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Staatsan-eiger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit de« Datu« de» E,schei»ung»ta-e». vezug»pr»t»: Monatlich 3 Mart. Et»z«l»« Num»«rn LS Pf. Fernsprecher: Geschäfi«st«lle Nr. 212SS — vchrifileitu», Nw 14374. Postscheckkonto Dresden Nr. 248« — Stadtgtrokonto Dresden Nr. 140. de« Zreistaat Sachsen «nkündigungen: Die 32 nun breite Gruudzeil« oder deren Nau« SS Pf, di« SS nun breit« Grundzeil« od«r deren Nau« im amtlichen Teil« 70 Pf, unter Ein gesandt 1 NM. Ermäßigung ans GeschLftsaazrigeu, Familieunachrichten uad Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uh«. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Ziehungslisten der StaatsschuldenverwoltunL Holzpflanzen verkaustüpen der Staatsforstverwaltung. Nr. 251 verantwortlich für die Redaktion: Oberregierungsrat Han» Block in Dre-den. Dresden, Montag, 22. Oktober 1930 Schwere Grubenexplosion im Saargebiet. SS Tote. Kabinettsderatung über Maßnahmen für die Landwirtschaft. Berlin, 27. Oktober. Dat Reichelabmett beschäsiigte sich in seiner Sitzung am Sonnabend in Fortsetzung ver Freitag- beratung erneut mit der übeiau» ernsten Lage ver Landwirtschaft. Ter ReichSmimster für Er- nühiung und Landwirtschaft hat vem Reichstabineit die Vorschläge unterbreitet, die den inner deutschen Absatz von lanvwirischasiltchen Er- -eugnissen unter allen Umständen sicherstellen und einen emsprechenven Mehrverbrauch, insbesondere von Roggen und Kartoffeln, herbeisüyren. Das Reichslabineit stimmte diesen Vorschlägen zu ES herrschte Übereinstimmung darüber, daß diese dringendsten Maßnahmen beschleunigt in Kraft treten müßten, insbesondere war man sich auch darüber einig, daß die Wiederherstellung der ReniabltliSt die Boraursetzung für alle weiteren Maßnahmen zur Linderung der Notlage im Osten darstellt. * Im weiteren Verlauf der Sitzung beschäftigte sich dar Kabinett auch mt» der Frage deS Haus brand e S. Die Neichsregierung wird dafür Sorge tragen, daß die im Bereich ve» mittel veut- schen und ostelbischen Braunkohlen,yn- dikats vorgesehene Preissenkung gleichmäßig auch demtzauSbrand zugute komm», wie die» im Bereich der übrigen Kohlensyndilate bereit« sichergestellt ist. Ser der Durchführung dieser Beschlüsse wird, wie Wlö-handelsvienst erfährt, von vem Erlaß für Notverordnungen unter Anwendung de» Artikels 48 d.i ReickSoerfassunz Abstand ge nommen werden. . Wie weiter verlautet, wurde bei den Bera tungen die Grundlage de» von der Zentrum»- fraltion im Reichstage eingebrachten Gesetzent würfe» für den Betmischungszwang von Roggen zu Weizen bereits bei der Vermahlung verlassen, statt besten der Vorschlag der Spitzenorganisatton de» BSckerhand- Werts, der „Germania", Zentralverband Teutjchrr Bäckerinnungen, zugrunde gelegt. Nach diesem Vorschläge soll die Beimischung von Roggen zu Weizen und gegebenenfalls von Kar- tosselmehl erst al» Mehl beim Bäcker er folgen und auf bestimmte Gebäckarten beschränkt bleiben Soweit die Regierung durch Gesetze ermäch tigt ist, die gefaßten Beschlüsse duichzusühren, weiden die a>» notwendig erkannten Maßnahmen sofort ergriffen werden. Soweit neue Gesetze notwendig sind sollen entsprechende Entwürfe dem Reichstag nach besten Wtederzusammen- tritt vorgelegt werden Tie erste derartige Maßnahme dürfte m einer benils veröffentlichten Verordnung zu erblicken sein, nach der der Wetzen zoll mit Wirkung vom 26. Oktober von 18 50 RM auf Lb RM je Toppelzeniner und der Zoll für Gerste von 1S RM. auf 20 RM je Doppelzentner erhöht wird Gleichzeitig w>rd durch diese Ver ordnung der Zollsatz für Hartweizen (Durumweizen) zur Herstellung von Hartweizen- grieß auf ll,2S RM. (bi-her gleichfalls 18.50 RM ) je Doppelzentner mit Wirkung vom 5 November herabgesetzt Tagung des Aeichsverbandes Deutscher Post« und Telegraphenbeamten Berlin, 27. Oktober. Der ReichSoerband Deutscher Post- und Tele- graphenbeamten begann gestern seinen lS. ver- bandstag. zu dem etwa 170 Delegierte und zahl reiche Gäste erschienen waren Der Verband»- Vorsitzende Kugler begrüßte, unter dem Beifall der Versammlung die Vertreter au» Danzig, dem kaaigebtet und ven bisher besetzten Gebieten. Den däniscten und österreichischen Postbeamten wurden Grüße übermittelt. Während sich die versammelten von ihren Plätzen erhoben, gedachte Kugler dann der beiden Bergwerkskatastrophen «m Aachener Gebiet und «s der Maybach-Grnbe bei Saarbrücken Der Verband habe der Deutschen Rothilse S000 RM. Mr Linderung der dort entstandenen Rot über wiese» Der Redner betonte noch, daß die Ninschen Beamten sich mir dem Volk und seiner Kot innig verbunden fühlten. Nachdem Goetz (Danzig) und Geiß (Saarbrücken) unter starkem Beifall ein Treugelödni» zum Deutschen Reich atz- Mlegt haue«, begannen die Sachberatnnge». Saarbrücken, 27. Oktober. Am Sonnabend gegen 15.3» Uhr ereignete sich i« FlS, 4» der vierte« Ttesbansohle der Grube Maybach bet Onirrschted «ine SchlagwettertohlenstandextzlosionDie »etdr» «bbanslügel der Etet-erol»««»»- » wurde» von der Explosion dnrcheilt dre ans d«e benach- barten Abteilungen nicht übergretfen konnte, da die Seste'nSstandsperre tn Tätigkrit trat und da» Witter^ Umstcharets«» brr Explosion verhinderte. Da b«e ««tterführ»»- nicht gestört wnrbe, ko»»t« dir «ritung-ardriir« sojort ausgenommen werden. Die verginspektion 3 teilte nm 17 Uhr mit: vt» jetzt sind 8» Lote geborgen. I« Lazarett sind 3 gestorben Unter Lage liegen au eiuer Stelle, die uich» zngüuglich ist, 4 Lote Außer diese» »2 rote» sehle» noch 7 v„gle»te, dir au eiuer Stell« liege», wo die Witter noch brenne», die aber rbeasall» tot s>»d. von den Toten weisen die zuerst in den Gängen Befundenen furchtbare Verletzungen durch Stichflammen auf. Sie sind bi« zur Un- ke^ntiichlatt verbrannt Die später ror Ort Aufgefunvenen sind sämtlich an Gasver giftung zugrunde gegangen. Die Ser- gungialbeiten gingen nur langsam vonflatten, da die Stollen immer noch mit Ga» gefüllt sind und die Verunglückten durch einen entfernt liegenden blinden Schacht zutage gefördert werden mußten. Die Bergungsarbeiten auf Grube Maybach sind im Laufe der Nacht fortgesetzt worden. BiS jetzt sind 86 Leicken zutage gebracht worden Zwei Tote liegen noch unter Tage, drei Berg leute werden vermißt. Bon den Verletzten sind vier schwer verwundet, vier gestorben, sechzehn leickt verletzt und einer bereit» entlasten, über die Ursache de» Unglück» kann nunmehr al» fest stehend angesehen werden, baß e» sich um eine Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion handelt, die dann durch GesteinSrieselung lokalisiert wor den ist. Völlig unzutreffend sind die Gerüchte, daß am gestrigen Sonntag auf Grube Maybach eine neue Explosion stattgefunden habe Diese Gerüchte er- klären sich dadurch, daß gestern die brennenden Gase, nachdem sie berieselt und gelöscht worden waren durch Wetterluken an die Oberfläche ge laugt wurden; bei dem diesigen Wetter fanden die Rauchwolken keinen schnellen Abzug. Beileidstelegramme zu dem Unglück auf der Grube Maybach. Ter Reichspräsident Hai an die Direktion der Maybach-Grube ei« Beileidstelegramm ge- Hamburg, 27. Oktober. Wie bie Ham»»rg-A«tNk».ri»i« «Mellt, si»b »ach amtliche» Erk»»Mg»»ge» bei brr »«»t- schr» »rsandischasi «» «io br ga»r«r» 27 Dole, 25 Schwer- »»b etwa SS bi» 33 Leichtverletzte z» beklag«» U»1rr d«» Tot«» befindet sich ,t» «rich»»e»tsch,r, brr H««»er «tM Müller. Die übrige» s«»b spa»tsch«r NtMmralttlN. ll»ter br» Schwerberlrtzte» bie gletchsal» über- wt«gr»v Spa»trr si»b, »urbr» sechs Netchtz. dr»tsche festgrstellt, »ämltch bie drei Passagier« G«,rg Pohle, Vito Dammbeck »»b Pa»l tztzh» »»b bie brri Mitglied« brr Besatz»»g br, Matrose Het»r»ch Osterkamp, brr Heizer Hriaz »wertzbo,f »»b brr M»schl»«wärt« Willi «h,»,4 U»ter br» Letchttz,,. lrtztr» »,««»«»,sich ebr»salltz 3 »itz 8 Nelchtzbe»tschr, »»trr ih»r» «. a. b«, M^rosr v,»tz Die Namm brr IbUgm leicht- »«letzt«» Passagiere st»» bitzhrr »»ch »ich» »r- «»ütgrgrbm worbm. Der Kvnespondent der .Ne» Kork Dme»' l» Sao Pauw meldet, de, »av«»ü» der Badr»' richtet, in dem er den Hinterbliebenen der ver unglückten Bergleute seine herzlichste Anteilnahme und den Verletzten seine inwgen Wünsche für baldige Wiederherstellung übermittelt. Auch derReichSaußenministervr. Curttu» hat namen» der Reichsregierung dem Präsidenten der RegierungSkommission de» Saargebiet» die auf richtigste Teilnahme ausgesprochen. Desgleichen sandte der ReichSarbeitS- Minister Stegerwald au» Aachen an die Verwaltung u»d die BeiriebSoertretung der Grube Maybach Beileidstelegramme. Der fr anzösische Außenminister Briand sandte dem Präsidenten d«r Regierungskommission ein Beileidtteiegramm, in dem er im Ramen der Regierung der Republik, die sich in Ehrfurcht vor den Opfern der Katastrophe auf der Grube May bach verneige, den verunglückten und den be troffenen Familien die innigste Anteilnahme und den am Rettung»«erl Beteiligten seine Anerkennung aukdrückte. Desgleichen sprach der M i n t st e r sür ösfent- ltch« Arbeiten, Pernot, den Familie» der v«ungkückl?n und den verwundeten ferne Anteil- nähme auS. Der Regierungspräsident von Trier, vr.Saassen, überjandte ebenfalls ein Beileids telegramm. * Hilfsmaßnahmen der RegierungS« tommission des Saargebiets. Tie RegierungSkommission des Saargebiete» trat auS Anlaß de» Unglück» auf der Grube Maybach gestern vormittag zu einer Trauersitzung zusammen. Sie beschloß, zur Linderung der ersten Not den von der Katastrophe betroffenen Familien einen Betrag von 200 000 Franken zur Verfügung zu stellen, der durch die Abteilung Deutsche Wohlfahrt sofort zur Verteilung gelangen soll. G Die sächsische Regierung hat b„Dir«k. tio» de, Maydachgnrve zu der schwer«» «rrg. werkikatnstrophe trlrgraphisch die »»fnchtigste Deil»ah«e anSgesproch«». Kommunistische Kundgebungen aus Anlaß des Grubenunglücks. Ein Korrespondent de» .Echo de Par,»' meldet au» Forbach, daß die Kommunisten in der Nacht gegen die Betriebsleitung der Bergwerke demon striert hätten und daß saarländische Gendarmerie habe eingreifen müssen. sei verhaftet worden, da die Polizei ihm die Schuld an dem Unglück zuschiebe. .Morving Post' meldet au» New York: Gestern fand in Rio de Janeiro das vegräb- ni« der 27 Tode«opser des deutsche« Dampfer« .Bade«' statt. E» heißt, daß die Beschießung de« Dampfer» darin ihren Grund gehabt habe, daß befürchtet worden sei, brastltantfche Beamte mit öffentlichen Gelder» kö»»- te« fich an Bord befinden. Gegenüber de, Darstellung de» brasilianischen Zustizmwisterirnn», wonach die Beschießung de» Hapag-Dampfer» .Baden' de»tzalb erfolgt sei, weil da» Schiff rntgegen de« Bestimmungen keine Flagge gezeigt habe, hält e» die Hamburg-Arne- rika-Linie sür vollkommen a»«geichloss»n. daß die .Vaden' ketne Flagge gezeigt habe. Da« Schiff rverde von einem alte» erfahrnen Kapitän ge führt, de, »» allen internationalen vestt«m»nge» genau Bescheid wisse. . Wie dw Hamzurg-Smerika-Lwie »ach »mt- Uche» Erkundig»»^» ,« NW de Zuck» weit« nfühM, HM sich dw tzr»fM«»»sche Ne,»« rung bereit erklärt, die Getöteten auf ihre Kosten beerdigen zu lassen. Die .Bade«' ist durch die Beschießung am Heck schwer beschädigt So ist der Hintere Mast weggeschossen worde«. Ter Dampser wird nach der Verklarung seine Reise nach Bueno« Sire« fortjetzen Die Hamburg-Amerika-Linie ist noch ohne direkte Nachricht von der .Baden', da anscheinend Prioaitelegramme von der Zensur nicht durch- gelassen werden. Die Reederei findet für den Uaglückssall nach wie vor keine Erklärung. Ter Borwurf, daß der Kapitän der Aufforderung. die Flagge zu zeigen, nicht nachgekommen sei, fei schon beSdalb hinfällig, weil da« Schiff um 7 Uhr abends, also bei völliger Dunkelheit, den Hasen verlaffen habe. * Die brasilianische Darstellung der Beschießung der „Baden". New York, 27. Oktober. Wie „Affociated Preß' au« Rio de Janeiro berichte», geben sowohl die Regierung wie auch die Presse ihrem Bedauern über die folgenschwere Beschießung deS deutsche« Dampfers .Bad«»" Ausdruck. Die Zahl der Todesopfer der Se- schteßung beläuft sich bisher auf mindestens 27. Die brasilianische Regierung hat nunmehr de« Bericht des Hafenmeister» von Rio de Janeiro auSgegeben. Danach seien alle SchifsSkapitäne seit zwei Wochen angewiesen worden, bei der AuSsahrt ihre Absicht ent- wetze, tz»rch Signal« bekanntzugebe« oder tn nächster Nähe de» Fori» Santa Eru, vorbeizufahren. Nur unter diesen Bedingungen sei ihnen die Au»fahrt gestattet gewesen. Da» Fort habe überdies durch eine Signalflagge angezeig», daß der Hasen ge schloffen »ei. Der Kommandant deS ForlS Santa Cruz erklärte, er habe zunächst zwei Warnung«- schüsse abgegeben und kann mit einem leichten Geschütz scharf geschoßen. Alle dies« Schüsse hätten in der Nähe deS TampferS .Baden' ein geschlagen, doch habe daS Schiff daraushin seine Geschwindigkeit nur erhöht. Hierauf habe er zwei schwere Granaten abseuern lassen, um die .Baden' zum Halten zu bringen. Auch diese Schüsse hätten ven Dampfer nicht ge troffen, wohl aber eia vom Fort Vrgia abzeseuerter Schuß, der den Bordermast d«S Dampfer» um- legte Durch den herabstürzenden Mast feien viele Personen an Bord de» Dampfers getötet und ver letzt worden. Das brasilianische Außenministerium hat der deutschen, der spanischen und der polnischen Gesandtschaft das Bedauern der Regierung über den Zwischenfall zum Ausdruck gebracht. Die Re gierung läßt den Verletzten jede Hilfe anzederhe». Die Zeitung .Correio da Manha' hat eine öffent liche Sammlung zugunsten der Hinterbliebenen de« Opfer eingcleitet. W Nach «i»«r Mrld««g tzer .New Kork TtmeT' «rlltrte per Kapitän tz«, .Vabr»' br» seiner v«r- hafinn«, er hn»e nicht »,t-«»r«ht, weit «, tzi« brrt «nrnnn-Sschässe für Salntschüffe -e- Halle» hab«. .New York Time»' schreibt weit«, tzte prvviwrtjche R«g'«r»»g VrMttten» sei seh, bestürzt über tz«» Vorfall »»d vrrdi«t« di« A»- f«»d»»g von Kapetnachrichte» varüde,, w«ik sie »sfr»»« de» nachtettkgen Eintzrnck t« A»tzln»tz »efürchte. Das Urteil im Meldorfer Ttational« fozialistempr^eß. Meldorf, 25. Oktober. vor stark besetzte« Zuhörerraum und in An wesenheit all« Angeklagten bi» auf einen, der er krank« ist, wmde am bonnabendvormittag da« Urteil im Prozeß gegen die Meldorfer Nationalsozialisten Hitlerfch« Richtung wegen der von ihnen an- gezettelten Schlägerei in einer Versammlung, die von den Nationalsozialisten d« Richtung Ott» Straß« einberufen war, verkündet. Da« Ver fahren gegen de Grnyter und Dieckmann Wege» Sachbeschädigung w-rv eingestellt. Im Übrigf» «erden de Gruyter, Peter», Willi Schroeder, Herwtg »vd vo«ttch« frelgefproche». Z» je vier Mannten Gefängni» rverde« venuteilt: Uhri, Fleischmmr« und Roenvfeltz; ,n je zwei Monate» Gnutz »»d Kock; ,, je et»em M»»at MartnM EratI Sch,«»« v»d Hwrichfe». I» tz« ve^ü«d„- dies« Entscheid»»- wie» tz« vmßtzmtze Mf »w »Mwche hty, W» sich Hw, 27 Tote auf der „Vaden", darunter ein Reichs deutscher. Etwa 5S Verletzte.