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Sächsische Staatszeitung : 03.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191602034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19160203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19160203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-03
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 03.02.1916
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Zahl der ungenügend gefüllten Fördenvagen zumAu-trag kommen, z. B. nach der Zahl der zu ihrer Rachfüllung insgesamt nötig ge wesenen Wagen. Ob ein Abzug in Bausch und Bogen zulässig ist oder ob das Gesetz so weit geht, zu verlangen, daß bei der Lohnberechnung da» Mindestmaß der Fördergefätze einzeln ange geben werde, mochte ich jetzt dahin gestellt sein lassen. Ich stimme aber mit Hrn. Abg. Krauße darin überein, daß die wegen mangelhafter Füllung der Förderwagen erfolgten Ab- züge nicht gegenüber der gesamten an der Förderung beteiligten Belegschaft, sondern nur zu Lasten der beteiligten OrtSbelegschast erfolgen darf, nicht minder darin, daß die Abzüge den Beteiligten in geeigneter Weise bekannt gegeben werden müssen. Die OrtS- bclegschaft schreibt allerdings selbst genau auf, wieviel Förder- wagen sie geliefert hat, und kann sich danach den erfolgten Abzug selbst berechnen aus dem erhaltenen Lohne. Ich halte die» aber nicht für ausreichend. Die Belegschaft hat Anspruch darauf, zweifelsfrei zu erfahren, worauf es beruht, daß die der Lohn- Berechnung zugrunde gelegte Zahl der Förderwagen geringer ist, als die Zahl der in Wirklichkeit gelieferten Wagen. Es mag auch richtig sein, daß auf einzelnen Werken die tat sächliche Handhabung der Einrichtung diesen Anforderungen nicht allenthalben entsprochen hat. Wir und da» Bergamt haben uns damit befaßt, und daS Bcrgaint ist jetzt darüber, in diesem Punkte Abhilfe zu schaffen. Wie schon Se. Exzellenz der Hr. Finanz. Minister betonte, haben wir das Bergamt, soweit es das nicht von allein tun sollte, was die Regel ist, stets darauf Hingeiviesen: alle gesetzlichen Vorschriften zugunsten der Arbeiter in wohl wollendstem Sinne auSzulegen und zu handhaben. Abg. Fleißner (soz.): Der Hr. Rcgierungsvertreter sei auf eine seines Erachtens sehr wichtige Frage nicht eingegangen. Sein Parteifreund Krauße habe darauf hingewiesen, daß in der sächsischen Bergindustrie den Arbeitern gegenüber der Brauch herrsche, daß entlassene Arbeiter auf eine gewisse Zeit in anderen Werken nicht wieder eingestellt würden, wenn sie in irgendeiner Weise unbequem geworden seien. Man habe es also hier mit einem Bestehen der sogenannten schwarzen Listen zu tun, einem System, daß natürlich den Ar- deitern gegenüber einen unerhörten Terrorismus bedeute. Er möchte zunächst fragen, ob sich die Regierung für ihr Bergwerk Zauckerode an diesem System beteilige, ob sie auch in dieser Weise sich Arbeitern gegenüber, die von anderen Werken kämen, so ver halte, und was sie überhaupt zu einem derartigen System sage. Der Hr. Minister habe in bezug auf die Löhne erklärt, die Löhne seien ncit der Zeit erheblich gestiegen. Er wolle unerörtert lassen, ob das richtig sei, über den Begriff erheblich könne, man ja sehr verschiedener Meinung sein, aber es komme darauf nicht an, ob die Löhne erheblich gestiegen seien. Wenn es richtig wäre, dann wäre es übrigens nur ein Beweis, daß die Löhne früher geradezu miserabel gewesen seien (Abg. Müller: Sehr richtig!), denn sie seien jetzt noch zum Teil außerordentlich gering. Das bewiesen die auf S. 3 des Berichtes abgedruckten Tabellen. Wenn man sich da die einzelnen Zahlen ansehe, so ergebe sich zweifellos, daß diese Einwendungen seiner Partei nach der Richtung hin durch aus berechtigt seien. Die „Bergarbeiterzeitung" habe schon im Laufe des vorigen Jahres einmal auf die Lohn- und Arbeits verhältnisse im Werk Zauckerode hingewiesen. Er wolle zugeben, vielleicht habe sich inzwischen dort manches verändert und ge bessert, vielleicht habe auch gerade die Kritik hierzu Anlaß ge geben. Aber auch die jetzigen Verhältnisse seien nach Meinung seiner Partei noch durchaus unzulänglich. So seien 1272 M. Jahreslohn der Förderleute eben kein Lohn für eine derartig schwierige und gesundheitsschädliche Arbeit. Roch schlimmer sei cs in Freiberg. Hier sei festgestellt, daß dort ein Jahreslohn von 1073 M. gezahlt worden sei, der einem Stundenlohn von 35 Pf. gleichkomme. Dabei handle es sich bei diesen Angaben um Durch- schuittslöhne, die natürlich in keiner Weise über die wirklich herrschenden Verhältnisse aufschlußgebend seien. ES komme noch hinzu, daß von diesen Löhnen, die angegeben seien, noch die Ber- sicherungsbeiträge abgingen, und das mache für das Jahr in Zauckerode etwa 80 M. Dadurch würde natürlicherweise die Möglichkeit der Existenz jener Arbeiter noch um ein Weiteres ein- geschränkt In der Deputation habe einer der Herren Re gierungskommissare den Einwendungen seiner Partei gegenüber eine sehr einfache Formel gebracht; er habe gesagt: Ja, die Leute mögen sich nur nach der Decke strecken. ES sei schon darauf hingewiesen worden, daß die Regierung nicht so wie bisher die Methode verfolgen solle, daß sie bei der Gewährung von Lohn- und Teuerungszulagen, überhaupt bei sozialen Nnrichtungen irgendwelcher Art sich nach Privatunternehmern richte. Auch das sei in der Deputation bereits bemängelt worden. Er habe einen Brief in seinem Besitze, der ihm zugegangen sei von Arbeitern des Zauckerodaer Werkes. In diesem Briese beklage man sich bitter über die jetzt in der Kriegszeit herrschenden Verhältnisse, und es fei darin eine Stelle enthaltend, die zeige, daß es sich keineswegs etwa um die aller unzufriedensten Arbeiter handle, denn jene Arbeiter sagten: Bis zur Kriegszeit sei eS vielleicht noch erträglich gewesen, bis zur Kriegszeit hätte man sich vielleicht noch mit den Verhältnissen im allgemeinen zufrieden erklären können, aber während der Kriegs zeit hätten sich die Verhältnisse ungeheuer verschlechtert. ES sei in diesem Briefe auch darauf hingewiesen, daß es den Arbeitern scheine, als wenn man durch willkürliche Lohnabzüge die auf der anderen Seite gewährte Teuerungszulage bis zu einem gewissen Grade wieder ausgleichen wolle zuungunsten der Arbeiter. Er möchte die Herren von der Regierung bitten, doch diesen Angaben einmal nachzugehen. Es werde auch von Willkür in dem Briefe gesprochen: eS sei davon die Rede, daß die Obersteiger und die Schichtmeister ganz nach ihrem Belieben bei der Festsetzung der Löhne verführen, und daß nach dieser Richtung hin gewissermaßen eine Günstlingswirtschaft herrsche. Kurz und gut, es seien Klagen vielfacher Art nach dieser Richtung hin, und er könne nicht an nehmen, daß sie vollständig auS der Luft gegriffen seien, daß gar nichts daran sein sollte, Klagen, die zeigten, daß im Zauckeroder Werke doch nicht alles so sei, wie es von seiten der Regierung immer hingestellt werde. ES komme sehr viel darauf an zu erfahren, wie die Regierung sich um die Verhält nisse kümmere, wie sie ihre Erkundigungen einhole. Es hieß in dem Schreiben noch, daß die Löhne jetzt jeder Be schreibung spotteten, auch über die Behandlung der Arbeiter werde geklagt — kurz und gut, eS seien Verhältnisse, die seine Partei veranlassen müßten, die Regierung dringend zu ersuchen, sich ein mal eingehend um die dortigen Arbeiterverhältnisse zu bekümmern. Er möchte gerade auch in bezug aus die Arbeiter hier in dieser öffentlichen Sitzung feststellen, daß der Hr. Ministerialdirektor in der Deputation in dieser Beziehung ausdrücklich erklärt habe: die Arbeiter könnten sich beschweren, die Arbeiter brauchten nicht zu befürchten, gemaßregelt zu werden, die Arbeiter brauchten nicht zu befürchten, in ihrer Organisation Nachteile zu erleiden. Er möchte wünschen, daß dieser Grundsatz auch wirklich durchgesührt werde. Man habe früher in Zauckerode andere Erfahrungen ge- macht, und die Arbeiter möchte er von dieser Stelle aus an dieses Wort erinnern. Sie sollten sich daran halten, und wenn wieder einmal schlimme Erfahrungen vorkämen, dann würde natürlich in der schärfsten Weise gegen diese Verhältnisse vorgegangen werden. Die Arbeiter hätten allerdings nunmehr, wie er annehme, wenn das richtig sei, waS der Hr. Ministerialdirektor anführe, keinen Grund mehr, sich zu fürchten, sie könnten rückhaltlos vorgehen, sie brauchten nicht mehr zu befürchten, gemaßregelt zu werden. Er möchte also vor allen Dingen, wie er schon eingangs ausgeführt habe, eine Auskunft darüber, wie sich die Regierung zu dem Terro rismus der Bergwerksunternehmer in Sachsen stelle, im all gemeinen, und wie sie e» auf ihren eigenen Werken nach der Richtung hin halte. (Bravo k bei den So-,aldemolraten.) Abg. Kr«»ße (soz.): Er wolle noch einige ganz kurze Darlegungen geben. Das von ihm zur Frage der Unfälle Gesagte erhalte er aufrecht. Er wolle gar nicht bestreiten, daß gegen früher, seinetwegen eine Reihe von Jahren zurück, eine Verringerung der Unfälle ein- getreten sei. ES wäre ja auch traurig, wenn es nicht so wäre. DaS fortgesetzte Bestreben der Aufsichtsbehörden, das fortgesetzte Bestreben der Arbeiter, das fortgesetzte Bestreben der Organisa- tionen der Arbeiterschaft gehe ja ausschließlich darauf hin, möglichst die Unfälle zu verhindern. ES wäre lebhaft zu bedauern, wenn nicht ein einziger Fortschritt zu verzeichnen wäre. Aber die Differenz zwischen den Jahren 1913 und 1914 bestehe, und da sei eS doch, wie er schon dargelegt habe, ganz wesentlich, daß sich die Aufsichtsbehörden zur Aufgabe machten, den Gründen dieser Erscheinung nachzuaehen. Er glaube nicht, daß man die Ver mehrung der Unfälle im allgemeinen dem Umstande zurechnen könne, daß mit ungelernten Arbeitskräften gerechnet werden müsse. Er meine, daß auch in Sachsen unter allen Umständen nach dem Kriege der Ausbau der Statistik ermöglicht werden müsse. Zur Frage der Teuerungszulage habe er schon in der Finanz deputation ä darauf hingewiesen, daß man mit den von den Arbeitern selbst vertretenen Forderungen gewissermaßen keinen Vergleich ziehen solle. Die Zeit, wo diese Forderungen gestellt worden seien, liege nunmehr fast ein Jahr zurück, und daß seitdem ungeheure Veränderungen in den Teuerungsverhältnissen ein getreten seien, könne doch nicht ganz abgestritten werden. Man habe in der Eingabe selbst gesagt, daß man nicht verlange, daß die Lohnerhöhungen derart sein sollten, daß ein Ausgleich der Teuerungsverhältnisse damit hergestellt werden sollte. Betreffs der Thermometer könne den Ortsältesten ein Thermometer auf Verlangen ausgehändigt werden. Dann brauchten die Arbeiter nicht die Beamten nach der Temperatur fragen zu müssen. Daß die Arbeiter, wie gesagt worden sei, die Überschichten gern ver führen, weil sie eben in der teueren Zeit verdienen wollten, daS möchte er bestreiten. Im Gegenteil sträubten sie sich mit Händen und Füßen (Sehr richtig! links) gegen die ungeheueren Anforde rungen von llberschichten. Wenn die Krankheitsfälle im Jahre 1915 — waS er augenblicklich nicht kontrollieren könne, aber er zweifle nicht an den Darlegungen des Hrn. Regierungsvertreters — zurückgegangen seien, so solle man dabei nicht vergessen,gdaß sich im vergangenen Jahre die Arbeiter wegen der Teuerung manchmal gezwungen gesehen hätten, trotz Krankheit weiterzuarbeiten. Er freue sich darüber, daß Hr. Geh. Rat Wahle diese eine Auffassung des Bergamts nicht aufrechterhalten habe, daß die Gesamtheit in der Auffüllung der Wagen darunter leiden solle. Er habe hier die Aufzählungen einer ganzen Reihe von Werken, die generellen Abzüge der Wagen aus einzelnen Betriebspunkten, die 100 Hunte in einem Monat betragen habe. Rechne man für den Wagen nur 1 M. oder 1,50 M., so sei das für die Ortsbelegschaft ein Lohnverlust von 100 bis 150 M. oder je nach der Höhe des Ge dinges weniger oder mehr. Das seien außerordentliche Härten gegen die Arbeiterschaft, denen schärfer nachzugehen gebeten werde, damit seine Partei nicht mehr notwendig habe, diese Be schwerden vorzubringen. Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Wahle (nach den stenographischen Niederschriften): Meine sehr geehrten Herren! Ich bitte um die Erlaubnis, auf die Bemerkungen des Hrn. Abg. Fleißner mit zwei Worten erwidern zu dürfen. Er hat zunächst gesagt, er hätte von der Regierung nichts gehört über die von Hrn. Abg. Krauße bereits zur Sprache ge brachte Frage der Sperre und der schwarzen Listen. Ich bin bereit, das nachzuholen. Schwarze Listen der Bergarbeiter sind Verzeichnisse derjenigen, die sich aus irgendwelchen sächsischen Steinkohlenwerken mißliebig gemacht haben; sie kommen in diese Verzeichnisse, damit sie auf einem anderen Werke nicht wieder angelegt werden. Solche schwarze Listen sind «ns nicht bekannt; ich bin auch überzeugt, sie bestehen heute beim ganzen Bergbau des Landes nirgends, insbesondere auch nicht beim sächsischen Steinkohlenbergbaue. Dagegen ist es richtig, daß vierwöchige Sperren existieren, das sind aber nur mündliche Verabredungen, und zwar meine» Wissens nur in den zwei Revieren Zwickau und Lugau-OelSnitz. Diese Verabredungen gehen dahin, daß Berg arbeiter, die von einem Werk ohne zwingenden Grund ab- aehen, von einem anderen Werk nicht vor Ablauf von vier Wochen wieder angelegt werden sollen. Ich halte es für möglich, daß dieses Abkommen auch heute noch besteht, über diese Sperre ist von den Bergbehörden mit den Werkvcrtretungen wiederholt verhandelt worden auf Veranlassung der Regierung und zum Teil auch aus eigenem Antriebe, und zwar in dem Sinne, ob die Werkbesitzer nicht geneigt wären, diese Sperre aufzuheben. Diese Verhandlungen sind aber bisher immer er folglos geblieben. Die Bergwerksbesitzer machen geltend, viele Bergarbeiter hätten die Tendenz, fortwährend ohne jeden Grund zu wechseln; das durchreuze aber die Absichten der Arbeitgeber, sich alte, tüchtige, erfahrene Arbeiterstämme zu schaffen. DaS ist ja allerdings ganz besonder» wichtig für die Betriebssicherheit, wie ich schon vorhin bei Zauckerode hinsichtlich des Gedingewechsels an- führte; es ist ganz besonder- wichtig, daß der einzelne Arbeiter sich eine Reihe von Erfahrungen in seiner Grube vor einem be- stimmten Orte sammelt; und diese wichtigen Erfahrungen, die dazu dienen, die Unfälle zu vermindern, worauf wir doch alle hin streben, gibt man preis, wenn die Leute fortwährend wechseln. Die Regierung kann also wohl verstehen, daß die Bergwerks besitzer das Bestreben haben, die Leute an solchen häufigen grund losen Wechsel zu hindern. Mit gesetzlichem Zwang können wir das nicht verbieten, wir können nur im einzelnen Falle den Arbeitgebern zureden, wie das auch geschehen ist, ob sie das nicht lassen wollen, und wir sind gern bereit, wenn einzelne Fälle genannt werden und darunter Arbeiter leiden, dann zu vermitteln, namentlich jetzt im Kriege, damit solche Leute nicht wochenlang brotlos werden. Aber einen gesetzlichen Zwang haben wir nicht, und die Gründe, welche die Bergwerksbesitzer geltend machen, sind nicht unbeachtlich; das wirs mir jeder Unternehmer zugeben und wohl auch die Mehr zahl der Bergarbeiter selbst, denn wir haben — Gott sei Dank — auf unseren gefährlichsten Steinkohlengruben fast überall alte, tüchtige, feste Arbeiterstämme, die ihr Werk nicht wechseln, sonst würde die Zahl der Unfälle noch viel mehr steigen. Dann hat sich Hr. Abg. Fleißner noch im allgemeinen über schlechte Behandlung, Maßregelung und Terrorismus beklagt. Ich muß bitten, wenn von unS auS eingeschritten werden soll, uns die einzelnen Fälle zu benennen. Im allgemeinen darf ich bemerken, daß selbstverständlich die Regierung alle solche Schikanen durchaus mißbilligt und daß das Bergamt daS nicht nur auf daS schärfste in Verordnungen zu erkennen gegeben hat, sondern auch weiter auf Abstellung solcher Übelstände dringen wird. Denn daS muß hier wieder ausgesprochen werden: wir dulden in keiner Weise schlechte Behandlung und Maßregelungen; denn daS sind immer unnötige Schikanen. Wir sind also insofern mit Hrn. Abg. Fleißner vollständig einig. Hierauf erhält das Schlußwort Berichterstatter Abg. Beb« (nl.>: Der Hr. Minister habe vorhin gesagt, daß dem DcputationSbericht bezüglich der Lohnstatistikverhandlungen eine besondere Wichtigkeit beigelegt worden wäre. Er müsse darauf entgegnen, daß daran einzig und allein die Regierung selbst schuld sei. Der Wortlaut im Bericht fei zunächst von ihm ohne Wichtigkeit abgefaßt worden und laute: »Der Hr. Kommissar sagt zu, den Wünschen, die Arbeit-' bezw. Lohnstatistiken ähnlich wie in Preußen herzustellen und sie vierteljährlich bekanntzugeben, baldigst, spätesten» aber nach dem jetzigen Kriege zu entsprechen." ES sei also durchaus nicht von der Deputation verlangt worden, daß solche Statistiken schon während de- Krieges heraestellt werden sollten. Der ganze Gang der Deputatwusverhundümaen sei aber so gewesen, daß von einer Aufnahme der Statistiken gar nicht gesprochen worden fei, sondern von einer Bekanntgabe der Statistiken, und darin liege doch schon, daß sie ausgenommen werden müßten. Er »volle darauf, wie cs gekommen sei, daß sich die StaatSregierung weigere, diesen Wortlaut anzuerkennen, nicht weiter eingehcn, sei aber gern bereit, den, Hrn. Minister die nötigen Unterlagen an der Hand de» Oriainalprotokolls zu unter- breiten. Die Deputation hätte erwarten können, daß die Regie rung eine bindende Erklärung im Sinne des Wunsches der Depu tation abgeben würde, daß sie bereit sei, diese Statistiken viertel jährlich nach dem Kriege bekanntzugeben. Ltaatsminifter v. Lehdewitz (nach den stenographischen Niederschriften): Ich bin in diesem Punkt wohl mißverstanden worden. Ich habe gesagt, die Regierung stünde der Anregung wegen der vierteljährigen Lohnstatistik wohlwollend gegenüber, und habe damit geschlossen, daß sie nach dem Kriege der Frage der Aufnahme der Statistik und ihrer Veröffentlichung nähertreten wird. M. H.! Das ist meiner Ansicht nach eine bestimmte Zusage, und wenn meine Worte nicht so aufgefaßt worden sind, so will ich die Zusage hier nachholen. Wenn weiter hier von persönlichen Reibungen die Rede gewesen ist, so spreche ich darüber mein Be dauern aus. Ich hoffe, daß die Verhandlungen zwischen den Herren Abgeordneten und den Herren Regierungskommissaren nach wie vor einen friedlichen und für die sachliche Behandlung gedeihlichen Gang nehmen werden. Hierauf nimmt die Kammer die sämtlichen Anträge der Deputation einstimmig an. 3. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Rechenschaftsdeputation über Kap. 10, 11 und 12 des Rechenschaftsberichts auf die Finanzperiode 1912/13, Braunkohlenwerk zu Leipnitz, Staatliche Hütten werke bei Freiberg und Staatliche Erzbergwerke bei Freiberg betreffend. (Drucksache Rr. 100.) Berichterstatter Abg. Beda (nl.): Er komme zunächst zu Kap. 10, das Braunkohlenwerk zu Leipnitz betreffend. Die Überschreitungen bei den in Frage kommenden Titeln seien in den Erläuterungsspalten eingehend und sachlich begründet und Bedenken irgendwelcher Art würden nicht erhoben. Bei Kap. II, Staatliche Hüttenwerke bei Freiberg, seien ebenfalls Überschreitungen vorgekommen, die auch eingehend nachgewiesen und begründet worden seien, und die Rcchenschaftsdeputation empfehle sie zur Nachbewilligung, zu mal der Abschluß ein recht günstiges Resultat zeige. Es verbleibe aus dem laufenden Betriebe ein Überschuß von 2 263 366,92 M., der darauf zurückzuführen sei, daß das Hahr 1912 in ganz un gewöhnlichem Maße von der Preisentwicklung der Metalle be günstigt gewesen sei. Nach Absetzung der Kosten für eine ganze Reihe von betriebstechnischen Maßnahmen, Beschaffung eines Dampfkessels, Beschaffung mechanischer Röstöfen, eines Fcin- walzwerkes zur Herstellung von Silberplatten, eines Walzwerkes zur Zerkleinerung stückigen Schwefelkieses mit elektrischem Antriebe und der Ausgaben für nötige Reuanlagen und Grundstücks erwerbungen verbliebe noch immer gegen den Etat ein Überschuß von 1 214522,25 M. Kap. 12, Staatliche Erzbergwerke bei Freiberg, zeige einen starken Überschuß von 452 380,25 M. Dieser setze sich zusammen aus 81034,35 M. Einnahmen und 371345,90 M. Minderausgaben, d. h. Ersparnissen. Diese Er sparnisse seien zurückzuführen zum großen Teil auf Einstellung des gesamten Abbaubetriebes, der Ende September 1913 erfolgt sei, m der Hauptsache auf Ersparnisse au» Gehältern und Löhnen. Dem Etat liege ein Mannschastsbestand von 600 Mann im Durch schnitt für die Finanzperiode 1912/13 zugrunde. In Wirklichkeit habe er 599 Mann im Jahre 1912 und 439 Mann im Jahre 1913 und 221 Mann am Ende der Finanzperiode betragen. Unter den letzteren befänden sich noch 17 Bergschüler und Bergschul, anwärter, so daß die maßgebende Bestandziffer nur 204 Mann betrage. Eine einzige Überschreitung finde in Titel II statt mit 7813,74 M., eingehend nachgewiesen und begründet. Nach alledem beantrage er Die Kammer wolle beschließen: bei Kap. 10, Braunkohlenwerk zu Leipnitz, die Überschrei tungen insgesamt mit 4534 M. 63 Pf., bei Kap. 11, Staatliche Hüttenwerke bei Freiberg, die Über schreitungen insgesamt mit 328 264 M. 77 Pf. und bei Kap. 12, Staatliche Erzbergwerke bei Freiberg, die Überschreitung in Tit. 11 mit 7813 M. 74 Pf. nachträglich zu bewilligen. Abg. Hofmann (kons.): ' Seit Jahren habe die Finanzdeputation für die Kap. 9, II und 13 von seiten der Staatsregierung kaufmännische Bilanzen erbeten, ähnlich wie sie ihr für die Kömgl. Manufaktur, Kap. 8, gegeben worden seien. Die Kammer werde in seinem diesmaligen Berichte diese Bitte um die Bilanzen vermißt haben. Das komme daher, weil ihm der Hr. Kommissar der Regierung versichert hätte, daß die Berichte eingegangen seien. Sie seien von der Rechen- schaftsdeputation beansprucht und an diese abgegeben worden. Er habe heute erwartet, daß die Rechenschaftsdeputation die Freundlichkeit haben würde, die Bilanzen über Kap. II be kanntzugeben. Da es unterblieben sei — eS werde wahrscheinlich seine Gründe haben —, so möchte er die Deputation bitten, daß die Bilanzen bei Kap. 9 oder bei der Bekanntgabe von Kap. 13 mit gedruckt würden. Sie seien von so außerordentlichem Wette für die sämtlichen Mitglieder deS hohen Hauses, daß es notwendig sei, in dieselben Einsicht nehmen zu können. Berichterstatter Abg. Beda (nl.): Es sei allerdings richtig, daß der Rechenschaftsdeputation diese Bilanzen und Abschlüsse vorgelegen Hütten. Sie seien von der Treuhandvereinigung geprüft und von dieser Seite der Rechenschaftsdeputation zur Annahme empfohlen worden. Die Gründe, die aufgeführt gewesen seien, seien auch für die Rcchen schaftsdeputation so verständlich und plausibel gewesen, daß diese keine Bedenken getragen habe, sich diesen Anschauungen anzu passen. (Sehr richtig!) Man werde zweifellos gern Gelegenheit nehmen, bei Kap. 9 bez. 13 zu veranlassen, daß diele Bilanzen gedruckt würden und auf diese Weise jedem einzel, cn Kollegen m der Kammer zugänglich gemacht werden könnten. Nach Schluß der Debatte nimmt die Kammer den Deputationsantrag an. Hiermit ist die Tagesordnung erledigt. (Schluß der Sitzung 1 Uhr 21 Mn. nachmittags.) Druck do« B. G. Teubner in Dresden.
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