Volltext Seite (XML)
Frankenberger WchrlchtMatt Beztrksanzeiger Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch all« Buchhandlungen und Post-Expeditionen. O e r t l i ch e S. Riederlichtenau. Uns» Dorf ist durch «inen in der Nacht vom Montag zum Dienstag in der Wohnung unseres GemeinbevorstanbeS Seifert unternommenen frechen DiebeSeinbruch Dieder in große Unruhe gekommen. Die Diebe, unter denen, nach den Fußtapfen zu schließen, auch eine Frauensperson gewesen sein muß, ha» den sich in dem Nachbargute eine Leiter zu ver- schaffen gewußt und sind vom Garten her in die Öbertzube eingestiegen, aus der sie nach Auf brechung der Schränke eine sehr beträchtliche Menge von Wertsachen auS Gold, fämmiliche Kleidungsstücke und auch baareS Geld entwendet haben. Zur Verhütung einer plötzlichen Ueber- raschung von Seiten der Bewohner halten die. selben von innen die Thüren der Stube ver schlossen und von außen die Hofihore verram melt. Ein zurückgelasseneS Beil, das zum Auf- brechender Kommodenkästen gebraucht worden ist, hätte möglicher Weise wohl auch noch zu einem anderen Zwecke dienen müssen. Vermischtes. AuS Schellenberg, 2. März, wird dem „Eh. T." berichtet: Gestern trug sich während ber Mittagszeit in dem Mar Hauschild'schen Fabriketablissement zu Hohenfichte ein höchst be- trübendes Ereigniß zu und rief momentan in den betheiligten Kreisen eine allgemeine Bestür zung hervor. Die in der dastgen Zwirnerei be schäftigten Arbeiterinnen waren eben im Begriff, sich wieder an ihre Arbeitsstelle zu begeben und mußten deshalb die über den AbzugSwafferkanal führende Brücke passiren. Während sie daselbst den Einlaß in die Zwirnerei noch erwarteten, bricht plötzlich die Brücke unter ihren Füßen zu sammen und dreizehn Personen fallen in das unter ihnen heftig strömende Wasser, schwimmen dann ohne alle Aussicht auf Hilfe in ben hier unmittelbar sich anschließenden unter dem Fabrik gebäude hinsührenden überwölbten Kanal hin durch, an dessen Ende sie endlich von schnell herbtigeeilten Personen wieder herauSgezogen wer den. Leider aber wurde eine pwn diesen, die im 20. Lebensjahre stehende Auguste Bertha Seibel, «in« Tochter deS hiesigen Webermeisters Carl Seibel, tobt HerauSgezogen, während infolge des. sen drei andere schwer erkrankt varntederliegen sollen, und noch einige mit mehrfachen Eontu- Honen an den Händen und am Kopfe aus die- ser unerquicklichen Lage hoffentlich ohne weitere lebensgefährliche Folgen befreit worden sind. DaS Resultat ber Almoseniersammlungen am Dag« deS EarnevalSfeftzugS in Leipzig, dieser ernsten humanen Seite de- heitern Festes, ist >003 Thlr. 17 Ngr. in 41,416 einzelnen Geldstücken. Hier- «on erhielt die Armenkasse 963 Thlr. 17 Ngr. und die Polizeidiener, sowie die RathSosficianten- Wittw«n-«affe 160 Thtr. Nach dem „M. T." beschäftigt die k. Por- zellanmanufactur in Meißen dermalen «in Per sonal von nahe 600 Personen, darunter auch Frauen und Mädchen. Die vermehrten Arbeit«, kräfte reichen immer noch nicht auS, um die vielen Bestellungen nur annähernd zu befrie- digen. Auf Lager kann schontest längerer Zeit nicht Mehr gearbeitet werden, und die üblichen Auktionen haben demzufolge nicht mehr statt- gefunben. In Bezug auf die bereits erfolgte Entschei dung über die Einberufung deS Reichstags wird ofsicwS mitgetheilt, daß dieselbe zu den eingehend sten Erörterungen Veranlassung gegeben habe. DaS preußische SiaatSminifterium habe es für absolut geboten erachtet, daß die kirchenpolitischen Gesetze noch in der gegenwärtigen Session deS preußischen Landtags ihre Erledigung fänden, nicht bloS wegen ihrer großen Wichtigkeit für die innere Gestaltung deS StaatS, sondern auch für die Entwickelung der Deutschen Verhältnisse. ES sei deshalb nicht zu vermeiden gewesen, daß Reichstag und Landtag gleichzeitig tagen, indem die dringende Nothwenbigkeit in den Vordergrund trete, die Grundlagen zwischen Staat und Kirche feftzustellen, bevor die Agitationen für die Wahlen beginnen; sei einmal ein fester Boden in jener Beziehung gewonnen, so sei die Agitation im regierungsfeindlichen Sinne lahmgelegt. Zu den wahrscheinlichen Regierungsvorlagen im Reichstage zählt man die Uebertragung der CtvilftandSregifter auf weltliche Behörden. Ein Antrag auf Einführung der Ctvilehe im Reiche wird im Reichstage erneuert werden und soll jetzt Aussichten auf Annahme im BundeSralhe haben. Für die RechtSeinheit wirb von einigen Seiten bis zum Erlaß eines allgemeinen beut- scheu EivilrechtS die Einrichtung von drei Se- naten im obersten ReichSgerichlShof angeregt, einen für daS allpreußische Recht, einen für daö rheinische Recht, einen für daS gemeine deutsche Recht. Die „Voss. Ztg." bringt folgende Mitthei- lung: Der Abg. Sonnemann wird gleich nach der Eröffnung deS Reichstags den Antrag ein- brtngen, vom Reichskanzler die Freilassung des in HubertuSburg inhaftirten Abg. Bebel zu for Vern und dessen Eintritt ins Parlament zu er- möglichen. Neber die Wirkung des am 1. März in Ver- ltn auSgcbrochenen DroschkenkutscherstrikeS be richtet die „B. V.-Ztg." in folgender launiger Weise: „Ein seltsam verändertes Bild gewährt heute unsere broschkenlose Stadt. Die Straßen sind ausfallend still, und eS will uns scheinen, als ob sie weit reinlicher auSsähen, als gewöhn- ich. Der allgemeine Wohlstand wirb ohne Zweifel ungemein wachsen, nicht bloS wegen der von der Bevölkerung Berlins ersparten Fahrgelder, son dern in wett höhere« Maße durch den bedeuten de« Gewinn an Zeit, Gesundheit und guter Laune. Wer bisher seine Wege in ber Droschke zurück,ulegen pflegte, kam nicht bloS viel später an, alS ein mäßiger Fußgänger, sondern er brachte auch auö dem auf Zug gebauten und im Laufe der Zeit für Viesen Zweck immer mehr ausge bildeten Vehikel Zahnschmerzen und Reißen mit, während seine Stimmung infolge der unvermeid lichen Unterhaltung mit dem Kutscher, Mochte diese sich auch auf daS Nothwenbigke beschrän ken, für den ganzen Tag verdorben war. Jetzt kommt man zu Fuße gesund und heiter an und gewinnt so viel Zeit, baß man für daS ersparte Fahrgeld gemächlich sich ein Frühstück zulege« kann. Bekommt sonach den Fahrgästen ber Droschkenstrike sehr gut, so gefällt er ben Drosch» ken-Gäulen noch besser. Sie freuen sich, daß die Eiszeit vorüber ist, da in Vieser Periode daS EiSsahren ihnen wohl harten Dienst gebracht haben würde, jetzt aber haben sie gute Tage. Am Schlechtesten befinden sich die Kutscher. Nicht bloS vermissen ste schmerzlich so manches Biergroschenftück, dessen Ablieferung an die Brod- Herren sie zu vergessen die Gewohnheit hatten, sondern ste vermissen auch peinlich den persön lichen Verkehr mit vem Publicum. Wem durch täglichen Gebrauch die Grobheit zur andere» Natur geworben ist, der kann sich von- derselbe» ebenso schwer trennen, wie ein geborener FürK von dec Gewohnheit deS Herrschens. Ein Ama deus ist selten, auch unter den Droschkenkutschern." Der Strike erstreckt sich aus Kutscher und Herren. Erster» ist der Lohn zu gering, Letztere wollen sich dem neuen polizeilichen Regulativ, das besonders die Angabe der Fahrpreise in jeder Droschke fordert, nicht fügen und sind bereits sogar von London auS zum Festhalten am Wi derstande gegen diese Bestimmung ausgemuniert, ihnen auch Unterstützung für Einbußen von vort ,»gesichert worden. Am Dienstag ging aberden fortstrikenden Droschkenfuhrherren eine Aufforde rung deS Polizeipräsidiums zu, welche die schleu nigste Indienststellung der Fahrzeuge bei Ver meidung sofortiger ConcesstonSentziehung ver langt. Nach den neuesten telegraphischen Miltheilun» gen auS Berlin dürfte der Droschkenstrike bereits seinen vorläufigen Abschluß, gefunden habe». Aus eine von ben Droschkenbesitzern dem Könige übermittelte Eingabe antwortete der HandelSmi» nifter mit ber Zusicherung gründlicher PrüsunA ver Beschwerden, sprach aber die Erwanung a«S, vaß die Beiheiligten im Interesse beS öffentliche» Verkehrs den Gewerbebetrieb unverzüglich wieder aufnebmen, worauf «ine Versammlung der Drosch» kenbefitzer den Vorstand ermächtigte, bis nach beendeter Untersuchung nach dem alten Tarif fahren zu Vürfrn. Der Vorstand ist sofort i» Unterhandlungen mit dem HandelSminister und Vem Polizeipräsidenten getreten. Der Ausschuß deS BuchdruckervereinS hat auS allen Theilen Deutschlands ZuftimmungSerklä- rungen mit de« verspreche«, daß den de« Ver bände angehörig«» chehilfen bis zum S. Mäq,