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Sächsische Staatszeitung : 17.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191603174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19160317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19160317
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-03
- Tag 1916-03-17
-
Monat
1916-03
-
Jahr
1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 17.03.1916
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Nr. 37. Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat Doenge» in Dresden. 1916. LaMagsverhandlungen. n. Kammer. (Fortsetzung der Sitzung vom 15. März.) Regierungskommissar Geh. Rat vr. Otto (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.! Gestatten Sie, daß ich noch einige Worte über eine Einzelheit sage! Der Hr. Abg. Günther geht offenbar von der Anschauung aus, daß die Zahl der abgängigen Wagen sich nicht deckt mit der Zahl der dann als Ersatz eingestellten Wagen. Ich möchte feststellen, daß diese Zahlen sich tatsächlich decken, denn wir müssen pflichtgemäß darauf halten, daß eine solche Überein stimmung eintritt. Das gilt selbstverständlich nicht in dem Sinne, daß nun zu jedem Zeitpunkte sich die Zahlen decken. Das ist ia gar nicht möglich. Ich bitte nur zu bedenken: es müssen beypn'ls- weise 300 Wagen, die nicht mehr betriebsfähig sind, zerschlagen werden, dann ist es selbstverständlich nicht ohne weiteres möglich, daß am selben Tage dieselbe Zahl von Ersatzivagen eingestellt wird. Eine solche genaue Übereinstimmung könnte nur rein zu fällig eiutreten. Also, ich wiederhole, man kann nicht sagen, daß zu jedem Zeitpunkt die Zahlen der abgängigen Wagen und der Ersatz ivagen sich decken, aber iin Endresultat decken sich die Zahlen aller dings. In dem vom Hrn. Abg. Günther erwähnten und an ihn gerichteten Regierungsschreiben vom 26. Februar d. I. ist daraus hingewiesen worden, daß Ende 1915 663 Ersatzivagen noch nicht angeliefert waren. Die zu ersetzenden 663 Güterwagen aber waren Ende 1915 bereits zerschlagen. Der wirkliche Gesamt wagenbestand blieb also Ende 1915 um diese 663 Wagen hinter dem ordnungsgemäßen Gesamtwagenbestande zurück. (Abg. Günther: Tas ist aber ziveimal gerechnet!) Sie sind nicht zweimal gerechnet, sie sind nur einmal gerechnet. Es kann natür lich auch der entgegengesetzte Fall eintretcn, daß zunächst die Ersatzwagcn angelicfert werden und erst einige Zeit später die entsprechende Anzahl Wagen zerschlagen wird. Dann ist eine Zeitlang der wirkliche Gesamtwagenbcstand höher als der ord nungsgemäße Bestand. Im Endergebnis aber erfolgt, wie er wähnt, stets ein vollständiger Ausgleich. Dies geht auch aus dem genannten NegieruugSschreiben hervor. Wenn Sie die Beilage zu dein Schreiben ansehen wolle», die allerdings, soviel ich augenblicklich übersehe, in dem Bericht nicht mit abgedruckt ist, so werden Sie darin die Probe aufs Exempel finden. Man hat dort nämlich berechnet, wieviel vollspurige Güter wagen von der Ständeversanunlung in einem bestimmten Zeit räume, und zwar von Anfang 1910 bis Ende 1915 als Vermehrung bewilligt worden sind. Das sind 13029 Wagen. Nun muß natürlich rein theoretisch am Ende des Jahres 1915 unser Wagenpark um 13029 Wagen gestiegen sein, wenn nämlich die Verwaltung alle Vermehrungswagen angeschafft und alle zerschlagenen Wagen regelmäßig ersetzt hat. Nun finden Sie in der Berechnung auch tatsächlich diese Gesamtvermehrung um 13029 Wagen nach- gewiescn. Allerdings sind jene 663 Ersatzwagcn Ende 1915 noch nicht angeliefert gewesen, dieses Manko ist aber inzwischen durch Nachlieferung teilweise beseitigt worden, und cs wird bald ganz erledigt sein, so daß die Rechnung dann vollständig stimmt, näm lich: in den Jahre» 1910 bis 1915 , sind 13029 Güterwagen als Vermehrung vorgesehen und angeschafft worden, und dementsprechend hat sich auch der Güterwagenpark um 13029 Wagen vermehrt. Daraus folgt, daß auch die außer Dienst gestellten Wagen sämt lich — nicht mehr und nicht weniger — ersetzt worden sind. Ich glaube nicht, daß der Hr. Abg. Günther auch nur deu geringsten Anlaß hat zu einer Klage, daß die Beschaffung auf Grund von Titel 13 Pos. 4 nicht ganz korrekt erfolgt sei. (Abg. Günther: Sie sind zweimal gerechnet!) Nun hat der Hr. Abg. Günther eine Rechnung ausgemacht aus Grund unseres statistische» Berichtes. Diese Rechnung ist aber nicht zutreffend. Ich erhebe deshalb nicht etwa einen Vorwurf, weder gegen den statistischen Be richt noch gegen den Hrn. Abg. Günther. Wenn nämlich seine Rechnung zu einem unrichtigen Ergebnis führt, so geschieht dies nicht des halb, weil der Bericht etwa falsch wäre, sondern weil er für die vorliegende Spezialsrage nicht genügend in die Einzelheiten zer gliedert ist. Tic Regierung hat dem Hrn. Abg. Günther schon schriftlich mitgctcilt, daß in der Zahl der Wagen unseres statistischen Berichtes die sogenannten Bahndienstwagen mit enthalten sind, das sind Wagen, die nur im inneren Dienste der Eisenbahn verwaltung zum Transport von Schienen usw. verwendet werden und nicht dem öffentlichen Verkehre dienen. Vorliegcudenfalls interessiere» aber nur die letzteren, also die dem öffentlichen Verkehr dienenden Wagen. Tic Bahndieusiwagen scheiden hier genau so ans wie die zerschlagenen Wagen. Ter Hr. Abg. Günther hat also Zahlen benützt, die in der vorliegenden Angelegenheit zu falschen Ergebnissen führen müsse». Wir haben schon dafür gesorgt, wir haben cs wenigstens erwogen, daß der statistische Bericht in dieser Beziehung in Zukunft etwas mehr gegliedert wird, so daß dann »»mittelbar aus dem statistischen Bericht die znr vorliegenden Frage nötigen Zahlen entnommen werden können. Das setzt natürlich mehr Arbeit voraus, aber wir glauben, diese Mehrleistung voraussicht lich übernehmen zu könne». Ich füge hier die allgemeine Be merkung hinzu: wir können den statistischen Bericht nicht so cin- richten, daß in ihm alle statistischen Zahlen, die man einmal braucht, im einzelnen zu finden sind. Wir müßten dann große Bände an Statistiken anlegen, das würde ungeheure Arbeit und Kosten verursachen. Genügt im einzelnen Fall der jetzige statistische Bericht nicht, so müssen jeweilig besondere Statistiken aufgemacht werde». Dies ist vorliegendenfalls geschehen, und ich konstatiere nochmals, daß diese Statistik durchaus richtig ist. Ich komme noch einmal darauf zurück, daß wir Ende 1915 663 Wagen zu wenig hatten, weil die 663 Ersatzwagcn noch nickt angelicfert worden waren. Ein ganz ähnliches Ver hältnis lag z. B. für den 1. April 1915 vor. Da hatten wir nach den Vereinbarungen des Staatsbahnwagenvcrbandcs einen wirklichen Bestand zu haben von 40 907 Wagen. Tatsächlich hatten wir nur 39 231 Wagen. Es fehlten also 1 676 Wagen. Sie sehen, m. H., wie im ersten so war unsere Verwaltung auch im zweiten Fall im Rückstände. Diese Tatsache spricht allerdings nicht dafür, daß man jetzt unter Titel 13, 4 Be trüge streicht, im Gegenteil diese Tatsache stützt den Wunsch der Regierung, daß eben gerade für den Ersatz reichliche und jeden falls die im Etat eingestellten Mittel bewilligt werden. Vizepräsident Opitz (kons.) teilt in bezug auf den Antrag Castan den Wunsch des Hrn. Finanz- Ministers, cS Hütte sich die äußerste Linke dazu entschließen mögen, den gegenwärtigen Antrag überhaupt in diesem Landtage nicht ein zubringen, denn kaum ein Antrag sei mehr geeigct, den Burg frieden zu stören, als gerade dieser. Zur Sache selbst wolle auch seine Partei namentlich der äußersten Linken gegenüber ganz offen fein. Auch die äußerste Linke werde zugeben, daß die Aus- Übung des Vercinsrcchts irgendwelchen wirkliche» Beschränkungen nicht unterliege. Man brauche, um sich davon zu überzeugen, bloß in die Versammlungen der äußersten Linken zu gehen. Da werde eine Offenheit in der Aussprache beliebt, die nir iich kaum weiter getrieben werden könne. Des Pudels Kern — darüber wolle man sich klar sein — sei die Frage: Dürfe den Eisenbabnarbeitern oder irgend einem Stande im Staate die Befugnis erteilt werden, durch Verweigerung ihres Dienstes und ihrer Arbeit das gesamte Wirtschaftsleben des Staates dadurch zum Stillstand zu bringen, daß die Eisenbahnen still gelegt würden. Diese Frage aufwerfen heiße auch gleich sie beantworten^ und er glaÄe, die Herren von der äußersten Linken könnten in dieser Beziehung nicht den leisesten Zweifel hegen. Keinem einzigen Stande könne die Be fugnis an die Seite gelegt werden, das Staatswesen in seiner Gesamtheit zum völligen Stillstand und unter Umständen zum Ruin zu bringen. Uber solche Aussichten lasse sich nicht mit irgend welchen Gründen verhandeln, und er sei fest überzeugt, gelänge es einmal, den sozialdemokratischen Zukunftsstaat zu verwirkliche«, was er für ausgeschlossen ansehe, so würde auch der sozialdemo kratische Zukunftsstaat seinen Eisenbahnarbeitern eine solche Befugnis nicht zuiassen. Darüber könne man die Debatte als geschlossen ansehen. Ziveifelhaft sei bloß, welche Wege einzuschlagen seien, um derartige Verhältnisse zu verhindern und die Gefahren für das Staats-, Wirtschafts- und Volkswesen zu verhüten. Es gebe zwei Wege, den einen, wo ein Staat einfach von dein Gesichts punkt ausgehe: Wenn die Gefahr einmal auftrete, habe der Staat oder die Gesellschaft die nötige Macht, um deren Folgen zu unterdrücken. Dieser Weg sei in der Republik Frankreich und m Italien betreten worden. Der andere Weg aber, der Präventiv weg, sei der, den das Deutsche Reich in der Gewerbeordnung eingeschlagen habe, nämlich der Weg, daß man es zu den be dauerlichen Ausständen gar nicht kommen lasse, sondern vor beugende Maßregeln dahin treffe, daß solche Streiks von Eisen- bahnarbeitern tunlichst unter keinen Umständen möglich seien. Nun gelte es zu frage», welcher vou beiden Wegen einzuschlagen sei. Nach dem ersteren Wege, den Weg des IniEr kairo, Irriger »Iler, würde man heute dem Anträge, der hier von der äußersten Linken gestellt werde, entspreche» können. Aber vostigm tvrrent, und zwar seien es geschichtliche Ereignisse, die hier ins Auge zu fassen eien, jüngsten Datums. Marl denke nur an den höchst gefähr- ichen Eisenbahnerausstand, der in Italien stattgcfunden habe, ^erner an den Ausstand der Eisenbahnarbeiter in Frankreich und endlich an denjenigen in England. Die Folge einer derartigen Politik wäre die, daß solche Ausstände unterdrückt werden müßten mit allen Mitteln, sogar auf blutigem Wege, und dazu habe das tatsächlich damals geführt. Ter Weg, den nufere Staatsver waltung cinschlage und der dahin gehe, schon in normalen Zeiten vorzubeligen, daß derartige verhängnisvolle, letzten Endes zu blutigen Auftritten führenden Verhältnisse entstünden, sei dagegen offenbar der menschlichere und mildere, gegenüber dem andere» (Sehr richtig! rechts), menschlicher und milder vor allen Dingen gegenüber dein Arbeitcrstand. Aus diesem Gründe könne man auch nicht im Zweifel sein, daß man diesen Weg eiuzuschlagen habe, lind man könne nicht im Zweifel darüber sein, daß Deutsch land in dieser Beziehung auf dem richtigen Wege gewesen sei und saher von jedem, der praktisch denke, heute in Staat und Gesell schaft unterstützt werden müsse. Das sei der Standpunkt der rechten Seite des Hauses, und er freue sich, daß derselbe Grundsatz seiten der nationalliberalen Partei durch Hrn. Or. Seyfert zum Ausdruck gekommen sei. Er gebe auch für seine politischen Freunde die Erklärung ab, daß sie die betreffenden Bestimmungen der Ge werbeordnung in den gegenwärtigen Verhältnissen für durchaus richtig ansähcn und auf dein Standpunkte ständen, dauernd und, wie er glaube, für alle Zeiten an diesen' Standpunkte festhaltcn zu müssen. Redner geht dann näher auf den Minderheitsantrag ein und begrüßt es zunächst, daß die Herren init diesem Miuderheits- antrage an die Kammer herangetreten seien mit offenem Karten spiel. Infolgedessen sei er in die Lage versetzt, zu dieser klaren Frage eine klare Stellung zu nehmen. Es erscheine deshalb der Antrag auf Ablehnung bez. Herabminderung des betreffenden Postens linter dem Gesichtspunkte des Mittels zum Zweck, und er werde deshalb zunächst aus den Zweck, Steuern zu vermeiden, zulomme», und dann im allgemeinen das Mittel, d. h. die teil weise Streichung der betreffenden Position etwas näher ins Auge fassen. Ter Hr. Abg. vr. Seyfert habe sich zur Begründung seines Antrages darauf bezogen, daß keine Zeit vielleicht mehr als die gegenwärtige Zeit des Weltkrieges es erheische, daß man die finanziellen Leistungen und finanzicllen Ansprüche, die der Staat an die einzelnen Steuerzahler stelle, tunlichst herabminderc. Auch in dieser Beziehung trete er ihm vollkommen zur Seite. Wenn er aber weiter gehe und meine, das; der Staat tatsächlich gegen diese Grundsätze verstoßen habe, indem er mit dem Anträge an die Stände herantrete, die Zusatzsteucr einzuführen, so glaube er, dem Hrn. Abg. vr. Seyfert da nicht mehr folgen zu können. Dann, wenn man das Verhältnis berücksichtige, in dem der Staat in bezug auf Stcucrlcistungcn zu den Gemeinden und zum Reiche stehe, so werde man unverkennbar darauf geleitet, daß der Staat in bezug aus diese Anforderung außerordentlich maßvoll sei, so maßvoll, daß inan fast Bedenken tragen konnte, eb er da in Wirklichkeit von seinen Mitteln so weitgehend Gebrauch mache, als die Verhältnisse erheischten. Also nach der Richtung hin, daß man dem Staat etwa zum Vorwurf mache, er spanne die Steuerlraft zu sehr an, möchte er nicht folgen. Er möchte da bloß auf den stärksten unserer Feinde Hinweise», England. England bringe nicht bloßdc«; gesamte» laufcudcuStaatscmfwand im Wege der direkten Steuern aus, sondern auch den Betrag, der in Deutsch land durch die Kriegsanleihen aufgebracht werde. Nun das Mittel selbst! Ter Hr. Abg. vr. Seyfert habe sich auf wenige ein gehende Darlegungen beschränkt, während der Hr. Abg. Günther em sehr reiches Zahlenmaterial vorgeführt habe. Es entspreche ganz dem Fleiße dieses Hrn. Kollegen, der sich schon auf so vielen Gebieten betätigt habe, daß er sich die Mühe genommen habe, in dieser Beziehung Zahlen in so weitgehende»; Maße vorzrilegen. Er habe durchaus nicht den Eindruck gewonnen, daß die Zahlen etwa nicht zuverläffig seien; es sei aber für den Einzelnen vollkommen ausgeschlossen, heute schon eine Prüfung vorzunehmen, und noch mehr ausgeschlossen sei cs, heute schon in eine Entscheidung darüber einzutreten, ob sich die Zahlen in Wirklichkeit als ein wandfrei erwiesen. Wenn also gehofft werde, mit diesen; Zahlen material etwas zu erreiche», so müßte» die Zahlen der Deputa tion mit zur Begutachtung überwiesen werden, und dieser Antrag sei nicht gestellt. Der Hr. Abg. Günther habe sich wohl auch in; voraus gesagt, daß dieser Antrag kann; sachlich von Erfolg sein werde und könne. Glücklicherweise sei die Staatsrcgicrung auch in dieser Beziehung gewappnet gewesen und habe jenem Zahlenmaterial das ihrige cntgegcnstellen können, wobei man das Gefühl gehabt habe, daß hier nicht bloß, um Gründe zu schassen, verhandelt worden sei, wie es von seiten des Hrn. Abg. Günther geschehen sei, der fast die Logarithmen zu diesen Zahlen hinzugcnommen habe, sondern daß lediglich die Lebensverhältnisse den Ausschlag gegeben Hütten, die den; Hrn. Kollegen Günther nicht in der Weise bekannt sein könnten. Er spreche also nur in; Sinne und Auftrage seiner politischen Freunde, wenn er erkläre, daß sic mit Freuden dieser Position zustimmten, und zwar um so mehr, als, weun infolge der Aufrechterhaltung dieses Postens die Steuer cintrcte, sie ja wüßten, daß diese Steuer am Haupt der Ärmeren und Mittleren in der Hauptsache vorübergeführt werde, namentlich dann, wenn der Antrag durch- gehe, daß der Stcuerzuschlag von 1400 auf 2200 gesetzt werde und ihn auf die höchste Staffel verweise. Reduer geht dann auf die uugemein wichtige und tveit tragende Frage, die Übernahme der bundesstaatlichen Eisenbahnen auf das Reich, ein. Diese Frage sei ja erst in den letzten Tage» Gegenstand eingehender Erörterung im preußischen Abgeordncten- hause gewesen. Wenn dabei Preußen, der weitaus größte Bundes staat, den Standpunkt eingenommen habe, daß die Übernahme der bundesstaatlichen Eisenbahnen auf das Reich ausgeschlossen sei, so sei diese Frage eigentlich schon entschieden, denn gegen den Widerspruch Preußens sei an eine Übernahme der bundesstaat lichen Eisenbahnen auf das Reich absolut nicht zu denken. DaS könnte vielleicht seine Ausführungen überflüssig erscheinet; lassen. Aber sie seien es doch nicht ganz, denn die Debatte, die aus diesem Gebiet im preußischen Abgeordnetenhause stattgefunden habe, knüpfe an zwei Schriften an, die sich über diesen Punkt ausließe», eine vom Abg. Frhrn. v.' Zedtlitz „Das Reichseisenbahnprojekt im Lichte der Wirklichkeit" und die andere von Geh. Rat vr. Kirchhoff „Der Bismarckische Reichs- eisenbahngcdanke". Diese Schriften seien ihm überreicht worden von der Handels- und Gcwerbckammer, und zwar, wie er an- nehme, nicht von der sächsischen, sondern von der deut schen. Nun nähme«; die Handels- und Gewerbekammern für das deutsche Wirtschaftsleben eine so hohe Bedeu tung ein, daß man an deren Ansicht nicht vorübcrgchen dürfe. Wenn ihn; das überreicht werde, so müsse er daraus wohl schließen, daß tatsächlich vo«; der deutsche;; Handels- und Gcwerbckammer Gedanken vertreten würden, wie sie in der Schrift niedergclegt seien. Und das sei an sich schon Anlaß genug, un; dieser Frage sein volles Augenmerk zuzuwcndcn. Redner geht nun auf die Schriften selbst ei». Die darin vor gebrachten Beweise könnte;; ihn nicht überzeugen, daß der darin vorgeschlagene Weg der Übernahme der bundesstaatlichen Eisen bahnen an das Reich für dieses den Fall eines wesentliche» Vor teils enthalten könnte, in; Gegenteil. Der Verfasser der einen Schrift gehe mit wenige;; Worten über die Schwierigkeiten hinweg, die sich zuerst der Ausführung des Projektes entgegcnstellen würden in bezug auf die Art der Übernahme, sei cs käuflich oder nur durch Pachtung. Wenn man erwäge, in wie eingehender Weise das deutsche Eisenbahnnetz ausgebaut sei, wie viel Linie» in Frage kämen und wie unendlich schwierig eS sei, die Werte fest- zusctzen, so werde man zugeben, daß die Schätzung zu diesem Zivecke von vornherein mehr oder weniger ins Blaue hinciugehe. (Sehr richtig!) Sie werde »ach zwei Nichtn»gen hin anssatte;;. Entweder werde das Reich gut wegkommen, dann würden sich die Einzclstaaten mit Recht darüber beklagen, oder die Einzelstaate;; würden zu gut wegkvmmen, dann würde das Reich so schwer an seiner Eiscnbahnlaft zu tragen haben, daß ihn; alles weniger wie eine Wohltat mit dieser Maßnahme erwiesen würde. Tann werde die Vereinheitlichung des Betriebes als ein immenser Vorteil nach verschiedenen Rich tungen hin dargestellt. Habe man aber nicht schon grundsätzlich eine Vereinheitlichung des Betriebes der deutschen Eisenbahnen? Er verweise auf die cinschlagcnden Bestimmungen der Reichs- vcrfasßmg und auf die Bestimmungen des Rcichscise;;bah»betriebs- rcglements und auf die betreffende;; anderen Reglements. Ta habe das Reich in bezug auf den Betrieb aller Eisenbahnen im Teutschcn Reiche die eingehendsten Bestimmungen getroffen, und es werde schwer werden, »och welche zu finden, die »och nicht getroffen wären. Tann sei die Frage der sogenannten Luxus- transporte besprochen, die einmal in der Einführung vo» vier Wagenklassen gefunden werde, während man mit zwei Klassen hätte auskommen können, und dann in bezug auf die Schnellzüge. Tas seien aber doch keine Fragen von einer derartigen Wicktig- keit, daß sie eine Maßnahme der ReichSeiscnbahn rechtfertigten! Wenn wirklich etwas Empfehlenswertes an diesen Maßnahmen sei, so sei eS in keiner Weise ausgeschlossen, daß einzelne Staaten aus eigener Initiative diese Maßnahmen durchführten, aber er bezweifle, daß die Einstellung von zwei Klassen unbeschränkt statt vier das Richtige treffe. Er glaube, iu dieser Beziehung liege die Berücksichtigung der Bedürfnisse viel mehr in der Sache begründet als eine schablonenhafte schematische Vereinheitlichung der Be strebungen. Für ganz besonders unglücklich halte er den Reichs- eiscnbalwgcdankcn gegenüber den; weiteren Ausbau unseres Eisen bahnnetzes. Glaube jemand, daß die Herren aus Pommer» irgend ein Interesse daran haben, daß das Eisenbahnnetz iir Sachsen vervollkommnet werde? Das sei gar nicht denk bar, ebensowenig wie man in Sachsen ein Interesse an den pomnrcrschen oder holsteinischen Bahner; habe. Wichtiger aber seien noch die Folgen, die in bezug auf das föderative Prinzip des Reiches ;md der Einheitsstaaten aus der Durchführung des Rcichsciscubahugedaukens hervorgehcm würden. (Sehr richtig!) Schließlich blicke man auf unsere Industrie, die alle auf das wärmste hegten und von der man wisse, daß sie ein Hauptgrund des Gedeihens unseres Landes sei! Tarin müsse »ran ihn; rccht- gcben, daß, wenn der Reichscisenbahngcdanke durchgcführt wäre, sic urimöglich den hohen Stand einnehmcn konnte, den sie tat sächlich erreicht babe. Tas sei lediglich darauf zurückzuführcii, daß unsere Perkehrsverhältnisse in einer Weise eingerichtet seien, die den Wünschen und Interessen der Industrie voll Rechnung trage. Nach alledem ständen seine politischen Freunde auf den; Stand punkte, daß, wenn unsere sächsischen Eisenbahnen so weiter sort- gcbildet würden wie bisher, damit nicht nur den; sächsische» Staate, sondern auch den; Reiche der beste Gefallen getan werde. (Bravo!) Abg. Eastan (soz.): Ihn; gebe das Rcchnnngswcrl keine Vecanlassnng zu irgend welchen Ausführungen. Tic Erfahrringssätze, von denen aus sciue politischen Freliude den Etat betrachteten, versagten diesmal vollständig, und eS sei nicht möglich, ein Bild zu geben von den Dingen, wie sie künftig sein würden. Den Anerkennungen, die ausgesprochen worden seien gegenüber den Leistmigen des deutschen Eisenbahnwesens, schließe er sich mit seinen politischen Freunden an. Der Ausdruck „Eiscnbahnkricg", der sonst den üblen Beigeschmack gehabt habe als eine Darstellung des volks wirtschaftlichen Kampfes der verschiedensten Interessensphären in; deutschen Eiscnbahnweseu, habe heute einen hohen und hehren Klang erhalten. Diese Leistungen hätten nur vollbracht werde» können unter Aufopferung der personalen Leistmigsfähigkcit, die ins unermeß liche gegangen sei, wie ja auch aus de»; Munde der berufensten Männer gegenüber dem Eisenbahnpcrsonal anerkannt worden sei. Von diesem Gesichtspunkte aus möchte er zunächst z» der Per- sonalfragc Stellnng nehmen. Tas sächsische Eisenbahnpcrsonal habe durch seine feine Betätigung volles Verständnis kür die augenblickliche wirtschaftliche und finanzielle Lage des Staates gezeigt. Tie Flut von Petitionen sei diesmal ausgcbliebcn. Das Personal habe sich gesagt, daß unter den gegenwärtigen Um ständen nicht bannt zu rechnen sei, daß Mittel flüssig gemacht werden köimtcn, die für Erfüllung seiner längst yehegtcn Wünsche notwendig wären. Auch dort, wo der Krieg wirtschaftliche Not erzeugt habe, habe das Eisenbahnpcrsonal seine volle Pflicht und Schuldigkeit getan. Wenn man die Kriegsjammlungen der säch sische;« Eisenbahner mit denen des preußische«; Personals ver gleiche, so habe das sächsische Personal relativ mehr geleistet. I«; Anbetracht dieser Leistungen sollte man ihnen auch die staats bürgerlichen Rechte geben, die man ihnen bis heute verwehrt habe. I«; rühreuder Übereinstimmung hätte«; ja die Führer der Konservativen mit Hrn. Aba. Günther die Frage
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