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Sächsische Staatszeitung : 18.06.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-193006184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19300618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19300618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-06
- Tag 1930-06-18
-
Monat
1930-06
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 18.06.1930
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Rededuell zwWen dem Reichsinnenminister und dem thüringWen Minister 0r. Frick im Reichstag. 177. Sitzung am 17. Juni. Die zweite Beraiung des HauShalkS des RcichSinnenministermms wird sortaesetz». «bg. Fihr. v. K«dorN (D. vp.) beschäftigt sich mit dem Problem der Überfüllung der Universitäten. Es sei setzt so weit, daß im Jahre 1931 mit 321 OkO stellenlosen Akademilein zu rechnen sei. Im Konflikt mit Thüringen billigen wir durchaus das Vergeben des Ministers vr. Wirth. Nationalsozialisten gehören nach ihrer ganzen politischen Einstellung nicht an leitende Beamteuposten. (Abg. Stöhr sNat.-CozJ erhält wegen u»Parlamentarischer Zurufe zwei Ordnungs rufe.) Keine Rcichkgewalt kann es sich gefallen lassen, daß in der Weise mit ihr Cchindluder ge trieben wird, wie es in Thüringen geschehen ist. Der Fiicksche Erlast über die Echulgebcte war eine Blasphemie. (Große Unruhe bei den Nat.-Soz. — Abg. Stöhr wird vom Präsidenten aus dem Saale gewiesen, als er ruft: „Das ist zum Kotzen!") Der bedauerlich« Konflikt mit Thüringen beweist die Notwendigkeit einer Beschleunigung der Reichs reform, die Schluß macht mit der Selbständigkeit der Emzelstaaten. — Der Redner wendet sich dorm gegen die gestrigen Ausführungen des Abg. vr. Spahn, ersucht aber gleichfalls u m Aufhebung des EtahlhelmverbotS tm Westen. Die Nniformverbole seien zu begrüßen, die Durchführung des WassenverboteS müsse noch energischer erfolgen als bisher. — Für die Wahlreform sei nur entscheidend die Frage, ob man den Proporz beibehalten will oder nicht Bleibt ter Proporz bestehen, dann bleibt im wesentlichen alles deim alten. Wir als kleinere Partei halten am Proporz fest. Wir hoffen, daß uns eine ReichstagSauflösung erspart wrrd. Cie wäre zu vergleichen mit einem Selbstmord aus Angst vor dem Tode, denn der auS den Neuwahlen hervorgehenbe Reichstag würde auch nicht arbeite, fähiger sein als der jetzige. Meine Freunde lehnen das Rotopfer ab, sind aber bereit, an allen anderen Lösungen positiv mitzuarbeiten, und sie werden hier wie immer das Vaterland über Lie Parteien stellen. (Beifall b. d. D. Bp.) Abg. Drrwitz (W.-P.): Wir bedauern, daß man jetzt von „Notopser" und „Reichs Hilfe" spricht, statt das Kind beim rechten Namen zu nennen. Es ist doch so, daß wir seit 1927 Aus gaben beschlossen haben, die wir heute nicht mehr ausrechterhallen können. Dazu gehört auch die Beamtenbejowungsreform. Die Ankurbelung der Wirtschaft darf nicht mit Lohnabbau beginnen, fondern mit einem Abbau der Gestehungskosten. Wenn das Wahlalter auf 21 Jahre deraufgesetzt wird, dann wird erstens die Zahl der Mandate aus ein vernünftiges Maß vermindert, und zweitens kann sich dann der Nationalsozialist vr. Frick seine Wähler nnt der Laterne suchen. Zur Reichs- re form werben wir ganz von selbst kommen unter dem Druck der wirtschaftlichen Not. Ich traure dem allen System nicht nach, aber das Gute aus diesem System wollen wir in den neuen Staat übernehmen, Lie Förderung der Selbständigkeit und Cetbstverantwortlichkeit des Staatsbürgers. Wir müssen die Ausgaben senken, dazu glhört auch eine Änderung des Desoldungs gesetzes. Wir müssen vorgehen gegen die Doppel verdiener, gegen Lie hohen Pensionen, gegen die übermäßig hohen Gehäller und gegen den Unfug der Ministerialzulagen. Wir verlangen auch eine Herabsetzung Ler Aufwandsentschädigungen für die Abgeordneten. Wn bekennen uns zur Republik, aber nicht zur sozmlisti'chen, sondern zur bürger lichen? (Beifall b. d. Wmschp.). Abg 0. Mumm (Christl Nat.) bedauert die Zu spitzung Les Konfliktes mit Thüringen. Der Schul- gebeterlaß ist zwar nach Anhörung, aber nicht tm Einvernehmen mit der Lirchensertretung heraus- gegangen. Einige der empfohlenen Gebeie sind mit dem Geist Ler christlichen Religion nicht ver einbar. Das Schulgesetz bedarf sorgfältiger Vorbereitung, aber eS darf nicht aus finanziellen Gründen verzögert werden. Der b.-dcukliche Ge burtenrückgang sollte dazu führen, daß den kinderreichen Familien größere steuerliche Srlnch terungeu gewährt werden. Die Übersteigerung Les BerechtigungSwcieuS muß aufhören. Hinsichtlich des „Ciahthe.mvnbolS" kommen wir hoffentlich bald auf dem Wege ruhiger Verhandlung zu ciner befriedigenden Lösung. Wir wünschen di« be schleunigte Vorlegung des Neichstheater- gesetzes. Beim Rundfunk wende ich mich da gegen, daß Weltanschauungen zum Wort kommen, die ich bekämpfe, aber ich bedaure die Ceichiheit, die undeutiche Art eines so großen Prozentsatzes der Darbietungen. Wir wollen nicht die Wieder herstellung einer Staatsiirche, sondern eine klare Unterscheidung zwischen den Aufgaben des EtaateS und der religiösen Gemeinde. Abg. Leicht lBayr. vp.): In ter Frage des Konflikts mit Thüringen können wir uns dem Abg. v. KarLorsf anschtießen. In daS christliche Gebet darf eine politische Partri nicht Hineinreden. In da? Gebet darf man auch nicht die Verurteilung ganzer Volksgruppen einflechten. Das Uniform- verbot muß allgemein durchgesührt, der Schutz der Wahlversammlungen verbessert werden. Abg. vr Kßlz (Lem.): Ler Minister hatte die Pflicht, die Polizeizuschüsje an Thüringen zu sperren. Ein Nationalsozialist kann nnmöglich als leitender Poltzeibeamter wirken. Vom Standpunkt eines reutjchen Ehrenmannes und Beamten ist es unmöglich, daß derselbe Mann, der sich als Todfeind des Staates bekenn», gleich zeitig als Schützer der Ordnung dieses Staates austritt. Die NeichSreform muß endlich energisch in Angriff genommen werden. Wir müssen zum dezentralisierten Einheits staat kommen. Wir wollen auch eine Wahl- reform mit dem Ziel, daß die Persönlichkeit im verkleinerten Wahlkreis sich ihr Mandat erkämpfen muß. Wir verlangen Toleranz und Achtung vor jeder Wellanschauung. Darum wenden wir uns auch gegen den Schulgebet-Erlaß. Abg. vr. Frick (Natsoz.): Der Streit Thü- ringen-Reich ist von den beiden letzten Innen ministern zur Groteske gemacht worden. Wenn wir die Sperrung der Polizeizuschüsse mit derselben Methode erwirein wollten, dann könnten wir die thüringischen Finanzämter anwcisen, keine Gelder mehr an das Reich obzuführen. (Hachen links.) Severings Schreiben wegen der Vereinigung „Adler und Faken" wurde tom thüringischen Gesamlkabinett al« ein unzulässiger Eingriff in die LandeSzustäudigkeit betrachtet und behandelt. (Hört, hört!) , Als lanu vr. Wirth Innenminister wurde, überzeugte er sich, daß in Thüringen alles in bester Ordnung fei. (Gelächter und Wider spruch.) Beim ersten Ausbruch tes Konflikts war in der Thüringer Polizei noch nichi das geringste geändert (Hört, hört! bei dcn Ralsoz.) Als dann auf Anordnung der Entente die Sommunalpolizei in den größeren Städten ve> staallickt werden mußte, habr ich bei der Auswahl der leitenden Be amten nicht nach dem Parteibuch gefragt, sondern nach dcr dienstlichen Befähigung. Weil einer vieler Beamten Nationalsozialist geworden war wollte man seine Ernennung nicht dulden und sperrte wiedrrnm die Polizeizuschüffe. Es ist nicht wahr, daß die Nationalsozialisten mit Gewalt die Verfassung stürzen wollen. Tas wäre nicht nur ein Verbrechen, sondern eine Dummheit (Rufe links: „Und der Münchner Pursch?"). Bei der nationalen Erhebung vom November 1913 lagen die Verhältnisse ganz anders. Das war die Re aktion auf Len Landesverrat von 1928. (Zwischen rufe links und rechts. — Tie nationalsozialistischen Abg. vr Goebbels und Dreher erhalten mehrere Ordnungsrufe, ebenso der soztaldemo- lratische Abg. Kuhnt. — Abg. Graf zu Neoent- low Molsoz.) wird vom Vizepräsidenten Esser eime« geordneten FinanzpoliM die Abdeckung del erkennbaren Defizits unbedingt verlange, wenn der Kredit Deutschland« nicht schwere« Schaden leiben ftolle. Eine Erhöhung der tudirelleu Steuern oder eine Neuernsührung solcher sei wen« überhaupt nur in bescheidenem Rahmen möglich, weil von einem solchen Vorgehen eher Minverertrüg- nisse als Mehrerträgnisse zu erwarten seien. Eine neue Belastung der Wirtschaft durch unmtttel- bar sie treffende direkte Steuern sei wegen der schon bestehenden Überlastung der Wirtschaft ohne sachlichen Ausgleich unmögltch. So sei der Ge danke imstande», die Festbesvldeten zu einer „NeichShilse" heranzuziehen, nachdem man den Etat, soweit eS noch möglich set, vertürz« Labe. Dieser Entschluß sei sür ihn schließlich nur nag bar gewesen, weil diese Reichshilfe nur ein Teil eines großen Programms sei, Vesten Endziel die Überwindung der schweren Depression bilde, unter der die deutsche Wirtschaft leide und die sich in der riesenhaften Zister von Arbeitslosen äußere. Diecks Gesamtprogramnl müsse darauf hinaus- lausen, aus der ganzen Linie zu einer sparsameren Wirtschaft zu gelangen. Daher die Vorfchlüge zur Verringerung des Beamtenapparates und der Reform der Verwaltung, die im engen Zusammenhang mit den Vorschlägen zur Reichsfinanzreform gebracht weiden sollen. Taher die Vorschläge zur Reform der Arbeislosen- und Kranken versicherung, die nur die erste Etappe auf dem Wege einer großen Reform der Sozialversicherung überhaupt fein könne. Taher auch die Notwen digkeit, daS Lohnproblem al« folches anzu greifen. Tie Regierung habe gezeigt, daß sie durchaus gewillt sei, in dieser Frage Ernst zu machen.- DaS zeige die Verbindlichkeit! - Erklärung ke« Oeynhausener Schiedsspruches. ES müsse rer Versuch gemacht werden, auf dem ganzen Gebiet der Produktion zn einer Senkung der Löhne unv Preise zu gelangen. Tie Regie rung werde alles, was in ihren Kräften flehe, tun, um dieses Ziel zu erreichen. In diesem Zusammenhang könne bann aber auch nicht an den größten AuSgabrnIosten, den Gehältern, vorbeigegangen werden. ES handle sich deshalb nicht um ein einseitiges Notopfer, das von einer bestimmten Gruppe ver- langt werde, sondern um einen Versuch, in Wirtschaft und Verwaltung die Ausgaben zu senken und damit auch zu einer Senkung des Preisniveaus zu ge langen. Unter diesem Gesichtspunkt einer ge meinsamen Aktion und einer Auswirkung auf die Kreise halte er das Vorgehen der Reichsregierung für tragbar. Lehne man es ab, so bleibe nur die Möglichkeit, entweder den Etat ungedeckt zu lassen oder zu Steuern zu greifen, die produktions hemmend seien, wie es der Vorschlag etwa der sozialdemokratischen Fraktion zeige. Der zweite Tag -er Weltkraftkonferenz. Berlin, 18. Juni. Ter zweite Tag der Weltkrastkonferenz begann gestern vormittag mit der Forisetzuug der wissenschaftlichen Fachfttzungen. Mittags folgte im Thealerraum ter Lrolloper rer zweite allgemeine Hauplvortrag, den Professor vr. Eerruys-Frankreich Über die neuen Formen der Rationalisierung hielt. An Sielle des durch eine leichte Erkrankung verhinderen sranzösischen Boischaslers de Margerie verlas Botschaftsrat Äoerlkt die einführenden Worie des Boischaslers, der darin im besonderen das Interesse Frankreichs an der WeHwirlschaftskonfercnz zum Ausdiuck brachte und unter Hinweis aus die Genfer Be- müvungen um internationale Zusammenarbeit für die Bestrebungen dcr Praxis einlrat. Mannes Tews. Zu seinem siebzigsten Geburtstage. Von Vdmu«d Lc«polt (Dresden). Zwei auS dem Volttichullehrerstaude hervor- gegangene Männer sind in dem Ringen um die sozial« Hebung der breiten Maste unseres Volkes alt wahre Volksfreunde bekannt geworden: Adolf Damaschke, der Bodenreformer; Johannes Tews, der Volkserzieher. Während Damaschke von der Seite der ökonomischen Reform her den Lebensstandard des Volkes erhöhen, die Grundlage sür seine bcstere Bildung schaffen will, hat TewS seine Lebenskraft, die Kraft eine- ganzen MannrS, daran gesetzt, die LollS,chule zu bester» und der geistigen Not zu steuern. Bon verschiedenen Ge staden herkommend, haben beide den Kiel nach jener Insel gerichtet, die man die Insel der Glück, lichen nenn». Tews feiert heute seinen 70. Geburtstag, der Schulmann und Erzieher, der Schulresormer und Neu'anvssucher, der Gesckästsführer und Mitorga- miawr ker Gesellschaft für Vollsb'ldunz, das lang jährige Vorstandsmitglied des Deutschen Lehrer- Vereins, der Schriftsteller und Redner, der nur ein Großes kennt: die Arbeit. „ArbeitundLeben" — Erinnerungen und Rückolicke überschreibt er sein letztes Buch. Dieser Titel ist kennzeichnend. Alle grosen Männer sind fleißige Menscl en gewesen Tews ist der Fleißig ste» einer Kein Mensch flacher Geselligkeit, kein „Veremsmensch", hat er jederzeit eine Arbeit be wältigt, vor deren Fülle man staunen muß. Seine Bücker zeigen die Gebiete, aus Lenen er grundlegeno gearbeitet „Ein Iahrhuudeit preußiicher Schulgesä ichie" (Volksschule und Dolks- schullehrerstanv tm 19. und 20. Jahrhundert) — „Nrunrzüge der deuischcn Schulgewtzgebung" - „Ein Volk, eine Schulet" — „Die deutsche Volks- sckule." Tan» die »letnrren Werke: „Moderne Erziehung"; — „Großstädter,teh«»g" — „Die Molter im Haose" „FamMe und Familie«. «yiehu»g" — „Jugendpflege" — ^»verarbeit" — „Konfession, Schulbildung und Erwerbstäligkeit" — „Elternabende und Elternbeiräte" — „Tie Mutter im Arbeiterhanse." Tas zeigt die Vielseitigkeit des nimmermüden, sür all die Not der Erziehung und Bildung sein- hörigen Mannes. Aber die Grundbegriffe, auf die sich alles zurücksühren läßt, sind doch Volks schule und Volksbildung. So steht Tews vor uns als der Schulmanry der, seit er mit zwanzig Jahren in Pommem seine Schuliälrgkeit begonnen, die ihn über Stettin nach Berlin führte, ein Kämpfer für Verbesserung der Volksschule, sür Hebung ihrer Lehrer gewesen; als der Volls- erzieher im großen, der vierzig Jahre im Dienste der über das ganze Reich sich erstreckenden Ge sellschaft für Volkrbilvung gestanden und im fernsten, tiefsten Tal für die Linderung der geistigen Not, der BildungSno», eivgelreten. Co steht TewS in enger Verbindung mit dem Deutschen Lehrerverein, dessen VoistandSmitgkied er Jahrzehnte gewesen. Auf allen deutschen Lehrerversammlrmgcn erscheint dcr Pommer TewS und hat stets das Ohr der Zuhörer. Alle Erund- fordcrungen des Deutschen Lehrervereins hat Tews, der federkundige, Mitbegründer und formuliert. Im Auftrage des Deutschen Lehrerverein« schrieb er aufklärenke Bücher und Broschüren. In dcr „Deuischcn Schule", Ler Monatsschrift dcS Deut schen LehrervereiuS, bestreitet er seit Jahrzehnten die „Umschau-Artikel". Er ist daS lebendige Pro gramm des Deutschen LehreivereinS. Und doch ist er nach seinem eigenen Zeugnis kein „BeretnSmensch". Er hat seine eigene Stel lung tm Kampfe. Er braucht freies Gelände um sich Er macht auch nicht alle Wanv- lungrn mit, die die Lehrervereinspolitik seit dem Umsturz erlebte. Er hält an gewiss«» Grundsä^cn ver Erziehung unverbrüchlich fest, hat ober auch ein offenes Auge für da- Neue und spricht mit begeisterten Worten von dem reuen Schulhaus, m d«m er zwar nicht mehr arbeiten werve, da« er aber sehnend in seinem Ausbau verfolge» w«rd«. A«f »euen Wegen brauchen wir neue Wegweiser! Diesem Wahlspruch solgle er auch in der Arbeit für da« freie allgemeine Volksbildungs wesen. Seine OrgauisationS- und Werbetätigkeit führte ihn hin und her durch das Reich. Ter tätige Pionier fand zielbewußte Gefährten und Mitarbeiter am großen Werke. Bei ihm flanv Heinrich Rickert, der bekannte Führer der Freisinnigen Vereinigung im Deutschen Reichs tage, als Vorsitzender der Gesellschaft sür Volks bildung. Mit dem späteren Vorsitzenden, dem Prinzen Carolath, stand Tews in enger, herz licher Verbindung. Durch sein Leben schritten die zahlreichen preußischen Kultusminister, die, ob Freund, ob Gegner ker Tewsjchen Volksbildung?- beflrcbungen, mit dem scharfen Kämpfer rechnen mußten. Denn Tew« ist ein gefährlicher Gegner. Mit der fcharfen Waffe der Ironie, mit einer großen Belesenheit und einem ausgezeichneten Gedächtnis ist er gut ausgerüstet. Und viele sind dem allzeit Schlagfertigen nicht gewachsen. Dabei ist er tm Grunde kein Haffer. Mit einer gewissen gutmütigen Überlegenheit schaut er auf den Widersacher. Er schreibt einmal, daß ihm seine Feinde im Leben nützlicher gewesen seien als seine Freunde. Tenn über allem steht ihm die Sache. Tews ist durchdrungen von der Wahrheit der Grund- sorderungen, die er tm Interest« der Volksbildung erhob. Ob er für «inen ganz neuen Schulbau einiritt mit einer se.1-jährigen Grundschule, einer dreijährigen Mittelstuse und cw«r dreijährigen Oberschule (daraus sejt sich dann das Sludium). sür die Einheitsschule und die Gem«inschastk>chule, sür eine neue Lehrerbildung — immer sieht «r dal GrunLsätzliche. Darin machen ihn auch Ent täuschungen nicht irre. Er ist zu sehr Realist, um eine schnelle Turchsetzung seiner Jveen zu erwarten Denn in der Welt schlichte« Wetter ist, sagt er cinmal, bekommt da« zuerst da« Schulhaus zu spüren. Alle WideistSak«, alle Hemmung«» könne» ihm de» Glaube» a» de» Sieg de« Fort schritt» nicht »thmen. S» kann auch nicht ander» sei», wer so a» zur vrdnnng gerufen, weck er dessen verhandlua» fühnrng «>» ; ar in ich bezeichnet.) Ich hab- auch die »euen leitend«» PoliH. beamten verpflichle», ihr Amt unpaileiisch v«. wallen. GS widerspricht all«» Gru,d- sähen der Versals»»«, wen» man er- klärt, daß ein NaNonalsoztalist nich, Minister werden könne. (.'Ibg. Vr. Rosen, seid fSozZ macht einen Zuruf. — Abg ür. Goebbels fRatsoz.) ruft: „Was hat der Aude da ,n lagt«?" — Vizepräsident Esser weist vmGi, een Abg. vr Goebbels aus rem Saale) Die von mir empsoh!«»er» Schulgebeie cmhMn leine» Angriff gegen irgendeine Bollsschicht. Ich habe in der Erläuterung gesagt, daß sie sich M, die art- und volkssremdtn Elemente richten und daß zu diese» Elementen in erster Linie die Ind«, gehören, (llnruhe.) ES handelt sich nicht um Haßgebete, sonvern um Freiheilsgebete (Lärm ln ks.) ES steht seit, daß die Sozialdemokraten im Jahre 1918 Volksverrat und Landesverrat getrieben haben. (Große Unruhe bei den Soz., minutenlanz anhaltender Lärm.) Ler Innenminister sollte statt gegen diese Gebete lieber gegen die schamloje Ad- lreibungspropaganba vorgehen, die vom Wosserloss Berlin ausgeht. Ich habe die Verfassung deS Reiches und L« Landes Thüringen beschworen und ich werde dies« Schwur auch hallen. Ich habe aber nicht ge schworen, irr Thüringen Berliner Politik zu wacha,. Ich führe die Politik in dem neuen Geist vonLri- mar, wie ich ihn verstehe, im Geiste des Mvn- standeS gegen Verrat und Unterdrückung. (Bestall;, klatschen bei den Ralsoz.) Reichvnnennrimster vr. Wirth: Der Abgesrd. nete vr. Frick hat nicht erwähnt, ratz der thüringische StaatSminmer Baum sich in lehr scharser Am« von den« Vorgehen von Vr. Frick distanziert hat. Vielleicht ist es m Thüringen so. daß der eine Minister vicht liest, was der andere gesagt Hai. (Heiterkeit.) Menn in den von vr. Frick e:npsoh lenen Schulgebeten Solle» Strafe für Landekmut und BoHSverrat erfleht wrrd, sy werden die Schüler doch fragen, wie ,S vamti sich». Der gewiijenhasie Lehrer wirv dann aus die verzchiedenen Hochveiimk- fälle cingehen, und vielleicht spricht er auch davoa. baß der jetzige Minister vr. Frick wegen eimS Bei such» des Hochverrats zu einem Jahr und Kei Monaten Festungshaft verurteilt worden ist. lHSn, hört!) Solche Streüfragen diusen überhaupt nicht mit dem Gebet veiquickr werden. Ein evangelstäec Theologe erklärt in seinem Gulachten, wenn m Arntz Gebeten die Strafe GotteS für daS Unrecht anderer erfleht wird, so »ei das nicht eoangelijch. sondern zeige einen staiken Anklang an die Lehren der Men Testaments. (Heiterkeit.) Die Ar», in kl die Natwnalwzialrsten Vie Diiziplin in unserer kleinen Wehrmacht zu untergraben ver>Uchen, in bei su den Reichspläsivemen beschimpfen, in der sie zam gewalisamcn Sturz der Verfassung auisorvern, läßt es unmöglich erscheinen, einen leitenden Polizei posten in die Hände eine» Nalionalsoziakisten zn legen. Darum i>: der deutsche Reichsminister verpflichtet, die Polizeizuschüfst an Thüringen zu sperren. (Beifall.) Abg. Frdlich-Thüringen (Coz): Tw Haßstbeie müssen auch Lusikcmenlinber beien. Ist La» lein Gewissenszwang? Vr. Frick, dcr hier ore Weder- eiweckung des Wehrwillens preist, hat im N liege, obwohl er vuichaus selvbienstsähig war, in Pir masens gesessen und den Kriegsdienst ärmeren über- lassen. Nicht die Vertreter des thüringischen Volkes ernennen in Thüiingen Vie Beamten, sondern Heu Hiller. Frick hat 1923 die Verbindung mit sian zösischen Agenten heigestell», deren Z»el die Los- retßung ker Rheinlands war. (Hört, hört! beiden Soz.) Einem wegen Morses Vorbestraften will er cinen Lehrstuhl nr Thüringen verschaffen. Zu diesem Hochverräter haben wir kern Vertrauen. Frau Abg. Ne»ha«s (g.): Die sittliche« Zustände rn ven Großstädten spotten leder Beschreibung. Daj Angebot der Mäd chen ist schon nachmittags so groß, daß sich die Männer durch die Hauptgeschäftsstraßen nur mit Mühe durchkämpten können. So kann cs nicht bieibrn. Im Gesetz zum Schutze gegen Geschlechts krankheiten ist nicht genug Rücksicht genommen aus dem Volke arbeitet, von feinem sozialen G«wM getrieben, wie TewS, muß an den Sieg des Eule» brünstig glauben. Sonst wäre seine Arbeit et» Widerspruch in sich selbst. Und er darf nicht müde werken. Früchte auf dem Ackerland dcr Bolls- erziehnng reisen langsam Nur zähe Unermüdlich keit und eine nie verjagende Kraft können hin ekwaS schaffen. TaS aber sind Tews' goldene Gaben. Wir können ihm zu seinem 70. Geburtstag nichts Besseres wünschen, al« Laß sie ihm Golt erhalle. Nicht einen ruhigen Feierabend sollen wir ihm wünschen — Tews kann gar nicht seieru — sondei« Gesundheit und — Erfolg! Wenn an dem heu tigen Tage sich recht viele Deutsche an dem Werke dieses Mannes entzünden, gleich ihm dem deulschen Volke in uneigennütziger Arbeit zu dienen sich vornehmen — in dem «nerjchütterlichen Glauben an eine lichtere deutsche Zukunft, dann feiern wir den Geburtstag des großen, fielen Kämpfers für Volksbildung erst recht, in seinem Sinne! Neuerscheinungen in Reclams Universal« bibliolhet. Jack London: Tie Goldschluchl. . ,wei exotische Erzählungen. Sinzig berechtig«« Über- setzung von Eiwin MagnuS. R. U.-B. Ne. 7070. Geh. «0 Pf. Geb. 80 Pf. Zwei ver besten Novellen Jack Londons. Eie zeigen den Reichtum uns die Spannweite seiner Narur, die den ganzen Eidball gestalleit.ch umfaßt und Kraft unv Zartheit, Ur wüchsigkeit und Sensibilität vereint. Ernst Penzolot: Streune und Luis«. Novelle. Reue Fassung. Mil einem autobiogra phisch«» Nachwort. R. N. ö. Nr. 7010. Geh. iS Pf. Geb. LO Pf. DreS Büchlein ha» schon rin« V«ichichle. Es ist hwr »ach seinem eisten Erscheinen bereit» gewürdigt Word«». Dnnn hat «tn B«leibigungs- prvz«ß M seinem verbot geführt. Run ltkgt eine neu« Fass»»« vor, zu welcher de, Verfasser tolgrnd« Bemerkungen macht. Die Fabel der ernsten mW nachdenklicken Liebesgeschichte von Etienne und Luise gehört z« de» Urthemen, auf die fitz im Grund«
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