Volltext Seite (XML)
Sächsische Slaalszeitung Staatsan^eiger für den Freistaat Sachfe« Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» ErscheinungStage»- Bezu,»pret»: Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummern 15 Ps. Fernsprecher: GeschäsGflelle Nr. 21295 — Schriftleltung Nr. 1» 374. Postscheckkonto Dre»den Nr. 248« — Stadtgirolonto Dresden Nr. 140. Ankündigungen: Di« 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 33 Pf, di« SS arm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 70 Pf., unter Ein» gesandt 1RM. Ermäßigung auf GeschäftSanzeigen, Familiennachrichten und Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Ziehungslisten der StaalSschuldenverwaltunL Holzpflanzen - BerkaufSlipen der StaatSforstverwaltung. Rr. 21S Beran!,oortlich sür die Redaktion: OberreglerungSrat Han» Block in Dresden. Dresden, Donnerstag, IS. September ^930 Gegen die Verkleinerung -es Reichsbahn« direktionsbezirks Dresden. Dresden, 18. September. (!t.) «ie bereit» bekannt, hat die Reichs, bahnhauptverwattung die Absicht, drn jetzt ein« heitlichen sächsischen Reichsbahn« direkttonSbezirk durch Abtrennung des Leipziger Gebiete» und seineZutetlang a» Halle zu zerschlagen, «in derartiges Bor« gehen würde schwerwiegende Folgen sü, die sächsische Gesamtwirtßchast haben und auch formell unberechtigt sein. Ta» Land Sachsen stellt rin geschlossenes und einheitliches Wirtschaftsgebiet dar, dessen Inter essen von der Direktion Dresden in vorbildlicher Weise aus allen in Frage kommende« Gebieten, insbesondere aus dem drS DariswrsrnS, jederzeit einheitlich und geschlossen vertreten worden sind. Gerade bei der Vielgestaltigkeit der Interessen der sächsischen Wtrtschast ist diese einheitliche Behandlung rin dringendes Erfordernis. Jetzt würde sich der Zustand rrgrbeu, daß zwei Direktionen sächsische Wirtschaftswünsche ver treten müßten. Die Regierung müßte also mit zwei Direktionrn birse Angelrgenhette« be handeln und »S besteht nicht die Sicher- hett, daß daS Ergebnis daun immer «Ine übereinstimmende Stellungnahme »er beide» Direktionen wäre, abgesehen von der Mehrarbeit, die mit der Verhandlung zwischen Dresden und Halle an sich verbunden «st. Auch ist bekannt, baß gerade auf dem Gebtrte deS DartswesenS die Direktion DreSden wegen ihrer besonderen Lage an der Grenze nnd ihrer besonderen Erfahrungen aus dem Gebiete deS TariswesrnSZoch während de» Bestehens der sächsi schen StaatSbahnen indenTarisverhandlun. gen ein besonderes Ansehen genoß und sich diese Sonderstellung auch glückt chrrwetse nach Uber, gang der sächsischen Bahnen aus da» Reich innerhalb der Reichsbahuverwaltung erhalten hat. Auch diese Stellung würde durch eine Be. schneidung deS Ltrelt-onsgrbirteS einen schweren Stotz erleiden. Daß auch aus dem Gebiete deS Fahr- planwesenS dir Ansätze, eine Besser stellung Leipzig» gegenüber der bisherigen Bevorzugung von Halle zu erreiche«, durch eine Unterstellung Leipzig» unter Halle schwer gefährdet sind, braucht kaum erst beton« zu werden. Insbesondere aber würde der neue Zustand eine umwälzende Ver änderung auf dem Gebiete deSvergebungs- wesen» zur Folge haben. Die Reichsbahn- direktion Halle würde natürlich sür ihren ge samte» Bezirk gemeinsam vergeben und vor. rehmltch dabei Firmen aus dem eigenen Be reich bedenken, während die btSher beteiligten sächsischen Firmen sür die Beliefe- r»ng dieser Gebiete au»scheide« würden. Liese Regelung würde die Vertretung der Rechte, die Sachse« au» dem 82» de» StaatSvertrag», betreffend drn Übergang der Eisenbahnen auf daS Reich, znstehrn, illu sorisch nnd unmöglich mache«. SS mutz auerka«nt werde«, daß der jetzige Zustand in Leipzig unhaltbar ist Lheorriisch sind zwei Löjunge« drnkbar: Entweder man teilt die gesamte« Leip, zigrr Anlage« der Direkt«»« Halle zu. Da» würde bedinge«, daß auch rin grSßerer Dell deS nordwestsächsische» Netze» au» belrirblichrn Gründe« mit von -alle aus verwaltet werden müßte. Möglicherweise würde eS sich um einen Teil handeln, ter durch die Plätze Würze», Grimma und Altenburg begrenzt wird. SS «st aber «icht ouSgrschlojse», daß die Reichsbahn noch weitere Leile sächsische« Gebiete» Halle «nter. steile» will. Die andere Lösung wäre die, baß die gesamte« Leipziger «»- lagen, ««»besondere auch der verschiebe- bahnhof Wahre«, «och brr Direktio» Dre» de« «»«erstellt werbe«. Lie «eichSbah«. Hauptverwaltung hat da»« erklärt, daß birse «»gllchke t br»wtgr« a»Sgeschlossr« sei, weil »iSLirrltlonDrrSbe« da«« »«groß würbe. Liefer Etnwanb ka>« «ich« «l» stichhaltig «»grfrhr« werbe». Es besteht Grund sür die Annahme, daß auch die RrlchSbahudirekton Dresden der Auffassung ist, daß sie diese Vergrößerung «hreS Bezirks ohne weiter,» noch mit übernehme» könnt,. Außerdlm geh« aber da» Bestreben der Reichsbahn ohnehin, wie vom Generaldirektor Dorpmüller ausdrücklich au»gesproch«n worden ist, dahin, dir kleinen Direktionen zu be seitige« und da» Rrichibahnnetz i« wenige große Direktionen anszutrile«. Der Anfang damit ist bekanntlich dnrch AnflSsnug der Direk- tio« Würzbnrg schon gemacht worden. E» wird nnn Wetter von der Reichsbahn auSgejührt, daß sich sür die sächsische «irtschast nnd das Land Sachsen au» einer Zuteilung säch sischer Gebiete a« dir Direktion Hatte keine Nachteile ergebe« würde«. Lie Direkt»« Halle werde genau so bestrebt sei«, die sich- fische» Interessen zu vertrete» nnd wahrzuneh- men, wir dir» jetzt von LreSdr» ans geschehe Diese «ujsassung muß nachdrücklich be- stritte» werde». Halle «st der Mittel. Punkt eines in stärkster und «och ««- absehbarer Entwicklung bejindliche» Indnstr«ebr, irtS. SS ist selbst,rrständlich, daß sein Hauptinteresse sich auf die damit ver- bnndrnen umsangreichrwuud schwierige» Aufgaben erstrecke« wir». « ist die» et« «»sgadnettris, der «S unmSglich macht, gleichzeitig die Interesse« einer Großstadt von dem Range Leipzig» zu vertrete«, berr» I«. duftrie nnd Groß handel i«ter«atio«al sind, sich iu so außergewöhnlicher Entwicklung brsinden und die, wie sich die» auch an» der Güter»»,kehrSstatiflit ergibt, wirtschaftlich ganz überwiegend «ach Sachsen tendiere«. ve! der ausfallenden Förderung Halle sch er Interesse«, die sich die preußische Regierung namentlich in der letzten Zeit hat angelegen sein lasst«, wird Leipzig bei entscheide«»»« Fragen, bei denen die Interesse« Halle» gegen Leipzig flehen, mit Wahrscheinlichkeit beuacht eiligt werde«. Mau braucht nur auf di« Ersah ru«ge« mit dem Flugplatz «n Schkeuditz zu ver weisen, bet denen sich da» Reich zugunfle» der preußischen Stellunguahme den Wünsche« Sach- senS nnd Leipzig» ebenfalls verschlösse« hat, oder sich vorzuflelir», wie die Hattung Preußen» sei« würde, wenn einer der wirtschaft lich wichtigfle« Dette seine» Gebtcte» einer außer halb Preußens gelegene« Reichsbahndirrktio« zn- geteilt werde« foltte. Die Reichsbahn behanptet weiterhin, baß die von ihr geplante Ander««» ihr erhebliche Er^ spar« tsse dringe und dtShalv schon anS Gründt« brr vtrbtssernng der Finanzlage not- wendig sei. Liese Behauptung muß zunächst be stritten werde». Wenn der Lirektio» DreSden die genannte« Gebiete mit übertrage« werbe«, so wird dort kaum ei«e fühlbare Perso»alver- mrhrung notwendig sei«. Die Ersparnisse, die die ReichSbah« beabsichtigt, «gebe« sich, soweit hier übersehe« wtrdt« tann, nicht a»S dtr Z»ttil«»g der Ltipzigtr «rbiete zu Halle, souder« an» «erwaltungSverei«sachun»e«, die mit der geplanten Aushebung einer «ittelbentsche« Direktion in verbind»« stehe«. Abgesehen vo» diese« sachliche« Gründe« ist aber auch formell da» vor,ehe« der Mich»- bahn al» ««erträglich zu bezeichne«. La»La«d Sachse« hat t« Jahre 1»S4 i« langwierige« ver- handluuge« von dem damalige« Leiter be, Dentsche« Rtichsdah«, de»Ri««sterS vrser,z«gesta«b«tss« erreicht, die zwar de« Umsa«, nicht hatte«, i« de« Pre«ße» nnd Baher« ihre Sonderansprücht bnrchznjetze« »erwachte«, die aber doch de« be sondere« ve,hält«isje« der sächsische« Wirt- schäft »d be« besondere« v»d»rs«isse«, bi« bnrch bi« grographijch« Lag« be» La«be», sei«« bichte vrsi,de»«,, dir "»« »erslocht««hrtt n«d Vielgestaltigkeit sei»r» «irljchast»lrbe»» be- btagt stab, sowie b«r Datjach« wratgste«» »l«r,ermäße« Rech«n»g trage«, baß Sachse« f«folge fetaer verkehräbtcht« rtaer »er wese«Mchste> »berfchAßbeztrk« »er ReichSbahu war u«d noch ist. Larmrter besiabet sich die vestimmna«. t« der klipp »ad klar aus gesprochen ist, daß „bei der besondere« wir«, schastltchen Bedentung u«d Geschlofstnhtil d«S sächsischen «irlschatsSgebtrte» wes««tliche Änderungen der Grenze« de» Lirek- ttonSbezirkS Dresden nur t« Ein- vernehmt« mit »er sächstschr« Re git ru«g vorgenvmmt» wtrdea dürft«-. Al» im Vorjahre gerüchtweise bekannt wurkr, daß Umorganisattonea hinsichtlich »er Lireltionsbrzirke bei der Reichsbahn - Hanpt- verwaituug geplant würdr», hat die sächsische Regieruug sofort mit allem Nachdruck a«s diese» Recht hiugewtese« Wenn nun mehr erklärt wird, daß die Maßnahme die die sächsische» Interesse« jo schwer verletzt' sofort i« Angr« ff genommen werde« soll, so ist die» einosfensichtlichervertragk- bruch, u»b r» muß geradeza erschüttert«» ans »a» verhält«»» der Lä«»er,«« Reich u«d seine« Organe« wirke«, we«a feierlich abgeschlossene Verträge in dieser Welse mißachtet werde». Lie Sächsische Regier,», wir» dir Wahr«», der sächsischt» «echte mit alle» Mittel«, also auch auf » t « RechtSwrge, be- treibe«. Bridea«ü«blicht«vorstr>lu»gr«, di« fosort bei dem Geurraldirrttor der ReichSbah« erhöbe« worbe» si»d, hat rr sich weuigflt«» btreit stade« las se«, die e »»gültige Regel««gder Frage bi» z»m 1 April 1»S1 hl»anSz«schitbt», damit bieRechtSsragebi»bahiugeklärt werde«»«»,. Bekanntlich hat die Reichsregiern», selbst in dem zwischen ihr und be« Lanbe Sachse» anhängige» Rechtsstreite Wege» Zuteil«,g «i»e» Sitze» i« ver walt«»,»rat ähnlich gehandelt, indem sie diese» Sitz bi» z«m AnSgange be» Rechtsstreite» unbe setzt läßt. Besprechungen -es Reichstanzlers mit -en Parteiführern. Die Sammlungs-efire-ungen in -er bürgerlichen Mitte. Berlin, 18. September. Tie Besprechungen über die Auswirkungen des Wahlergebnisse» sind in den maßgebenden politischen Kreisen bereit» lebhaft im Gange. Zmfprechend unserer vorgestrigen Andeutunawtt der Kanzler die Fühlung mit den ver« tretern der Parteien ausgenommen und zwar zunächst mit dem Führer der Deutschen Bolkkpartei, vr. Scholz, den er vorgestern nachmittag zu einer Besprechung empfing. Gestern nachmittag dürste vr. Brüning diese Unterhaltungen nach der Sette der Teutschen Staatspartei hin fortgesetzt haben. Dabei wird in unterrichteten Meisen betont, daß es sich nicht um offizielle Verhandlungen handle, sondern um eine persönliche Au»- spräche, die den Zweck hat, den Kanzler über die Auffassungen in den verschiedenen Parteilagern zu unterrichien und weiter zu klären, ob sie mit der Stellung der Neichkregierung ein verstanden sind, wie si: in der amtlichen Mitteilung über die vorgestrige Kabine!ttsitzung zum Ausdruck kommt. Ter Kanzler wird übrigen» nur mit den ParteienFühlung nehmen, die im alten Reichstag hinter der Regierung standen; darüber hinaus dürfte er auch eine Aussprache mit dem preußische «Minister- Präsidenten haben, es wird aber betont, daß sie nicht in erster Linie dem führenden Sozial demokraten, sondern dem Ministerpräsidenten Otto Braun gelten werde. Außer diesen Besprechungen deS Reichskanzler» sind noch die Verbindungen von Interesse, die zwischen den einzelnen parlamen tarischen Lagern gesponnen werde«. So wird behauptet, daß die angestrebte Verbindung zwischen den kleineren Gruppen der ge mäßigten Rechten schon ziemlich weit ge- draheu sei. Ferner hat vr. Scholz ja brretv» in seinem Interview mit dem WTB. am Monta- früh erllärt, daß er die Sammlungsbewegung der Mitte mit allem Nachdruck fort- sühren werde. Man spricht dann auch von der Möglichkeit einer Arbeitsgemeinschaft zwischen der Deutschen Volk-Partei und der neuen Fraktion, die sich au» der gemäßigten Rechten heraukkriflallisier't. Parallel dazu dürste von vr. Scholz auch die Verbindung zur Deutschen Staat»- Partei wieder angeknüpst werden. Es wird also versucht, in der bürgerlichen Mitte eine Arbeitsgemeinschaft von etwa 90 bi» 100 Abgeordneten zusammenzubrinzen- In parla mentarischen Kreisen verweist man auf die Er fahrung, daß den Sammluugsbestrebungen der bürgerlichen Parteien vor den Wahlen doch ganz erheb! che Schwierigkeiten im Wege standen und beurteilt demgemäß die Aussichten der neuen An- lehnungSbestrebung-n vorläufig noch skeptisch. ZS wird ober zugegeben, daß die Situation sich inzwischen doch erheblich geändert habe und daß nun immerhin die Möglichkeit besteh», daß die Bemühungen mehr Erfolg haben. Die Wahl August Weber» zum Vorsitzenden der Fraktion der Staat-Partei wird gerade in diesem Zusammenhänge recht» von der > StaatSpartei durchaus günstig beurteilt. Feststellung -es en-gültigen Wahlergeb nisses nicht vor -em 6. Oktober. Berlin, 17. September. Tie Feststellung de» endgültigen Wahlergeb- nisse» wird nicht vor dem 6. Oktober möglich sein Tie KreiSwahlauSschüsse, die sich mit der Feststellung in den einzelnen Wahlkreisen befassen, werden erst am 25. oder 26. September tazen. Der Reichswahlausschuß, der dann die endgültigen Ergebnisse feststellt, kann daher frühestens am 27. September zusam mentreten Danach wird noch für die jenigen Abgeordneten, die in zwei oder mehr Wahlkreisen gewählt worden sind, eine achttägige Frist gegeben zu der Erklärung, welchen Wahlkreis sie zu vertreten beabsichtigen. Da» endgültige amtliche Er gebnis der Wahlen und da» Personenverzeichni» der Abgeordneten werken daher erst am 6 oder 7. Oktober herautkommen können . Oie Stellung -es Reichsministers Treviranus. Berlin, 17. September. Sin Berliner Abendblatt weist darauf hin, daß da» Reichsministerium für die besetzte« Gebiete mit dem End« diese» Monat» auf gelöst wird. Da» Blatt behauptet, daß bisher weder im »abtnett noch beim Reich»- Präsident«« irgendwelche Entscheidungen darüber getroffen worden seien, ob Minister TreviranuSKitglieddeSReichSkabinetlS bleibe. Von unterrichteter Seite wird dem Büro Wolff hierzu erllärt, daß diese Darstellung voll- kommen fatsch ist, da fest steht, daß Minister Trevira nuS mit der Auflösung seine» jetzigen Ministeriums zur Reichskanzlei übertritt und als Minister ohne Portefeuille seine neue Ausgabe, die Leitung der Ostchilse, durchführen wird. Roggenstühung un- Baissespekulation. Berlin, 17. September I« der Frage der Roggenstützunz ha» sich, wie WTV.-HandelSdieust von unterrichteter Seite erfährt, von Tag zu Tag mit immer größerer Deutlichkeit heraukgestellt, daß eine umfang- re'che Baissespekulation in Verbindung mit politischen Tendenzen gegen die Stützungksieve betrieben wird. Die Mengen, die die Stützungkstelle einschließlich der Terminkäufe auk dem Markte nehmen mußte, haben mit 40000 l täglich eine Höhe erreicht, die e» völlig ausgeschlossen erscheinen läßt, daß tatsächliche laudvirtschasttiche Vertäufe a»ch nur annähernd in diesem Umfange den Angeboten kw« Handels zugrunde liegen. I« den acht Wochen von Mitte Juli bi» Mitte September sind vö« der Stützungtstelle meß, «l» 700000 » Roggen aufgeuommr« votde», denen aller-