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690 ^«ersgilleö, 1. Novbr. Verlust- »er zweiten Martze-Wanterie-Divifiou tu» Gefecht am 31 De rber: 34 Offiziere und 44» Mann. Fort Mont Valerien senerte am 31. Oetvr. Abends und 1 Rovbr. Wh sehr lebhaft, ohne dakvieffrits iraend Melcher Verlust. v. Dodbielüli Versailles, 2. Novbr. Gestern Mittag hatte ThierS eine dreistündige Besprechung mit dem Grafen Bismarck; heute früh war eine militärische Beraihung beim König, welcher der Bundeskanzler beiwohnte. Um 2 Uhr fand eine zweite Zusammenkunft des letztem mit ThierS Halt. Die regelrechte Beschießung der Festung Neu- dreisach hat am 2. November früh begonnen. Die Berliner „Provinzial - Korrespondenz" meldet: Von den bisher vor Metz verwandten Truppen wird daS siebente CorpS in Metz blei den und zugleich zu weiteren Operationen gegen Thionville verwandt werden. Die Division Kummer bringt die gefangenen Franzosen nach Deutschland und bleibt dann in der Heimaih. Der größere Theil der Armee von Metz bleibt ANter Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl, vermuthlich zu Operationen gegen den Süden und die Mitte Frankreichs. Die von der frühe, ren ersten Armee verfügbar gewordenen CorpS werden voraussichtlich unsere Herrschaft im Nor den Frankreichs auSbretien und befestigen. DaS Befinden beS Königs Wilhelm ist fortdauernd sehr befriedigend. ür etwa 30,000 Mann verproviantirt und be° am durch Bazaine 150,000 Mitesser. Beinahe 10 Wochen lagern die deutschen Truppen, un endlichen Mühsalen und Beschwerden trotzend, um die FortS. Die Armee Bazaine'S, obwohl n den drei blutige» Augustschlachten geschlagen, and hinter den schützenden Wällen die Kraft zu reuen Kämpfen und versuchte siebenmal den ei- ernen Gürtel zu durchbrechen, der sie umgab. Stets scheiterten die Ausfälle an der Wachsam- eil und dem Muthe der Belagerer. Die Vor- räthe wurden immer knapper, die Verhandlungen ührten zu keinem Ziele; da warf sich Bazaine am 7. October mir 30,000 Mann seiner besten Truppen, offenbar in der Absicht, nach Thion ville durchzubrechen, auf die Norbseite der Be- lagrrer, die Dörfer LadonchampS, Grandes und Saarbrücken, 2. Novbr. Große Eisen bahnzüge gefangener Franzosen passiren hier täg lich; 70,008 Mann Franzosen werden per Bahn hier durchkommen, 85,600 marschiren mit einer Bedeckung von 1608 Mann deutscher Truppen für je 10,008 Gefangene nach Saarlouis, um dort per Bahn über Trier weiter befördert zu werden. General Bourbaki, der frühere Commandant der französischen Kaisergarde, dem eS bekanntlich gelungen war, aus Metz zu entkommen, und der bisher den Oberbefehl über die Vertheidigung des nördlichen Frankreichs hatte, hat nach eng lischen Berichten die von ihm erbetene Entlassung erhalten. Die Meldung, die deutschen Fürsten haben Einladung erhalten, zur Beobachtung deS Bom bardements von Paris nach Versailles zu kom men, bestätigt sich nicht. Aufsehen erregt die in Begleitung der drei in Metz gefangenen Marschälle Bazaine, Leboeuf und Canrobert erfolgte Ankunft der Kaiserin Eugenie in WtlhelmShöhe. Man vermuthei Operationen, die Bezug auf die Gestaltung der verwirrten französischen Zustände haben. Abermals erhalten wir zuerst aus französischer Quelle, und zwar von der Regierung in TourS, Nachricht von einem neuen siegreichen Erfolg der deutschen Waffen. Dijon, die Hauptstadt deS alten Burgund, ist am 38. Octobec nach achtstündigem Kampf von den Truppen des Ge neral V. Werder besetzt worden, nachdem wieder um eine offene Stadt von den Franzosen in den Kampf hinemgezogen war und die deutschen Truppen dadurch gezwungen wurden, sie zu bombarbiren, waS sich hoffentlich wie bei Or nothwendig bei der Erziehung der Kinder jede Spur von Religiosität zu verbannen." Fortwährend gehen Lügendepeschen aus Paris in die Provinzen. In der neuesten heißt cS: Moltke ist tobt, der Kronprinz von Preußen liegt im Sterben, Bismarck sehnt sich nach Frie- denSunterhanblungen, polnische Soldaten sind aus der preußischen Armee zur französischen über- getreten und unter den württembergischen und bayrischen Truppen herrscht offene Rebellion gegen die Preußen! Eins der letzten heißen Gefechte zwischen den Bayern und Franzosen vor Paris hat ein Trom- peter gewonnen. Die Franzosen waren bis leanS auf einige in die Vorstädte hineingrwor. fene Granaten beschränken wird. Brüssel, I. Novbr. Nach hierher gelangten Berichten ist der Gesundheitszustand der franzö sischen Loire-Armee ein durchaus ungünstiger. Nach dem „UniverS" weigern sich die Fmncti reurS des Elsaß, der Bretagne und der Vogesen, unter Garibaldi zu kämpfen. Die „Jndepen- dance belge" läßt sich über die innere Situation Frankreichs wie folgt vernehmen : Abgesehen von einigen Punkten, zeigt sich mehr Agitation und Lärm, als männliche Energie. Die Klagen der französischen Journale über die Haltung einiger Ortschaften, sowie einzelner Maires und Mu- nicipalbehörden, welche nicht den Versuch mach- len, dem Feinde Widerstand zu leisten, beweisen, i daß ein Alles durchdringender machtvoller Pa ' triotiSmuS nicht vorhanden ist, welcher bereit ist Allem zu trotzen und Alles zu opfern. > Roch jetzt ist der König bereit, schreibt d „N. A. Z.", auf einen Waffenstillstand zu Vornahme der Wahlen einer constituirenden Versammlung einzugehen, die wir ebenso sehr wünschen, als daS Volk von Frankreich, sind die wir auf jede irgend im Vergleich mit der Kriegführung zulässige Weise zu fördern und z erleichtern bereit sind; aber eben deshalb, wei wir sie wünschen, will die Regierung der na tionalen Vertheidigung sie nicht, und so bleil uns eben nichts.übrig, als die Erzwingung e neS uns paffenden Friedens durch die Gewalt der Waffen, gleichviel, was daraus für Paris resultire. Der Correspondent der „Times" in Versailles schreibt vom 25. Oclbr.: „WaS geschehen würde, wenn ein wirkliches Bombardement der Stadt Paris hinter den Befestigungen versucht werben sollte, kann Niemand sagen. So etwas ist nie gesehen worden oder in der Geschichte berichtet) eö gicbt keine Beispiele dafür. Diejenigen, welche die Franzosen am besten kennen, haben keine Meinung über die Wirkung solchen Vor- gangeSi Man muß erwägen- daß die Stadt nur an einer Stelle in Brand geschossen werden kann s?j, aber daS Feuer kann sich verbreiten, bis die Seine ihm eine Grenze setzt. Der Vor- Hang ist im Begriffe, sich zu heben und eine neue Scene von großartigem Interesse zu ent hüllen; alle W-lt ist Zuschauer und wartet mit fieberhafter Erregung auf den nächsten Act. WaS machen die Schauspieler hinter den Cou- Ussen? Die deutsche Armee ist emsig beschäftigt, Vorräthe herbeizuschaffen und ihre Stellungen zu befestigen, und man muß nicht glauben, daß sie müßig ist, weil man ihre Arbeit noch nicht sieht; ebenso wird beständig KriegSrath der ver schiedenen CorpS gehalten." Ist eS wirklich eine unnöthige Härte der Deut schen, den Frieden nur in Paris zu dictiren? Hören wir darüber einen Engländer, der bis zu dieser Stunde in Paris lebt. „Ich verabscheue den Krieg und die Preußen, bin aber der Üe- berzeugung, daß die Pariser aus diesem Kriege noch nichts gelernt haben. Von Tag zu Tag über zeuge ich mich mehr, daß ein dauernder Friede nur in Paris unterzeichnet werben kann. Wenn die Belagerung morgen aufgehoben würde, dann würde diese eitle frivole Bevölkerung nach einem halben Jahre nicht mehr glauben woll-n, baß Elsaß und Lothringen je von einem Feinde be setzt waren. Und wenn die deutsche Armee nicht gradezu die Boulevards entlang Vefilirr, sollte cS mich nicht wundern, wenn man unS sofort nach ihrem Abzüge sagte, baß sie nie bagewesen sei. In Vieser Stabt, mit ihren Einwohnern eingeschloffen, bin ich mit meinen Sympathien ganz auf ihrer Seite, aber meine Vernunft sagt mir, baß BiSmarck recht daran thut, nur in Paris Frieden zu machen." Die Noth in Metz muß in den letzten Tage» urchlbar gewesen sein, die Festung war nur PetiseS TapeS; er drang vor. Aber in den bei den letzten Dörfern lagen zwei ostyreußlsche Landwehrbataillone, sie fühlten, was von ihrer Haltung abhing, und der Geist von I8IS kam über die Männer, deren Väter unter Uork die Ersten im heiligen Kampfe wider die Fremd herrschaft gestanden. Sie fochten und fie len, aber sie wichen nicht. Ihr helden- müthiger Widerstand gab den nächstliegenden Truppen Zeit heranzukommen und die Franzosen zurückzuwerfen. Seitdem war jede Hoffnung für Bazaine vorbei und er beugte sich unter die eiserne Nothwendigkeit. Die Capitulation von Metz bildet noch den Hauptgegenstand der Betrachtungen der eng lischen Preßorgane. Der Fall von Metz, meint die „TimeS", ist ein Ereigniß so riesig in sei nen militärischen Proportionen und so wichtig in seinen gewissen Folgen, daß eS, obwohl seil Wochen voiauSgcsehen, wie ein plötzlicher Schlag über uns hereinbricht. Drei Marschälle von Frankreich nebst einer HeereSmacht von 173,006 Mann, einschließlich der Kranken und Verwun deten, haben die Waffen niedergelegt und die gesammte Armee deS Rhein ist aus dem Dasein gelöscht. Wenn je ein Krieg ein Kampf zwi schen Riesen genannt zu werden verdiente, so ist es der jetzige; in Sedan wurden 90,000 Mann mit einem Male Kriegsgefangene; in Metz >73,000; wo haben wir je solche Zahlen in der Geschichte kennen gelernt? kmis 6«IIia«! — „Daily NewS" äußert sich etwas vorsichtiger, aber im selben Sinne. Die „Morning Post" bringt auf Waffenstillstand und Einberufung der Constituante, um Frieden zu machen, und der „Daily Telegraph" bemerkt, wie gelegen die Capitulation den Preußen komme. Nur der sranzosenfreundliche „Standard" malt die Lage der Preußen, die sich durch diesen Sieg wieder bedeutend verschlimmert habe, schwärzer beinahe noch, als vorher. In einem öffentlichen Briefe wiederlegt der französische General Boyer die Beschuldigung Gambetta'S, Bazaine habe Metz verrathen. Im Briefe heißt eS: Der Feind, mit dem wir capi- tulirten, war der Hunger. Die Franzosen bramarbasirten mit ihren alten Berufssoldaten. Wie bitter hat sich der Hohn der Kammer in Paris über Vie deutschen Schnei der und Schuster gerächt! Hcuie giebl'S fast keine französische Armee mehr, Alles, Kaiser und Marschälle, Mannschaften, Generalstäbe, CadreS, Infanterie, Cavalerie, Artillerie, Ma gazine, Festungen, Pontons rc. alles ist in den Händen der deutschen Schneider und Schuster, die am >6. Juli erst Nabel und Pfriemen weg- warfen, zum Heere eilten unv jetzt im Herzen Frankreichs als Sieger stehen, während Vie ganze ranzöstsche Rheinarmee sammt Turcos und Zua- ven demnächst in Deutschland versammelt ist. WaS der Führer dec rothen Republikaner in Paris, G. FlourenS, für ein roher Mensch ist, vaS gehl auö einigen Aussprüchen, die er in sei nem Journal „I-a libre peasee" niedergelegt >at, hervor: „Der Feind ist Gott! Haß gegen Gott ist der Weisheit Anfang. Wenn die Keuschheit fortfchreiten will, so muß sie als Basis den Atheismus haben. ES ist höchst