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Sächsische Staatszeitung : 19.10.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191610193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19161019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19161019
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-19
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 19.10.1916
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Landtags - Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Nr. 61. Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat Doenge» 1» DreSde». 1916. schalte»» bei de io da daß die sich bis Wiesen. Rodung müssen. terung des Sommers. Dies habe zur Folge gehabt, Getreideernte, insbesondere die Einbringung des Hafers Ende September hingczogen habe und daß der zweite Deshalb sei es wünschenswert, daß man die HauSschlachtnngeu nicht so erschwere, denn es sei zweifellos, daß in dem Maße, wie man die Hansschlachtungen erschwere, anch die Schweinehaltung chädigc. Im übrigen wünsche er zum Schlüsse, daß, wenn auch rein Produzenten oder dem Verbraucher vorübergehend oder auch in größerem Umfange Entbehrungen auserlcgt würden, diese vor- iegenden Fragen in dem Bewußtsein aufgeworfen worden seien, ich würdig zu zeigen den Kämpfern draußen im Felde, die es verhindert hätten, daß das, »vaZ sich dort abspiele, sich abspielr auf unseren Fluren, auf unseren gesegneten Feldern. (Lebhaftes Bravo! rechts.) auch nicht ändern lassen, den Handel wieder ganz allein und walten zu lassen in einer Zeit, wo alles knapp sei. Vielfach sei auch erwähnt worden, die Hauptaufgabe Kommunalverbünde über die neue Ernte über den Haufen ge worfen. Daher seht die Knappheit und die Tatsache, daß Vor räte notig seien. Tas mache ihn aber nicht besorgt, er sei der Meinung, daß sich das in entsprechend kurzer Zeit ändern werde, immer unter der Voraussetzung, d ß cs der Landwirtschaft ge linge bez. möglich gemacht werde, die Arbeiten, die gemacht werden müßien, wenn nicht Schäden cintreten sollten, namentlich Frostschäden, schnell hintereinander anszuführen. Das führe ihn dazu, ganz kurz auf die Maßnahmen hin zuweisen, die getroffen werden müßten. Bor allem möchte dafür Verteilung sei eine möglichst gleichmäßige Verteilung, niemand bevorzugt und niemand benachteiligt werde. Er steh auf dein Standpunkte, daß eine Bevorzugung stattfinden sei durchaus nicht der Fall, dustriellen Ortschaften in der Schweine mästeten, (Sehr die natürlichste Verwertung eine starke Familie habe, der Vollsernührung nach außen hin Aufklärung und Beruhigung zu schaffen und, wo es möglich sei, wirklich ersprießlich zur Be seitigung von Übelständcn beizutragen. In diesem Sinne bitte er auch seine Ausführungen entgegenzunehmen. Er möchte dem, was er sagen wolle, folgendes als eine Art Disposition zugrunde legen: Welches seien die Ursachen der Knappheit der Anlieferung in erster Linie? — Dann möchte er ansführen, und zwar in Übereinstimmung mit dem Hrn. Abg. Lange, daß er diese Knappheit für einen vorübergehenden Zu stand halte. Weiter, welche Maßnahmen er für richtig halten würde, un» die Knappheit zu beseitigen, und schließlich, welcher Ersatz geschaffen, welche Verschiebungen in der Ernährung zu gunsten der menschlichen Ernährung gegenüber der Ernährung der Türe eintreten müßten. Was die Ursachen der Knappheit anlange, so lägen diese in der Hauptsache in der überwiegend trüben und regnerischen Wit- Abg. Bauer (nl.): Die Gebiete des Deutschen Reiches, die auf die Lebensmittel zufuhr angewiesen seien, wie z. B. das ganze Königreich Sachsen, sä ten auf den neuen Präsidenten des KriegsernührungSmltcs, prn. v. Batocki, große Erwartungen gesetzt g habt. Aber leider eien diese Erwartungen nicht ersüllt worden. (Abg. Ritzschke- üeutzsch: Sehr richtig!) Bor alle»« Dingen habe es damals ge heißen: Die Absperrung der Überschußgebiete werde aufgehoben, es würde dadurch den Anschlußgebieten das Nötige an Lebens« ' mittel»» zugcführt werden. Man wisse auch, d ß Hr. Datocki vcr- chicdene Reisen nach Bundesstaate»» ausgeführt habe, aber es sei >ei der Absperrung geblieben. Diese sei sogar verschärft worden. Wenn man sich nun frage: Warum funktioniere diese staatssoz a- listische Organisation nicht in der Weise, wie man es gewünscht und erwartet habe, so müsse inan sich doch zunächst vergegen wärtigen, daß bei dieser Organisation das persönliche Interesse und der Erwerbssinn, der in der Hauptsache die Triebfeder bilde, Lebensmittel zu beschaffen, fehle. Es ließen sich tausend findige Köpfe der Kaufmannschaft nicht durch einen bureaukratijchen Staatsmechanismus ersetzen. (Abg. Bär: Sehr richtig!) Das gehe ans der ganzen Sache, aus der ganzen Organisat on hervor. Er »volle zugeben, daß die Organisation, was das Getreide an belange, eine ziemlich gute gewesen sei. Man könne mit der Streckung, mit den verschiedene»» Maßnahmen gern einverstanden ein. Aber hier habe man auch erste hervorragende Leute ans )er Landwirtschaft zugezogen und die Verbindungen anfgenonuncn aus dem Handel, welche die Bevölkerung früher schon mit dem Getreide versorgt hätten. Dadurch sei ermöglicht worden, sie mit dem Getreide so zu versorgen, daß ein absoluter Mangel nicht eingetreten sei. Aber es seien trotzdem große Mengen Getreide verdorben. Man sehe also daraus, daß auch die beste Organisation »» solchem großen Maßstabe nicht tadellos funktioniere»» könne. Bei dein freien Handel und Wandel sei das Verderben großer Mengen Getreide ausgeschlossen. Weder der größte Gutsbesitzer noch der Großhändler und Müller ließen sich das Getreide ver derben, es wandere von der einen Hand zur anderen und werde der Bolksernährung bis auf den letzten Rest zugeführt. Bon der Kartoffclorganisation sei schon genug gesprochen »vorbei». Ans die Sünden von früheren Jahren werde er gar nicht zurückkvmmeil. Ater habe man aus all den Fehlern ge- lcr t? Er müsse es leider verneinen, denn auch die Maßnahmen aus diesem Jahre bewiesen es wieder, daß die Orgaurjation nicht richtig sunktwniere. Der Hr. Geh. Rat Koch habe ja zugegeben, daß die Kommunaiverbände ihren Bedarf von zwei oder drei Seiten hätten bestellen müssen, um überhaupt darauf rechnen zu können, etwas zu bekommen. Tas geschehe in» freien Handel und Wandel absolut nicht, da könne sich der Besteller auf seine»» zuverlässige»» Lieferanten auch wirklich verlassen und bekomme, was er bestellt habe. Hier sei es nun tatsächlich vorgekommen, daß die Gemeinden auch das Doppelte und Dreifache bekommen hätten, als was sie gebraucht hätten. Wenn eine kleine land wirtschaftliche Gemeinde hier in» Elbtale, die selbst Frühkartoffeln baue und v ellcicht kaum.100 Zentner gebraucht habe, 3t.»0 Zentner bekomme, so sei das doch ein großer Mißgriff, und ein großer Teil dieser Kartoffel»» sei verdorben. Er »volle in» allgemeinen nicht auf die Höchstpreise eingchen, aber der Preis von 10 M., bei» man für die Frühkartoffel»» angesetzt habe und der für die Frühkartoffeln selbst durchaus angebracht gewesen wäre, habe dazi» geführt, daß man die unreifen Kartoffel»» ans den Feldern heransgcholt habe. Er verweise auf eine Warnung des Landrats in Ritzcbüttcl, der das konstatiert und seine Landwirte gewarnt habe. Diese unreifen Kartoffeln habe man nach Sachsen gebracht. Man sehe auch hier, daß die Organisation nicht habe frei wirke»» können, denn jeder Händler, der verdorbene Nahrungsmittel in dei» Handel bringe»» wolle, werde gerichtlich belangt. Er »verde wegen Verkehrs mit verdorbenen Nahrungsmitteln gerichtlich ver folgt. Es »verde ja die Zeit kommen, wo die ganzen Organisationen würden aufgchobei» werden und wo man dem freien Handel das Feld wieder überlassen »verde, aber dieser »verde es dann uin so schwerer haben. Man werde auch die Nachwirkungen noch nach dein Kriege in der Friedenszeit haben, und zwar insofern, als man die Produktion schädige. Man »verde sich vielleicht sage»», nach dein Kriege bekomme man ja die Zu fuhren vom Anslande wieder. Er möchte gerade davor warnen, etwa Hoffnung in der Zukunft auf das Ausland zu setzen. Man wisse, daß die vielen Kräfte, die verloren gingen, im Auslande in der Hauptsache aus der Landwirtschaft genommen seien, daß die Landwirtschaft dort außerordentlich zurückgehe infolge Leute- mangels. Rußland habe viele Millionen verloren an Menschen und »verde wahrscheinlich noch viele verlieren. Man dürfe also nicht darauf rechnen, daß man die großen Zufuhren unmittelbar nach dein Kriege wieder erhalten »verde. Man höre auch heute schon von Rumänien, nachdem es kaum in den Krieg eingetreten sei, daß eS solchen Leutemangel habe. Deshalb sei »nan auch in Zukunft auf die eigene Produktion angewiesen und solle alles tun, diese zu heben. Auf die Z. E. G. sei schon verschiedentlich hingewiesen. Er möchte eine Frage aufwerfen: Wo kämen denn nun die Riescn- gewinne bei der Z. E. G. eigentlich hin? Der sächsische Staat sei ja mit einer Million beteiligt- Er müsse doch nun nach diesen Riesengewinnci» auf eine Million schon die vielfache Dividende erhalten haben. Er möchte dann auch eine Frage aufwerfen, ob den»» nun Polen und Kurland, überhaupt die besetzte»» Gebiete im Ostei» auch gesperrt seien für unsere Versorgung. Man wisse i doch, daß man sehr viel auS dem Osten in Friedenszeiten be- - kommen habe, daß auch Saatgut nach dein Osten habe abgegeben > »verden müssen, un» dort alle Felder zu bestellen. So sollte »nan t auch erwarten, daß »nan eine gewisse Zufuhr zur Ernährung der : Bevölkerung, un» den Viehstand aufrechtzuerhalten, aus diesen östlichen Gebieten erhalten müßte. Auch ein kurzes Wort über das Hamstern! Gewiß sei das Hainstern zu verwerfen, aber die fortgesetzten Beschlagnahmungen, die liöcrstürzungen mit Verordnungen trieben die Leute in eine gewisse Angst, und infolgedessen suchten sie die nötigsten Lebens mittel, die noch zu haben seien, sich einzulagern und einzudecken. Es »verde also durch die Verordnungen gewissermaßen das Hamstern begünstigt, ja cs »verde zum Hamstern gedrängt. Darum habe Hr. Oldenburg-Januschau ja recht, wenn er sage, daß ein Man habe in den großen in- Lausitz Fabrikarbeiter, die solche richtig!) und es sei doch der Abfälle, wenn jemand daß er ein Schwein aufziche. »nüsse, und zwar bei allen schwer beschäftigten Arbeitern, wenn nicht ein Notstand eintreten solle. (Sehr richtig! Was die Zahlen in der Landwirtschaft anlange, so habe Hr. Abg. Göpfert das Ergebnis des Gutes einer städtischen Verwal tung mitgeteilt. Er wolle nicht in Abrede stellen, daß einzelne bevorzugte Wirtschaften, die gerade das, was ihnen gegenwärtig Geld bringe, in den Vordergrund stellten, einen günstigen Ab schluß machen könnten. Man könne aber das durchaus nicht all genicin voi» der Landwirtschaft und den Molkereien behaupten Es überwiege, möchte er sagen, die Zahl derjenigen, bei denen cs nicht rückwärts gehe, die aber auch nicht entsprechend vor wärts kämen. Wen»» man dann auf die Produktionskosten usw. auch in diesen» hohe»» Hause zugekommen sei, so sei daß ein sehr zwei schneidiges Schwert. Er könne nur annehmen, daß sich die Landwirtschaft im allgemeinen von kleinlichen Interessen nicht leite»» lasse, wie »nan in vielen Kreisen draußen denke. Redner geht dann auf die Ausführungen des Abg. Günther über die künstlichen Düngemittel näher' ein, uin dann die HauSschlachtunge zu behandeln. Es sei von sozialdemakratischer Seite bemängel worden und scheine beinahe so, als ob es der sozialdcmok atischen Fraktion li.ber wä e, die Hausschlachtungen ganz zu unterbinden. Er habe schon vor mehr als zwei Jahren auf die Wichtigkeit des Erhaltens der Hausschlachtungen hingewiesen. Man scheine iminer von der Ansicht auszugehen, daß es sich bei den Haus schlachtungen nur um landwirtschaftliche Betriebe handle. Das gesorgt werde», daß wirklich vorhandene latente Arbeitskräfte auch zi» den» Zwecke flüssig gemacht »verden, wo sie jetzt dringend not wendig seien. Denn das sei nicht zu verheimlichen: wenn man heilte Frost bekomme, »verde es schlimm werden. Der Landes« kulturrat habe jetzt schon Saatgut auS den östlichen Provinzen versorgt. Von den eingetrosfenen Saatkartoffeln sei ein Teil ernstlich durch Frost schon beschädigt gewesen. Mai» sehe also, daß mit allen Mitteln dafür gesorgt werde»» müsse, daß genügend Arbeitskräfte der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt »verden. Er »volle da erwähnen, daß an» Sonnabend vor acht Tagen durch daS Generalkommando in Leipzig 100 Mann nach Posen geschickt worden seien, »un zu ermöglichen, daß Leipzig von dort mit Kartoffeln versorgt »verde. Das sei geschehen, »veil die landwirt- chaftlichen Arbeiten noch iin Rückstände seien und keine andere»» Arbeitskräfte zur Verfügung ständen. Tani» möchte er noch einige Worte über die Maßnahmen agen, die er einmal als Ersatzmaßnahmen bezeichnen wolle. Es »abe vor ungefähr 14 Tagen in Berlin eine große Versammlung tattgesundcn, in der Prof. Lehmann aus Göttingen einen Bor« trag über Ersatzsragei» bezüglich der Ernährung gehalten habe. Dessen Ausführungen beruhten nicht allem aus der Theorie, son- sern auch auf den jahrzehntelange»» umfänglichen praktischen Ver- uchen ii» der Versuchsstation Göttingen, einer gleichen Einrichtung ve der Versuchsstation Möckern. Bei diesen Versuchen sei unter- chieden zwischen verschiedenen Gruppen: 1. die menschliche Er nährung, 2. das Schwein, und 3. das Rind. Da spiele zunächst die Äartoffelfrage eine Rolle. Es sei offenkundig, daß man es, im Durchschnitt genommen, mit einer nicht allzu günstigen Ernte zu tun habe. Unter diesen Umständen sei es ein Akt der Vor sicht und insbesondere der staatlichen Fürsorge, daß alles, was möglich sei, an Kartoffeln zur menschlichen Nahrung verwendet »verde. Wenn das geschehe, sei man genötigt, die dadurch ent stehende»» Lücke,» ii» der Viehernährung wieder zu ersetzen, denn auf der anderen Seite sei doch die Schweinehaltung, die Fett- erzeugung usw. anch sehr »sichtig. Und da seien die Fütterungs- resnltate, die in Göttingen erzielt worden se cn, von außerordent lichem Interesse. Es sei nämlich möglich, daß man durch Dämpfen usw. vo,» Futterrübe»» und von sogenannten Stoppel- rüben, wenn man sie sorgfältig für das Schwein vorbereite, Ersatz für die Kartoffel»» schaffen könne, und das sei dringend zu empfehlen. Er sage das hier, »veil er hier an seine Berufs- geuossen schneller herankomme, als wenn er sich auf den gewöhnlichen Wrg beschränke. Es sei möglich, daß dadurch die B.sorgnis für die Ernährung der Schweine etwas beseitigt »verde. Mit keinen» Worte sei noch in der Debatte die Futterrübenerzeugung erwähnt worden. Mai» habe eine sehr gute Futterrübenernte, aber die Futterrüben seien gegen Frost ain empfindlichsten. Das sei auch eine Lache, die mitsvreche. Wenn man aber die Futterrübe in umfassendem Maße zur Fütterung der Schweine freimache, so »verde sie wieder der Ernährung des Rindviehs entzogen. Naturgemäß »nüsse wieder Ersatz für die Ernährung des Rindviehs geschaffen »verde»». Da gebe cs eine ganze Menge Ersatzmittel, wie Ölkuchen, Gersten- k eie, Haferkleie, Haferschrot, Bier- und Getrcidetreber, Stroh- lraftfutter, Knochenlrastfutter, Schilfrohrmelasse, Holzmelasse, LaMagsverhaMungen. l II. Kammer. Fortsetzung der Sitzung vom 17. Oktober. Abg. Brodanf (fvrtschr. Vp.): Tie Konsumentenfragcn seien voi» seinen politischen Freuiiden , Günther und vr. Roth bereits eingehend erörtert und beleuchtet § worden. Er »volle ganz kurz einige Fragen berühren, die »richt die Allgemeinheit in» ganzen angingcn, sondern nur einen kleinen Kreis von Produzenten, die aber mit ihren Klagen und Wünsche auch gehört »verde»» möchten. Die Kleinhändler seien eS, deren Klagen nicht verstummen wollten. Sie fühlten sich gegenüber dei» Großmühlen benachteiligt. Was ihnen voi» den Bczirks- verbänden zugewiesen werde, sei eine Arbeit, die sie nicht voll beschäftige. Man habe sich da verschiedentlich an die Reichs- getre bestelle gewendet; aber die ReichSgetreidestclle lehne cs nach wie vor ab, mit andere»» zu hantieren als mit Großmühlen. Er glmbe, da fehle es wohl etwas sehr am guten Willen. Bei guten» Willen ließe es sich wohl doch ermöglichen, den Wünschen der Kleinniüller «»ehr entgegenzukommen. Die Klemmüller klagten auch verschiedentlich, daß sie innerhalb der einzelnen Äommnnalverbände gegenüber den' großen Mühlen ungleich beschäftigt würden. Eine Klage, die ihn» vorliege, komme aus dem Bezirke des Annaberg-Flöha-MarieiHerger Verbandes. Er möckte jedenfalls bei dieser Gelegenheit die Aufmerksamkeit der CtaatSregierung mit darauf richten, daß eine möglichst ge rechte Verteilung und Zuweisuug von auszumahlriiden Körnern an die einzelne»» Mühle»» innerhalb der Verbände erfolge. Erz- gebirgische Mühle»» speziell klagten darüber, daß es an eine»»» Ausgleich fehle, den sie in Friedenszeiten gehabt hätten. In Fricdenszeiten hätten sie nicht nur erzgebirgisches Korn, sondern auch niederländisches Korn vermahlen, jetzt werde ihnen nur noch erzgebirgischrS zugewieseu, und aus dem 90 Proz. heraus« zumnhlen, sei viel schwieriger als aus niederländischem. Bei Beschlagnahme von Vorräte»» zugunsten der Allgemein heit solle man gewiß denen, denen man die Vorräte wegnehme, nicht Gewinne -»»wenden; aber sie möchten doch auch ent schädigt »md vor Verluste»» bewahrt werden. Redner führt hierzu ein Beispiel an und kommt dann noch kurz auf die allgemeine Debatte zulück. Den Herren von der Rechten sei es in der Hauptsache darum zu tu»» gewesen, heute und in der vorigen Woche die Landwirtschaft gegen wirkliche und vcrmeintliche An griffe in Schlitz zu nehmen. Die Landwirtschaft in» allgemeinen anzugreisen, sei aber wohl hier niemanden» eingefallen. (Abg. Nitzschke-Leutzsch: Sehr richtig!) Es »verde anch allseitig an erkannt, di ß die Landwirtschaft durch den Krieg in verschiedener Beziehung zu lewen habe, sic habe cs aber nach anderer Nichtnng hin auch viel besser als die andere»» Bevölkerungskreise. Er und seine politischen Freunde hätten die Überzeugung, daß man von sciten der Oberbehörüen bei der Preisfestsetzung dem Interesse der landwirtschaftlichen Erzeuger etwas zu sehr nach« gegangen sei iin Vergleich zu den Konsumenteninteressen. Ihre Pflicht sei es, immer und immer wieder darauf hinzuweisen und dagegen Stellung zu nehmen. Aber die Landwirte seien damit noch nicht einmal zufrieden. Es seien vor» verschiedener» Herren Presffstimmei» aus dem Lager der Rechten zur Kenntnis gebracht »vorbei», dcnei» die jetzige Regelung noch nicht einmal als eine im Interesse der Probnzenten ausreichende erscheine. (Hört, hört!) Diese Stimmen bedauerlicher Selbstsucht ließe»» sich durch viele Belege noch vermehren, wie Redner durch mehrere Beispiele zeigt. Er habe hier noch einen Ausschnitt aus der „Ostdeutsche»» Warte" voin 6. September dieses Jahres. Da »verde eine Er höhung des Preises für die Zuckerrüben gefordert bei aller Teuerung des Zuckers, bei allen großen Gewinnen, die nament lich die Zuckerraffinerien eingeheimst hätten, »verde eine Erhöhung des Preises für Zuckerrüben gefordert, und es heiße da am Schlüsse der Zuschrift, daß die jetziger» Preise tatsächlich nicht aus reichend seien in» Vergleich zu allen landwirtschaftlichen Erzeug nissen, »>nd aus Patriotismus baue kein Landwirt Zuckerrüben. (Hört, hört!) Dagegen »nüsse mit aller Entschiedenheit Front ge macht »»erden. Er tue dies auch an dieser Stelle und ersuche die Staatsregierung, auch künftig mit allen Mitteln dagegen zu kämpfen, daß die leitenden Stellen des Reiches derartigen selbst süchtigen Interessen nachgingen. (Bravo! bei der fortschrittl. VolkSP. Abg. vr. Hähnel (kons.) Es sei kein Zufall, daß mit Ausnahme des Hrn. Abg. Schreiber alle Interpellationen und Anträge voi» Mitglieder»» des Lebens- mittelbeirates begründet worden seien. Auch er habe mit de Fragen fortgesetzt zu tun, sie seien förmlich sein tägliches Bot Ter Grund, warum die Interpellationen eingebracht worden seien, sei seiner Meinung nach der, »Iber die wichtigen Fragen Muschelmehl, Blutinelassefutter, Tierkörpermclasscfutter u. a. Also die Staffelung sei so: Es müßten nach Möglichkeit Schie bungen von der Gruppe 2 nach 1 und von 3 nach 2 erfolgen. Bei der Kartoffelfrage handle es sich aber nicht nur darum, für die menschliche Ernährung des Augenblicks zn sorgen, sondern man »nüsse insbesondere auch für Saatgut sorgen, wie das vom Landeskulturrate auch schon in die Wege geleitet »vorbei» sei. Pommern und insbesondere der von Hrn. Abg. Nitzschke angegriffene Hr. v. Wangenheim habe da das größte Entgegenkommen gezeigt »ind das Saatgut bedingungslos zur Verfügung gestellt, wahrend von den andern Provinzen das Saatgut angerechnet »verde, weil es Nberschußbezirke seien, auf die Lieferungen, die sie nach Sachsen zu leisten hätten. Das führe ihn auf die Frage der Zuschuß- und überschußbezirke. Sachse»» sei zweifel los nächst den Rheinlanden ein Zuschußbezirk erste» Ranges und auf die Zuschußbezirke des Auslandes angewiesen. Früher sei das Königreich Sachsen in der Hanptsache von der Provinz Sachsen versorgt worden. Er habe schon an die Königl. Staatsregierung die Frage gerichtet, warum das eigentlich nicht »nehr der Fall sei. Die Königl. Staatsregierung habe ihn» ver sichert, daß sie bemüht gewesen sei, die Sache aufrechizuerhalten. J.tzt schienen die Rheinlande von der Provinz Sachsen versorgt zu »verden, weil daS näher sei als Posen, das jetzt Sachsen versorge. Wenn aber Handelsbeziehungen seit Menschengedenken bestanden hätten, so dürfe mai» diese nicht durch eine solche einfache schematische Ans tauung zerstören. (Sehr richtig!) Tiefe Handels beziehungen müßten bestehe»» bleibe», wenn er auch nicht so weit gehe, wie in dieser Beziehung die Interpellation der National- liberalen. Er sei aber von jeher der Ansicht, daß in einen» Lande wie Sachsen, wo die wichtigste»» Nahrungsmittel eine so bedeutende Zufuhr hätten, der Handel unentbehrlich sei. Daraus folge weiter, daß »nan jetzt, wo es sich um die Kommunalver sorgung handle, den Handel hercmziehe. Es passe natürlich jetzt in das System nicht herein. Früher habe in kritischen Zeiten der Handel die ganze Vorratansammlung übernommen. Jetzt sei die Borratansammlung Verpflichtung der Kommunalbezirke, also, wenn nicht der Handel benutzt »verde, sei es nicht anders, der Haude! sei ausgeschaltet. Das »verde sich bei diesem System wohl und Klceschnilt, die Bestellung der Wintersaat und die dec Hackfrüchte gleichzeitig habe auSgesührt werden Daz», sei das Drängen der Kommunalverbände auf frühzeitigen Ausdrusch voi» Brotkorn und Hafer, auf Lieferung voi» Kar toffeln gekommen, ferner die kurzfristige Bemessung der Aus» drujchprämie, deren Ansnutzung dei» Landwirt mit dei» Anfor derungen des Betriebes in Konflikt gebracht habe, und nicht zu- letzt der Mangel an vollwertigen Arbeitskräften und Gespannen. Die Verzögerung der Ernte habe natürlich die Dispositionen der
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