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Sächsische Staatszeitung : 19.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191601194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19160119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19160119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-19
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 19.01.1916
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65 km ungefähr auf 5 Linien, Hctzdors—Eppendorf bis Großwalters- dorf, Klingenberg— OberdittmannsdorfAheuma—Plauen,Radibor— Kamenz, die Schweinitztalbahn, Dresden—Mickten—Kötzschen- broda, Schleiz—Mosbach und Geising—Altenberg, die von früher her noch zu bauen sei, und die noch neu einzustellende Linie Wurzen—Eilenburg, Priestewitz—Radeburg, die noch zu erwarten sei, und Obercunewalde—Löbau, die Pöhlbachtalbahn bis Königs walde, die in dem vorliegenden Dekret enthalten seien. Die letzteren beiden seien nur eigentliche Neubaustrecken, die übrigen seren nur Flickereien, wenn er sich des Ausdruckes bedienen dürfe. Diese inbegriffen und die zur Genehmigung vorgelegten bez. noch vorzulegenden umfaßten rund 160 km, sre bedeuteten eine Erweite rung des jetzt 3840 km umfassenden Staatseisenbahnnehes von nur rund 5 Proz. Aber erst, wenn sie erbaut sein würden, er führe das Bahnnetz diesen Zuwachs. Wenn das Tempo ein gehalten werde, verflössen 14 Jahre, bis die 160 km dem zu gewachsen seien, d. h. bis 1930 werde sich daS EisenhOhnnetz auf nur 3550 km rund erweitert haben. Wenn man das Dekret an sehe, müsse man sagen, daß man allen Landesteilen gerecht ge worden sei und von der Lausitz bis hinauf ins Erzgebirge und Vogtland und ins preußische Oberland bi-- hinab in die Leipziger Ebene Vorsorge getroffen habe, Eisenbahnen zu bauen und überall im Lande den vorhandenen Bedürfnissen wenigstens auf dem Papiere Rechnung zu tragen. Trotz des Krieges sei auch in Sachsen der Eisenbahnbau, das müsse man anerkennen, nicht ganz zum Still stand gekommen. Das sei ein beredtes Zeugnis für die Sachsen innewohnende wirtschaftliche Kraft und Stärke. Er möchte wün schen und bitten, daß eine A» snutzung dieser wirtschaftlichen Kraft und Stärke künftig dadurch in die Wege geleitet -verde, daß schneller im Eiscnbahnbau vonvärtS geschritten und den drin genden Bedürfnissen der Industrie Rechnung getragen werde. In dem Dekrete seien 11 weitere Projekte mit 90 km Länge als bauwürdig bezeichnet worden. Bei dem leider seit einigen Jahren eingctretenen langsamen Eisenbahnbautempo dürften wohl noch viele Jahre und Jahrzehnte vergehen, ehe diese 250 km fertig sein dürften. Bom Jahre 1900 bis jetzt seien ungefähr durch schnittlich im Jahre 21 km Zuwachs am Eisenbahnnetze zu ver ¬ einen einfachen Griff vom Vetriebsbureau aus die gefaulten über- zähligen Lampen ausgelöscht. (Es gibt auch Gasfernzünder!) Er habe immer gehört, daß bei verschiedenen Pet»tionen und Wünschen man darum nachgesucht habe, daß die Bahn höfe etwas besser beleuchtet würden. Einzelne kleine Bahnstationen seien ihm schon bekannt, die jetzt mit elektrischen, Lichte versehen sein. Das habe man aber wohl mehr wegen der Petroleumnot aetan. ES se» ein Wunsch, der wahrlich nicht allzugroße Opfer fordere, daß man auch auf die kleineren und mittleren Stationen Rücksicht nehme und auch dort für bessere Beleuchtung sorge. Wolle man das Sparsamkeitsprinzip besonders betonen, so könne man hier auch sagen, gerade aus Sparsamkeits rücksichten sei die elektrische Beleuchtung angezeigt. Bei Reu- und Umbauten, namentlich aber auch bei Anlage von Güteranlagen, möchten die Wünsche der betreffenden Gemeinden mehr be- rücksichtigt werden. Man würde viele Millionen haben ersparen können, wenn man von vornherein mehr Rücksicht darauf ge nommen hätte, die Bahnhöfe so zu bauen, daß sie auch für spätere Zukunft ausreichten. Hier sei es wahrscheinlich wieder das so genannte Sparsamkeitsprinzip, daS veranlaßt und verhindert habe, auch einmal etwas großzügiger anzufassen. Es seien soviele größere Bahnstationen im Lande, die, solange er im Landtage sei, wenigstens einen zwei- oder dreimaligen Umbau erfahren hätten, was enorme Mittel in Ansprnch genommen habe. (Sehr richtig!) Er möchte darum gebeten haben, daß man bei Reu- und Um bauten den Wünschen der Gemeinden mehr Rechnung trage. (Sehr richtig!) Sei es wirklich zuviel verlangt, wenn bei solchen neuen Planungen die Sachverständigen, z. B. der Stadtrat, ge fragt würden, die jedenfalls die Verhältnisse besser kennten als ein von auswärts kommender technischer Beamter? Dieser würde sich nichts vergeben, wenn er bei solchen Gelegenheiten auch einmal den Rat von sachverständigen Eingeborenen herbeiziche. Er möchte an die Regierung die Bitte richten, nach dieser Richtung hin diesen Wunsch möglichst zu berücksichtigen. Zum Schlüsse betont der Redner, daß er es für notwendig und wünschenswert erachte, daß bei der auf Seite 2 erwähnten Darlehnsgewährung auch nach gleichen, Maße gemessen werde, daß, wenn einem zu gründenden Verbände ein Darlehen aus Staatsmitteln gewährt werde, es anderen Verbänden nicht versagt werde. Bez dem be züglich des Baues der Linien Wurzen—Eilenburg und Borna— Lausick— Großbothen noch zu erwartendem Dekret würde noch ein mal darauf zugelommen werden. Er enthielte sich jetzt daher weiterer Ausführungen und beantrage schließlich noch^hie Über weisung des Dekrets 14 an die Finanzdeputation 8. (Bravo!) Abg. Rentsch (kons.): Die sehr interessanten Ausführungen seines Vorredners, des Vorsitzenden der Finanzdeputation 8, könne er zum größten Teile unterschreiben, besonders daß man aus Staats mitteln zur Gründung von Gemeindeverbänden für Erlangung des Areals zum Bau von Eisenbahnen Mittel gewähren möchte, damit endlich die Angelegenheiten einen Fortgang erführen. Er bitte ebenfalls die Regierung, daß sie in Zukunft doch etwas frei gebiger und etwas entgegenkommender in dieser Beziehung sein möchte als seither. Wenn er zunächst auf die Rede des Hrn. Finanzministers zukomme, so sei er und mit ihm wohl alle ein verstanden, daß man den jetzigen Zeitverhältnissen Rechnung tragend durchhaltcn wolle, und daß man auch auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues keine allzugrvßen Beschränkungen sich auf- erlegen möchte. Man dürfe ans den Gesichtspunkt, den der Hr. Finanzminister in seiner Rede erwähnt habe, daß die Neubau- linicn in der Regel keine Renten abwürfen, nicht allzngroßcs Geivicht legen. Man müsse im Gegenteil dafür sorgen, daß in, Baterlande den Bedürfnissen Rechnung getragen werde, und daß man insbesondere der Industrie, die sich hoch entwickelt habe, was nur dcm Eisenbahnvcrkehrswesen zu verdanken sei, weiter Mittel und Wege gebe, sich zu entwickeln, ivo es bisher nicht der Fall hätte sein können. Wenn der Hr. Finanzminister meine, cs sei ein technischer Mangel vorhanden und insolgcdessen nicht möglich, die angefangenen Eisen bahnbauten zu beendigen, auch fehle es wohl an Bauunternehmern und Arbeitern, so sei er der Meinung, daß im Lande viel technische Kräfte augenblicklich brach lägen, z. B. die Baumeister, die gegen wärtig infolge des Darniederliegens des Baugewerbes fast nichts zu tun hätten, und die sehr gern bereit sein würden, die Techniker zu vertreten, die zum Heere eingezogen seien und im Staatsdienste gestanden Hütten. (Sehr richtig!) Man nehme auch Juristen in die Verwaltungsstellen aus den Privatverhältnissen heraus und ließe sie vorübergehend bei den Amtshauptmannschaften arbeiten. Warum solle es nicht möglich sein, daß man hier die Baumeister heranziehe, um die fehlenden technischen Kräfte zu ersetzen? Auch sei es leicht möglich, wie in Preußen, die zum Teil brachliegenden Gefangenenkrästc für den Eisenbahnbau nutzbar zu machen. So fern ein strategisches Interesse für Sachsen überhaupt in Frage kommen sollte, könne er nur wünschen und hoffen, daß das der Fall sein möge, und daß nicht etwa günstigere Finanzverhältnisse, Ivie sich der Hr. Finanzminister ausgedrückt habe, abgetvartet werden sollten, bis mit dem Eisenbahnbau in einem beschleunigteren Tempo fortgefahren würde. Es wäre das nach seiner Ansicht ein recht großer Fehler, denn die dringenden und heißen Wünsche, die jahrzehntelang an die Regierung und die Kammer gekommen seien, müßten endlich einmal erfüllt werden. Wenn derHr. Vorredner gesagt habe, daß 21 Mill, für Bahnhofsbautcn, für Bauten an bestehenden Linien, aufgewendet tvürden nach dem außerordentlichen Etat und ungefähr reichlich 3 Mill, für Neubaulinien, so beklage das nie mand mehr als er und seine politischen Freunde. Diese hätten das allergrößte Interesse daran, daß in bezug auf den Neubau von Eisenbahnen etwas mehr getan werde als bisher. Was wolle es sagen, wenn das sächsische Eisenbahnnetz um wenige Kilometer- erweitert worden sei. Die anderen Landesteile hätten davon nichts gespürt. In dem Dekrete sei noch die Rede von 13 im Bau befindlichen und neu zu erbauenden Linien. Bon diesen 13 Linien entfielen auf 8 Linien 95 km, die früher genehmigt worden seien und noch zum größten Teile zu bauen seien und richtig!) Aus einen Gegenstand, der alle weiteren Kreise im deutschen Lande so sehr beschäftige, nämlich den Wagenmangel, einzugehen (Sehr richtig!), müsse er sich für Kap. 16 Vorbehalten. Er möcbte einige bescheidene Wünsche aussprechen, die keine allzu großen Mittel beanspruchten. Zuerst möchte er darum gebeten haben, daß bei Bauten und Umbauten an kleineren und mittleren Stationen diese doch nicht so stiefmütterlich behandelt werden möchten, wie es leider vielfach der Fall sei. Nur einen Fall möchte er als Beispiel erwähnen, der kürzlich erst einmal in der Deputation besprock)«»» worden sei. Die Deputation habe die Er- kahrung machen müssen, daß an kleineren und mittleren Stationen die Überdachung in Holzkonstruktion ausgrführt werde, während überall an den größeren und namentlich an den größten Stationen die Überdachung in Eisenkonstruktion ausgcführt sei. Mit der Länge der Zeit werde die überdies plump aussehende Holz konstruktion teurer als die Eisenkonstruktion. Er möchte daher an die Regierung die Bitte richten, bei allen solchen Bauten nicht etwa die kleineren Stationen stiefmütterlich, sondern alle auf gleiche Weise zu behandeln und doch hier nicht allzu sehr sparsam zu sein. DaS sei gewiß ein sehr bescheidener Wunsch (Sehr richtig!), und wenn von seiten der Gemeinden solche Wünsche geäußert würden, da solle man doch nicht gar zu unbillige Forderungen an sie stellen, insbesondere, »vie es bisher geübt worden sei, die betreffende Gemeinde nicht die über den Rahmen des Anschlags hinausgehenden Mehrkosten tragen lassen. (Hört, hört! m der Mitte.) Es müsse jedenfalls von Fall zu Fall unterschieden werden. (Sehr richtig! in der Mitte.) Weiter hätte er den Wunsch, daß man für bessere Beleuchtung der kleineren und mittleren Stationen Sorge tragen möchte. ES gebe jetzt keinen Ort auf dem Lande, der nicht an eine überlandzcntrale angeschlossen sei: also die Möglichkeit, die elektrisch« Beleuchtung zu schaffen, sei gegeben. Dies sei biwqcr und auch bequemer. So sei der Bahnhof von Döbeln mit Gai beleuchtet. Hätte man elektrische Beleuchtung, so würden durch nicht möglich. Diese Strecke wird schon jetzt »vesenttich deshalb zur Bewilligung vorgeschlage», »veil die Interessenten sich ver pflichtet haben, für sie das erforderliche Areal bereitzustellen. Zu den weiteren Vorschläge»» des vorliegenden Eisenbahn dekrets, die einerseits die Bewilligung von Überschreitungen und anderseits die Ermächtigung zu veränderter Verschreibung be willigter Mittel betreffen, glaube ich besondere Bemerkungen vorerst nicht machen zu sollen. Sehr weitgehend sind also ja die Vorschläge der Regierung für Neubauten, wie ich schon sagte, nicht, und sie konnten eS unter den obwaltenden Umstände»« auch nicht sein. Die Regierung hofft, daß das hohe Haus die Vorschläge ungeachtet der sehr un günstigen Finanzlage genehmigen, sich aber anderseits auch an- gesichtS des Ernstes der Lage mit.ihnen genügen lassen und keine weiteren Forderungen stellen wird in der Hoffnung darauf, daß nach Wiederkehr besserer Zeiten auch im Eisenbahnbau wieder eil» rascheres Tempo eingeschlagen und insbesondere an die bereits mehrfach der Regierung zur Erwägung gegebenen Projette, soweit sie sich als bauwürdig erweisen, herangetreten werden kann. (Bravo!) Abg. Gleisberg (nl.): Er werde sich des Eingehens auf die einzelne»» in» Dekret 14 genannten Linien enthalte», und sich nur mit einigen allgemeinen Bemerkungen begnügen. In dein Dekret Nr. 14 seien zwei Linien aufgeführt, die in der Finanzperiode 1914/15 zur Aus führung gelangt und den» Betrieb übergebe»» worden seien, das Industriegleis im Pöhlbachtale und die Linie Zeulenroda—Unterer Bahnhof—Oberer Bahnhof. Diese beiden kurzen Strecken würden hier auch mit „Eisenbahnlinien" bezeichnet; eS handle sich aber nur um ganz kurze Berbindungsstrecken zwischen Zeulenroda oberer und unterer Bahnhof und um ein kurzes Industriegleis im Pöhlbachtale. (Sehr richtig!) Zwischen dein vorliegenden Dekret Nr. 14 und dem frühere»» Eisenbahndekret bestehe eine gewisse Ähnlichkeit, und zivar in der Hauptsache darin, daß auch m den früheren Eisen bahndekreten es sich in der Regel auch nur um höchstens 2 bis 4, vielleicht auch ein»,al 5 Km handle, sowie daß man die Linien außerhalb der sächsischen Landesgrcnze ganz besonders zu bevor zugen scheine. So seien im außerordentliche»» Etat von bei» 3Z^ Millionen, die für Neubaulinien eingestellt seien, wieder 50O 000 M. allein für die Linie Moßbach—Schleiz eingestellt. Dabei sei die Linie Moßbach—Schleiz eine von denjenigen Linien, die überhaupt erst seit ganz kurzer Zeit geplant und auch zugleich in Angtisf genommen worden seien, während für bauwürdig erklärte Linien, die seit 20,30 «md 40 Jahren die Kammer beschäftigt hätten, schon wiederholt mit Nachdruck vor» der Stündeversammlung zur Erwägung überwiesen worden seien. Ji» dem vorliegenden Tcttct seien mich verschiedene Linien behandelt, von denen cs hieße, sie würden voraussichtlich in der Finanzperiode 1916/17 fertiggestcllt. Er habe nach den bisherige»» Erfahrungen keine allzugroßen Hoff- nnngcn, daß diese Linien auch in der Finanzperiode 1916/17 dem Betriebe übergeben würden. Vor» den» für neue Linie aus gestellten Gesamtbettage entsielen 500000 M. auf die Linie Schleiz—Moßbach, 1 Mill. M. auf die Linie Priestewitz—Rade burg und 500000 M. auf die Linie Löbau—Lbcreuncwaldc, zu sammen 2 Mill. M., deren Verwendung ihn» nach derr bisherigen Erfahrungen sehr zweifelhaft erschiene. Dagegen betrüge»» die Anforderungen für BahnhofSneu- und Umbauten 12600000 M. (Hört, hört!), für Ausbau zweiter, dritter und vierter Gleise etwa 9 Mill. Daraus könne man ersehen, »vie wenig Mittel in» all gemeinen immer für den Ausbau neuer Linien in den außer ordentliche»» Etat eingestellt würden. (Sehr richtg!) Von diesen insgesamt 24 ZL Mill, entfalle fast der größte Teil auf zweite, dritte und vierte Raten. In der Deputation hätten diese Ein stellungen, soweit es sich um zweite, dritte und vierte Raten handle, Befremden erregt, vor allem dann, wenn zwar die zweite oder dritte Rate eingestellt, von der vorhergehenden Rate aber überhaupt noch gar nichts verwendet wordei» sei. Er glaube, vorhin habe der Hr. Minister wohl schon darauf eure Antwort gegeben, den»« seiten der Deputation sei ja eine Ansrage nach dieser Richtung hin an die Regierung gerichtet worden. Es liege wohl auch eine schriftliche Äußerung vor, die er aber leider bis jetzt noch nicht habe. Jedenfalls »verdc die Deputation sich nach dieser Richtung hin volle Aufklärung zu schaffen versuchen. Man begegne auch oftmals dem Ausspruch, es seien ja Bahnen genug im Lande. Daß diese vorgefaßte Meinung ein Irrtum sei» werde wohl jeder in diesem Hause ihm bestätigen. (Lebhaftes Sehr richtig!) Er erlaube sich, auf die Thronrede hinzutvcisen, mit der kürzlich der preußische Landtag eröffnet worden sei. Daraus werde man er sehen haben, daß gerade für den Ausbau des preußischen Eisen bahnnetzes sehr bedeutende Mittel in Aussicht gestellt worden seien (Lebhaftes Sehr richtig!) und seiten der preußischen Re gierung auf den Ausbau des preußische»» Eisenbahnnetzes großer Wert gelegt »vcrde. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Es sei dani» auf Seite 2 und 3 des Dekrets eine größere Zahl von bauwürdigen Linie»» aufgeführt worden, allein wenn das Tempo, mit de,»» bisher der Eisenbahnbau in Sachse»» betrieben worden sei, so »veiter gehe«» sollte, dann glaube er, werde wohl niemand in diesem Hause es erleben, daß der Betrieb der für bau würdig erklärten Linien ausgenommen werde. (Zurufe und Heiterkeit.) Daß unter den jetzigen Verhältnissen in» Kriege selbstverständlich der Bahnbau nicht so gefördert »verden könne, wie cs alle wünschten, werde jedermann einsehen, obgleich, »vie »nan höre, «'n Preußen unter Zuhilfenahme voi» Kriegsgefangenen rüstig weitcrgebaut »verdei» solle. Man frage »nit Recht, warum das in Sachsen nicht auch geschehe. (Sehr richtig!) Wenn es auch tat sächlich am technischen Personal und an geschulteil Arbeitskräften -fehle, so wolle er doch die Hoffnung und den Wunsch aussprechen, daß nach Beendigung des Krieges dann die sächsische Negierung mit große,n Eifer daran gehe, das sächsische Eisenbahnnetz weiter auszubauen und auch zu diesen» Zwecke größere Mittel in den Etat einzustellen. Denn gerade nach Beendigung des Krieges werde es sehr notwendig sein, daran zu denken, die Berkehrs verhältnisse im Lande nach Möglichkeit zu verbessern (Sehr richtig!) und weiter auszubaucn, denn von alledem hänge ja auch das Gedeihen und die weitere Entwicklung von Handel, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft im wesentliche»» ab. (Lebhaftes Sehr zeichnen gewesen, seit 10 Jahren nur 14 Km, in den letzte»« fün Jahren när 12 km jährlich. Der Zmvachs der Kilon«etettüngen der fertiggewordenen Eisenbahnen nehme mehr und mehr ab. Ji» den letzten 3 Jahren sei der Zuwachs auf 8 km jährlich gesunken. Er wolle die letzten 3 Jahre nicht in Rechnung stellen, weil das Betriebsjahr 1914 /15 in demselben enthalten sei. Rechne man aber in» Durch schnitt jährlich 12 Ku» Zuwachs, so dürfte»» bei Innehaltung deS BautempoS der letzten Zeit mindestens 20 Jahre ver gehen, bis die im Dekret Nr. 14 enthaltenen 250 km gebaut und verwirklicht sein würden. Das könne und dürfe nicht geschehen, wen»» man nicht die wirtschaftliche Entwick- lung ganz ernstlich gefährden »volle. Man bedenke bloß, welch flotter Eisenbahnbau in» Deutsche», Reiche bald nach Beendigung des deutsch.französischen Krieges von 1870/71 eingesetzt habe. Allein in Sachsen seien von 1873 bis 1875 etwa 540 km Eisen bahn fettig zum Betriebe und von 1875 bis 1877 immer noch 200 km fertig geworden. Für die heimkehrcnden Feldgrauen müsse Arbeitsgelegenheit geschaffen »verden. Es sei das auch schon auf Seite 9, 10 des Dekrets in bezug auf die Erbauung einer Bahnlinie Oberplattental—Königswalde—Altenberg—Geising ge sagt. Diese Arbeitsgelegenheit werde man ckicht allem in bezug auf die Wiederauffrischung des rollenden Materials, das besonders im Kriege ganz ungeheuer abgenutzt werde, schaffen müssen, sondern mai» werde auch auf den» Gebiete des Eisenbahnbaues überall iin Lande, nicht nur in einzelnen Teilen, die hier genannt worden seien, also z. B. im Erzgebirge, gleichmäßig Sorge tragen müssen. Dazu sei der Landtag und die Staatsregierung ver pflichtet. Auch der Antrag Nr. 35 berühre hervorragend eine Ver besserung der Berkehrsverhältnisse. Unter 1» insbesondere sei auch gefordert, daß ein beschleunigter Straßennetzausbau des Landes allernächstens Platz greifen möchte. Hoffentlich werde die Staats regierung den Zeitläuften Rechnung tragen und das erfüllen, was an Wünschen aus diesem hohen Hause immer und immer wieder an sie herangebracht worden sei. Es scheine allerdings manchmal, als wenn sich infolge der neuzeitlichen harten Bedingung, den Grund und Bode»» unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, die Bahnbautcn etwas stark verzögerten. Man brauche ja nur das Wort „Nordostbahn" auszusprechen, um den Beweis dafür er bracht zu haben. Wie ein Unglückswurm ziehe sich diese lange große Linie auf den» Papiere schon seit Jahrzehnten immer wieder in die Länge. Die wirkliche Inangriffnahme des Baues sei bis jetzt immer noch nicht in die Wege getreten. In« Publikum habe man kein rechtes Vertraue,» mehr zu der Sache. Es sei versprochen worden, daß, noch ehe das 19. Jahr hundert zu Ende gehe, noch ehe das gegenwärtige Jahrhundert anbrcchen würde, der Bau fertig sein solle. Schon die Finanz- Minister v. Thümmel und Watzdorf hätten darüber bestimmte Außcrungen getan. Und heute habe mai» noch nicht einmal an- gefangen, trotzdem seitdem schon wieder 15 Jahre ins Land ge gangen seien. Zahlreiche industrielle Unternehmer, Bewohner von Stadt und Land, Handwerker und andere hätten im Ver trauen auf die Ltändeversammlung und die Regierung mit dein Ba»« der Teilstrecke Radibor—Kamenz gerechnet und zum Teil große Kapitalien aufgewandt in der Hoffnung auf den baldigen Betrieb, und sie seien bitter getäuscht worden. Gerade bei der Nord-Ostbahn sei in neuerer Zeit die Aussicht auf den Ba», der selben durch den Bau einer Privatbahn zerstört worden. Der Be sitzer der Horkaer Stcinbrüche, der den Eindruck zu haben scheine, als ob die Regierung die alte treue wendische Gegend in, Stiche lassen »volle, wolle sich durch den Bau einer Privatbahn von Horka nach Zeschau selbst helfen, um selbst nicht ungeheuren Schaden zu erleiden. In« Interesse der ganzen Gegend, die hier in Frage komme, müsse er aufs tiefste beklagen, daß dadurch der Grund wegfalle, die Strecke, die schon seit vier Jahren genehmigt worden sei, auszubaucn. Er ersuche deshalb die Staatsregierung recht dringend, in letzter Stunde eingehend erwägen zu wollen, ob nicht wenigstens ein Teil der genehmigten Strecke, und zwar derjenige von Kamenz bis an die Horkaer Steinbrüche, baldigst in Angriff genommen »verden rönne. Für diese Strecke dürfe auch, wenn dem Bau der Bahn im Ver waltungswege mehr Interesse als bisher entgegengebracht werde, die Arealabtrctnngsfrage »nit Unterstützung der Regierung leichter gelöst werden als für den Bau der Bahnstrecke von Kamenz nach Radibor, wo größere Unternehmungen industrieller Art nicht vor- handen seien. Ähnlich lägen die Verhältnisse auch in Häslich, auch an der Linie nach Königsbrück zu. Die Leute sähen sich dort genötigt, sich selber zu helfen, »veil der Bau der Bahn in die Länge gezogen werde, sie seien gezwungen, um konkurrenzfähig zu bleiben, die Bahn zu bauen, «ind würden nun in allernächster Zeit auch den Privatbahnbau in die Wege leiten, welche das zanze Projekt über den Haufen werfen würde. Das schlimmste ei, daß nur diejenigen sich helfen könnten, welche die Mittel dazu jätten, und die übrigen, die Handwerker und die unzähligen kleinen Leute, die immer noch auf die Regierung und den Landtag Vertrauen setzte», und hofften, daß endlich einmal ihre Wünsche erfüllt würden, die guckten in den Mond, sagten sie bei ihnen zu Hause. (Heiterkeit.) Er sei doch der Meinung, daß die kommende Zeit gewaltige, Veränderungen"auf den, Gebiete des Verkehrs wesens mit sich' bringen werde, und daß viele neue Forderungen gestellt würden, denen man sich doch gewachsen zeigen möchte, so daß »nan vielleicht in vielen Dingen werde umlernen müssen. Er möchte daher auch der Staatsregierung die dringende Bitte ans Herz legen, doch nachzusinnen, ob sie nicht in bezug auf den Eisenbahnbau etwas umlernen möchte. Die Rentabilität der Eisenbahnen, die gebaut würden, dürfe nicht immer ausschlag gebend sein. Alle die im Dekret 14 namhaft gemachten und als bauwürdig erklärten Linien müßten schleunigst ausgebaut werden, darüber bestehe kein Zweifel, und im einzelnen überlasse er es den Abgeordneten der betreffenden Bezirke, für alle einzelnen Projette selber einzutreten. Abg. r«st«n (soz.) stimmt der übcrlveisung des Dekrets Nr. 14 au die Finauz- deputation 8 namens seiner politischen Freunde zu. Der Hr. Borsitzende der Finanzdeputation 8, Abg. Gleisberg, habe wieder einmal die Wünsche unterstrichen, die im Hause wiederholt ein mütig geäußert worden seien über die Erweiterung und den Ausbau des Eisenbahnnetzes, und »vas der Hr. Kollege Rentsch gesagt habe, sei »veiter nichts als eine Wiederholung der Tinge, welche die sozialdenwkratische Fraktion so ost vorgetrage», habe. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn man aber de,» ungeheuren Abstand zwischen den Wünschen der Zureiter» Kammer und der Stellung der Regierung vergleiche, so müsse »nan es heute in dieser Situation schon beinahe als eine Tat bezeichnen, »venn trotzdem 3H Mill. M. für Neubautes» eingestellt worden seien. Die augenblickliche Situation lasse «S aber nicht für angezeigt erscheinen, in umfassender Weise wieder einmal das ganze Problem aufzurollen. Er möchte nur der» Wunsch äußer»», daß eine gleich mäßige Behandlung der verschiedenen Wünsche und der verschiedenen Telle des Landes Platz greifen möge. Er begrüße, daß »nan endlich darangegangen sei, die schon so lange als notwendig erwiesene Verbindung von Obercunewalde nach Löbau zu schaffen und damit eine Abkürzung von 28 km Bahnweg herbeizuführen. Aber er möchte darauf Hinweisen, daß auch draußen im Lande ähnlich geartete, aber weit bedeutendere Probleine noch der Er füllungharrte»«. Er habe bei früherer Gelegenheit statistisch nach- gewiesen, daß speziell die Kreishauptmannschaft Chemnitz in bezug auf das Verhältnis zwischen Bcvölkerungsdichtigkcit und Länge der Bahnlinie«» erst an letzter Stelle stehe. Er möchte hervor heben, daß sich seit langen» die Verbindung vor« Kopfstationen mit den» vorgelagerten Gelände als dringend erforderlich ergeben habe (Sehr richtig!); so sei z. B. die bedeutungsvolle Stadt Limbach vom Westen her vollständig abgeschnitten dadurch, daß sie keine Bahnlinie dort habe. Er möchte also wünschen, daß auch solche Verbindungen, die mindestens ebenso notwendig seien, in nicht allzu langer Zeit Berücksichtigung fänden. Er vermisse da im Dekret die Berücksichtigung der Wünsche, die für die Ausschließung des Lhemnitzcr Ostens nicht nur von ihm geltend gemacht, sondern einmütig als Wunsch der Kammer der Stoatsregierung zur
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