüngste Sohn, alS Mitglied deS Gewandhaus- u. Tbeater-OrchesterS in Leipzig, geschäitlich am Kommen zum Feste verhindert war) und Kindeskinder (von welchen die älteste Enkelin den hochbeglückten Großältern, denen Solches — um im Bilde zu sprechen — während ihres langen Ehestandes nicht eben ost beschielten, Blumen auf den Weg von der Kirch, tbür bis an den Altar streune), sowie anderer Verwandten, mehrerer Nachbarn, hiesiger und aus wärtiger Freunde, an die mit Kränzen belegte heilige Stätte, wo eS auf den mit einer Guir» tanbe umschlungenen Stühlen Platz nahm. Dem hieraus durch entsprechendes O'geispiel, den Ge fang der drei ersten Verse deS üblichen TrauliedeS: „Aus Golt und nicht auf meinen Rath" rc. und «ine kurze Rebe, welcher I. Chron. 18, 16 zu Grunde gelegt war, eiugeleiteten und die zunächst «e,heiligten und wohl aste sonst noch Anwesen- den sichtlich ergreifenden Acte der Einsegnung folgte wieder ein kurzer Gesang (V. 4 und 5 de- TrauliedeS), bis Intonation, Collecte und Segen, sowie der letzt« VerS desselben Liede» die ganze erhebende Feier schloß. — Begleitet von den aufrichtigsten Glück- und Segenswünschen der zahlreich in und an der Kirche Versammelten und tiefbewegt von Allem, was ihm an diesem feine« Ehrentage durch GotieS Gnade und die Liebe theurer Verwandten, guter Freunde und getreuer Nachbarn, namentlich auch von Seiten der hiesigen Gemeindevertretung, geschehen war, kehrte alSdann da- geistig und (was besonders den Jubelgreis betrifft) körperlich immerhin noch *) Seit dem S. Febr. 1829, an weitem Festtage der hie- Kae Schuhmichermeister L. Fried. Dittmann und seine Ehefrau Dorothea Elisabeth geb. Forberg au» Oberwiesa » der Stiftskirche allhier durch den damaligen Stift«- Pifarrer Barth al» Jubel-Ehepaar eingesegaet worden. rüstige Jubelpaar heim, wo ein ländliche- Mit- «ag-mahl die allermeisten von Denen, die der kirchlichen Feier beigewohnt hatten, noch einige Stunden froh vereinigt gehalten hat. Vermischte-. Die Herbstübungen deS zwölften Armeecorps werden am I. August beginnen und etwa 4 Wochen dauern; die zweite Infanterie. Division wird, nachdem die einzelnen Brigaden zum Brigade- «rerciren zulammengezogen gewesen, in der Ge- genb von Rochlitz manövriren, die Reiterei soll um Olchatz herum CantonnemrnlS beziehen. Nach einer in der „Leipz. Ztg." veröffentlich ten Zusammenstellung sind im Jahre 1872 in der Dresdner Münze 338,40» Stück L 10 Mail und 889,032 Stück a 20 Mark, zusammen 21,192,690 Mark geprägt worden. An Silbe,» Courant und »Scheidemünzen, sowie an Kupfer- tcheid,münzen haben keine Ausprägungen statt gesunden. Der vuchdruckerstrike ist in Leipzig noch nicht beendigt, da die strikenden VerbanvSgehülfen sich weigern, der Anordnung ihre- Präsidiums be zü^lich der Wiederaufnahme der Aibeil Folge zu eisten. ES wird nun Sache deS Letzteren sein, ich Gehorsam zu verschaffen ober die Wtberstre benben aus der Mitgliederliste zu streichen. Der Bierkrawali in Frankfurt a. M., den wir in letzter Nr. schon in Kürze berichteten, ist von entsetzlicherem Umfange und traurigeren Folgen gewesen, als der Mannheimer und schei nen auch dort die Früchte der Saat gewissenloser Agitatoren gefallen zu sein. Rach der Franks. Ztg. erschien am 21. April Nachmittags ein, Bande von etwa 200 Menschen in 2 Brauereien, in ihrer Mitte eine roihe, wie eS scheint von einem Vorhänge herrührende Fahne, und begann das Werk der Zerstörung. WaS nicht niet- und nagelseft war, ging in Trümmer. Nicht genug damit wollte die Bande daS ganze WirthschaftS- gebäude in Flammen aufgehen lassen, riß zu die. lem Zwecke die GaSröhren ad und steckte VaS auSstiömenbe GaS in Brand. Den großen Bierfässern schlugen die Tumultuanten den Bo den ein und ließen daS Bier sonlaufen, Brod, Schinken, Cottelette, noch roh, nahmen sie mit sich. In einer andern Brauerei, zu der sich die wuthbcüllenb« Menge wandte, ward ihr ein hei ßer Empfang. Mit siedendem Vier wurden die Angreifer empfangen und eine ziemliche Anzahl ver'elben jämmerlich verbrüht. Der Damos der Kessel wurde loSgelaffen und tha« gleichfalls seine Wirkung. Eine ander« Brauerri ward von ih« r«m Personal mit glühenden Eisenkangen ver- chcidigt. Jetzt rück.« im Laufschritt «ine Co«, pagni« 8ler zu Hülfe und di« Bande zerstob mit Zurücklassung einer Anzahl Gefangener. In zwischen waren aber auch andere Brauerrken von gleichen Massen angegriffen worden, bei denen überall da- Militär eingreifen mußt«, dessen -angmuth aber ein Ende erreicht«, als e- mit Ziegel» und Pflastersteinen von den Ruhestörer« geworfen wurde, als sogar einige Revolverschüff» auf dasselbe fielen. Nun krachte Salve auf Salve und das traurige Ergebniß d,S wahn witzigen Vorgehens boshafter und verblenbetmr und beihörter Menschen ist, daß 12 Person«» «obt, 38 verwundet und über 150 Personen ver- hastet sind. Von den Verth,idigern der Ord nung find I Otfizier und mehrere Soldaten, I Polizeirommiffar und 3 Schutzleute mit St,kn- würfen verletzt wordrn. Der an Eigenthum an- gerichtete Schaden wird auf 40.—50,000 Guk- drn geschätzt. Die Garnison ward durch Zu'üge auS den Nachbarorten verstärkt, da- neue Mili tär noch in der Nacht bei den Bürgern «tnquar» tiert, Patrouillen von Infanterie und Cavaleri» durchzogen die Straßen, nachdem aber ander«« Tages keine Erceffe weiter vorgekommen und volle Ruhe geherrscht, kehrten am 23 bie beiden au» Mainz zugezogenen Bataillon« d«S 87. Regiments zurück und nur die au- Homburg und Wies baden herbeigerufenen Bataillone verblieben nacht in Frankfurt. Alle Volksversammlungen find, wie in Mannheim, vorläufig verboten. — I» Sachsenhausen, am and«n Ufer deS Wains, Frankfurt gegenüber gelegen, schritten die Bür ger selbst gegen die auch dort taS ZerstörungS- werk anbahnenden Ruhestörer ein und verjagte» dieselben. - Möchten diese unendlich traurige» Frankfurter Vorgänge rechtzeitig eine eindting- liche Mahnung an alle Besonnenen sein, gist- und geiservollen Wühlern, die al- FreiheitSapo- stel sich gerirend nur im Trüben zum Beste» ihrer rein egoistischen Absichten fischen, um ohne Sorge und namentlich ohne die ihnen verhaßte Arbeit einem Fausten,erleben zu fröhnen, mit Ernst und Nachdruck rntgegenzutreten und die von ihnen verhörten und Jrregeführten rechtzei tig zu warnen! Denn auch in Frankfurt Wir ich zeigen, daß die eigentlichen Urheber keines wegs unter den Opfern find und ihren Kopf geborgen haben werden. Da» Franks. Journ.» ein unabhängiges, keineswegs der Regierung dienendes Blatt, sagt über die Vorgänge, die auch hier socialdemokratischen Hetzern zugeschrie- den werden: E» war sichtlich eine einzige, wie man wohl sagen darf, der Stadt Frankfurt nicht eigenthümlich« veoölkerungSclaffe, welche stch die Gelegenheit zu Nutze machte, um ihren wit- >«n Trieben zu fröhnen oder ihre gegen die -s» eniliche Ruhe und Ordnung gerichteten Zwecke >ier inS Werk zu setzen. Die gesammt« Vevök- erung unserer Stadt sieht mit Abscheu und Ve» orgniß diesem zügellosen und gefährlichen Trei ben zu, dem eS nicht an Symptomen einer gan- allgemeinen gegen Besitz und Eigenthum gerich teten Organisation und Tendenz fehlt. Wer stch die confiScirtt» Genchi«r ansah, welche ab un zu in der Menge ouftauchien und mit dem Ty pus » S echten Arbeiters nichts alS die äußere Erscheinung gemein hatten, wer die wilden Blick»,