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Sächsische Staatszeitung : 06.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191604062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19160406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19160406
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-06
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 06.04.1916
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Laudtags-Beilage zur Sächsischen Staatszcitung. Nr. 49. Beauftrcgt mit der Herausgabe: Hofrat DoengeS in Dresden. 1916. Landtagsverhandlnnaen. II. Kammer. (Fortsetzung der Sitzung vom 4. April.) Abg. «leisbcrg (nl.): ES interesierten sich für die Elektrizitätsversorgung weite Kreise. Dafür sei schon ein Beweis, daß der Elektrotechniker-' verband allein etwa über 7000 Exemplare des Dekrets für sich bestellt habe. Auch außerhalb Sachfens habe man das lebhafteste Interesse sür die Entwicklung dieser Angelegenheit. Man habe eigentlich etwas anderes erwartet, als was das Dekret bringe. Es sei zwar sehr umfangreich, aber der Inhalt sei herzlich wenig, es fehle etwas Bestimmtes, es fehle eine Planung, es fehle jede Angabe über einen künftigen Tarif. Immerhin werde man zugcbcn müssen, das; das Dekret eine fleißige Arbeit in sich berge. Es seien eine Menge Sachen hier zusammcngetragen, die immerhin ein gewisses Interesse boten. Man habe schließlich vielleicht auch in der kurzen Zeit nicht mehr erwarten können, denn das werde jeder zugcbcn müssen, alles was hiermit Zusammenhänge, die Erörterungen usw. seien so umfangreich und nähmen so viel Arbeitszeit in Anspruch, daß man in dieser kurzen Zeit nicht mehr habe erwarten können. Ter Elcktrotcchnikerverband habe selbst lange Jahre gebraucht zu seinen Erörterungen, um endlich einmal seine Denkschrift hcrausgcben zu können. Die Vorlage habe in zwischen nach ihrem Erscheinen viele Angriffe erfahren, sie sei auch vielfach sehr abfällig kritisiert worden. Die Gründe, die in dieser abfälligen Kritik angegeben seien, bedürften selbst auch einer sorgfältigen und genauen Prüfung, überhaupt müsse das ganze Dekret aufs sorgfältigste durchberatcn werden. Dazu werde cs notwendig sein, dieses vorliegende Dekret einer Zwischendeputation zu überweisen, und er stelle hiermit den Antrag, die Kammer wolle beschließen: das Dekret Nr. 23 einer Zwischendcputation von 22 Mitgliedern zu überweisen. Der Zwischendcputation erwachse eine sehr schwie rige Arbeit; sie werde ihre Beratungen auf das sorg fältigste und gründlichste vornehmen rind das in Gemeinschaft mit der Negierung tun müssen. Sie werde auch „wirkliche" Sachverständige zu hören haben, Praktiker, welche die Sache von Grund aus kennten. Es müßten aber auch Organi sationen, die schon bestünden, und ähnliche oder gleichartige Werke geprüft werden, z. B. das Elektrizitätswerk der Stadt Berlin, das von ungefähr gleichem Umfange sein würde wie das geplante Elektrizitätswerk im Königreich Sachsen. Es handle sich dort nm eine Erzeugung von etwa 250 Mill. Kilowattstunden. Man müsse aber auch ohne alle Borcingeuommenheil an die Prüfling des Dekrets Herangehen. (Abg. Or. Böhme: Sehr richtig!) Tas dürste jedenfalls zunächst die Hauptsache sein. Man werde mit Petitionen bestürmt werden. Es werde dieser und jener seine Interessen wahren wollen, deshalb sei es Pflicht der Zwischen- dcputaiion, ohne jede Voreingenommenheit in objektiver Weise das Dekret und alles, was daran gut sei, zu prüfen und durch zuberaten. Eine Petition habe man schon. Diese stehe auf einem etwas einseitigen Standpunkte. (Sehr richtig!) Er meine, wenn die Zwischendeputation in dieser Weise mit der Prüfung und Durchberatung objektiv ohne Voreingenommenheit vorgehe, werde sie schließlich auch den Weg finden, welcher der richtige sei, so daß die Äroßcrzcugung und Großabgabc in einer der Allgemeinheit dienenden wirtschaftlichen und nützlichen Weise ermög licht werde. Es sei das zwar für die Zwischendcputation eine außerordentlich schwierige, aber auch eine sehr dankbare Auf gabe, denn cs werteten noch andere, außerhalb Sachsens sichende Verbände darauf, zu hören, in welcher Weise in Sachsen die Sache geregelt werde. Es könne nun nicht seine Aufgabe heute sein, das Dekret im allgemeinen zu erörtern. Er könnte sich überhaupt des Eingehens auf Einzelheiten enthalten. Er enthalte sich auch einer bestimmten Stellungnahme und glaube cs tun zu können auch im Namen seiner politischen Freunde. (Sehr richtig! in der Mitte.) Tie ersten drei Abschnitte des Dekrets, über die ja vom Rc- gierungstische aus noch besondere Mitteilungen gemacht worden seien, dienten eigentlich nur zur Orientierung über die ganzen Verhcktnisse und die ganze geschichtliche Entwicklung. Der Hr. Finauzmiuister habe in seinen Ausführungen darauf hingcwiesen, daß das Ziel der ganzen Vorlage sei, billigere elektrische Arbeit zu beschaffen. Er habe weiter bemerkt, daß alle nötigen Planungen vorbereitet werden sollten, um einem späteren Land tage eine wirklich durchgearbeitcte Vorlage bringen zu können. Er habe auch darauf hingewiesen, daß der Kleinvcrkauf den Gemeinden Vorbehalten werden solle. Es sei das sehr er freulich zu hören, denn gerade diese Frage des Klcin- vcrkauss der Gemeinden habe vielfach Beunruhigung in die Gemeinden selbst hincingetragen. (Abg. Trüber: Sehr richtig!) Er habe auch weiter dazu bemerkt, daß die Einnahmen aus dem Elcktrizitütsverbrauch den Gemeinden Vorbehalten werden sollten. Auch diese Äußerung des Hrn. FinanzministcrS sei mit großer Freude zu begrüßen. Der Hr. Minister habe weiter darauf hin- gcwicsen, daß dem Gewerbe und der Industrie eine kräftige Entwicklung gesichert werden solle. Das unterschrieben wahr scheinlich alle mit dem größten Vergnügen (Sehr richtig!), und es werde Sache der Zwischendeputation sein, auch darauf ihr Augen- mcrk ganz besonders zu richten. Dann sei noch auf verschiedenes hingewicsen worden, auch daß die jetzt bestehenden kleineren Werke nicht ausgcschaltet werden sollten, und der Hr. Minister habe schließlich noch auf den Vergleich mit den Staatsbahnen hingcwiesen. Das Elektrizitätsunternehmcn, wenn es der Staat in die Hand nehmen sollte, würde ja allerdings mit dem Staats- bahnuntcrnchmen zu vergleichen sein, denn beide Unternehmungen hätten immerhin etwas Gleichartiges an sich. In den; Abschnitt 4 auf Seite 18 werde bemerkt, daß die Negierung ihr Eigentumsrecht auf Staatsstraßen, Forsten, staatliche Gewässer geltend machen könnte. (Sehr richtig!) Dann komme die Negierung zu der Überzeugung, daß ein Gc- meindcverband auf die Dauer nicht in der Lage sein könne, das ganze Land mit Elektrizität zu versorgen; das könne einzig und allein nur der Staat. Wenn freilich der Staat schon auf dem Standpunkt stehe, daß er die Benutzung der Straßen, des Wassers usw. verbiete, dann würde nichts anderes übrig bleiben als eim Verstaatlichung der ganzen Sache. Aber er glaube, auch hier bc- züglich dieser Frage werde die Zwischendeputation sich eingehend damit zu beschäftigen haben und versuchen, den richtigen Weg zu finden. Als Hauptforderung werde hingcstellt die natürliche Ver teilung der Industrie und des Gewerbes über das ganze Land und auf kleine und große Gemeinden durch entsprechende Bc Messung des Strompreises. Hier sei jedenfalls auch Rück sicht genommen auf die künftige Tarifentwicklung. Er werde selbsterständlich gar nicht zu vermeiden sein, daß auch Tarifabstufungen vorgenommcn werden müßten. (Sehr richtig! Es sei undenkbar, daß im ganzen Lande ein einheitlicher Tarif platzgreifen könne, eS müsse selbstverständlich auch ein Unter schied gemacht werden zwischen Großabnehmer und Kleinabnchmcr. (Sehr richtig!) Aber immerhin würde es schon von großem Vor teil sein, wenn die Unterschiede nicht so große wären, wie cs jetzt zum Teil der Fall sei. (Sehr richtig! und Sehr gut!) Selbst verständlich werde die Gestaltung des Tarifs abhängig sein von den Selbstcrzeugungskosten. Es fei infolgedessen auch heute noch gar nicht möglich, überhaupt einen Tarif fcstzustellcn, solange man noch nicht einmal wisse, wie hoch sich die Selbstcrzeugungskosten beliefen. Dann sei Seite 20 als zweiter Punkt hingestellt worden, daß in eine Zusammenfassung der Eleltrizitätserzeugung alle LandeLteile gleichmäßig einbczogen werden möchten. Das sei ja richtig, damit werde man sich auch einverstanden erklären können. Nur auf eins möchte er heute schon Hinweisen. Gerade der Elektoverband habe doch die Errichtung zweier großer Krast- erzcugungssteUcn ins Auge gefaßt. Tas würde wohl kaum durch zuführen sein, man müsse doch dabei berücksichtigen, wenn auch der Strom noch so billig erzeugt werde, daß durch die lange Fernleitung so ungeheure Verluste entstünden, daß der Strom schon dadurch wesentlich verteuert werde. Man rechne heute allgemein mit dem Verlust in der Fernleitung, Niederspannungsseite bemessen gegen die Hochspanmmgsseite, von etwa 30 Proz. Man arbeite fortgesetzt daran, anch diesen großen Verlust möglichst herab zudrücke», aber ganz zu vermeiden werde er nicht sein. Er führe das an zum Beweis dafür, daß es notwendig sein werde, nicht nur an zwei große Zentralstellen zu denken, sondern bedacht zu sein, innerhalb des Landes mehreren Stellen Strom zu erzeugen, einmal um die großen Verluste der Fernleitung zu vermeiden, dann aber auch der größeren Sicherheit halber. Es Hütten jetzt schon vielfach Verhandlungen stattgcfnnden zwischen den einzelnen Ubcrland- zentralen, um sich die Sicherheit des Betriebes zu garantieren. Es sei wie jedes Unternehmen auch manches Elcltrizitätsuntcr- nehmen atmosphürischen oder sonstigen Störungen ausgesetzt. Man müsse aber dahin streben, daß stets und sicher Strom zu haben sei. Tas könne nur erreicht werden durch die Verbindung der einzelnen Fernnetze untereinander oder eben durch die Errichtung mehrerer Kraftsrelle». Man werde sogar auch dazu kommen müssen, nicht nur die zwei großen Kraftstellen zu errichten, sondern auch jetzt schon bestehende größere Werke, soweit sie wirtschaftlich betrieben werden könnten, zu erwerben und sie mit anzuschließen an das große Unternehmen (Sehr richtig!) zur größeren Sicherheit der Stromlieferung. Tann sei besonderes Gewicht gelegt worden auf die Ausbeutung und Ausnützung der vorhandenen staatlichen Kohleuselder. Als seinerzeit die Stünde darangcgangen seien, die Gelder zu be willigen zur Erwerbung der staatlichen Kohlenfeldcr, habe wohl niemand daran gedacht, daß sie einmal dazu dienen würden, elektrische Kraft zu erzeugen. Man habe zwar damals schon da von gesprochen, namentlich bei Eisenbahnangelegenhciten, sobald inan auf den elektrischen Betrieb der Staatsbahnen zu sprechen gekommen sei, daß möglicherweise auch einmal die Kohlenselder dazu verwendet werden könnten. Wenn man crwüge, daß der Staat über einen großen Vorrat von allerdings fast minderwertige» Braunkohlen verfüge, so werde man zngeben müssen, daß die Verwendung dieser Kohle, die ja bekanntlich weder kontingentiert noch verlängert werden könne, in ihrer Umwandlung in elektrische Arbeit in bester Weise stattfinde. (Sehr richtig!) Es fei ihn; kürzlich ein Ausschnitt aus der „Frankfurter Zeitung" vorgclegt worden, worin daraus hingcwiesen worden fei, daß bei der Errichtung eines großen Kraft werkes bei Aachen im Rheinland die dortige minderwertige Kohle, die nur einen Wärmeeinheitsgchalt von 1200 bis 1500 habe, während unsere sächsische Kohle doch immer noch 2000 Wärme einheiten besitze, zur Verwendung von Elektrizität in ihrem Preise auf 1 Pf. herabgesetzt werden könne. Ta könne man doch damit rechnen, daß bei unserer besseren Kohle der Nutzeffekt noch ein wesentlich größerer sei. Dann sei aber auch »och er wähnt worden die Benutzung unserer Wasserkräfte. Tic Benutzung der Wasserkräfte zur Elektrizität sei ja auch in diesen; Hause schon wiederholt erwähnt worden. Man habe ja auch bei irgend einer einer Gelegenheit gehört, wie sich der verstorbene Finanzministcr v. Rüger dahin ausgesprochen habe, daß cs in Sachsen überhaupt keine noch verwendbaren oder ncuaufzuschließcndciq Wasserkräfte gäbe. Er sei da anderer Meinung und behaupte, cs gebe auch bei uns in Sachsen immer noch Wasserkräfte, die besser aus genutzt werden könnten, als cs heute geschehe. (Sehr richtig!) Er brauche nur zu erinnern an den Einbau ganz moderner neuer Turbine», wodurch der Nutzeffekt um das Doppelte gesteigert werde. Wenn man allerdings dann auch noch darauf Rücksicht nehme, daß es möglich sei, unsere Wasserkräfte insofern besser auS- zunützen, sobald sie nicht durch die jetzigen emcngcndcn und ein schränkenden Bedingungen unseres Wassergesetzcs beeinträchtigt würden, dann entwickle sich eine Perspektive für die Zukunft, daß es doch seiner Ansicht nach möglich sei, auch unsere teils be stehenden, teils noch auszubauenden Wasserkräfte besser zu ver wenden, sie in den Dienst der Erzeugung von Elektrizität zu stellen und auf diese Weise auch zur Ersparung unserer Kohlcnvorräte bcizutragen. Denn auch darauf müsse man Rücksicht nehme». Man glaube jetzt zwar, man besitze eine ungeheure Menge von Braunkohlen, aber alles werde einmal erschöpft, und man müsse daran denken, auch mit diesen Braunkohlcnvorräten so sparsam als möglich umzugchen. Er meine, aus diesem Grunde müsse »ran auch an eine bessere Ausnützung unserer Wasserkräfte denken. (Sehr richtig!) Dann sei auch Bezug genommen worden auf die Verwendung der Elektrizität zum Betriebe unserer Staatsbahncn. Das sei ein Kapitel, das schon wieder holt hier in diesem Hause behandelt worden sei. Es gebe Befürworter, es gebe aber auch Gegner des Betriebes elektrischer Bahne». Er müsse sagen, daß er seither ei» Anhänger der Elektrisierung der sächsischen StaatSbahnen gewesen sei. Nun behaupte man, cs wäre nicht möglich, unsere Hauptbahnen elck- irisch zu betreiben. Er wolle sich darüber heute nicht weiter änßern. Darüber bestehe aber wohl volle Einigkeit, daß bei den; Betriebe von Vorortlinien, von Klein- und Nebenbahnen der elektrische Strom einzig und allein daS Gegebene sei. (Sehr richtig!) Die Regierung habe ja auch schon bei der Erbauung der Untergrundbahn in Leipzig daran gedacht, den elektrischen Betrieb cinznführen. Sie müsse ihn einführen, ein anderes sei gar nicht möglich. Man sehe aber auch anderwärts, daß man diesen Versuch gemacht habe. Man sei schon darüber hinaus, Zweifel zu hege«, ob der elektrische Betrieb überhaupt möglich sei. Die Finanzdcputation habe sich überzeugt und sei schon ein mal elektrisch von Bitterfeld nach Dessau gefahren. Überhaupt, wenn man <mf die Vorteile, auf die Annehmlichkeiten und die allgemeine Verwendbarkeit von Elektrizität zukomme, so werde doch jeder zngeben müssen, man müsse alle Hebel ansetzcu, um elektrische Unternehmungen nach jeder Richtung hin zu fördern and zu unterstützen. (Sehr richtig!) Wer einmal in seinem Hause elektrische Einrichtungen getroffen habe, der werde niemals wieder darauf verzichten wollen, denn die Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten seien doch ganz außerordentlich große, und er sei überzeugt, man werde auch später dazu kommen, daß der Preis auch weiter heruntcrgedrückt werde, daß es dann jeder mann möglich sei, sich der Elektrizität zu bedienen. Für den Bc- rrieb der Eisenbahnen aber nicht allein habe der Staat Interesse; cr habe auch das Interesse, sich den Strom zn erzeugen sür feine bahneigenen Elektritätswerke. Er brauche nur daran zu erinnern, was in der vorvorigen Fincmzpcriode bei der Erweiterung des Elcltrizätswcrkes Tresdcn-Friedrichstadt die Fincnzd vntation It zur Erwägung anheinigegeben habe, ob es nämlich nicht rich tiger wäre, statt das Werk vollkommen neu auszubauen, lieber den Strom von anderer Seite zu beziehen, weil die Deputation der Meinung gewesen sei, der Bezug von elektrischer Arbeit würde von anderswoher billiger fein als die Sclbsterzeugung. Man habe bahneigene Elelrizitätswerke in Dresden, Leipzig und Ehem- nitz. Es sei, glaube cr, in irgendeiner Petition oder in der Presse einmal darauf hingcwiesen und gesagt worden, der Strom, der sür den Betrieb elektrischer Bahnen gebraucht »Hüde, wäre so geringfügig, cr könne bei dieser Frage gar nicht zur Erörterung kommen. Tas dürfte wohl ein großer Irrtum sein. Wen» mau dazu kommen sollte, den elektrischen Betrieb auf unseren Klein bahnen und Vorortbahnen mehr und mehr auszubiloen, so würde doch dazu eine ganz gehörige Menge Strom gebraucht werben. Nu» komme aber noch eine Sache, und das sei vielleicht das Einzige, >vas eigentlich etwas Streitbares an dein ganzen Dekrete sei, das sei die Erwerbung des Kraftwerkes Hirschfclde. Die Regierung sei der Meinung, daß es die höchste Zeit sei, hier zu- zugrcifen, um das Kraftwerk zu erwerben. Er wisse nicht, wie die Herren im Hause darüber dächten, seine politischen Freunde dächten anders darüber. (Zuruf rechts: Wir auch!) Sie auch? Tas freue ihn. Er denke, das habe keine Eile. Ob der Preis von 5 Mill, für das Kraftwerk angemessen sei, oder wie der Hr. Finanzministcr gesagt habe, nach Sachverständigen Meinung tat sächlich angemessen wäre, das könne man hier jetzt nicht beurteilen. Dazu fehle jede Unterlage. Er halte es nicht sür so dringend notwendig, jetzt schon oder bis 30. Juni dieses Werk zu erwerben. (Sehr richtig!) Man bekomme es in einen; halben Jahre oder eine»; Jahre oder in zwei Jahren auch noch (Mehrfache Zurufe: Und billiger!), und vielleicht billiger. Und der Vertrag, der damit verknüpft sei, soll von der A. E. G. herrühren. (Zurufe.) Er sei jedenfalls zu»; Vorteil der A. E. G., aber nicht zum Vor teile des Staates. (Lebhaftes Sehr richtig!) Scho» der Elektrovcrband habe in dieser Beziehung auch Zweifel ge hegt und sich einen Sachverständigen verschriebe;; von weit her. Man habe doch in Sachsen auch Elektrotechniker, sogar eine Technische Hochschule in Dresden. Da gebe eü auch Leute, die von der Sache etwas verstünde». Mau könnte ja, sage man, wenn man das Kraftwerk Hirschfclde hätte, sofort die Stromversorgung vornehme» uud eine iOO OOO-Voltleitm g nach Dresden legen. Dann wäre es mit einen; Schlage möglich, die elektrische Versorgung vorzuuehmcn. Er halte das für voll ständig ausgeschlossen; Kupfer gebe es bekanntlich nicht, und wenn den; Techniker vielleicht auch alles möglich sei, wenn cr vielleicht eine interimistische Leitung von Eisen- oder Zinkdraht vornehmen könnte, so würde das doch nur ein Provisorium sein, das der Gesellschaft immerhin Geld kosten uud einen großen elektrischen Kraftverlust in sich schließen würde. Vorhin habe er sich schon erlaubt, darauf hinzuweisen, daß er es nicht richtig finden würde, die Krasterzeugung einzig und allein auf zwei Werke zu beschräukeu. Es würde es auch noch er wägenswert finde», ob es richtig sei, dieses Werk in Hirschfelde z» erwerben und jetzt schon daran zu denken, cs zu erweitern. Eimnal müßten die Wasscrverhältnisse noch berücksichtigt werden, denn ob die Neiße noch so viel Wasser führe, als gebraucht werde. daS vermöge er jetzt hier nicht zu beurteilen, das müsse selbst verständlich auch erst erwogen werden. Dann würde cs auch viel richtiger sein, wenn das Kraftwerk aus den; anderen Ufer de; Neiße errichtet würde (Zehr richtig!), weil dort die eigentlichen staatlichen Kohlenfeldcr sich befänden. Es sei anch zn erwägen, ob ;uan nicht besser tue, daran zu denken, daß später einmal ein eigenes Kraftwerk mehr in der Nähe der staatlichen Kohlenselder errichtet werde. Aber anch hier spiele natürlich die Wassersrage eine große Nolle, denn cs werde bei einer derartigen großen Krasterzeugung außerordentlich viel Wasser gebraucht. Es werde ja überhaupt bei der Errichtung ucner Werke immer mit eine große Rolle spielen. ES handle sich dabei nicht um einen Brenn stoff, sondern auch um das Wasser. Er wolle nicht auf die weiteren Einzelheiten emgehen und bloß noch die Frage des Kleinverkauss erwähnen. Wein; man wirklich einmal dazu kommen sollte, die Eleltrizitätserzeugung zn verstaatlichen, so glaube er doch nicht, daß cs möglich sei, den Kleinvcrkauf auch in staatliche;'. Betrieb zu übernehme;;. (Sehr richtig!) Das würde eine Sache sein, die immerhin de» Ge meinden zu überlassen wäre (Sehr richtig!) Die künftige Leitung betreffend sei ja erfreulich, daß die Negierung sür den Fall, daß an eine Verstaatlichung gedacht werde, doch auch einmal die kauf männischen Gesichtspunkte etwas zu Ehren bringe. Sie möchte dann nur, wenn eS wirtlich dazu komme, auch dabei bleiben und sich geeignete Kräfte sichern, die cs verstünden, ein derartiges großzügiges Unternehmen auch mit kaufmäunischem Geiste zu be treiben. Auf Seite 29 sei »och einmal zusammcngcfaßt, waS mm; alles für die Etatpcriode 1916/17 plane. Er brauche natürlich nicht noch einmal alles aufzuführen; man sehe ja, der Gesamtbetrag für alle diese Ausführungen sei veranschlagt auf rund 20 Mill. M. Es werde Sache der Zwischendcputation sein, diesen Punkt ein gehend zu prüfen. In dem Schlußworte sei noch gesagt, daß auch die Stände hierzu gehört werden sollten. Das habe er als selbst- verständlich vorausgesetzt, daß, wenn man zu einen; derartige;; Unternehmen komme, selbstverständlich die Stände gefragt werden müßten, nicht nur einmal, sondern ständig. Und dann heiße eS zu»; Schluß: „Tie Regierung gibt sich nach alledem der begründet. Hoffnung hin, daß die Ständcversammlung den Plan der staat lichen Elektrizitätsversorgung dcS Landes als eine volkswirt schaftliche Vorlage großen Stils gutheißcn werde." Ten; schließe cr sich vollständig an. (Sehr richtig!) Er wolle nur hoffen und wünschen, daß, wenn dieses großzügige Unter nehmen zur Ausführung gelange, es zum Segen unseres Londes gereiche. (Bravo!) Man müsse mit Rücksicht darauf, daß unsere elektrischen Unternehmungen immer mehr und mehr Platz ein- nähmen in unserem Wirtschaftsleben, auch dafür sorge», daß cs einen Nachwuchs gebe von Elektrotechnikern, und dazu sei cs un bedingt notwendig, daß den Elektrotechnikern Gelegenheit gegeben werde, eine Staalsprüfung abzulegen, um dann auch in den Staatsdienst übergeführt zu werden. TaS sei heute leider noch nicht der Fall. Er möchte deshalb an die Regierung das Ersuchen richten, auch nach dieser Richtung hin zu erwägen, ob cs uicht schon jetzt angez-igt sei, den Elektrotechnikern Gelegenheit zu geben, eine Staatsprüfung zu machen, um dann in den Staats dienst übernommen werden zu können. (Bravo!) Abg. vr. Mehnert-Plauen (kons.): Bei den meisten Fragen wirtschaftlicher Natur lägen nach seiner Erfahrung die Dinge im Großen nicht v el anders wie in; Kleinen, nur daß sich selbstverständlich der Maßstab ändere. Gehe man hiervon im vorliegenden Falle aus, so komme cr für seine Person ohne weiteres zu dem gleichen Ergebnis wie die Denk schrift, nämlich dazu, daß die elektrische Versorgung von Stadt und Land an; besten in einer Hand liege, und zwar dem Staate übertragen werden möchte. (Sehr richtig!) Redner bekräftigt dies mit einigen Bemerkungen über feine Beobachtungen in seiner amtlichen Stellung. In seinem amtshauptmannschaftlichen Bezirke, der 5l0 glcm Fläche umfasse und einschließlich der sechs Städte etwa
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