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LeS Gegenstandes ermöglicht, sondern auch die Wirksamere Durchführung der zu saffenden Be schlösse gesichert werde, sich sofort bereit erklärt hat, ihm zu willfahren, wirb voraussichtlich den sämmllichen deutschen Regierungen eine Beschi ckung der Konferenz anheimgesiellt werden. Die Herstellung des Eisernen Kreuzes Hai >27,200 Thaler gekostet. Die Weser-Zeitung findet „eine innere Wahl verwandtschaft zwischen den Jesuiten und den Socialiften", die sie so charakterisirt: ES ist Kin Zufall, daß beide Orden auf dem nämlichen romanischen Boden entsprungen und innerhalb her lateinischen Völker ihren größten Einfluß gewonnen haben. Denn beiden ist gemeinsam hie Tendenz zu einer Form und Weise des Des potismus, welche der Natur ter romanischen Völker näher liegt als der germanischen. Die Beherrschung der Masten durch einen die persön- liche Freiheit eriödtenden Apparat ist daS Ziel sowohl der Väter vom Orden Jesu als der Len ker der Internationalen, und diese Sehnlichkeit ist weit bedeutsamer als die Verschiedenheit der Mittel, mit welchen operirt wirb. Die Jesuiten wirken auf den religiösen Aberglauben, die So- «ialisten auf den wirthschasilichen Aberglauben her Menschen, aber beide haben ein und dasselbe Ziel vor Augen, nämlich die Abrichtung deS Menschengeschlechts zu einer passiv gehorchenden Urbeiterarmee, deren geistige und physische Kräsie sich lediglich nach dem Willen und der Anleitung her Obern zu bewegen haben. Als Lohn für Lie Unterwerfung unter den Willen der Obern versprechen die Jesuiten die himmlische Seligkeit, Lie Socialisten irdisches Wohlleben, beide unge fähr mit der nämlichen Berechtigung. Beide erblicken das Hinderniß ihrer Ziele in der freien Krastentsaltung deS Individuums, deS selbstfor- schenken, selbstvcraniwortlichen, sklbsterwerbenben Einzelnen. Ein Jesuitenstoat würde einem So- cialistenstaate ausnehmend ähnlich sehen, der Unterschieb würbe sich auf-gewisse Aeußerlich- keiten beschränken, das Elend, die Unwissenheit, hie Unsitilichkeit würden in beiden ungefähr aus dem nämlichen Niveau stehen. In Ocsterreichisch-Schlesien werden demnächst «irrige katholische Priester vor dem weltlichen Gericht erscheinen müsse», welche arger Schmäh ungen und Beschimpfungen der lutherischen Cou- session angcklagt sind. Die Herren sind erbit- tert über daS deutsche Reich und sein Vorgehen gegen die Jesuiten, daher die Wuth, die sie zu solch ordinären Acußerungen hinreißt. Wunder Lars dies aber immerhin nicht nehmen, so lange noch von Rom her der Kampf gegen Anders denkende gepredigt wird. Und etwas Anderes Ist eS denn doch nicht, als ein Schüren des Kampfes, wenn eS wie in einem unS vorliegen den Programm zur Feier deS lkvOsten JahreS- tageS der ersten Begründung deS ChristenthumS in Freising (Baiern) wörtlich heißt: „Der heil. Maier, Papst PiuS IX., hat allen Gläubigen, Welche an einem der drei JubiläumStage nach Empfang der heil. Sacramente der Buße und deS AltarS die Domkirche besuchen und daselbst sür die Einigkeit der christlichen Fürsten, die Ausrottung der Irrlehren und Vie Er- Höhung der heil. Kirche beten, einen vollkom menen Ablaß (der auch den armen Seelen im Fegseuer zugewendel werden kann) verlie hen." Nach der Ansicht der katholischen Kirche find die Lehren unserS Luther vornehmlich Irr- lehren; wenn nun von „Ausrottung" dieser „Irrlehren" gesprochen wird, welche erbeten wer- den soll, so liegt wohl aus der Hand, daß Rom noch nicht im Entferntesten an ein fried- licheS Nebeneinanderleben der verschiedenen Glaubensgenoffenschaften denkt und heute noch wie zur Zeit deS für unser deutsches Vaterland von so unendlich traurigen Folgen gebliebenen dreißigjährigen Krieges, der ja auch die AuSrot- tung brr Irrlehren bezweckte, ein Forisepen deS Kampfes schürt, heute, wo doch der Geist der Duldsamkeit und Humanität vorherrschend ist, der aber eben den Römlingen ein Dorn im Auge. Grund genug zu Schritten deS deutschen Reichs gegen die Störer deS religiösen und dadurch auch deS bürgerlichen Friedens! Frankreichs politische Kreise beschäftigt jetzt viel «ine Unterredung, welche Thiers mit Mit gliedern der Rechten der Nationalversammlung, vornehmlich Orleanisten, auf deren Veranlassung hatte. Sie wollten, daß sich der Präsident für die Monarchie erkläre, wurden aber von ihm ge hörig heimgeschickt. Er sagte ihnen offen, daß er die Republik, d. h. die gemäßigte Republik, nicht etwa die „rothe" (die ein Laffalle'scher Feuer kopf einst bei einer Wäblcrversammlung in Fran kenberg unter verdientem vielseitigen Gelächter als sein Ziel sür Deutschland verlangte), als die SlaatSform ansehe, die Frankreich allein ret ten könne und daß er Alles zu ihrer gedeihlichen Entwickelung thun werbe. Und wer Frankreichs Geschichte seit Anfang deS Jahrhunderts ver- gleicht, wird seinem greisen Staatsmann Recht geben müssen. Dem Konsulat folgte Napolcon'S >. Kaiserreich, nach seinem ersten Sturze ein kurzes Regiment Ludwig XVIII., ber von den siegreichen verbündeten Fürsten wieder eingesetzt wurde, dann Napoleon'ö lOOlägige Regierung bis zu seinem völligen Falle, wieder Ludwig XVIII. und nach ihm Karl X., die letzten Re genten der alten französischen KönigSfamilie (der jetzt noch lebende einzige Vertreter derselben ist der Graf von Chambord, der Candidat der Legi timisten, der als Heinrich V. Frankreichs Thron besteigen möchte). Karl X. wurde durch die Julirevolution von 1830 verdrängt, die LouiS Philipp als „Bürgerkönig" auf den Thron brachte, den ihm die Februarrevolution von 1848 wieder entriß, welcher die 4jährige Republik mit dem Präsidenten LouiS Napoleon folgte, ber die ser mit dem Staatsstreiche vom 2. Dccbr. 1851 wieder ein Ende machte, bis ihn selbst nach I8jäbriger Kaiserherilichkeit wieder die Revolution verdrängte und die Republik folgte. Gewaltige Umstürze der staatlichen Form in immerhin nur kurzer Zeill Daß unter solchen Umständen die guibefeftigte gemäßigte Republik, namentlich im Hinblick auf Deutschland, das die Strenge, mit ber eS seine Forderungen an Frankreich aufrecht erhalten muß, stets nach der Sicherheit der dort bestehenden Regierung richten wirb, jetzt die beste Form ist, wird schon auS dem Hinweis daraus klar, baß eben jede monarchische Partei, Legi- timisten, Orleanisten ober Bonapartisten, deren Candidat zum Throne gelangen sollte, die An griffe der andern im Verein mit den Republi kanern zu erwarten hat. Die Affaire Bazaine kommt nicht vom Flecke. Nachdem die Angelegenheit von ber Regierung nach Thunlichkeit in die Länge gezogen war, hat nun auch der Angeklagte diese Taktik acccp- tirt. Der Marschall soll nämlich so leidend sein, baß daS Verhör kaum vor Mitte nächster Woche wieder ausgenommen' werden könne. Mittler weile sind für daS Kriegsgericht die Pläne der 15 Schlachten und Gefechte, welche Bazaine ge- liefert hat, ausgearbeitet und ThierS vorgelegt worden. DaS Gerücht nennt wieder einmal den neunzigjährigen General Grasen Schramm als den Präsidenten des Kriegsgerichts. Wenn je doch Vie Sache so in die Länge gezogen wird wie bisher, so dürfte General Schramm eS kaum erleben, die ihm zugedachte Funktion antreten zu können. Der bevorstehende Besuch deS Kaisers Franz Joseph in Berlin erfährt die mannigfachsten Deu- tungcn. Auch Frankreich läßt sich darüber ver- nehmen. ES betrachtet ihn in erster Linie als Bürgschaft für die Erhaltung.des Weltfriedens, sieht aber weiter darin die Herstellung eines Einverständnisses bezüglich der orientalischen Frage. Die ZukunstSphantast« Rußlands von einer Vereinigung aller slavischen Stämme un ter seinem Scepler beunruhige die Ungarn, des halb wolle Andrassy, der österreichische Minister, zur Beruhigung seiner Landsleute einen Bund mit Deutschland und der Türkei schließen, dem auch Italien und England beitreten könne. So würben Rußland und Frankreich durch einen großen europäischen Bund auSeinandergrhalten und verhindert werben, sich die Hand zu reichen. Und das mag wirklich die geheime Angst der französischen Racheschnauber sein. DaS in Rom erscheinende Blatt „Fanfulla" schreibt: „Die bekannten Blechkasten mit Eß- Materialien, welche man sonst über Tag in den Vaiican zu bringen pflegte, werden jetzt deS NachtS oder Morgens in aller Frühe hincinge- schafft. Die bezüglichen Kisten sind jetzt größer und schwerer als früher und werden ausö sorg fältigste bewacht. Die Quantität der so in Ven Vaiican hineingebrachten Mundvorräthe ist eine ganz außerordentliche. Die unterirdischen Gelaffe und Keller sind voll gepfropft mit Conserven und Lebensmitteln (?) aller Arr, welche größten- theilS von Frankreich und Belgien Herkommen. Der Vatican ist zu einer Art von Festung ge worden. Quartiere werden in Bereitschaft ge setzt." Großfürst AleriS von Rußland ist ein hüb scher junger Mann von 23 Jahren, waS nicht verhinderte, daß er sich in eine Hofdame seiner gnädigen Mutter sterblich verliebte. Eine Reise nach Amerika, meinten die erzürnten Eltern, werde für den jugendlichen Liebhaber gut sein, um aus andere Gedanken zu kommen. ES ge schieht. Bald aber verschwindet auch daS Edel« fräulein, um jenseits deS Weltmeeres wieder aufzutauchen. Großiüist und Hofdame sind dort von einem Priester der griechischen Kirche ge- traut worden, zur höchsten Uebcrraschung sei ner kaiserlichen Eltern wie des ganzen HofeS, und müssen vom Hose fern bleiben. In New-Dock wurde vor Kurzem ein Mann wegen Raub von 27 CenlS (etwa II Sgr. 8 Pf.) zu 20 Jahren Zuchthaus verurtheilt; der Verbrecher ist ein mehrfach bestraftes Individuum und Halle den Raub an einem Jungen auf off ner Straße verübt. Amerikanisch. Die üble Gewohnheit, Zeitschriften zu borgen, kann unter Umständen mit großen Gefahren verbunden sein. Ein amerikanischer Redakteur ist edel genug, seine Mitmenschen zu warnen, indem er schreibt: „Lieber Leser, hast Du die Nummer unserer Zeitung, die Du eben liest, geborgt, so thu' eS nicht wieder, sondern subskribire lieber, denn eS ist eine höchst gefährliche Sache, Zeitungen zu bor gen. Laß Dir folgende erschütternde Geschichte erzählen: Wir haben einen armen, aber biedern Mann gekannt, die Stütze einer sehr zahlreichen Familie. In seiner Unschuld borgt er von ei nem sonst gesunden Nachbarn eine ZeitungSnum- mer. Ach, über daS tragische Schicksal I Die furchtbare Seuche, die Pocken hasteten heimtückisch an den Fasern deS PapiereS. Von ber blühen den Familie, bestehend aus dem treuen Vater, der zärtlichen Mutter, mehreren kräftigen intelli genten Söhnen, sieben holden Töchtern, zwei allgemein gern gesehenen Schwiegermüttern und drei liebenswürdigen Tanten blieb Niemand übrig, um den schrecklichen Fall zu berichten." Der Kölnischen Zeitung berichtet man auS Köln vom 23. Juni: „Eine ergötzliche Scene wurde vorgestern von einem Franzosen auf dem hiesigen Centralbahnhofe zum besten gegeben. Derselbe war mit dem Pariser Schnellzuge an- gelangt und hatte Platz an einem der Tische deS WartesaaleS genommen, als ein Packträger zu ihm trat, mit einer mündlichen Rechnung, im Betrage von 2 Sgr., sür geleistete Dienste. Der Franzose hörte ihn nicht an. Als die Auf- forderung aber dringender wurde, rief der Herr einen Kellner als Dolmetscher hinzu. Derselbe