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Sächsische Staatszeitung : 22.08.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-193008228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19300822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19300822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-08
- Tag 1930-08-22
-
Monat
1930-08
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 22.08.1930
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Gemeinsamer Wahlanftuf der Volkspattei. Wirt- schastspartei nnd der Konservativen? Wirtschaft--konjunktur trotz der Ermäßigung der Leistungen aus der Arbett«losenversicherung mit erneuter Mehrausgaben zu rechnen sei, da das Heer der Arbeitslosen vielleicht auf die Zahl von 3 Millionen anwachsen werde. Mit Lohn- Herabsetzungen ist auch nichts zu er reichen, denn sie verminderten die Kaufkraft und steigerten damit die Arbeitslosigkeit. Tatsache sei, dast die wirt schaftliche Misere daS ganze deutsche Volk vor ein, Aufgabe stellt, die nur durch das verflündniSoolle und opferbereite Zusammenarbeiten aller Volks- kreise gelöst werden kann. Auch die breiten Volks schichten, die schon jetzt schwere Lasten tragen, würden vielleicht noch schwerere auf sich nehmen müssen, aber sie müßten dabei da» Gefühl haben, daß gerecht verfahren wird. Auf dem Wege der Diktatur werden sich die Dinge nicht meistern lassen. Außenpolitisch wird ganz zwangsläufig der bisherige Kurs fortgesetzt werden müssen. Mit inhaltslosen Tiraden und zugkräftigen Phrasen könne man wohl politisch Ungeschulte begeistern, nicht aber die durch da» Diktat von Btrsaillr» ge schossene prekäre Lage erleichtern. Solche rhetori schen Kraftmeiereien werden uns weder da» Saar- gebiet fretmachen, noch die ohne Volksbefragung gewaltsam geschaffene Grenze im Osten ändern. Durch sie wird die finanzielle Last, die auch nach dem Joungplan auf unS ruht, nicht um einen Groschen erleichtert. Sie seien nur geeignet, Un- ruhe im Ausland auSzuIösen und daher die fried liche Änderung Unhaltbarer Bestimmungen de- FriederrSocrtrageS, die nur nach den Geboten der Vernunft im Wege der Verständigung erfolgen kann, zu erschwere». Die sozialdemokratische Reichsliste. Berlin, 22. August. Ter „Vorwärts" veröffentlicht heut« die Reichs- liste der SPD., die folgende Ramen aufweist: 1. Hermann Müller, 2. Otto Wels, 3. Artur Crt spien, 4. Rudolf Hilferding, 5. Marte Juchacz, 6. Otto LandSberg, 7. Wilhelm Dittmann, 8. Johanna Reitze, 9. Friedrich Stampfer, 10. vr Ludwig Marum, 11. Franz Scheffel, 12. Fritz Tarnow, 13. vr. Bölter, 14. Max Seppel, 1S. Heinrich Schulz, 16. Tony Psülf, 17. Nikolaus Sern- hard, 18. Rudolf Lengersdorfs, 19. Viktor Schiff, 20. vr. Hübler, 21. Bernhard Schwerdtfeger, 22. Luise Schiffgen», 23. Max Westphal, 24. Pfändner, 25. Leo Hör- lach er. Von der diesmal eingereichten Liste kandidieren an erster oder zweiter Liste in Wahlkreisen: Müller, Wels, Crispien, M. Juchacz, Johanna Reihe, Tony Psülf. S e haben bei der letzten Wahl sämtlich ihre Kandidaturen für die Wahl kreise angenommen. Soldat Leeuw freigesprochen. Berlin, 2L August. Ter belgische Soldat Leeuw, der vom Kriegsgericht in Lüttich in erster Instanz zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden war, weil er auf einen in französischer Sprache erteilten Befehl den Gehorsam verweigert halte, ist jetzt, wie au- Brüssel gemeldet wird, vom Berufungs gericht freigesprochen worden. Tie sreisprechende Erkenntnis sagt, daß Leeuw sich nicht geweigert habe, den Befehl an sich auszusühren, sondern nur, die französische als Befehlt spräche anzuer- kennen. Für die Flamen bedeutet die Frei sprechung Leeuws eine große Genugtuung. Berlin, 22. August. Tie Nationalliberale Koirespondenz veröffent licht einen von der Deutschen «olkspartei. der Wirtschaftkpartet »nd der Konservativen Volks» Partei erlassenen gemeinsamen Wahlaufruf, der für die Deutsche Volk-Partei von vr. Scholz und Kempkes, für die Wirtschafttpartei von Drewitz und Sachsenberg und für die Konservative Volls- Partei von Trevirano» und v. Lindeiner-Wildau unterzeichnet ist. Er hat folgenden Wortlaut: Tie unterzeichneten Parteien haben sich im letzten Reichstag für da» vom Reichspräsi denten v. Hindenburg begonnene Reform werk auf finanziellem, sozialem, wirt schaftlichem und staatlichem Gebiet und seine Sicherung und Erweiterung ein gesetzt. Cie hallen seine Durchführung für das dringendste Gebot der - deutschen Innen politik zur Sicherung ter deutschen Wirtschaft, insbesondere der deutschen Landwirtschaft, zur Rettung des deutschen Osten-, zur Erhaltung der Grundlagen der sozialen Gesetzgebung, zur Wieder- eingliedcrung des Millionenheeres der Arbeitslosen in den Wirtschaft-Prozeß, zur Wiederherstellung der Autorität de- Staate». Angesicht» der Rot von Volk und Baterland halten sie an diesen Zielen fest und werden sich dafür im Wahlkampf einsetzen. Darüber hinaus aber werden die Par teien bei voller Aufrechterhaltung ihrer politischen und organisatorischen Eigenart und Selbständigkeit dafür Sorge tragen, das; auch im künftigen Reichs tag die Grundlagen parlamentarischer Zusammen arbeit zur Durchführung dieses Hindenburg- Programms geschaffen werden. Zur Veröffentlichung de- gemeinsamen Wahl- ausrufS teilte gestern die RLE. der Pressedienst der DBP. mit: Ein hiesiges Mittagsblatt veröffentlicht wesent liche Teile des gemeinsamen Wahlaufruf», auf den sich die Deutsche Bollspartei, die WirtschastSpartei und die Konservativ« BolkSpartei geeinigt haben. Dieser Aufruf warderStaatSpartei mit einem Schreiben derDeutschen BolkSpartei zu gegangen, daß die Staatspartei zur Mitnnter- zeichnung aufforderte. In ihm wurde gleichzeitig mitgeteilt, daß die Veröffentlichung deS ge meinsamen Ausrufes erst morgen mittag er folgen sollte. Durch die vorzeitig« und teil weise Veröffentlichung des der Etaatspartei zur Unterzeichnung zugegangencn Aufrufes haben sich indessen die vorhergenannten drei Parteien ge zwungen gewesen, den gesamten Wahlaufruf schon heut« mittag der Öffentlichkeit brkanntzugeleu. O Oie WirtschastSpartei an gemein samen Aktionen uninteressiert. Berlin, 22. August. Zu den durch die Presse gegangenen Kombina tionen, die sich an die Unterhaltungen der Herren Scholz, TrrviranuS und Sachsenberg knüpfen, teilt der zweite Parteivorsitzende der Wirtschaft-Partei, Abgeordneter Colosser, für die Parteileitung mit: Diese Unterhaltungen stellen eine rein persön liche Fühlungnahme dar. Die WirtschastS- partei habe nicht mehr die Absicht, irgend welchen gemeinsamen Aktionen der an» gedeuteten Art b«izutreten. Im Anschluß an die von der Zentralleitung der! Wirtschaftspartei auSgegebenen Erklärung wird von! der Zentralleitung der Wirtschaft-Partei weite« mit geteilt: Die bekanntgrgebrne angeblich« Er klärung der drei Parteien, Konservative BolkSpartei, Deutsch« BolkSpartei und WirtschastSpartei, ist ein Anfang der Woche «»»gearbeiteter Entwurf, der »och di« Ge nehmigung der zuständigen Partritnpanzen finden sollte. Deshalb war vereinbart, «ine Ber- öfftntlichung «rst am Fr«itag oder Sonnabend vor zunehmen. Die vorzeitige Veröffentlich»«- ist also erfolgt ohne Zustimmung der Leitung der Wirtschaft-Partei, die ausdrücklich am Donnerstag auf telephonischen Anruf in der Partei- zentrale abgelehnt worden ist Der RcichsauSschuß der Partei, welcher in derartig«» Dinge» zu ent scheiden hat, tagt am 26. August. Oie Antwort der Deutschen Staatspartei an die Deutsche Volkspartei. Berlin, 22. August. Wie die Pressestelle der Deutsche» StaatS- partei mitteilt, hat der Haupt al tionS aus schuß der Staatspartei gestern abend in Anwesenheit der Herren Höpker-Aschosf und Koch- Weser aus den Schritt der Deutschen BolkSpartei folgende Antwort beschloßen, die brieflich zugestellt worden ist: Die Deutsche Staat-partei hat häufig betont, und hält es für selbstverständlich, daß man sich zur Befreiung deS deutschen Volkes aus schwerer Rot für da- begonnene Reformwerk auf finanziellem, wirtschaftlichem, sozialem und staatlichem Gebiete einsetzt. Sie ist deshalb auch einverstanden, daß dies in einem gemeinsamen Ausruf bckanntgegeben wird, wenngleich die Wirkung eines derartigen Aufrufe» nicht überschätzt werden darf. Eie hat lediglich insofern ein Bedenken, alS sic grundsätzlich auf dem Stand- punkt steht, daß die Person des Reichs präsidenten im Interesse seiner hohen und unparteilichen Stellung nnd ent sprechend seinem erst vor wenigen Tagen ausdrücklich geäußerten eigenen Wunsch nicht alS Vorspann in der Wahl- bcwcgung benutzt werden darf. Ferner ist formell noch zu bemerken, daß die Deutsche Staalspartei im letzten Reichstag noch nicht ver- treten war und daß deshalb nicht davon gesprochen werden kann, daß sie sich im letzten Reichstage sür daS Reformwerk eingesetzt habe. Sie schlage des halb vor, den ersten Satz folgendermaßen zu fassen: «Die unterzeichneten Parteien halten die Durchführung deS im letzten Reichstag begonnenen RcsormwcrleS aus finanziellem, wirtschaftlichem, sozialem nnd staatlichem Gebiete sür das dringendste Gebot der deutschen Innenpolitik." Ebenso bitten wir, im letzten Absatz das Wort „Hindenburgprogramm" durch „Pro gramm" zu ersetzen. Es darf zum Schluß zu Ihrem Schreiben be merkt werden, daß unser Bertrctrr aus den Ver handlungen über einen gemeinsamen Aufruf nur deshalb ausgeschieden ist, weil die übrigen Par teien damals mit dem gemeinsamen Ausruf die Ankündigung einer Fraktionsgemeinschaft verbinden wollten Nachdem der von uns von vornherein als nndurchsührbar erkannte Plan dieser Fraktions gemeinschaft an dem Widerspruch anderer Parteien gescheitert ist, hätte keinen Bedenken bestanden, an den Verhandlungen wieder teilz»nehmen. Mit dem Ausdruck der vorzüglichen Hochachtung gez. Arthur Mahraun. Sie SriWung der MI- nnd ptwiwschm, »eUta 1SZ0. Berl tu, 22. August. Die Große Deutsch« Fuakau-stellung 1930, die zu« erstenmal mit der Phonoschau Berlin 1930 vereinigt ist, wurde heule vor einem nahezu 2V0Y Personen »msassenden Kreis von Ehrengästen au- allen Krrisen der Wissenschast und Industrie, der Politik, Diplomatie und Press« um 10 Uhr vor mittag- sei«rlich eröffn«». Nach musikalischen Darbietungen rrössuele der Rundfunkkommissar de» Reichspostministerium-, Staatssekretär a. D. vr. Bredow, die Reihe der Ansprachen, der u. a. au-sührtr: „Der Rundfunk steht in Deutschland im 8. Jahr« einer Ent wickelung, und zum 7. Mal« legt die deutsche Funkindustrie Rechenschaft über ihre EmwickelungS- arbrtt ab. vergleicht man da», was 1923 war mit dem, wa» wir heute vor un» haben, so sehen wir «ine Entwicklung, wie sie in ihrem Umfange und in ihrer Tiefenwirkung im gleichen Zeitraum kaum dag«wesen sei» dürste .. Der Rundfunk, erst rin zaghafter Verluch, hat für die durch Grenzen, Klassen und Weltanschauungen »errtssene Menschheit eine Plattform geschaffen, auf der sie sich zum gemeinsamen Erleben zusammenfindet. Für alle Gebiete de» Wissen» und der Kunst ist der Rund funk zum Universalschlüssel geworden, der jedem zur Verfügung steht. Der leider verhinderte Herr Reichspostminister hat mich ermächtigt, den Au<steUern die besten Wünsche der ReichSregierung für eia gutes Gelingen der Aus stellung zu überbringe». Möge auch in diesem Jahre der Erfolg nicht au-blriben zum Besten d.r Wirtschaft und de» Rundfunk-." Hieraus erklärte Staatssekretär a. D. vr. Bredow die Ausstellung im Namen des Reichspostministers sür eröffnet. Bon starkem Beifall begrüßt »ahm nunmehr Prof. Albert Einstein daS Wort zu einer An sprache, in der er u. a. au-führte: Was speziell den Rundfunk anlaugt, so hat er eine rinziaart'ge Funk tion zu erfüllen im Sinne der Bölkervtrsölstung. Bis auf unsere Tage lernten die Völker einander fast ausschließlich durch den verzerrenden Spiegel der eigenen Tagespresse kennen. Der Rundsunk zeigt sie einander in lebendigster Form und in der Hauptsache von der liebenswürdigen Seite. Er wird so dazu beitragen, da- Gefühl gegenseitiger Fremdheit auSzutilgrn, das so leicht in Mißtrauen und Feindseligkeit umschlägt. Das geschäft-führende Vorstandsmitglied des Verbandes der Funkindustrie, vr. Erwin Michel, der namens der AuSstellungSleitung sprach, würdigte die große deutsch« Funkausstellung als hervor ragendstes Mittel für eine aufschlußreiche Marlt- orientierung. Da» eigens sür den Rundfunk geschaffene „Fest liche Vorspiel" von Höffer beschloß die eindrucksvolle Veranstaltung. vr. v. Oryander über die Neuordnung des Parteiwesens. München-Gladbach, 22. August. I« eiuer großen Versammlung, mit der dir Konservative Boll-Partei ihren hiesiM Wahlkampf eröffnete, führte ver Spitzenkandidat vr. v. Tryander aus: Die geschichtliche Bedeutung unserer Paitei- gründung besteht darin, daß in schwerster Rot die konservativen Kräste aus einflußloser Er starrung herausgeholt und dem parlamentarisch- republikanischen Staat sür Praktische Gegenwaitt- arbeit zur Verfügung gestellt werden. Nor so können wir auf die umfassenden Reformen, die wir fordern und die wir erhoffen, den ge bührenden Einfluß gewinnen. DaS Ziel der Überwin dung eines als unbrauchbar erwiesenen Systems be halten wir bei unserer Tagesarbeit klar im Auge. Minister Tietrich hat vollkommen recht, wenn er feststem, daß die Rechte mit Riesenschritten ihrem Zusammenschluß entgegengeht. Tie gemeinsame Heimatschuhstil. Bon O. Lrtzsfrrt. Ta kommt jemand zu mir, der sich ein Hau« bauen will. Solche Leute gibt es »och. In einer wunderschönen Gegend. Unsere Bauberatung hat ihm eine geeignete Stelle vorgeschlagen, er aber will durckaus eine andere, ungeeigrele. Das ist «ich!» Ungewöhnliches. Er vermutet vielleicht irgendeinen eigennützigen Grund, der unS zu dem Gegenvorschlag mit diabolischer Schläue treibt. Solche Leut« gibt es »och. .Ich würde," sagt der zukünftige Bauherr, um mich umzupimmen, .den Bau auch im wirklichen Heimatschutzsttl er richten." Da- Wort Heimatschutzflil höre ich dann «nd wann. Da frage ich: „Wal ist denn daS für ein Stil?" .Run das müssen Sie doch wissen —.Das habe ich wieder vergessen," sagte ich wie ei» P«n»Ller im Examen, »aber ich hab'» sicher einst gewußt." Jq, ich hab'- gewußt, ich besinne mich jetzt. ES war anno dazumal. In den Städten wurde in aller Emsigkeit gebaut. I» Dresden entstand di« König-Johann-Strafe. Ein j«d«S HauS im sogenannten Renaissancestil, ein jede- HauS mit einem Türmchen und eioem Srkercheu. Eine Butzenscheibrnromantik wuchs empor. Altdeutsche Würstchen wurden fabriziert. Tie Butzenscheiben sind erfreulicherweise verschwunden, die Altdeutschen leben erfreulicherweise noch. Und dieser aufgewärmte Etil .nach unserer väicr Weise" zog in die Borflädte und hinaus tn da» friedliche Land Und wenn dort eine Schule, ein Postgebäud« oder ein anderes bemerkenswerte» Bauwerk errichtet wurde, da griffen die Architekten und Baumeister mit heißer Begier nach oben- genanntem Rezept. Und ihre Werke waren mtt dorischen «nd korinthischen Pilaster» verziert. So wurde es in den Fachschulen gelehrt. Wohl mein te« vorsichtige Männer für da» Torf wären korin thisch« Pilaster nicht geeignet, die ständen dem Bollkempsinden feri^ Her genügten solche im rin- sacheren, dorischen Etil. Ta war es der Gründer unsere- HeimatjchuheS, Karl Schmidt, der gegen diesen Unfug Sturm lief. Er hörte nicht auf zu mahnen — Herr Sott, wie Ningt da- heule selbstverständlich! — daß wir zu einer schlichten Art de- Baue-, zu einer ländlichen Bauweise auf dem Torfe zurück- greisen müßten, Er ging tatkräftig vor, indem er die noch heute vorzüglichen Forsthäuser schuf. Wir hatten schon dazumal Schlagwörter. Nicht so viele und fettgedruckte wie heute. Und da- Schlagwort „Heimatschubstil" entstand Wir hatten e- nicht geprägt, aber e« besaß dazumal eine ge wiss« Berichtigung. Heule wird e- verall gemeinert und gedankenlos wettergesührt. teils um et« Bauwerk zu loben, teils um e< zu bespöttel». Wir können heute von einem ähnlichen Irr tum sprechen. Irrtümer sterben nicht aus, sie erwachen nur in anderer Form. Wir reden von einem .Bauhauistil". Biele, die dieses Wort ge brauchen, wissen nichts oder herzlich wenig von den Bestrebungen de- .Bauhause»"- Wen« sie aber neuzeitliche Möbel riechen, wen» sie einen Kastemchrauk erblicken, wenn irgendein Schuppe« kein Dach hat, so werfen sie gewichtig da« Wort BauhanSstit tn die Waagschale, und die ouderrn — es gibt furchtbar viel andere — staunen ob ihrer Sa-hkenntniS, Klugheit «nd ihres tiefen Künstlertums. So ging es und so wird es weiter gehe». Wenn aber Henle jede» anständige und gute Werk mit dem Ramerr Hetmaischutzstil bezeichnet würde, könnten vir un» beglückwünsche«. Aber dieser Name darf nicht nur von einem Verein, sondern vom deutschen Volke verliehen werden. Kra»keuhau-.Z-eale. Die Abneigung gegen das Krankenhaus, di« immer noch in manchen Kreise« der Bevölkerung herrschh ist 1i«s eingewurzelt u»d nicht ga»z un berechtigt. Wenn auch heut« die Kraule «HauS- behandlung einen so grvßen Umsaug augeuonrnien ha^ daß sich ihr kaum noch jemand entziehe» kau«, l» ließe sich doch noch so manche verbeffe» rung denken, die dem Kranken den Aufenthalt dort angenehmer gestalten könnte. Wie wäre nun das Ideal eines Krankenhauses? Darüber hat lürzlich der Direktor de- Buffalo City Kranken- Hause« W. S. Goodale in einem Vortrag ge sprochen, über den I. P. zum Busch in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift" berichtet. Schon die Aufnahme ins Epital beginnt häufig mit einer Enttäuschung, wen« der Patie«t nicht sofort, wie er erwartet hatte, den Ehesarzt zu sehen bekommt, sondern zunächst von Assistenten au-gefragt und allerlei ihm oft unbegreiflichen Untersuchungen au-gesetzt wird. Zu weiteren Klagen bietet die an Abwechslung so arme Kranken hau-küche Anlaß. Ten Patienten, der besonder» empfindlich tst, stören die Gerüche und Geräusche, die sich ost unliebsam bemerkbar mache«, denn nur in wenigen Kra«k«nhäusern sind die vor- kehrungen getroffen, die man in guten Hotel» findet. Der im allgemeinen Eaal untergebrachte Kranke fühlt sich gegrn dl« Slaffenpatienten da- durch zurückg«setzt, daß er seine verwandten und Freunde nur ein- oder zweimal in der Woche sür kurze Zeit sehe« darf. Ter Redner hält e« für leicht durchführbar «nd sür vorteilhaft für die rasche Eenesung, wenn der Rekonvaleszent täglich nach mittag» «nd abend« Besuche empfangen darf. Tte ,,Bedienung" läßt ebenfall« manchmal zu wünschen übrig, und es sollten daher außer de« Tag- und Nachtschwestern „Patrouille - Schwestern" vorhandeu sein, die uvgerusen von Bett zu Bett gehen und sich »ach de« Wünschen der Kranken erkundigen. Di« an sich langweilige Zeit der völligen Wieder herstellung wird oft noch dadurch verlävgert, daß eine gute Bibliothek fehlt und «icht für geistig« und körperlich« Beschäftigung gesorgt wird. Ein weiterer Übel stand liegt darin, daß sich di« Unter suchung meist nur auf die Organe beschränkt, über die der Kranke Nagt; der Patient, der »egen irg«»dei»er Erkrankung ins Spital kommt, müßte von Kopf bis za Fuß untrrsncht »erden, «m ein« »IrNich »«fassende Wiederherstellung zu bewirken. Der Amerikaner verlangt auch die Anstellung ge eigneter Personen, die nicht» weiter zu tun haben, al» persönlich« oder telephonische Anfragen löslich uns auSgiebtg zu beantworten, denn es wild — und nicht nur in Amerika — darüber gellagt, daß der Verkehr mit dem Publikum vielfach recht kurz angebunden ist. Alle Cchwerkranken sollten aus einer besonderen „Gefahrenliste" siehe», die auch Ramen und Adresse ihrer Angehörigen enthält, so daß diese sofort benachrichtigt werde» können, wenn eine Verschlechterung de» Befindens »intritt. Bor der Entlassung hat der „soziale Dienst" fest- zuflellen, ob der Kranke ordentliche Kleider besitzt, ob ihn ei« Verwandter oder Freund begleitet und ob er wenigstens einige Barmittel ausweist. Jedes Krankenhaus sollte seinen Stolz darein setzen, ebenso geleitet zu sein wie ein gute- Hotel, indem der Direktor all« Angestellten zu größter Höflichkeit erzieht und zu dem Grundsatz, daß der Gast stet» recht hat. Krankenhäuser sind nicht vazu da, um Plätze sür die Angestellten mit Ein schluß der Ärzte zu schaffen, sondern um kranke Menschen zu heilen und Ihnen ihr besonder- schweres Los möglichst angenehm zu gestalten. Ser Laagvasenaffe. Ter seltsamste u«d groteSkeste Vertreter deS so zahlreichen Sffengeschlechtes tst der Langnasenaffe, Lemoopitkoe«, oanali, faivutr«, der sich nur in den Urwäldern von Borneo findet. Bo» diesem seltenen Stamm hat jetzt eine amerikanische Ex pedition einen ausgewachsenen Vertreter nach Lhtnaco gebracht, wo der seltsam« Gesell« da- größte Aufsehen erregt hat. Sein Elown hat je die abenteuerliche Phantasie ausgebracht, sich mit einem so großen und sonderbare» Riechorgan zu versehe», wie es dieser Affe von Natur besitzt. Tie wett hervorspringende Nase häng« ihm haken förmig über dt« Oberlippe herab, tst tn der Mitte breit, am äußersten E«d« scharf zugespttz« und auf dem Rücken mit einer leichten Furche versehe»; die riesigen Rasenlöcher vervollständigen da« unge heuerliche Bild. Die Karikatur etnes Menschen-
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