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Sächsische Staatszeitung : 25.06.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-193006255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19300625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19300625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-06
- Tag 1930-06-25
-
Monat
1930-06
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 25.06.1930
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»rite r zu Ar. 14» ». «LrMch« -r Aussprache über -le Osthilse Im Reich-Iag. 182. Sitzung am 2«. Juni. Ohne Aussprache wurde in d« Dienstag-Sitzung des Reichstage» zunächst ein Nachtrag zur Denk- Ichrist de- Rechnungshofes dem Hauthaltausschuß überwiesen. Dann wurde die zwei!« Beratung des Haus halts des «elchperuShruitikSmiuifterium» fortgesetzt. Abg. Frehbr (WirtschaslLp.) betont, die letzten zrliprlilischen Maßnahmen hätten bisher noch trtne positiven Wirkungen gehabt. SS müsse also nach anderen Mitteln gesucht werden, um den Absatz der landwirtschaftlichen Produkte zu fördern. Wir müssen das Problem der Gestehungskosten arfassen und müssen endlich einmal ganz energisch Stellung nehmen gegen da» Trust-, Syndikat- und Konzernsystem mit seiner Preispolitik, die sür da« Gewerbe und auch für die Landwirtschaft die Ge stehungskosten so steigert, daß eine Rentabilität ausgeschlossen ist. Die Industrie hat immer nur den Export im Auge gehabt und den Inlandmarkt nicht Pfleglich behandel». Die Rohstosspreise in Deutschland müssen endlich abgedaut werden Höchst bedenklich ist auch die Überspannung der Zinssätze seitens unserer deutschen Großbanken. In der Zollpolitik sür landwirtschaftliche Produkte werden wir von dem System der Meistbegünsti gung abkomme» müssen Zur Förderung ke» RoagenabsatzeS beantragen wir, daß den Erwerbs losen ein Teil ihr er N n t e r st ü tz u n g in Form von Roggenbrot-Gutscheinen ge- geben wird. Wir begrüßen er, daß aus gesetzlichem Wege die Verarbeitung deutscher Fette bei der Margarinesadrikation durchgesetzt werden soll. Ter deutsche Osten ist in den letzten zehn Jahren immer dem Westen gegenüber benachteiligt worden. W»r sehen in dem Osthilsegeseh einen ersten Schritt zur Lösung des OstproblemS, da» zu einem gesamt deutschen Problem geworden ist. Abg. Mache (Soz.) weist aus die ungeheure Not des deutschen Osten» hin. Die Sozialdemo kratie wolle dem kleinen Landwirt im Osten helfen, sie wende sich aber dagegen, daß die Osthilse zu einer Suboentionkpolitik zugunsten der Großgrund besitzer gemacht wird. Die Not des Ostens ist in erster Linie eine Rot der Arbeiter, der Kleinbauern, des Handwerk» und Gewerbes und der Gemeinden. Abg. Freiherr v. Rhetnbabe» (D. Vp.) begrüßt das Osthilsegejetz. Die Not d«S Ostens sei nicht nicht nur eine Not der Landwirtschaft, sondern euch der Industrie, des Gewerbes und der Ge meinden In den notleidenden Gebieten des Ostens sollte man überhaupt von der Einziehung der Jndustriebelastung absehen. Durch eine Reform der Jndustriebelastung müßte der oberschlesischen Kohlenwirtschaft ein Ausgleich gewährt werden sür die Schädigungen, die ihr beim Jntrastireien des deutsch-polnischen Handelsvertrages durch die Kon- kurrenz der polnischen Kohle erwachsen werde. Bon einem Oflmoratorium kann natürlich keine Rede sein. Die unbedingte Voraussetzung sür die Ost- Hilse ist die Sanierung der Reichssinanzen. Dieses Junktim ist ganz natürlich geblieben. Ohne Doungplan würden uns auch noch die 7V0 Mil lionen fehlen, die wir sür die Osthilse brauchen. Abg. SlSnneburg (Dem.) begrüßte es, daß das Osthilfegesetz von ver Regierung ausdrücklich als Fortsetzung des Dietrichschen Ostpreußengesetzes be zeichnet worden ist. Wir werden im Ausschuß positiv an der Vorlage Mitarbeiten. DaS Kernstück der Hilse wäre erreicht, sehr vielen ostpreußischen Agrarbetrieben wäre dauernd geholsen, wenn iynen der erste Hypothelarkredit verschafft werden könnte zur Ablösung der hochverzinsten kurzfristigen Kredite. Die entscheidende Frage ist die Umschuldung. Von der Kommunistischen Fraktion ist in zwischen ern MrßtrauenSantrag gegen den Reichsernährungsminister Schiele ein- gegangen. Abg Gras Eulenburg (Dnat) weist daraus hin, daß selten ein Kabinett hochgespannte Erwartungen .einer Anhänger so rasch und gründlich enttäuscht habe wie da» Kabinett Brüning-Moldenhauer. Diese Entiäuschung wirke sich auch in der Land- Wirtschaft aus. RetchSernährungtmimster Schiele erklär», die Durchführung der Osthilse solle in enger Verbindung mit den Ländern, voraliem mit Preußen, ersolgen. An der Spitze der entscheidenden Stellen müßten Persönlichkeiten stehen, die von jeder Bindung, auch jeder polt tischen Bindung, frei sind. Der Minister wendet sich dann gegen die von den Sozialdemokraten am Etat beantragten Strei chungen. Die Stützung der Biehmärkte sei durchaus notwendig. Bei Annahme der sozial demokratischen Anträge könnte auch dem Obst- und Gemüsebau nicht die nötige Hilststellung für die Verbesserung der Absatzorgamsation gegeben werden. Die Bereimguug de» inneren Marktes sei auch aus dem Getreidegebiet dringend notwendig. Damit sei auch eine Regelung der Viehproduktion möglich, die die Unausgeglichenheit besonder» in der Schweine- Produktion adstellt. Der sozialdemokratische Antrag auf Aushebung de» VermahlungSzwange» sür Jnlandweizen ist mir unverständlich. Diese Maßnahme ist von sozial- demokratischen Mitgliedern der früheren Kabinett» als notwendig bezeichnet worden. (Ruse bei den Soz.: „AIS vorübergehende Maßnahme!') Es ist manchmal notwendig, vorübergehende Maßnahmen zur Dauermaßnahme zu machen. In der Ge- sriersleischfrage haben wir mit den Impor teuren verhandelt und sestgestellt, daß vor der letzten gesetzlichen Regelung Abschlüsse von nicht weniger al» 36 000 Tonnen vorlagen Wir haben das auf 12500 Tonnen reduziert und weiter verhindert, daß dieses Fleisch auf den freien Markt drückt. Wk haben bei un« einen Übeifluß an Rindfleisch zu Friedenspreisen. E« besteht also kein Bedenken mehr, am 1. Juli die Beschränkungen der Gefrier- fleischeinsuhr voll in Kraft zu setzen. Abg. Herbert-Franken (Bayr. Lp.) führt aus, den Landwirlen sei mit dem guten Rat, den Noggenbau «iuzustellen, nicht geholfen. Die hei mische Produktion müsse ausreichende Schutzzölle erhalten. Das neue Weingesetz müsse so gestaltet werden, daß es den deutschen Winzer schützt. In den Notgebieten sollte man die Winzerkredite und die rückständigen Steuern niederschlagen. Abg. «erschdaum (D. Bauernp.) stimmt der Osthilfe, dem Milch- und Weingesetz zu. Das Miß verhältnis zwischen den niedrigen Erzeuger- und den hohen Verbraucherpreisen sei nicht zu veistehen. Um 3 Uhr wird die Beratung unterbrochen, um die in der letzten Woche zurückgestellten Abstimmungen nachzuholen. Der Haushalt des Reichst n neu Mini steriums wird angenommen. DieAusschuß-Entschließung auf recht liche Gleichstellung der Feuerbestattung mit de'r Ervbestattung wird gegen die Linke abgelehnt. Die übrigen Ausschuß- Entschließungen iverden angenommen, darunter auch jene, die Maßnahmen gegen die Herab setzung undVerächtlich mach» ngderWelt- anschauungen verlangt. In namentlicher Abstimmung wird dann auch mit 237 gegen 177 Stimmen bei einer Enthaltung eine Entschließung vr. Schreiber (Z.) an- genommen, die sich von der AuSjchußentichlie- ßung dadurch unterscheidet, daß sie statt „der Welt anschauungen" sagt: „des Religiösen". Hierauf wird der Haushalt des Mini steriums für die besetzten Gebiete an genommen. Dazu wird die Ausschuß - Entschließung an genommen, die mit dem Dank an die Rhein länder den Ausdruck des Schmerzes darüber der- bindet, daß die neutralisierte Zone durch die ein seitige Entmilitarisierung weiterhin minderen Rechtes bleibt und daß das Saargebiet noch nicht seinem Mutterland« zurückgegeben ist. Vie Aheinlandräunmng. «ir»»»de», 2«. -uni. Nach einer Mitteilu«, der «eichSvermöge«»- »«rwaltnna find bi» gestern die vrte Lppr«- heim, Alzey, Frankfurt a. M, Höchst, Lberstei«, Idar, TürkiSmühle, Bir kenfeld, Kirn, Bingen und W»r«d von Befatzungstruppen, «endarme» und Sicher- Helt-Polizisten vollständig frei geworden Nach einem Divisionsbefehl de» General» Mangin sindet in Landau morgen noch einmal eine große Parade der noch anwesenden französischen BesatzungS- truppen statt. Anschließend werden die Truppen nach Frankreich verladt». General Mangin selbst wird am gleichen Tage dem Bürgermeister von Landau seinen Abschiedsbesuch machen, um dann mit seinem Gencralstab die Pfalz gleichfalls zu verlassen. Gestern vormittag wurde von den franzö sischen Truppen auf dem Militärfriedhof noch eine Feier veranstaltet, bei der Kränze mebergelegt wurden. Die französische gesthalle, daS Militär- lazareit und ein Teil der bis jetzt benutzten Ka- lernen wurde» gestern zurückgegeben. Der General flab der sranzösijchen Armee in Mainz wird, wie auf Erkundigungen an französischen Stellen mit geteilt wird. Mainz erst am 30. Juni verlassen. Ver Kanpf am Preise un- Löhne. Berlin, 25. Juni. Wie in gut unterrichteten politischen Kreisen verlautet, sind die direkten Verhandlungen -wischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern über da» Problem der Prei». und Lohnsenkung, di« trotz aller Schwierig keiten bisher in der Schwebe gehalten wurden, nunmehr als beendet anzusehen. ES wurde gestern vereinbart, daß der RcichSwirtschafrSrot dieser Tage, weiter verhandeln soll. Di« not wendigen Schritte dazu sind bereit» eingeleilet Damit sind also die direkten Verhand lungen nunmehr gescheitert. Um -ie Bersassungsmäßigleit ver preu ßischen Sammelschulen für nicht am Religionsunterricht teilnehmende Kinder. Leipzig, 25. Juni. Vor dem StaatSgerich'Shof begann gestern die Verhandlung eines verfassungsrechtlichen Streite» zwischen der deutschnationalen Fraktion im Preußischen Landtag und dem Lande Preußen um die Verfassungsmäßigkeit des Er lasses des preußischen Kultu»ministeriumS vom 14. Znni 1928, der die Zusammenfassung von nicht am Religionsunterricht teil nehmenden Kindern in Sammelschulen normiert. Die Landtag»fraklion beantragt« sest- zuflellen, daß d«r Erlaß mit der Reichsversassung und dem preußischen SiaatSrecht nicht vereinbar sei. DaS Land Preußen, das durch Ministerialrat vr. Lands vom Kultusministerium vertreten wurde, machte geltend, daß die durch den Erlaß getroffene Neuregelung durch Artikel 149 der Rerchsversaffung, durch den die Erteilung des Religionsunterrichtes in das freie Belieben der Lehrer und die Teilnahme der Kinder am Reli gionsunterricht in da» Belieben der erziehungS- berechtigten Personen gestellt wird, bedingt werde. DaS Kultusministerium habe we beanstandeten Maßnahmen im Einvernehmen mit dem Reichs- ministerium de» Innern getroffen Auch ein Ver floß gegen Artikel 40 der preußischen Verfassung liege nicht vor, da es sich um den Erlaß eines Mini sterium» handele, nicht aber um eine organisatorische Anordnung eo»fsrr!o Z um 400. Gedenktag de» AugSburgischen Bekenntnisse» am 25. J»«i. Von vr. Otto v. Toehre«, Dresden. Treizehn Jahre unaushörliche« Wachsen» und Reisen» waren sei» dem Thesenflreit de» großen Resormator» über die deutschen Lande gegangen. Mit allen Mitteln verfügbarer Macht hatten Papst und Kaiser versucht, den abtrünnigen Ketzer in den Schoß der alleinseligmachenden Kirch« zurück- zusühren. Drei Religionsflreitgespräche, päpstticher- seit» geführt von den polemisch befähigtsten Köpsen ve» altgläubigen Lager», Eajetan, MiUr- und Eck und drei glanzoove Reichstage in den Manern von Speyer und WormS waren ohne den erhofften Gewinn sür die römische Kirch« v«rlaufen. Seit einem vollen Jahrzehnt kündete das Wormser Edikt die rigorose Vernichtung von Luther» Person Schrifttum und Anhang. Tie glaubenSkrittsche Kampstat eine» unbescholtenen Augustinermönche» war zu einer allgemeinen, volkumspannenden geifleSkulturellen Bewegung von epochalem Ausmaß geworden. Im italienischen Bologna vereinbarten Kaiser und Papst einen letzten entscheidenden Schlag gegen da» hossnungtsroh ausblühende Werk der Reformation. Ein neuer Reichstag, vorgesehen in der Hochburg de» katholischen Südens, wurde sür di« Apriliag« de« Jahre» 1530 nach Aug»burg berufen. Beilegung der kirch lichen Zwietracht und gütlichen Vergleich stellte da» Dekret der kaiserlichen AuSichreibung in Aussicht. Die Theologen de» evangelischen Lager», an ihrer Spitze Melanchthon, IonaS und Bugenhagen, waren zur programmatisch-statutari schen Fixierung der neue» Glaubenslehre ent schlossen. Luther schied au». Gebunden tu Acht und Bann, war «» ihm versagt, persönlich vor dam Reichstag zu erscheinen Im sichernden Ge wahrsam der thüiingijche« Fest« Koburg gehalten, blieb «r rein literarisch an Verlaus und AuSgang der Augsburger Großkampftage beteiligt. In glauben»«ifrtgen, herzerfrischenden, zum trotzigen Durchhalten ausmunternden Briesen stärkte er dein schwächeren, nur allzusehr aus Vermittlung und Ausgleich der Gegensätze gestimmten Freunde Melanchthon den Rücken. In einer geharnischten „Vermahnung an die Geistlichen, versammelt aus dem Reichstag zu Augsburg", einem denkwürdigen Dokument, da» in Tausenden von Exemplaren unter den Teilnehmern des Reichstag« Verbrettuvg gefunden und besten Lektüre in richtiger Wür digung seiner Tragweite vom Kaiser verboten wurde, appelliert« Luther noch einmal an daS Gewissen der katholischen Welt. Der ganz« streit bare Luther, der sieghafte Held von Worm», ge winnt in den Worten jener „Vermahnung" plastische Gestalt, wenn er schreibt: „Ihr wollet Gott die Ehre geben, euch erkennen, büßen und bester» Wo nicht, so nehmt mich hin. Lebe ich, so bin ich eure Pestilenz, sterbe ich, so bin ich euer Tod. Gott hat mich an euch gehetzt, ich muß euch ein Bär und Löwe sein. Ihr sollt vor meinem Name« keine Ruhe haben, bis daß ihr euch bessert oder zu Grunde gehtl" Eine Streitschrift vr. Ecks „Uber 404 Irr lehren Luthers, Melanchthons und Zwinglis" leitete den Kampf der Kontroversen von Augs burg ein. Die Signatur unversöhnlichen Haste« wurde hiermit von katholischer Seile^egeben. In der Vornehmheit des ausgeglichenen Humanisten verfaßte Melanchthon die „Apologie", eine Ver teidigungsschrift gegen die Anwürfe Ecks. Jene Erwiderung ist die Grundlage zur Abfassung de« AugSburgischen Bekenntnisses, der „6ont«»io Augu stana", de» Glaubensprogramm« der evangelischen Kirch« geworden. Luther erhielt eine Abschrift de« entscheidend wichtigen Dokument». Sei«« gut achtlich« Stellungnahme bekundet« freudig«» Ei»- verstehen, zollte dem Verfasser rückhaltlos Aner kennung und Dank und schloß mit den b«z«ich. neiden Worten: „Ich hab Magister Philipps«»» Apologi« üb«rles«n. Die gefällt mir sehr wohl und weiß nicht« dran zu bessern noch zu ändern. würde sich auch nicht schicken, denn ich so saust und leise nicht treten kann." In 28 Artikeln saßt« da« Bekenntnis die Grundzüg« des evangelischen Glaubens zusanunen Die sächsischen Kanzler Brück und Beyer gaben sedcrgewandt der Lookossio ihre originale Fassung, der eiste in lateinischer, der zweite in deutscher Sprache. Der Nachmittag de» 25. Juni brachte die Entscheidung. In der 200 Personen fastenden Kapellenflube des bischöflichen Palastes erfolgte iu zweistündiger Lesung die Übergabe des Glaubens bekenntnisse« an den gespornten auflauschenden Kaiser. Ter Eindruck war überwältigend. Tie historische Größe der Situation zeichnete Spalatin mtt den trefflichen Worten: „An diesem Tage ist der allergrößten Werke eines geschehen, die je auf Erden vollzogen worden." Selbst autoritative Per sönlichkeiten de« gegnerischen Lager» brachten un- verhüllt ihre Bewunderung über di« Haltung d«r evangelischen Theologen zum Ausdruck. So be zeug!« d«r Btschos von Augsburg, Christoph v. Stadion, ehrlich und anerkeunend: „Was vor gelegen, ist reine Wahrheit, wir können e« nicht leugnen." Und de» Kaiser» Beichtvater erklärte: „Ihr habt eine Theologie, die man nur begreift, wenn man viel betet." Di« überz«ugende Kraft ver „Augustana" strömte au» der Einheitlichkeit ihrer Beweisführung mit dem Schrifttum der Bibel An diesem Fundament allein entschied sich ihre Jahrhunderte überspannende, weltumgestaltende historische Geltung. Kein Geringerer al» der streng- katholische Herzog von Bayern bemerkte, mtt psychologischem Scharfblick diese Zusammenhänge erfassend, zum Erzbischof Albrecht von Mainz: „So höre nun wohl, di« Lutherischen sitzen auf der Schrift und wir Päpstlichen daneben. Siehe, wie fein hatten unsere Theologen bei un», di« Lutherischen hab«» ihr« Dt»gr allein in der Schrift ,» beweise«, wir hab«»'» außerhalb der Schrift " Ohne Zweifel I Der Sieg der Lmheraner war e»tschiede». Richt» änderte an dieser Tatsache da» Schriftwerk d«, „Tonfuiation", jene überau» kem- peramentvolle römisch« Widerlegung, die, be«»f Mistvooch, rs Juni i-s« > «— ' — ».< Zum ha»»tz«1t de« R«ichS»i,t1chas4E- Ministerium», der i» der AuEchußsastzuig «I. genommen wird, werd«» verschiedene SnstW. ßuugen angenommen, in denen Ausgabenbuch und verwaUungSrefolM, Exportförderung unk Maßnahmen gegen die Kapitalflucht gefordert werden. Angenommen wird auch der Antrag der kn gesetzlichen Schutz rer BeiusSbezeichnung „Architekt" verlang». Der Haushalt de» Vorläusig,« ReichSwirtschastSrat» wird unverändert an. genommen. Run folgt die Abstimmung über den vom Rech«, ausschuß vorgelegten Am«estiegesetze«lwupf. Für den entscheidenden Artikel I des Gesetzes, dessen versassungSändernver Eharalter in der Ejn- letlung sestgestellt ist, werden in der namentlichen Abstimmung 231 Ja-Karlen abgegeben, dageoen 182 Rein-Stimmen von den Sozialbemokaien, Kommunisten und einer Minderheit der Bayrischen Volkspariei. Vizepräsidenfksser erklärt nach der Abstimmung über den Artikel II das Gesetz in zweU sr Lesung sür angenommen. Bon verschiedenen Seiten wird gerufen, es möge a>eich die dritte Beratung vorgenommen werden. Vizepräsident Eifer erklärt aber, auf dringenden Wunsch des ReichSjustizminifler« werbe die dritte Beratung erst später ersolgen. Nachdem noch die Einjprüche der Abgg. Stöhr lNaisoz.) und vr. Toebbe 1» (Natsoz.) gegen ihte Ausweisung au« einer früheren Sitzung gegen die Stimmen der Rational,ozialisten und Deutschnalio- nalen abget«hnt worven sind, wird die Aussprache über den Haushalt des NeichSernährungs- Ministeriums wieder ausgenommen. Aba. Berg«««« (Soz.) wendet sich gegen das Einfuhrscheinsystem zur Förderung der SchweineauSsuhr. Der Landwirtschast könne inan besser helfen durch eine Steigerung der Kaufkraft der breiten Massen. Der Ruf nach Lohn, abbau wirke lanvwirtschaftseindlich. Abg. Hermeter (Dnat.) betonte die NoichnKia. keit der Ausgabensenkung zum Zwecke der Wied«. Herstellung der Rentabilität der Landwirtschast. Diese Forderung set um so dringender, als im Lause der Jahre die Lasten immer größer, die Rente immer geringer geworden seien. Besonders drückend sei die Zinsenlast. Während vor den, Kriege bei einer rentablen Landwirtschaft die -M- sätze 3 bis 5 Proz. betrugen, seien sie heule 8 bis 12 Proz. Wenn nicht Abhilfe gesck-affen weiss, müsse Lie Verschuldung automatisch zunehme». Abg. Warnke (Z.) verlangt sür den Osten eine Siedlungspolitik, die sich sernhalie von lon- sessioneller Voreingenommenheit. Jetzt sei im Osten vielfach eine Bevorzugung der evangelischen Siedler zu beobachlen. Der Osten müßte auch von der Reichsbahn uns der Rerchspost besser be, der Aus- tragsvergebniig berücksichtigt werden. Abg. Hitdebrand (Dl. Bauernp.) sordeu schleunige Änderung der Miichzöil«. Für die Fortbildung der bäuerlichen Beoöllerunq müßten größere Mittel zur Verfügung gestellt wer- den. Das Osthilsegesetz sollte auch der Not in Schlesien Rechnung tragen. Für Oberschlesien müßte eine besondere Landstelle errichlet werben. Abg. Frau Wurm (Soz.) bedauert, daß das wichtige Milchgesetz erst m letzter Minute dem Reichstag zugegangen sei. Sie empfiehlt den sozialdemokratischen Antrag zur Annahme, der die Aushebung des Vermahlungszwanges sür Inland- weizen fordert. Nach ^7 Uhr verlagt daS Haus die Wsitsr- beratung auf Mittwoch. 10 Uhr. Außerdem: Etat des Auswärtigen Amt«. Oie Belastung -er Straßen Surch Kraft- wagen. Berlin, ^5. Junl. J,n VerlehrsauSschuß deSRetchstagS wurde eine Entschließung angenommen, nach der di« Reicheregierung ersucht wird, dem Reichs- tragt vom Kaiser, zwanzig auserlesene Theochen de» katholischen Lagers, unter ihnen die bewähilen Feind« de» Reformators, Eck, LochläuS und Jaber, eilfertig verfaßten. Mit Entschiedenheit wiesen die Evangelische» das Ansinnen des Kaisers, sich durch die Argumentationen der Consuialion des Irrtums übersührt und überwunden zu erklären, zurück. Kar Melanchthon infolge der unoerhüll» drohenden Haltung des Reichstag- zu weiteren Zugeständnissen be reit, fo sprach der abwesende Luther ein entjchie- vene» Nein. Unvergessen bleiben die Worte seiner in den Tagen de- Schwanken» an Melanchthon ge richteten Briefes: „Ich höre, daß ihr das wunber- liche Werk unternommen, den Papst und den Luther zu vereinigen. Aber der Papst wird nicht wollen, and Luther verbittet sich" Tie Niederlage der römischen Kirche war voll- endet vor aller Welt. Kleinlaut ging der Reichs tag aukeinander. Gein „Abschied" proklamierte die Erneuerung des Wormser Edikts. Außenpolitische Komplikationen, unverkennbar Auswirkungen der jahrzehntalte« groteskt angelegten imperialistischen Politik de» ländergieiigen habsburgischen Kaisers, sowie die erneut in den Oflbezirken österreichischer Lande herausziehende Türkengesahr einerseits, der Zusammenschluß der Evangelischen im Schiiialkol- dischen Krieg-bunS anderseits, bestimmten die ka tholisch« Ktrche, von einem militärischen Einschreiten gegen die Sieger von Augsburg Abstand zu nehmen- Unberührt von der Todeldrohung deS Wormser Edikt», pries der Reformator sich glücklich, „diese große Stunbe erlebt zu haben, in der Christus durch solche seine Bekenner vor so stattlicher Ver sammlung öffeniltch in einem so trefflichen Be kenntnis gepredigt worden ist". Wie «ine stolze Schlußapolheos« erklingen heute Luther» Worte über da» W«ttreich der evangettschen Lhristenheit: „Der ReichAag zu Augsburg ist mit k«inem Gelbe zu bezahlen «m de» Vekenntviffts de» Glauben» utid de» Worte» Gotte« will««, so von den Unsern ge- ta» ist, denn da haben di« Widersacher bekennen müfstn, daß unsere Lonsefpon rech» und wahr ist" Dem Reform«wr und sei»em großen Freunde
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