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Sächsische Staatszeitung : 03.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191602034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19160203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19160203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-03
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 03.02.1916
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Fortsetzung zur Landtags-Beilage 1916 Nr. 20. n. Kammer. 17. öffentliche Sitzung am S. Februar. Präsident vr. Bogel eröffnet die Sitzung vormittags 10 Uhr 35 Min. Am Regierungstische: Se. Exzellenz der Staatsminister v. Seydewitz, sowie die Regierungskommissare Ministerial direktor Geh Rat vr. Wahle, ferner Geh. Rat vr. Krische, Geh. Fiuanzral vr. Kretzschmar und Geh. Bergrat Fischer, Es erfolgt zunächst der Bortrag aus der Registrande. Entschuldigt sind für heute und morgen Abg. vr. Nietbammer (nl.), für heute Abg. Bauer (nl.) und Abg. Clauß lnl.) wegen dringender Geschäfte. - Punkt 3 der Tagesordnung: Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputat on über Titel 7 des außer- ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1916/17, Ausbau des Eisenbahn.Fernsprechnetzes (zweite und letzte Rate) betreffend. (Drucksache Nr. 18.) Berichterstatter Oberbürgermeister Blüher: In Titel 7 de« außerordentlichen Staatshaushaltsetats wür. den zum Ausbau des Eisenbahnfernsprechnetzes als zweiter und letzter Teilbetrag 375 000 M. angesvrdert. Die Berechtigung der Anforderung sei bei Bewilligung des ersten Teilbetrages durch den letzten Landtag bereits anerkannt worden. Es handle sich einmal darum, daß die wichtigeren Ortsnetze durch sogenannte Geschäfts- fernleitungen verbunden werden, bei denen neue Fernsprecher nicht angebracht werden sollen, und dann um die Verbindung der Bahnknotenpunkte durch sogenannte Fahrdienstleitungen, bei denen die Anbringung von rund 250 neuen Fernsprechern beabsichtigt sei. Seit der Stellungnahme der Kammern aus dem letzten Landtage habe sich an der grundsätzlichen Zustimmung zu der Forderung nichts geändert. Geändert habe sich nur zweierlei. Der erste Teilbetrag sei im sogenannten Extraordinarium des Kap. 16 des ordentlichen Haushaltplanes eingestellt gelvesen; der jetzige Teilbetrag werde im außerordentlichen Haushaltplane ange- fordert, um den ordentlichen zu entlasten. Gegen diese ver- änderte Gebarung sei in der jetzigen Zeit nichts einzuwenden. Ferner sei bei der Anforderung des ersten Teilbetrages der Gesamtaufwand aus 525 000 M. veranschlagt worden. Seitdem seien aber Steigerungen eingetreten in Stoffen und in Löhnen und diese Steigerung mache die Einhaltung des ursprüng lichen Anschlages für einen Teil der Planung unmöglich. Der neue, jetzt vorgelegte Anschlag sehe darum eine Erhöhung der einzelnen Ansätze des ursprünglichen Anschlages vor. Auf die Einzelheiten wolle er hier nicht weiter eingehen. Der Gesamtauf- wand werde jetzt auf 675 000 M. angenommen; 300 000 M. seien als erste Rate vom vorigen Landtag vcrwilligt worden: die rest« lichen 375000 M. beantrage die Deputation in überein- stimmung mit der Zweiten Kamme* nach der Vorlage zu bewilligen. Die Kammer genehmigt einstimmig diesen Antrag. 4. Punkt der Tagesordnung: Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über das Gesuch der Gemeinde Heidersdorf, den Stationsnamen Niedcrseiffenbach in Nicder-Seiffenbach —Hei- dersdorf umzutauschen. (Drucksache Nr. 19.) Berichterstatter Kommerzienrat Dr.-lux. Reinecker erläutert die ganze Sachlage, wozu aus den Bericht der Zweiten Kammer, Landtagsbeilage Nr. 12 S. 49 verwiesen werden kann, und beantragt, die Kammer wolle in Übereinstimmung mit der Zweiten Kammer beschließen: das Gesuch auf sich beruhen zu lassen. Die Kammer beschließt einstimmig demgemäß. Letzter Punkt der Tagesordnung: Anzeigen der vierten Deputation über zwei für unzulässig erklärte Petitionen und eine für unzulässig erklärte Be schwerde. (Drucksachen Nr. 24, 25 und 26.) WirN. Geb. Rat Kammerherr v. Schönberg zeigt namenS der vierten Deputation an, daß . die Petition deS Gottlob Markus Schneider in Aue, unklaren Inhalts, auf Grund von § 23o der Landtagsordnung wegen Un klarheit, die Petition des Invaliden Friedrich Seifert in Leipzig- Schleußig wegen Gewährung einer Entschädigung aus Staats- mitteln auf Grund von § 23o der Landtagsordnung wegen gänz lich unterlassener Bescheinigung der in der Petition angeführten Tatsachen, ingleichen wegen darin enthaltenen beleidigenden Äußerungen, und die Beschwerde des August Pötschke in Kemnitz bei Dresden gegen richterliche Handlungen sowie Petition um Ersatz von ver meintlichem Schaden auf Grund von § 23o der Landtagsordnung wegen Unklarheit und Beleidigung für unzulässig zu erklären seien. Es bewendet bei diesen Anzeigen. Die nächste Sitzung findet Mittwoch, den 9. Februar, vormittags 2412 Uhr statt mit folgender Tagesordnung: 1. Bortrag aus der Registrande und Beschlüsse auf die Ein gänge. 2. Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Depu tation über Kap. 47, 47», 48- und 49 des ordentlichen StaatS- hauShalt-etats für 1916/17, Gendarmerieanstalt, Landeskriminal polizei, Polizeidirektion zu Dresden und Sonstige Zweige der Sicherheitspolizei betreffend. (Drucksache Rr. 32.) 3. Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über Kap. 62 des ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1916/17, Botanischer Garten und Pflanzenphysiologische Versuchsstation zu Dresden betreffend. (Drucksache Nr. 33.) 4. Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über Kap. 63» des ordentlichen Staatshaus haltsetats für 1916/17, Landeswetterwarte betreffend. (Drucksache Nr. 34.) 5. Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Depu tation über Kap. 29 des ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1916/17, Landtagskosten betreffend. (Drucksache Nr. 28.) 6. An trag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über Kap. 30 des ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1916/17, Stenographi sches Landesamt betreffend. (Drucksache Nr. 29.) 7. Anzeigen der vierten Deputation über zwei für unzulässig erklärte Petitionen. (Drucksachen Rr. 40 und 41.) Der Präsident bemerkt noch, daß er beabsichtige, in der nächsten Woche noch eine weitere Kammersitzung, urid zwar am Donnerstag, den 10. Fe bruar, abzuhalten, und auf die Tagesordnung zu setzen: BolkS- ernährung. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls wird die öffentliche Sitzung 12 Uhr 22 Min. nachmittags geschlossen. Darauf tritt die Kammer sofort in die Tagesordnung ein. Bor Eröffnung der Debatte zu Punkt 1 macht der Präsident darauf aufmerksam, daß die Kammermitglieder heute nachmittag um 4 Uhr die Besichtigung in der Tech nischen Hochschule vorzunehmen hätten. 1. Schlußberatung über den schriftlichen Bericht der Finanzd putation über Kap. 8, ohne Titel 19 des ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1916/17, Porzellanmanufaktur betreffend. (Drucksache Nr. 92.) Berichterstatter Abg. Dr. Steche (nl.): Er habe vorläufig dem Berichte der Finanzdcputation über Kap. 8, Porzellanmanusaktur betreffend, ausschließlich Titel 19, nichts hinzuzufügen und bitte namens der Deputation, die Kammer wolle beschließen: bei Kap. 8, Porzellanmanusaktur, nach der Vorlage ») die Einnahmen in Titel 1 bis 3 mit 2 068 000 M. zu ge nehmigen, b) die Ausgaben in Titel 4 bis 18 mit 1 837 000 M., darunter 7929 sM. künftig wegfallend, zu bewilligen, v) die Vorbehalte zu Titel 9 brS 14 und zu Titel 16 zu genehmigen. Abg. Linke (foz.): Er möchte es nicht unterlassen, wieder auf einige Mißstände hinzuweisen, die immer noch in der König!. Porzellanmanufaktur zu fiuden seien. Tadelnswert sei, daß in einem Staatsbetriebe immer in so enormer Weise überstunden gemacht würden. Er habe schon bei der Beratung vor zwei Jahren darauf hingewiesen, daß die Angaben, die im Berichte niedergelegt seien, nach Aus- sagen der Arbeiterschaft nicht stimmten, aber selbst wenn diese Zahlen der Wirklichkeit entsprechen sollten, so sei es immerhin noch ganz enorm, in welcher Weise in diesem Betriebe Über stunden gemacht würden. Wenn im Jahre 1914 ein Rückgang zu finden sei, so sei er weniger dadurch entstanden, daß man die Überstunden beseitigen wolle, sondern dadurch, daß das Kriegs jahr seine Einwirkungen gezeigt habe. Es wäre die Frage auf- zuwerfcn, ob nicht die steigende Zahl der Erkrankungen mit darauf zurückzuführen sei, daß so viel Überstunden gemacht würden. Infolgedessen wäre es einmal angebracht, daß man Er hebungen darüber anstelle, ob davon in der Hauptsache diejenigen Arbeiter betroffen würden, die eventuell im Jahre 600 bis 800 Überstunden zu verrichten hätten. Weiter sei es bei einem Staatsbetriebe nicht angebracht, so außerordentlich hohe Gewinn anteile an die Beamtenschaft zu verteilen. Im Jahre 1912/13 seien es 55 000 M., und bei der Aufstellung des Etats 1916/17 seien es 83 000 M. gewesen. In dem Berichte sei ausgedrückt, daß die Handelskosten sich fortgesetzt steigerten. Er meine, es sei in jedem Falle angebracht, daß hier eine Verkürzung vorgenom men werde, denn er glaube bestimmt, daß es nur ein ganz ge ringer Teil von Beamten fei, der diese hohe Summe von 83000 M. einstecke, und daß damit jedenfalls ein guter Teil der Löhne auf« gebessert werden könnte, die doch zum Teil noch dürftig genug seien. DeS weiteren werde von den Arbeitern sehr oft Klage darüber geführt, daß die Unterstützungen, soweit sie in einzelnen Not standsfällen verteilt würden, so nach Gunst verteilt würden, daß derjenige Arbeiter, der sich irgendwie nur einmal, und sei es auch berechtigterweise, etwas widersetzt habe, von einer derartigen Gunst ausgeschlossen werde. So verhalte es sich auch bei der An stellung von Arbeitern. Des weiteren möchte er dem Wunsche der Arbeiterschaft Ausdruck geben, daß eine bessere Bezahlung der älteren Arbeiter vorgenommen werde. Es sollten Arbeiter vor handen sein, die 25 und 30 Jahre im Betriebe tätig gelvesen feien, die sich aber von solchen, die nur kurze Zeit arbeiteten, im Lohnverhältnisse nicht unterschieden. Auch hier sei man der Meinung, daß es zum guten Teil lediglich Gunst sei, die mit spreche. Man sollte weiter solche Arbeiten, welche die^Jntelligenz in Anspruch nähmen, nicht gegenüber denen zurückstellen, die weniger Intelligenz erforderten, die auch die Arbeiter verrichten könnten, die nur kurze Zeit im Betriebe anwesend seien. Auch möchte er die StaatSregierung ersuchen, darauf Hinz,»wirken, daß die Arbeiter in diesem Jahre ihre mit drei Tagen ohnehin äußörst knapp bemessenen Ferien erhielten. Er möchte aber noch weiter ersuchen, die Teuerungszulage, die gegenwärtig im Kriege bei den Diätisten 5 M. betrage, und die auch bei den Arbeitern sehr gering sei, etwas zu erhöhen, zumal wenn man bedenke, daß die Arbeiter durch ein gewisses Rundschreiben dazu veranlaßt worden seien, 1^ Proz. ihres Arbeitsverdienstes zur Kriegsunterstützung beizutragen. Er glaube, nachdem der Krieg solange gedauert habe, könne man sich auch dazu entschließen, diese 1H Proz. endlich einzustellen und eventuell eine weitere Teuerungs zulage für die Arbeiter in Aussicht zu nehmen. Abg. Hofman« (kons.): Der Bericht veranlasse ihn, zunächst bezüglich des Malerei aufsehers einige Worte an die Regierung zu richten. Es sei hier zum Ausdruck gebracht worden, daß es nicht angängig sei, den Gehalt dieses Beamten in dieselbe Staffel zu bringen wie die des Gestaltungsaufsehers. Da im Berichte der Ausdruck gefallen sei, daß die Regierung erkläre, es sei an sich nicht angängig, den Mann in eine andere Staffel zu bringen, und zwar in eine ähn liche Staffel wie sein Kollege bei der Gestaltung, so möchte er doch hiergegen Protest einlegen. Er könne das Verhalten der Staatsregrerung nicht gutheißen. Dieses entspreche auch nicht der Haltung der Regierung bei der Beratung dieser Angelegenheit vor zwei Jahren. Das Vermögen im Rechenschaftsberichte, das in der Königl. Porzellanmanusaktur arbeite, sei mit einem niedrigeren Betrage eingestellt als die Bilanz im Deputationsbericht ergebe. Die Differenz betrage ungefähr 560 000 M. Es sei selbst verständlich nur ein rein buchtcchnischer Vorgang, der hier zu ordnen wäre, und er bescheide sich heute dabei, die Regierung zu bitten, einmal nachzuprüfen, ob es nicht möglich wäre, die Werte der Bilanz in Einklang zu bringen mit den Werten der Übersicht D des Rechenschaftsberichtes. Beim Lesen deS Berichtes über die neuerrichtete Schauhalle meine er, wenn die Finanzdeputationen und v bei allen Neubauten und bei allen Reuanlagen sich in einer derartig persönlichen Kritik über den Bau im schriftlichen Bericht auslassen würden, so würde das wahrscheinlich sehr zeitraubend und kostbar werden für die Land tagskosten. Anders aber sei eS natürlich für ihn als Abgeordnete der Stadt Meißen. Da empfinde er die hier zum Ausdruck ge brachte Anerkennung des Hrn. Berichterstatters über die schöne Schauhalle außerordentlich dankbar. (Zurufe: Na also! Es hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst!) Es sei ja wohl ein offenes Geheimnis, daß der Berichterstatter des Kap. 8 eine ganz be- sondere Vorliebe und ein liebevolle- Wohlwollen für die Königl. Manufaktur gezeigt habe. Als Abgeordneter der Stadt Meißen möchte er dein Hrn. Berichterstatter für diese- Wohlwollen den aufrichtigsten Dank sagen. Besonderen Dank aber möchte er natürlich der Staatsregierung aussprechen, daß sie nun tatsächlich durch die neu errichtete Schauhalle einmal ein Stück in der Provinz geschaffen habe, daS ein großer Anziehungspunkt für den Fremden sein werde. Er sei fest überzeugt, daß diese schöne Schauballe dazu beitragen werde, den Fremdenverkehr in der alten Mark grafenstadt Meißen mehr zu erhöhen. Die Stadt sei ja in der Beziehung außerordentlich auf den Fremdenverkehr angewiesen. Er danke also auch hier der Staatsregierung für dieses Gebäude aufrichtig. StaatSminister v. Seydewitz (nach den stenographischen Niederschriften): Meine sehr geehrten Herren! Der vorlieaende Etat für da- Kap. 8 stellt einen neuen Beweis für da- vertrauen dar, da- wir auf einen baldigen glücklichen AuSgang des Krieges und auf die Wiederkehr geordneter Verhältnisse alsbald nach FricdenSschluß haben. Die Periode 1914/15 hat allerdings die Etateinstellungen des Boretats nicht erreicht. Die Manufaktur hat nicht nur keinen Überschuß erbracht, wie er vorgesehen war, sondern sie hat im Gegenteil Zuschüsse erfordert, die sich nach Hunderttausende»» be rechnen und die ich Ihnen heute noch nicht ganz genau angeben kann. Um so mehr wird es als ein Zeichen unserer Wirtschaft» lichen Stärke anerkannt werden müssen, daß die Verwaltung den Betrieb im Vertrauen auf die Zukunft fortgesetzt hat, und zwar einmal im Interesse des Ansehens unserer altberühmten Manu faktur, wesentlich aber auch im Interesse unserer Arbeiterschaft, damit diese ihren Verdienst behält. Natürlich, m. H., hat sich für einzelne Arbeiter der Verdienst in der Kriegszeit gemindert. Überstunden, wie sie früher auch im künstlerische»» Betriebe vor- kamen, sind in der Kriegszeit natürlich nicht geleistet worden. Sie sind nur in -geringeren» Umfange bei den technische»» Betrieben vorgekommen. Ich komme noch darauf zurück. Man hat selbstverständlich nicht in unwirtschaftlicher Weise, ohne Grenzen auf Vorrat arbeiten können. Infolgedessen ist es unvermeidlich gewesen, daß sich die Arbeit und auch der Verdienst um etwas gemindert hat. Die Arbeiter sind aber dafür dankbar, daß sie trotz der ungünstigen Zeiten in ihren Stellungen belassen worden sind, daß sie weiter verdient haben. Dabe» möchte ich bemerken, daß die Beitrüge der Arbeiterschaft, die sie für die Kriegswohlfahrtspflege übernommen hat und die der Hr.Abg. Linke vorhin mit 1)H Proz. beziffert hat, noch »oeiter geleistet werden. Ich betone aber, daß diese Leistungei» freiwillig sind, und sie sind un» so mehr anzuerkennen, als die Arbeiter, wie gesagt, teil weise sich in ihrem Einkommen verschlechtert haben. Es ist das ein schönes Zeugnis des patriotischen Sinnes und der Mildtätig keit unserer Arbeiterschaft gegenüber denjenigen, die wirklich von Kriegsnot betroffen werden. Daß die Regierung angesichts dieser Lage der Manufaktur, im allgemeinen aber auch der des ganzen Etats jetzt nicht darauf zukommen kann, Gehaltserhöhungen für Beamte vorzuschlagcn, das habe ich in der Etatrede bereits gesagt. Der Hr. Abg. Hofman wird sich wohl auch bescheiden, daß es jetzt ausgeschlossen ist, Gehalts erhöhungen zu bewilligen. Was später eintreten wird, darüber werden seinerzeit Entschließungen zu fassen sein. Was den weiteren Wunsch des Hrn. Abg. Hofmann bezüglich der Bilanz betrifft, fo ist diese Frage bereits in Arbeit, und es wird diesem Wunsche jedenfalls entsprochen werden können. Nun, m. H., hat der Hr. Abg. Linke über die Überstunden noch im besonderen gesprochen und sie in Zusammenhang mit den vermehrten Krankheitsfällen in der Manufaktur gebracht. Zunächst möchte ich Sie daraus Hinweisen, daß nach der Ihnen vorliegenden Zusammenstellung auf S. 3 des Berichtes die Über stunden aus den von mir angegebenen Gründen bereits erheblich abgenommen haben. Die Überstunden betrugen im Jahre 1913, also in der Friedcnszeit, 42 716, in» Jahre 1914 dagegen und 15 450, und auf eine Person käme»» durchschnittlich jährlich Über stunden im Jahre 1913 177, im Jahre 1914 dagegen nur 114. Also kann die beobachtete Zunahme der Krankheitsfälle auf eine Zunahme der Überstunden nicht zurückgeführt werde». Tie Zu nahme beruht vielmehr darauf, daß im Jahre 1914 eine größere Anzahl Erkrankungei» an Influenza und Rachcn- katarrh anfgctreten sind als 1913, aus Gründen, die hier nicht bekannt sind. Ferner sind sieben Personen rnchr als iin Vorjahre in Pension gegangen. Da nun solche Personen, die in Pension gekgm; zuvor 26 Wochen lang Krankenuntcrstützungen zu erhalten pflegen, hat hierdurch eine erhebliche Vermehrung der Erkrankung-« fälle und Krankheitstage stattgefunden. Die steigende Versetzung in den Ruhestand ist darauf zurückzuführen, daß in den Jahren 1872 bis 1876 eine größere Anzahl auswärts ausgebildeter Arbeiter: Dreher, Former und Maler, schon in reiferein Lebens alter stehend, angenommen worden sind. Diese haben jetzt ihre vierzigjährige Dienstzeit erreicht und gehen im Alter von 67 bis 70 Jahren in Pension. Ein Rückschluß auf ungünstige Gesund- heitsrerhältnisse der Manufaktur wird also in diesen Pcnsio- nienn g n nicht begründet. Wie nun die Dinge jetzt liegen, kann allerdings nicht nichr damit gerechnet werden, daß die Ein- nahmen so, wie sie im Sommer vorigen Jahres ge- schätzt worden sind, in der jetzt vorliegenden Periode voll eingehcn werden. Wir gehen einem neuen Defizit entgegen. Immerhin darf man die Hoffnung hegen, daß es bei baldiger Wiederkehr friedlicher Verhältnisse nicht allzu groß werden wird. Die wirtschaftliche Kraft unseres Volkes wird es, so hoffen wir, ihm gestatten, mit der Zeit »viedcr auch zur Anschaffung feinerer, künstlerischer Waren zu Verschreiten. (Abg. Günther: Sehr richtig!) Daß hierzu, m. H., auch die Schauhalle, die man doch als ein recht gelungenes Werk bezeichnen darf, mit beitrage»» »vird, das ist auch die Hoffnung der Regierung. Sie glaubt den Auf wand für dieses Unternehmen nicht umsonst gemacht zu habe»» iin Interesse der Manufaktur und sodann auch im Interesse der Stadt Meißen, die ja gewiß von diesem Neubau ihren Nutzen haben wird. Vielleicht habe»» die Herren einmal die Güte, die Schauhalle selbst in Augenschein zu nehmen; Sie werden dani» sicher auch Ihrerseits einen guten Eindruck von diesem Neubau gewinnen. Ich wiederhole die Hoffnung, daß das Defizit, das wir zweifellos zu erwarten haben, doch bei Wiederkehr baldiger fried licher Verhältnisse ein erträgliches Maß einhalten wird. (Bravo!) Die Kammer nimmt hierauf den Deputationsantrag einstimmig an. Punkt 2 der Tagesordnung: Schlußberatung über den schriftlichen Bericht der Finanzdeputatiou über Kap. 9, 11, 13 und 77a. des ordentlichen Staatshaushalts etats für 1916/17, Königl. Steinkohlenwerk Zaucke- rode, Staatliche Hüttenwerke bei Freiberg, Blau farbenwerk Oberschlema und Allgemeine Aus- gaben für den Bergbau betreffend. (Drucksache Nr. 111.) Berichterstatter Abg. Hofman« (kons.) verweist auf den schriftlichen Bericht und beantragt: bei Kap. 9, Steinkohlenwerk Zauckerode, nach der Vorlage ») die Einnahmen in Titel 1 und 2 mit 3 291 000 M. zu ge nehmigen, b) die Ausgaben in Titel 3 bis 19 mit 2 662 600 M., darunter 2500 M. künftig wegfallend, sowie in Titel 20 mit 40 250 M., darunter 31750 M. künftig wegfalleud, zu bewilli gen, o) die zu Titel 15, 18 und 20 angcfügten Vorbehalte zu genehmigen. bei Kap. 11, Staatliche Hüttenwerke bei Freiberg, nach der Vorlage ») die Einnahmen in Titel 1 bis 4 mit 19 825 895 M. zu genehmigen, b) die Ausgaben in Titel 5 bi- 18 mit 19 361 295 M., darunter 2380 M. künftig wcgfallend, und in Titel 19 mit 30 000 M. zu bewilligen, o) die Vorbehalte bei Titel 14 und 19 zu genehmigen. bei Kap. 13, Blaufarbenwerk Oberschlema, nach der Vor lage ») die Einnahmen in Titel 1 und 2 mit 1 526 300 M. zu genehmigen, b) die Ausgaben in Titel 3 bi-1b mit 1481700 M., darunter 2030 M. künftig wegfallend, und in Titel 16 mit 20 600 M., darunter 20 500 M. künftig wegfallend, zu bewilligen, o) die Vorbehalte bei Titel 10, 12 und 16 zu genehmigen, und bei Kap. 77», Allgemeine Ausgaben für den Berg bau, nach der Vorlage ») die Einnahmen in Titel 1 bi- 3 mit 53 200 M. zu genehmigen, d) die Ausgaben kn Titel 4 bis 25 mit 330 021 M., darunter 5833 M. künftig wegfallend, zu be-
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