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thtilS ihr« Beschluss« auf'S Neue bekräftigte. Di« letzte Kammerfitzung vor dem WelhnachtSfeste wurde am 2t. abgehalten. Dieselbe war ziemlich reich an Erörterungen aller Art. Zueist wollte die Finanz deputation, daß alle nach dem 23. in Eisenbahn» angelegenheiten eingehenden Bittschriften auf diesem Landtage keine Berücksichtigung finden sollten, ein Antrag, der, obgleich vom Minister von Nostitz- Wallwitz und dem Abg. Biedermann befür wortet, dennoch mit 45 Stimmen abgelehni wurde, weil, wie die Abgg. Sachße und Minkwitz richtig bemerkten, eine Schmälerung des Petitionsrechles darin erblickt werden könnte. Die vom Minister von Nostitz-Wallwitz betonte Leichtfertigkeit in Ausfertigung solcher Bittschriften wurde übrigens von allen Seiten 'zugegeben und der Eisenbahn- gründungsschwinvel fand damit seine Verurtheilung. Der zweite Punkt der Tagesordnung der Kamme betraf die wiederholte Berathung der Gesetzenlwür über die Städtevrdnung für mittlere und klein« Städte, sowie über die Bezirksver- trer ungen, bei welcher dieselbe wiederum in Len Hauptpunkten ihre früheren Beschlüsse aufrecht er hielt. Zu einigen Verhandlungen führte darau die Bittschrift deS Gastwirthes Marschner von Kaffee Belvedere auf der Brühl'schen Terrasse um die Erlaubniß Conccrte in den geschloffenen Zeiten veranstalten zu dürfen, welche die Kammer damit erledigte, daß sie den Minister deS Innern um eine die Eoncertbeschränknng aufhebend« Verordnung er suchte. Da man in vielen streng katholischen, wie streng protestantischen Ländern eine solche Beschrän kung nicht kennt, dürfte sie auch bei uns über flüssig sein. Bevor wir nun zu den Verhandlungen der ersten Kammer in der vergangenen Woche übergehen, müssen wir noch des Gesetzvorschlages des Abg Ludwig LaS Verbot der öffentlichen, wie privaten UuterrichtSmheiluug von Orden, Kongregationen und kirchlichen Stiftungen betreffend, gedenken, welcher möglicherweise noch so manchen Uebelstand in unserem kirchlichen Leben an's Licht der Oeffentlichkeit bringen wird. Die erst« Kammer beschäftigte sich in einmaliger dieswöchenilicher Sitzung mit der Errichtung des evangelisch-lutherischen La »des co n- sistoriums, die sie nach den Beschlüssen der zweiten Kammer und der Regierungsvorlage guthieß. Vermischtes. Bezüglich d-S um Dirnstag bei Leipzig statt» gefundenen Duells zwuchcn zwei Studenten be richtet buS „Lpz. Tgbl." folgende glaubhafte Einzelheiten: Der Student Pechmann aus Gro ßenhain war mit dem Studenten Wildenhain (zuletzt in Berlin) in einer Wirlhschast in Streit gerathen, welcher mit einer Herausforderung auf Pistolen endete. Als Kampfplatz wurde die Ge- gend an der großen Eiche bestimmt^ noch im letzten Augenblicke soll hier jeder AuSlöhnungS- versuch von Seiten der Secunbanten und Arzte gescheitert sein, so baß eS zum Gebrauch ir: Waffen gekommen »st. Wildenhain har dem Pechmann e.nen Schuß bcigebracht, der beide Schenkel verletzte. Der Verwundete wurde sofort in ärztliche Hülfe genommen und nach seiner Wohnung geschafft, nicht aber, wie gerüchtweise verlautet, aus dem Kampfplätze liegen gelassen. Der Schuß hat, wie sich bei der Seciion heraus' gestellt, blutreiche Theile verletzt. Pechmann ist in der varaussolgenven Nacht Hl Uhr an den erhaltenen Wunden verstorben, die Eriminal- «rörtrrung wegen deS Vorganges ist aber bereits im Gange. Wildenhain hat sich dem Gerichte gestellt und befindet sich in Hast. Premierlieulcnaut v. Gutschmidt vom I. Reiterregiment in Großenhain inspicirte am 17. Decbr. seine zum Grenzcorvon gegen Böhmen, unweit Jöhstadt, staiwntrten Reiter. Nachmil. tags desselben Tages unternahm er in Gesell» schäft deS Hauptmanns v. BrzewSki eine Schiit- tenfahri nach dem" Schießhause voll Jöhstadt, wo beide Offiziere ihr Mittagsmahl hielten. Nu der Rückfahrt wurd VaS Pferd scheu, ging durch und schleuderte v. Gutschmidt so unglücklich, wahrscheinlich gegen irgend einen Stein oder son- stigen festen Gegenstand, daß nach kurzer Zeit der Tob eintrat. AerztlicherfeitS wurde ein Schädelbruch constalirt. Hauptmann v. BrzewSki war zwar auch aus dem Schlitten geschleudert worden, ist aber mit einigen Coniusioncn davon gekommen. «n der Universität zu Leipzig beträgt in diesem Semester die Gesamimsumme der Hör«, 2782, 457 mehr als im letzten Semester, so baß diese Universität unter allen in Deutschland di« erste Stelle eingenommen Hal. Von diesen 2772 Sludirendcn gehören 421 der Theologie an 50 hiervon sind zugleich Philologen, die JnriSpru Venz zähl! 863, der Medizin gehören 394, bei Pharmazie k2l, der NatU'w>sienNhait (Chemie Physik) i27, der PvUviophie tI5, dec Päda^o gik 69, der Philologie 339, der Maihemauk 52 der Lanbwirthschast IV8, den Camer-ilia 41 Hö rer an. ES kommen aut Deuifchland 2354 auf die übrigen europäischen Staaten 243, aut die übrigen ErdlheUe 53. Von den deutschen Liaaien liefert Preußen baS stärkste Kontingent, nämlich 971, Sachicn 894 (aus Leipzig 7^) Die Fortsetzung der seil vorigim Jahre im Beiriede stehenden Dur-Bodenbacher-Bahn, die Linie Ossegg-Komoiau, wurde am I9ie» December dem Personen- und Frachtenverkehre übergeben. Welche Bedeutung dieser Fortsetzung«?, strecke als Kohlenbahn beitumeffen ist, ergiebt sich schon aus der bekannten Thatsache, daß be züglich ihrer Concesstonirung zwilchen den beiden daS Teplitz-Dur-Komotauer-Brckcn durchziehen den Bahnen ei» heißer Kampf gekämpft wurde, bis schließlich die Dur-Bodenbacher - Bahn den Siez errang. Die Kohlenselber, welche die neue Linie von Dur bis gegen Joknsbors berührt, gehören zu den ausgezeichnetsten des Beckens, so wohl was Mächtigkeit der Ablagerung, als waS Qualität der Kohle anbelang«. Theilweise sind diese Werke schon im Betriebe, andere haben nur aus die Vollendung der Bahn gewartet, um mit ihrer Produktion zu beginnen. Lieben Stationen lie gen an der 4H Meilen langen Ossegg-Komo- tauer-Bahn, darunter die bedeutenderen Plätze OberleitenSdocf, Görkau und Komotau. Wider Erwarten rasch ist der Bau der Linie Ossegg.Komotau der Dur-Bodenbacher- Bahn zu Ende geführt worden, so daß am >9.- l. M. schon die BeiriebSeröffnung auf dieser Strecke unter allgemeiner Theilnahm« der Be- völserung Hai st.mfiuden können. Wie die Stamm lime und vielleicht ,n noch höherem Grade ist die Offegg Komoiauer-Linie vorzugsweise dazu bestimmt, die nichen Kohlenschätz« am Südfuße deö Erzgebirges aufzusammeln und VaS deutsche Ausland, sowie das entferntere Inland damit zu versorgen. Aber auch außerdem ist, da die Bahn die ansrhnltchen Städte Komolau und Görkau und daS durch seine Spielwaaren. In dustrie bekannte OberleitenSdors berührt, auf einet! staTen Personen- und Frachten verkehr mit Sicherheit zu rechnen. Der Betrieb wirv kein chwiertger sein, denn die SteigungSverhältniss« inv sehr günstig und bedeutende Curven gar »ich» vorhanden. Vom 29. l. M. ab verkehren ms der neuen Linie täglich drei Züge nach jeder Richtung, während sür die Strecke Dur-Bodeu- bach nach der neuen Fahrordnung noch ein vier- ter Zug hinzutritt. Eine wohlverdiente Berühmtheit hat sich „Mut- «er Simon", die Gründerin der Heilstätte zu Loschwitz bei Dresden, erworben, wo invalide Offiziere und Soldaten dcS deutschen HeereS unrnigelilich oder gegen eine geringe Vergütung ein bequemes Asyl bis zu ihrer Genesung finden sollen. Diese wackere Frau, welche während des Krieges 1879 Außerordentliches in der Kran kenpflege geleistet, Hai jene Anstalt mittelst Sammlungen gegründet, dabei aber auch selbst nicht geringe materielle Opfer gebracht. Im Laus« des Sommers wurden in diesem Institute 26 Kranke ausgenommen. Nunmehr beabsichtigt die Gründerin, baS Institut dahin zu erweitern, daß es zur Ausnahme von 69 Kranken auSrei« chen soll. Bei der neuen Anlage soll auf Annehmlichkeiten aller Art für ReconvaleScenten Bedacht genommen werben. Von jenen 69 Plä tzen sollen 20 mit vermögenden Kranken besetzt oerdcn, um durch deren Beiträgt den Haupt« wnds der ErhallungSkoiten zu schaffen. Weitere 40 Liellen sollen mii solchen der deutschen Na tionalität angehörigen Personen besetzt werden, Vie IM Dienste deS Vaterlandes im Krieg oder 'vieden erkrankt sind; von diesen Stellen wird Vie Hallte gegen einen geringen Betrag, die an dere unentgeltlich verliehen. Die zur Erweite- iuna nö big« Summe beträgt 200.000 Thaler. Man hüt jetzt «ingeschen, daß bi« Slurmflulh aii den Ost eeküsten nicht so furchtbare Verhee- rnn zen hätte anrichlen können, wenn die Küsten nicht so arg entwaldet worden wären. Die Küitenwälder sind die stärksten Schutzmauern ge gen das Meer. Es toll nun mit aller Energie Hand angelegt und diese Wälder wieder herge- stelll werden. Die b-u'sche Kriegsflotte vergrößert sich zu- sebenkS. ES sind jetzt wieder 4 Fregatten im Bau begriffen. Socialvemokratische Nnsehlbarken! Folgende GebunS > Anzeige ist im „VolkSstaat" zu lesen: „Allen Paungenossen die Minheilung von der am 28. Novbr. erfolgten Geburt eines munteren Jungen, welcher als Ditsikent eingetragen wurde. Möge derselbe durch körperliches und geistiges "wblühen der vernagelten Menschheit die lieber» flüistgkeit der Taufe beweisen. Jößniß b. Plauen, 8. Decbr. 1872. Carl Karing und Krau." In einer demokratischen Versammlung in Mar seille kam folgende komi'che Scene vor. Ein Redner begann feinen Vortrag mit den Worten: MitbürgerI Der Redner vor mir Hal von Eng land gesprochen; ich lenke Ihre Aufmerksamkeit aus ein« andere Insel, nämlich aus das unglück liche Polen. — Stimme: Polen ist keine Insel s — Mitbürger, der oberste Grundsatz' unseres Vereines ist Freiheit der Meinungen. Wenn ich sage, Polen ist eine Insel, so bin ich nach den Siatutcn unseres Vereins vollkommen dazu berechtigt und ich bitte, mich nicht zu unterbrechen. YW- » rI «Littst«». -M« Herrn E. I. in Landau. Bei Eingang Ihrer Zusen dung, für die wir bestens danken, waren wir leider schon versehen. D. Red. /rankenkerger JMchelinachrichten. WcihnachtSfest. 1. Feiertag früh 6 Uhr: Liturg. Mettengottesdienst; Herr Archid. Lesch. Text: Tit. 2, 11—19. Vormittagstext: Luc. 2, 1—14; Herr Kap. vr. Löruer. Nachmittagstext: Joh. 3, 16—18; Herr Archid. Lesch. 2. Feiertag. Vormittagstext: Luc. 2, 15—20; Herr Diak. Tischer. Nachmittagstext: Luc. 2, 1—14; Herr k. Mahn. Am 4. Advent sind noch aufgeboten worden: Friedrich Moritz Müller, Einw. u. Tischler in Chemnitz, weil. Mstr. Christian Gottlieb Mül- ler's, B. u. Zeugmachers in Laustgk, hinter!, ehel. einz. Sohn, guv., uns Jgfr. Amalie Agnes Ufer in Chemnitz, weil. Mstr. Karl Gottlieb Ufer's, B. u. Weber- hier, hinter!, ehe!, älteste Tochter. llouto krüd 3z vkr rvuräö wsioe lisbs k'rsa Lions xed. Teopolä von siosiu Loudon Meirlioll snldunäso. LUoodurA, 21. Vevomdor 1872. * Ls» LM»r.