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«ch macht. ES will uns nun aber bedünken, als ob wir an diesen unbehaglichen Zuständen «ine volle Mitschuld dadurch trügen, baß wir rS an dem nöihigen Ernst im Erfassen unserer nicht bloS vergänglichen irdischen Lebensaufgabe fehlen lassen. Das zeigt sich z. B. im gegen, wärtigen Augenblicke in de« Kampfe der deut schen Reichsgewalt gegen die päpstlich- Anma ßung. Nicht nur in einem großen Theile der Bevölkerung macht sich eine verdammenSwerth Gleichgültigkeit dagegen geltend, es ist das auö im Kreise nicht unmittelbar von den Römlingen zur Thäligkeit aufgestachelter Volksvertreter, etwa bet unS, im Gegensätze zu Preußen und Baiern, der Kall. Wenn bei unS in der zweiten Kam mer ultramontane Verhältnisse besprochen wer- den, dann betrachtet man ihre Gefahren ohne rechte Besorgniß, weil unter der Bevölkerung kaum drei vom Hundert katholischen Glaubens sind und man vergißt dabei nur zu leicht die dem deutschen Reiche schuldigen Rücksichten. Kein Etnzelstaat sollte aber seine innere Politik von der VeS GesammtreicheS trennen, sondern bei all und jedem Anlaß dieselbe freudig zu unterstützen trachten. Würden sich die Menschen mehr und mehr solcher ernsten Aufgabe hingeben, würben sie am Enve auch weniger dem Erwerb nach GlückSgütern nachjagen, wenigstens sich ihre ro sige Stimmung in etwas mit den Aussichten auf einen siegreichen Au-gang VeS Kampfes der frei» finnigen weltlichen gegen die finstere Kirchenge. Walt erhalten. DaS beim EtaatSbahnbetriebe SachsenS be schäftigte Personal beträgt gegenwärtig nahe an 16,WO Personen. Seit den vergangenen Feiertagen werben bei den directen Zügen auf der Dresden-Chemnitzer Eisenbahn alle CoupeeS, auch die der drtt- ten Classe, erwärmt. CS geschieht dies nicht mehr, wie früher, durch Wärmflaschen, sondern mittelst Preßkohle. In jedem Coupee ist nämlich unter dem Sitz ein starkes Draht, gitter, in diesem steht ein eiserner Kasten, in welchen die angebrannte Kohle eingeschoben wird. Dieselbe ist wie ein kleiner Ziegelstein geformt und glimmt, einmal ungebrannt, ruhig fort, ähnlich wie eine große Räucherkerze, indem sie eine intensive Wärme auSstrahlt. In den so erwärmten CoupeeS herrscht eine eigenthümliche, behagliche Temperatur und wird vorzüglich von Reisenden dritter Classe mit Freuden begrüßt. Die Rinderpest in einigen, 4 bis 5 Stunden von der sächsischen Grenze entfernten böhmischen Ortschaften soll ziemlich verschwunden sein. Man macht sich daher Hoffnung, daß die aus Vorsicht noch bestehende Grenzsperre bald ihr Ende er reicht haben und der jetzt sehr gehemmte Verkehr zwischen Böhmen und Sachsen dann wieder sei- nen regelmäßigen Gang nehmen wirb. , Ueber bie große Zugkraft, welche die Tanzsäle in und um Dresden am 2. Weihnachtsfeiertage auf die junge Welt auSgeübt haben, bringt der „Dr. «." folgende hübsche Notiz: ES verdien- ten die Mustci an dem genannten Tage auf dem Dianasaale 13 Thlr. pro Mann, auf der Ton Halle 11^ Thlr., auf der Centralhalle >0 Thlr., auf dem Ballhause 9 Thlr., aus dem Schweizer- Hause 7 Thlr. u. s. w. Gewiß ist diese seltene Einnahme den Tonkünstlern zu gönnen, da sie auch öfters Zeiten sehr geringen Verdienstes durch- machen müssen. Wie viel neue WeihnachtSklei- der, Schleifen, Bänder, Schuhe u. s. w. mögen aber auf allen den gefüllten Sälen zu sehen ge wesen sein? Im Zuchthaus« zu Waldheim hat sich vor ei- nigen Tagen der wegen Mordes zu lebensläng licher Strafe verurtheilte 63jährige Andreas Otto aus Eulowitz in seiner Zelle dadurch selbst ent leibt, daß er seine Weste auSzog, den Kops in daS Armloch hineinzwängte und sich sodann er- hing. UDie Könige von Preußen, Baiern und Wür- emberg, die Großherzöge von Weimar, Hessen, Mecklenburg und Oldenburg, die Herzöge von Coburg und Anhalt, die Fürsten von Reuß und Lippe, der Kaiser von Oesterreich und der Kö- ntg von Belgien haben einer großen Anzahl säch- stscher Offiziere zahlreiche OrdenSdecorationen verschiedener Grade verliehen. Auf Anrufen Allerhöchster Gnade hat der Kö nig die Todesstrafe, welche der 20 Jahr alte Friedrich Hermann Beck aus Siebenlehn wegen Raubmordes, verübt an dem 70jährigen Bahn- wärt» Seelig aus Böhmen,, rechtskräftig zuer» kannt erhalten, in lebenslängliche Zuchthausstrafe verwandelt und steht, demnächst Beck's Einliefe rung in daS Zuchthaus zu Waldheim in Aussicht. Nach der neuesten „Prov.-Corr." ist an Stelle des zum Ministerpräsidenten ernannten Grafen Roon der Generallirutenant v. Kamecke zum Kriegsminister ernannt worden. Graf Roon hat den FeldmarschallS-Titel erhalten. Beim Neu- jahrSempsangc VeS SlaatSministeriumS sagte der Kaiser zum Fürsten BiSmarck: „Ich habe in Ihrer Stellung Aenderungen vornehmen müssen, die mir schwer wurden, eS mußte aber geschehen, um Sie zu erhalten." „Dasselbe gilt von Ih nen", sagte er zum Minister Roon. Rom mit seinen zwei Höfen macht Frankreich viel zu schaffen. Jüngst hat der sranzöfische Botschafter beim päpstlichen Stuhle, Bourgoing, seine Entlassung eingereicht, weil die französische Regierung den Offizieren VeS vor Rom statio- nirten KriegSdampferS L'Orenoque anbefohlen hatte, beim NeujahrStage und allen ähnlichen Veranlassungen nicht bloS dem Papste, sondern auch dem Könige von Italien sich vorzuftellen. Darob viel Aufregung unter den Klerikalen. Der in Szegedin geführte Monstre»Prozeß gegen den schon einmal zu lebenslänglichem Ker. ker verurtheilten, später begnadigten und dann im ungarischen Sicherheitsdienste verwendeten Rosza Sandor ist zu Ende; nicht weniger als 57 Fälle des Raubes und Straßenraubes waren constatirt. Gegen Rosza Sandor selbst ist mit großer Milde eine 15jährige schwere Kerkerstrafe erkannt; der Staatsanwalt hatte auf Tod durch den Strang angetraqen. Die Petersburger HandelSwelt ist vor Kur- zem von einem großen Unglücke heimgesuchl worben. Während eines Sturmes auf dem schwarzen Meere sind nämlich 53 große, mit verschiedenen Waaren beladene Schiffe zu Grunde gegangen. Ler Schaden beträgt viele Millio nen Rubel. Der japanesische Gesandte hat bei seinem jüng sten Aufenthalte in London seine Ansicht dahin geäußert, daß die Japanesen wohl binnen Kur- zem die englische Sprache als Unterrichts- und Umgangssprache annehmen und bie japanische, bie er als eine sehr arme Zunge darstellte, nur der Curiofität halber aufbewahren werde. Ein Hauptmittel zur Durchführung dieser großartigen Resolution werden die öffentlichen Schulen in Japan hergeben. So hätte denn daS Englische, daS bereit» von 90,000,000 Menschen gespro- chen wird, Aussicht, 30,000,000 neue Kunden zu erhalten. In Indien verbreitet sich dir Kennt- niß der englischen Sprache zusehends und über kurz oder lang wird daS Englische in Asten wohl ebenso die übliche Sprache sein, wie in Amerika und Australien. Unter der landwirthschastlichen Abtheilung der etzten Nummer der Leipziger Jllustrirten Zeitung ieht folgende namentlich für unsre ländlichen Le er interessante Notiz: Der Feilenhauer Nickel in WaldShut Hal eine Sichel erfunden, welche ohne ebe Schärfung ic. 3 Jahre lang ihren Dienst versieht. Die Verbesserung beruht, wie bie Cen- ralstelle des landwirthschastlichen Vereins in Laben angiebt, darauf, daß die Sichel mit Fei lenhieben versehen wurde. Zrankenkerger Rirchennachrlchten. Sonntag nach Neujahr: srüh j8 Uhr: Beichte und Lommunion; Herr 8»x. Or. , Körner. Bormittag«text: Luc. 2, 33—40; Herr Diak. Fischer. Nachmittagetext: Röm. 14, 7. 8; Herr Archid. Lesch. Fest der Erscheinung Christi: Vormittag»text: Matth. 2, 1 — 12; Herr Sup. Or.LSruer. Nachmittagstext: Röm. 10, 14 —18; Herr Archid. Lesch. Freitag, den 10. Januar, früh 9 Uhr: Wochencommunion; Herr Archid. Lesch. Geborene: Hermann Edward Hunger's, B. u. Kaufmanns h., S. — Ernst Robert Haubold'S, B. ü. Webers h., T. — Karl Hermann Kunze'S, B. u. Webers h., S. — Karl August Böhme'S, B. u. Schiinkwirths h., S. — Friedrich Albrecht'«, Küpenmeisters in Mührisch-Triebau, S. — Karl Bruno Lorenz'S, B. ».Kaufmanns h., S. — Friedrich Hermann Ackermann'«, Zimmermanns h., S. — Gustav Hermann Barthel'S, Bierschröters h., T. — Friedrich Hermann Fischer'», B. u. Schuhmachers h., T. — Der Juliane Marie Schmidt in Mühlbach, T. — Der Christiane Ama lie Sacher aus Schönerstadt, d. Z. hier, T. — Karl Fried rich Nebe'S, Gutbes. in Hausdorf, S. — Karl Friedrich Schenk'«, Kutscher« h., todtgeb. T. Getraut e: Friedrich August Wähner, Weber h., mit Wilhelmine Sann aus Sachsenburg. Gestorbene: Friedrich Wilhelm Andrae's, MUHlknappen h., S., 34 W., an Krämpfen. — Frau Concordie Theresie, Karl Wilhelm Böttger'«, B. u. Blattbinders h., Ehefrau, 68 I. 10 M. 24 T., Ursache noch unbekannt. — Friedrich August Köhler'«, B. u. Bauunternehmers h., S., 3 W. 2 T., an Krämpfen. — Johann Gottlieb Giegling'«, Handarb, h., S., 21 W. 2 T., an Krämpfen. — Karl Friedrich Nebe'S, Gutbes. in Hausdorf, S., 1 T. 17 St., an Schlagfluß. > Aufgeboten werden am Sonntage nach Neujahr zum ersten Male: Traugott Friedrich Groß, Einw. u. Handarb, in Mühlbach, Traugott Friedrich Groß's, Haus besitzers u. Königl. Straßenwärters ebendas., ehel. alt. Sohn, und Anna Christiane Steger, Christ lieb Steger's, Waldarb., Haus- u. Feldbes. in Schönerstadt, ehel. 4. Tochter. Christian Friedrich John, zukünft. Einw. u. Handarb, hier, viä., und Frau Ernestine Pauline Wagner, geb. Seifert, weil. Karl Gott hold Wagners, Einw. u. Bergmanns in Nieder- lichtenau, hinter!. Witwe. Friedrich Gustav Bonitz, B. u. Schuhmacher hier, Friedrich August Bonitz's, Einw. u. Kat tundruckers hier, ehel. 2. Sohn, und Lina Ma rie Greschnack, Franz August Greschnack's, Einw. u. Kattundruckers hier, ehel. älteste Tochter. ' Karl Hermann Zimmermann, Einw. u. Ma schinenheizer an der Königl. Sächs. Staatsbahn (Böhmischer Bahnhof) in Dresden, weil. Chri stian Friedrich Zimmermann's, Einw. u. Fabrik arbeiters in Herold bei Ehrenfriedersdorf, 2. Sohn, und Amalie Bertha Wünschmann, Carl Friedrich Wünschmann's, Einw. u. Handarb, hier, ehel. ält. Tochter. Friedrich Ernst Römer, Einw. u. Wirthschafts- gehilfe hier, weil. Carl Gottfried Nömer's, Guts besitzers in Mühlbach, hinter!, ehel. einz. Sohn, und Jgfr. Lina Marie Berthold, Carl Trau gott Heinrich Berthold's, ans. B., Fuhrwerksbe sitzers u.Victualienhändlers hier, ehe!, einz. Tochter. Ein Drncktisch mit den dazu gehörigen Utensilien ist billig zu verkaufen. Näheres auf gefl. Anfragen durch die An noncen - Erpedilion von Friedrich Voigt in " Chemnitz. Eine kleine Öberstube mit Zubehör steht an eine kinverlose Familie zu vermiethen Chemnitzer- lraße 411. Seiner Kaffeeschwester von der Sylvcfternacht n T wünscht ein glückliches Neujahr der Koch. Einem ordnungsliebenden, reinlichen und ehr- ichen Dienstmädchen weist pr. I. April einen guten Dienst nach die Erpedilion d. Bl. Ein junger, schwarzer Hund, Stutz, ^öWITohne Steuerzeichen, mit weißer Brust, «MW^ishat sich ani Dienstag verlaufen. Gegen Belohnung unv Entschävigung abzugeben beim Fleischermstr. Renner in Oberlichtenau.