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Sächsische Staatszeitung : 03.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191602034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19160203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19160203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-03
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 03.02.1916
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Men viel zu geringe Verdienste zu Verzeichnen wären, weil die s schon jetzt entsprochen. Auf einem Teile der »eck geschieht dies» »etrcsfendcn Leute stündig vor denselben schwierigen Orten Bekanntmachung auch in der »om Hrn. Nbg. Krauste gewünschten 7.6 ire 1913 wurden im Steinkohlenbergbau unter Tage ler Schichten als Überschichten verfahren, im Jahre 1914 «eise, nämlich durch Anschreiben auf einer Tafel vor Ort, auf anderen Werken durch Au-Hang in den Rannschaft-stuben. Ob Sind Wagen ungenügend gefüllt, so soll die Frage, wie viel daraufhin bei der Lohnbercchnung aozuziehen sei, lediglich bei der n Leute stüntnq vor denselben schwierigen 1 arbeite». Wir haben aber feit unserer Besprechung in der Finanz, »eputation ä darüber gerade diese Fälle genau erörtert und dabei hat sich folgende» herau-gefiellt: Ler Fall, dast beim König!. Eteinkohlenwerk Zauckerode eine Anzahl Häuer einen Lohn von weniger al» 4 M. in der Schicht verdient haben, ist im Januar 1915 beim Oppelschacht ein- getreten. Bor einem Bremsbergbetrieb waren vier Häuer angelegt Bereits nach kurzer Zeisstellte sich heraus, dast sie nur geringe Leistungen eufwiescn. Sie erzielten nur 9,4 am Auffahrung aus äe Häuerfchicht und verdienten 3 M. 85,6 Pf. auf die Schicht. Nachdem sie to zwölf Schichten verfahren hatten, wurden sie von >em Orte entfernt und größeren Kameradschaften eingereiht. Sic haben dadurch im Monat Januar durchschnittlich noch 4 M. 50 Pf. auf die Schicht verdient. Jener Bremsbergbetrieb, von dem diese Häuer entfernt n urdcn, blieb für den Rest deS Monats Januar unbelegt. Er wurde erst im Februar wieder mit neuen Mannschaften belegt. Diese Mannschaften erzielten unter den gleichen Verhältnissen, unter denen die frühere Mannschaft gearbeitet hatte, also auch ohne Änderung des Gedinge», auf die Schicht berechnet eine Leistung von 13,3 om und einen Lohn von 5 M. 38,3 Pf. Es hat also unter gleichen Verhältnissen die eine Belegschaft einen Schichtverdienst von 4 M. 50,7 Pf. und die andere Beleg- chaft einen solchen von 5 M. 38,3 Pf. verdient. ES ist dies ein Beweis dafür, daß bei der Gedingearbeit die ZeistungSsähigkeit und Leistungswilligkeit der Arbeiter scharf zum Ausdruck kommt. Wenn nun auch die Verwaltung des König!. Steinkohlenwerks Zauckerode ebenso wie auch die Verwaltungen der übrigen Steinkohlen» werke des Lande» bei der Gestellung der Gedinge den besonderen geologischen und sonstigen örtlichen Verhältnissen de» Betriebs» ortes Rechnung tragen und dadurch anstreben, daß die ein» und »erselben Klaffe angehörigen Arbeiter auch unter verschiedenen Arbeitsbedingungen einen möglichst gleichhohcn Lohnverdienst er zielen, so läßt sich dies trotzdem nicht in vollem Maste erreichen, weil die Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit der einzelnen Arbeiter für die Höhe des Verdienstes in erheblichem Umfange mit maßgebend ist. Ein umsichtiger, fleißiger und geschickter Arbeiter verdient unter den gleichen Verhältnissen, wie im Leben überhaupt, so auch beim Kohlenbergbau, mehr als ein weniger fleißiger und unbeholfener. Hieran wird auch durch die angeregten monatlichen Wechsel der Ortsbelegschaft nichts geändert. ES sind in dieser Beziehung sehr viel Erfahrungen gemacht worden. Gegen einen grundsätzlich allmonatlich vorzunehmenden Wechsel der Ortsbclegung spricht aber auch noch folgendes. Die örtlichen Gefahrenquellen, wie das Auftreten von Klüften, Glätten, Ver werfungen und Druck des Hangenden und Liegenden und die örtlich gebotenen jeweilig sofort zu ergreifenden Maßnahmen zu ihrer Be kämpfung, lexnen die Bergarbeiter um fo besser kennen, je länger sie in ein und derselben Bauabteilung und womöglich vor ein und dem» selben Ort beschäftigt werden. Das dürfte dem Hrn. Abg. Krauße elbst am besten bekannt sein, und gerade diese wenigen Wechsel des Aufenthalts an ein und demselben Ort, in ein und derselben Abteilung tragen wesentlich dazu bei, die Gefahr zu vermindern. Das ist ja ein Punkt, weshalb die Regierung auch immer für die Sicherheitsmänner gewesen ist. Wir haben von vornherein be» tont, daß einzelne Männer, die immer vor einem Orte liegen, die speziellen Gefahren dieses Ortes am besten kennen lernen, und diese Kenntnis der Arbeiter müssen wir uns zunutze machen für die Polizei durch die Sicherheitsmänner. Durch fortwährenden Wechsel würde den Arbeitern selbst mehr geschadet als genützt. Das ist also vom Standpunkte der Sicherheitspolizei gar nicht so unbedenklich. Die Sicherheitsmäuner insbesondere betreffend, hat der Hr. Abg. Krauste sich weiter darüber beklagt, daß die Werke und die Berginspektionen der Einrichtung der Sicherheitsmänner nicht die nötige Bedeutung beimessen. Tue Regierung kann dies nicht zu- geben. Richtig mag sein, daß sich diese Einrichtung verhältnis mäßig langsam einbürgert; aber —die Überzeugung Haden wir — sie bürgert sich ein, und es ist sicher der Zeitpunkt nicht mehr zu fern, wo die durch das Allgemeine Berggesetz eingeführten Slchcr- l>eitsmänner auf daS engste mit den Betrieben verwachsen sein werden, und dann werden auch die Klagen, daß einzelne Werks» bescher und Berginspcktoren ihnen nicht die gebührende Bedeutung zumeffen, sicher verschwinden. Weiter hat Hr. Abg. Krauße von Unfällen gesprochen. Daß die Unsallziffer des sächsischen Bergbaues besonderen Anlaß zu Besorgnissen bietet, kann nicht zugegeben werden. Es ist richtig, daß diese Ziffern im Jahre 1914 etwas gestiegen sind, ebenso wie 1914 die Zahl der Erkrankungen. Dies gilt zunächst von den tödlichen Unfällen. Auf 1000 Mann kommt hier die Ziffer 1,57. Der Durchschnitt des vorausgcgangenen Jahrfünfts ist 1,40. Was das Jahr 1915 an langt, so ist in ihm der erhoffte Rückgang der tödlichen Unfälle noch nicht zu erreichen gewesen. Immerhin kann auch mit Bezug aus diese Unfälle der sächsische Bergbau den Vergleich mit dem Bergbau anderer Staaten sehr wohl aushalten. Die Zahlen der angezeigten und die der erörterten Unfälle überhaupt —d. h. sowohl der tätlichen als auch der nichttödlichen — sind 1914 meist ebenfalls um einiges heraufgegangen. Diese Zahlen werden indes oft durch Umstände beeinflußt, die außer- halb des Gesichtspunktes der Betriebsgefahr liegen. Etwas zu verlässiger sind die Ziffern der von der Knappschaftsderufs- genosscnschaft anerkannten Unfälle. Hier ist allerdings im Jahre 1914 die sich für 1000 Mann ergebende Ziffer von 10,99 des Vorjahres auf 11,39 gestiegen. Die Ziffer deS Jahres 1913 war aber hier eine ungewöhnlich niedrige. Gegenüber dem Durchschnitt des vorausgegangenen Jahrfünfts ist die Zahl der von der Knappschastsberufsgenoffenschaft im Jahre 1914 an erkannten Unfälle nicht gestiegen; sie ist sogar noch etwas ge- fallen. Für 1915 liegen nur Angaben über die Zahl der erörterten Unfälle vor. Soweit man sich auf Grund diese, Zahlen ein Bild machen kann, haben die Unfälle überhaupt im Jahre 1915 gegen 1914 eine nicht unwesentliche Abminderung erfahren. Auch an dieser Stelle darf erklärt werden, daß die sächsische Bergbehörde die Unfallverhütung al» eine ihrer wichtigsten Auf- gaben betrachtet und daß sie diesem Gebiete alle erforderliche Aufmerksamkeit zuwendet. Den Appell, den der Abg. Krauße in dieser Beziehung vorhin erst wieder an uns gerichtet hat, findet bei uns einen lebhaften Widerhall. Selbstverständlich betrachten wir die Verhütung der Unsallgefahr al» unsere vornehmste Aufgabe. Ganz so, wie mit den Unfällen oder wenigstens ähnlich steht e» mit den Erkrankungen, die im Jahre 1914 gegenüber dem Jahre 1913 etwa» zugenommen haben, namentlich mit Rücksicht aus den Krieg und die dadurch gebotene Einstellung von un» gelernten Arbeitern, namentlich in dem OelSnitzer und in den, Zwickauer Revier, die bald krank wurden und dann wieder ver schwanden. Dagegen ist im Jahre 1915 die Zahl der Erkrankungen auch wesentlich besser geworden. Weiter kam der Hr. Abgeordnete auf seinen Wunsch zurück, daß die Temperaturen der sogenannten warmen Orte an den einzelnen Orten, wenn ich ihn recht verstanden habe, bekannt gemacht werde» möchten. Demgegenüber möchte ich darauf Hinweisen, daß da» Auf hängen von Thermometer» vor Ort unzweckmäßig wäre, weil sie z» leicht herabfalle» oder durch Stein- und kahtenfall oder auf andere Weise in den dunklen und räumlich beengten Grubenbauen beschädigt werden würden. Den, Wunsche, daß die Temparaturen bekanntgemacht werden, wird für die Orter von 28 * 6 und mehr die» letztere Verfahren durch daS Anschreiben aus Tafeln vor Ort zu ersetzen sei, wird im Auge behalten und noch erörtert werden. ES läßt sich jedenfalls darüber reden. Sin Bedürfnis hierfür hat sich bergtzdhördlich seither noch nicht feststellen lassen. Lie Bergpolizevorfchriften enthalten über die Wärme beobachtung durch die Werlsbeamten folgende Vorschriften: 1. § 127. Auf Bergwerken, in welchen hohe Tempera turen herrschen, müssen zuverlässige Thermometer vorhanden fein und regelmäßig beobachtet werden. 2. An AlbeitSpunkten, deren Temperatur 28 * 6 übersteigt, sind diese Beobachtungen mindestens wöchentlich vorzunehmen und deren Ergebnisse aufzuzeichnen. Dann komme ich weiter auf den Bergamtsbericht, den der Hr. Abg. Krauße bemängelt hat und der ihm vom Ministerium des Innern zugegangen ist. Hier liegt die Sache so, daß ge- meimchaftliche Kompetenzen in Frage stehen; wir haben uns deshalb mit dem Ministerium deS Innern darüber vernommen. Was ich da zu erklären habe, geschieht also im Einvernehmen mit . dem Ministerium des Innern. Es handelt sich da um Zweierlei, einmal um Überschichten und dann, wie der Hr. Abg. Krauße es genannt hat, um das sogenannte „Wagennullen", ich glaube, es ist richtiger zu sagen: „Hundekippen". Ich komme zunächst zu den Überschichten. Tas seit Kriegsausbruch, insbesondere seit Anfang deS JahrcS 1915 im sächsischen Steinkohlenbergbau überjchichten in erhöhtem Maße verfahren werden, ist richtig. Wenn hier von Überschichten gesprochen wird, so sind, wie schon der Hr. Abg. Krauße erwähnt hat, darunter auch die sogenannten Reben» schichten und die Sonn- und Feiertagsschichten mit verstanden. ES kommen zunächst Überschichten in Frage, die, wie die» schon jeher der Fall war, zur ungestörten Unterhaltung des Be triebes nötig sind, d. h. Überschichten, in denen Reparatur- und sonstige Arbeiten verrichtet werden, die sich während der arbeitSordnungsmäßigen Schicht nicht gut ausführen lassen. Mit Bezug auf diese überjchichten haben sich die Verhältnisse gegen früher kaum geändert. Diese Art Überschichten wird gern verfahren, weil bei ihnen die Arbeit meist nicht schwierig ist und verhältnismäßig gut bezahlt wird. Die hat der Hr. Abg. Krauße nicht im Auge gehabt. Es kommt weiter vor, daß ein Arbeiter wegen Krankheit in der Familie oder sonstiger Schicksalsschlüge genötigt ist, seinen Verdienst möglichst zu erhöhen, und daher aus diesem Grunde vorübergehend viel Überschichten dieser Art übernimmt. Dies sind aber Ausnahmefälle. Von denen hatte das Bergamt aller dings in seinem Berichte gesprochen. Die andere Art überjchichten sind solche, die zur Erhöhung der Förderung dienen. Die im vorigen Jahre vom Bergamt vertretene Annahme, die Steigerung der Überschichten entfalle im wesentlichen auf Überschichten der ersteren Art, wird von dem Bergamte selbst für die jetzigen Verhältnisse nicht mehr aufrecht erhalten. Die Steigerung entfällt jetzt in der Tat beim Stein kohlenbergbau zum größeren Teile auf die Förderüberschichten. Es kann dies auch nicht wunder nehmen; denn der Bedarf an Kohle hat sich nur wenig gegenüber früher herabgemindert. Er hat sich so ziemlich auf der früheren Höhe gehalten. Anderseits hat sich die Belegschaft durch Einberufungen zur Fahne um ein Drittel bis ein Viertel vermindert. trotz der KriegSmonate etwas weniger, nänüich 6,6 Proz. Dies sind nur geringe Verlängerungen der Arbeitszeit. Im Jahre 1915 ist die Ziffer gestiegen. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor, viel leicht kann man aber für die Mehrzahl der Steinkohtenwerke eine Verdoppelung der Überschichten unter Tage gegenüber 1914 an nehmen. Werden bei einem Werke Überschichten behufs Deckung des Kohlenbedarfs verfahren, so möchte sich allerdings an diesen überjchichten die Belegschaft tunlichst zahlreich beteiligen, denn der ganze Betrieb muß auf diese Überjchichten eingestellt werden. Schließen sich Arbeiter in erheblichem Umfange aus, so wird der Betrieb gestört. ES ist deshalb begreiflich, wenn auf solchen Werken die Werksvcrwaltung auf möglichst zahlreiche Beteiligung an solchen Überschichten Wert legt. Selbstverständlich gibt eS zu denken, wenn aus einer Anzahl von Steinkohlenbergwerken die gewöhnliche Arbeitsdauer unter Tage auf längere Zeit durchschnittlich um etwa ein Sechstel ver längert wird. Anderseits liefern fast alle Werle an die Heeres verwaltung, die Staatseisenbahnen, Gasanstalten, Elektrizitätswerke und Armeelieferanten. Es liegt deshalb im vaterländischen Inter esse, wenn die Werke in der Lage bleiben, der Nachfrage nach Kohlen wenigstens notdürftig zu genügen. Die Bergbehörde wacht auch in jetziger Zeit darüber, daß Gesundheit und Leben der Arbeiter nicht durch ein Übermaß im Verfahren von überjchichten gefährdet wird, und es ist ihre schwierige Aufgabe, in der Zulassung der durch die Kriegslage geforderten Mehrarbeit die richtige Mitte zu halten. Seither liegt kein Grund zur Annahme vor, daß diese Mehrarbeit den Berg arbeitern gesundheitlich schade. Die Erlranlungsziffern haben mit den Überschichten nichts zu tun; sie rechtfertigen diese Annahme nicht, denn sie haben sich — wie bereits erwähnt — im Jahre 1915 sogar erheblich günstiger gestellt als im Vorjahre. Run noch zum Schluß das sog. „Hundekippen". Der Hr. Abg. Krauße hat auch den Gebrauch des sog. Hunde- kippens, d. h. des Nachfüllens ungenügend gefüllter Förderwagen mit dem Inhalte anderer folcher Wagen zum Gegenstand feiner Erörterungen gemacht; ich darf hierzu folgendes bemerken. In einem Rekursbescheide deS preußischen Hrn. Ministers für Handel und Gewerbe vom 18. November 1915 ist, worauf vom Hrn. Abg. Krauße bereit» hingewiesen wurde, ausgesprochen worden, daß e» mit den in dieser Beziehung bestehenden Vorschriften de- Preußischen Berggesetzes nicht im Einklang stehe, wenn bei ungenügender Füllung von Förder- waaen der leer gebliebene Teil des Rauminhalts den Arbeitern einfach in der Weise gekürzt werde, daß ihnen die Zahl der Förderwagen, deren Inhalt zum Nachfüllen nötig war, von der Zahl der von der OrtSbelegjchaft gelieferten Wagen ab gezogen wird. DaS sächsische allgemeine Berggesetz stimmt hier wörtlich in Z 98 Absatz 3 mit den Vorschriften des preußischen Berggesetzes überein. Fälle dieser Art sind in Sachsen noch nicht zur Ent scheidung gelangt, und ich vermag selbstverständlich der Ent schließung der im Streitfälle zuständigen Stellen nicht vorzugreiken. Indes darf ich wohl sagen, daß nach meinem persönlichen Dafür halten der erwähnte Rekur-bescheid richtig ist. Wir haben ja in Sachsen seinerzeit die Bestimmung über daS Nullen und ähnliche Vorschriften dem preußifchen Berggesetz Hochgebildet und sind natürlich auch bei der Auslegung dieser Bo^christen de» preu ßischen Berggesetze» ganz konform mit der preußischen Regierung gegangen. E» soll den Werttwsitzern nicht verwehrt sein, den Arbeitern den Teil de» Rauminhalt« der Förderwagen, den sie ungefüllt ge lassen haben, am Lohne abzuziehen; wohl aber geht auch meine Ansicht nach der Zweck der einschlagenden berggesetzlichen Bor- schriften dahin, daß bei Ausstellungen gegen die Unzulänglichkeit de» Wogensallen» der Lohnbetrag für die genügend und vor schrift-mäßig gefüllten Wagen nicht irgendwie durch da» Mindest maß der ungenügend gefüllten beeinflußt werden dürfte. Die Dann haben sich die beiden Herren Vorredner eingehend mit der Lage unserer Bergarbeiterschaft beschäftigt. Nnn, m. H., so ungünstig, wie hier die Schilderung dar gelegt worden ist, ist die Lage der Arbeiter doch wohl im all- gemeinen nicht. Jedenfalls sind im letzten Jahre, im Jahre 1915, in allen hier in Frage kommenden Beziehungen wefentliche Ver besserungen eingetrcten. So sind vor allen Dingen tzie Löhne erheblich gestiegen, was ja auch zugegeben worden ist. (Zuruf link«: Erheblich?) Eine Grenze haben natürlich aus Wirtschaft- § lichen Gründen auch die Lohnerhöhungen. Dann sind die Krankheit»- und die ünfallziffern wesentlich zurückgegangcn — der hr. Regierungskommissar wird Ihnen dar über noch nähere Auskunft geben. Im allgemeinen möchte ich hierzu bemerken, daß die Berg behörden ihr höchste- Ziel darin sehen, daß sie mit allen Mitteln dahin wirken, den Grlundheit-zustand unserer Bergarbeiterschaft zu heben und die ünfallziffern zu vermindern. AuS diesem Grunde steht die Regierung auch der Einrichtung der Sicherheit-männer durchaus sympathisch gegenüber. M. H! Die Bergbehörden sind hier in diesen Fragen viel mehr Schutzengel der Arbeitnehmer, als etwa Schutzengel der Arbeitgeber (Zuruf links: Ra, na!), wie sich der Hr. Abg. Krauße vorhin ausdrückte. Und dein möchte ich hinzu fügen: In dieser Beziehung, wo eS sich um die Gesundheit und Sicherheit der Bergarbeiter handelt, gehen die Interessen der Ar beitnehmer und Arbeitgeber durchaus konform. Wenn also sich hier das Bergamt als Schutzengel der Arbeiter bewährt, so schützt sie dabei auch zugleich die Arbeitgeber vor Nachteil und Verlust. Dann möchte ich noch die Gelegenheit ergreifen, mit einigen Worten auf die im Bericht mit einer gewissen Wichtigkeit behandelte Statistik der Bergarbeiterlöhne und insbesondere die Frage, ob und wie die Statistik künftig veröffentlicht tverden folle, hier kurz einzugehen. Daß die Statistik, obfchon sie viel Arbeit und Kosten verur sacht, heute im allgemeine» nicht zu entbehren ist, dürfte wohl unbestritten sein. Insbesondere in den Lohnfragen möchte sie heute nicht zu missen sein. Unsere Lohnverhältnijse sind auch im Bergbau derart, daß nichts zu verbergen ist, und so dient die Statistik hier als willkommenes Mittel zur Widerlegung von An griffen lind zur Aufklärung immer wiederkehrender Irrtümer. Tie Regierung hat daher bisher sehr gern zur Erweiterung dieser Statistik die Hand geboten. So sind z. B. Mitteilungen über die durchschnittlichen Jahresarbeitsverdienste in den einzelnen Berg bauzweigen seither wiederholt deshalb angegriffen worden, weil nicht zu erkennen war, ob und in welchem Umfange ein Steigen der Löhne auf das Leisten von Überschichten zurückzuführen sei. Deshalb wurde von Mitgliedern dieses hohen Hauses gefordert, dt ß gleichzeitig auch eine Statistik der Überschichten veröffentlicht werde. Die Regierung hat dem entsprochen. Das Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen enthält in diesem Jahre, wie ja auch vor hin der Hr. Abg. Krauße selbst anerkannt hat, neben der Statistik der Jahresarbeitsverdienste auch eine solche der Überschichten, genauer ausgedrückt der über-, Reben-, sowie Sonn-und Feiertags- schichten, und zwar sowohl für das Kriegsjahr als auch für das Vorjahr. Der Leser des Jahrbuchs ist also in den Stand gesetzt nachzuprüfen, ob und in welchem Maße etwa das Steigen der Löhne mit einem Steigen der übcrfchichten zusammen» hängt. Wenn nun jetzt der weitere Wunsch geäußert loird, daß die Lohnstatistik vierteljährlich erhoben und ver öffentlicht werde, so kann man verschiedener Meinung darüber sein, ob eS sich nach allen Richtungen empfiehlt, die Statistik in so kleinen Zeiträumen zu Zerfällen. Die Löhne schwanken nicht nur in den durchschnittlichen Jahresbeträgen, sondern auch inner halb des Jahres selbst. Schwankungen der letzteren Art treten, wenn sie sich im Laufe des Jahres ausgleichen, bei jährlicher Be kanntgabe der Statistik gar nicht in die Erscheinung. Bei viertel- jährlicher Bekanntgabe aber kann die Feststellung der Schwan- jungen, auch ivenn sie im Jahresdurchschnitt ihren Ausgleich findet, immerhin zu Mißdeutungen und zu Unzufriedenheit An laß geben. Gleichwohl steht die Regierung dem Wunsche der Deputation, der bereits in Preußen erfüllt ist, wohlwollend gegenüber. Nur wird es voraussichtlich nicht möglich sein, die mit nicht unbedeutender Mehrarbeit verbundene neue Statistik noch während der Kriegs- zeit aufzuuehmen, da bekanntlich jetzt nicht nur beim Bergamt — dessen Statistiker jetzt gegenwärtig beim Heere steht —, sondern auch bei den einzelnen Werken großer Personalmangel herrscht. Rach dem Kriege aber wird die Regierung der Frage der vierteljährlichen Aufnahme und Bekanntgabe der Lohnstatistik näher treten. Die vierteljährliche Herausgabe deS Jahrbuches kann zu diesem Zwecke nicht in Frage kommen, doch wird sich schon ein anderer Wege zur periodischen Bekanntgabe finden lassen. (Bravo!) RegierungSkommissar Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Wohle (nach den stenographischen Niederschriften): Meine sehr geehrten Herren! Gestatten Sie mir, auf die Einzelheiten der Rede des Hrn. Abg. Krauße hier nur noch mit einigen Details zurückzukommen, soweit dies Se. Exzellenz der Hr. Finanzminister nicht schon getan hat. Zunächst handelt es sich um Kap. 9, Stcinkohlenwerk Zaucke rode. Da hat der Hr. Abgeordnete den Wunsch ausgesprochen, daß die 100000 M. mehr, die im Etat bei Kap. 9 Titel 9 ein gestellt sind, zu Teuerungszulagen verwendet werden möchten, und hieran eine Kritik der Löhne in den letzten Jahren beim Königl. Steinkohlenwerk geknüpft. . Daraus ist zu erwidern: Wie der Finanzdeputation schon schriftlich mitgeteilt worden ist, haben die Arbeiter des Königl. Steinkohlenwerks durchschnittlich in der Schicht verdient: im Jahre 1913: 4,81 M. und im Jahre 1914: 4,83 M., obwohl im Jahre 1914 die kräftigsten und leistungsfähigsten Arbeiter zum Heeres- dienst eingezogen wurden. Die Löhne sind nun weiter gestiegen im Januar und Februar 1915 auf 4 M. 94,5 Pf., im März bis September 1915 auf 5 M. 31,4 Pf. und im Oktober bi» De zember 1915 auf 5 M. 67,7 Pf. Beigetragen zu diefer Steige rung haben die gewährten KrugSzulagcn. Diese betrugen für den Arbeitstag vom I. März 1915: 30 Pf. für die Verheirateten und 20 Pf. für die Unverheirateten und vom I. Oktober 1915 an: 60 Pf. für die Verheirateten und 30 Pf. für die Unver heirateten. Diese Zulage ist auf dem Königl. Steinkohlenwcrk in gleichem Maße erfolgt wie auf den übrigen privaten Steinkohlenwcrken Sachsens und in dem Umfange, wie sie von den Arbeitern selbst erbeten worden war. Reuerdings haben nun der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter und der Verband der Bergarbeiter Deutschlands darum nachgesucht, die bereit» ge währten Teuerungszulagen noch weiter zu erhöhen. ES wird ver- langt für die unter und über Tage beschäftigten Arbeiter eine weitere Schichtlohnzulage vo» 20 Pf. und eine befondere Kinder zulage von 2 M. für jede» Kind monatlich. Inwieweit diesen Ansuchen entsprochen werden kann, darüber sind die Erörterungen heute noch nicht abgeschlossen. Die Arbeiter, für die wir alle ganz gewiß ebensoviel Herz haben wie der Hr. Abg. Krauße, müssen sich freilich bescheiden, daß ein vollständiger Ausgleich zwischen der jetzigen Teuerung aller Leben-mittel und den Löhne» nicht in jeden» Moment herbei» geführt werden kann und daß sie ebenso wie alle anderen Bevölke rung-schichtcn, namentlich die ihrer Kategorie, auch mit Opfe' bringen müssen. WaS geschehen kann, soll geschehen. De, Gewähruu* einer besonderen Kinderzulage steht daS Finanzministerium jeden-g falls gegenwärtig wohlwollend gegenüber. Wir haben erst aestern darüber einen Bericht bekommen und werden in den nächsten Tagen oder Wochen auch dazu endgültig Stellung nehmen könne», Weiler haben Hr. Abg. Krauße und Hr. Abg. Drescher sich darüber beschwert, daß wir nicht unsererseits die Fälle erörtern, die sie uns nennen, z. B. bei dem Königl. Bergwerk Zauckerode, wo Beschwerden vorliegen in der Richtung, daß in den einzelnen
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