Volltext Seite (XML)
Sv streit sie in der Festung M ... ab, wo er zunächst stlUr Geldgeschäfte besorgte. Das dauerte kaum eine Stunde, als er wieder «»spannen ließ und zu Nietner hinauSfuhr, der kaum eine halbe Meile nördlich auf seiner neuen Besitzung wohnte. Er ließ die Gutsherrin im Gasthaus der Festung zurück, bat sie aber inständig, hier im Zimmer zu bleiben und sich in Geduld zu fassen, namentlich zu Niemandem in der Stadt etwas von ihrem Vor haben laut werden zu lassen. Bei Nietner, dem Vorbesitzer, ging der Schulze aus natürlichem Jnstinet äußerst vorsichtig zu Werke und kam unter dem Vorgeben, sich nach seinem Verhältniß zu Marderheim zu erkundigen, da er ja wahrscheinlich, wie er gehört, das Gut im Termin wiederbekomnitn werde. Nietner, der den Reichthum seines früheren Nach bars kannte, beklagte dies, ohne ihm zu sagen, daß er zu stark engagirt, auf Mitbielen gar nicht ein- gehen könne, schlug ihm aber sogleich vor, ihm die Hypothek ohne Valuta zu cediren, damit der Bauer für ihn biete, er wolle zerfrieren sein, was dabei herauskäme. Er klagte bitter über die Handlungs weise des Justizraths und ließ dabei verlauten, daß Vieser seine zwanzig Tausend schon früher für 15,000 Thlr. übernommen und nun sich unter nich tigen Vorwänden zurückgezogen. Damit fand der rechnende Bauer sogleich heraus, daß hier Etwas zu handeln war. Sacht kam er nun damit hervor, daß er die Hypothek gleich käuflich erwerben wolle, da er Lust hätte, den Termin mit anzusehen und sie als Cau- tion benutzen könnte; nur möge Herr Nietner billig sein. Nietner lachte im Herzen und forderte jene 15,000 Thlr., der Bauer bot 10,000, blieb hart näckig dabei und machte Miene zu gehe». Das ließ Jener nicht zu und sie wurden um 12,000 Thlr. Valuta Handels eins. Auch war Nietner gern bereit, die Sache sogleich abzuwickeln, ließ an spannen und fuhr mit nach der Stadt, denn er glaubte de» Bauer über den Werth seiner Hypothek zu täuschen und mußte fürchten, wenn der sich dar über erkundigt?, wie sie nicht einmal zur Caution geeignet war, daß sich der Handel zerschlagen könnte. Ohne also etwas davon verlauten zu lassen, ver schaffte er sich jetzt die Nückcession vom Justizrath Döring und cedirte sie wieder an den Schulzen Edeling bei einem anderen Rechtsanwalt, nahm seine 12,000 Thlr. Valuta und fuhr fröhlich heim- Der Schulze ging, nun zuni Justizrath Döring und stellte ihn» sein Anliegen vor, dessen 30,000 Thlr. hypothekarischer Forderung an Marderheim gegen Haar zu übetnehmen. Der Nechtsmann sah deü Bauer von oben bis utitew an, richtete von allen Ecken ttüd Enden her ein Kreuzfeuer von Fragen an ihn, uM dem Grund dieses sonderbaren Angebots auf die Spur zu kom men. Doch Jener blieb verschlossen und erschien lieber dem Frager als dumm?t Bauer, der nicht richt deutlich verstand, als daß er sich nur mit ei nem einzigen Woite vcrrathen hätte. Ja, er fing geradezu an zu Händeln und zu feilschen und be anspruchte einigen Erlüß für seine schönen Bank- scheine. Der Justizrath dachte aber gar nicht daran, denn ihm steckte die schöne Elisabeth und das gestrige Abkommen noch im Kopf. Er fand seine Hypo thek für sehr gut und sicher und bot dem Bauer höchstens die 2200 Thlr. an, die mit protestativischem VerNierk hinter 90,000 Thlr. im Hypothekenbuch eingetragen standen, wenn er denn so große Lust habe- einigen Antheil an den Schulden Marder- Heinis zu besitzen, und entblövete sich nicht, diese ihm noch als ganz solide und gut zu empfehlen. Jetzt ließ der Bauer so ganz nebensächlich fallen, die Wittwe heiräthe seinen Sohn darum doch, der in die schöne Wirthschaft hinein solle. . Der Justizrath horchte auf. „Wer weiß, was Jhx da redet!" sägtt et barsch, „hier ist keine Hy pothek zu bekommen. Dü ist die Thür!" Und er drehte sich Um, während sich der Schulze ver ziehen müßte Und Nach dein Gasthof schritt. Er kam mit geschästSerregtem Gesicht, bestell! sich etwas zu essen und begann: Eine Sache i glatt und sogat mit reichem Profit ausgefalln aber die andere hapert und die müßt Ihr selb ausfechten. Nietner ist befriedigt mit 12,000 Thlr da ist das Papier. Und er warf dm Hypvtheken- schein mit befriedigtem Lächeln auf den Tisch. Ich denke, er bekommt 20,000? ftagte EUsabetl Freilich; aber ich habe ihm eben diese Summe für 12,000 abgekauft, sind 8000 daran verdient... wareNs nicht 8000, die Eure Schwester bekam? Ungefähr, Schulze! Nun seht Ihr, dieser Nietner hat mit dem heu tigen Tage an Euren seligen Gemahl nicht sür 100,000 Marderheim verkauft, sondern nur für 92,00k So viel habe ich ihm noch abgejagt, daS ist ihm schon recht, denn er hatte Euch eigent lich nach damaligem Stand mit 16- bis 20,000 Thlr. angeputzt. Also die 8000 gehören Euch, könnt damit Eure Schwester befriedigen, denn nun werdet Ihr nur 16 bis 18,006 Schulden behalten. Unser Handel mit den 70,000 Thlrn. bleibt darum doch bestehen. — Und er sagte dies mit so inniger Freude, daß Elisabeth deutlich fühlte, wie wohl ihn» dieser Dienst that, den er ihr erwies. Herr Gott, Vater Edeling, entgegnete die Wittwe erschüttert, Ihr seid zu großmüthig, denkt doch auch an Euer Geschäft! Wer weiß, ob das so sicher ist; behaltet wenigstens die Hälfte! . . Nichts, nichts ich halte Euch, was ich von An fang versprochen hab'. Nur gebt mir doch etwas Schrift darüber, wir haben's bisher ganz vergessen. Von ganzem' Herzen, nickte Elisabeth, aber wa rum nicht sogleich vor Gericht? Das könnt Ihr jetzt nicht, Ihr seid noch im Gant und müßt erst da heraus, dann thun wir's schon. Dann dictlrt mir, sagte Elisabeth und nahm Papier und Feder. Er that's, und sie verkaufte ihm jene 700 Morgen für 70,000 Thlr. Hierauf zählte er dreiunddreißig Tausend in lau ter fünfhundert Banknoten hin. So wirds wohl reichen; diese nehmt. Der Ju stizrath hat Euch doch mal gekündigt oder gemahnt? fragte er. Ei wie oft seit Jahr und Tag! rief sie. Darum geht Ihr selbst zu ihm und sagt ihm, daß Ihr endlich seiner Kündigung Folge leisten könntet. Dann muß er das Geld nehmen und Euch quittlren. Von mir wollt' er'S nicht und gab vor, morgen erst mit Euch selbst zu spreche». Ihr werdet ihm nun doch den Korb heut' gleich bringen, wie fich's gehört, da Ihr die 8000 für Eure Schwester bereits sicher habt? fragte er lau ernd. Redet mir nicht so, erwiderte Elisabeth crröthend, ich habe nur in meiner jämmerlichen Noth daran gedacht, weil ich keinen Ausweg wußte. Mich hätte dieser Schritt vor Schmerz, sage ich Euch, daS halbe Leben gekostet. Ihr ahnt heut noch gar nicht, wie groß der Dienst ist, den Ihr mir leistet. Ei, ob ich'S Nicht ahnte, scherzte Edeling. Ich weiß selbst einen jungen hübschen Mann für Euch, wenn Ihr wieder heirathen wollt, der es wahrlich um Euch verdient hat. Ach, Ihr seid gottlos, zürnte sie noch tiefer er glühend, während ihr Herz vor Angst erzitterte. Kommt, laßt uns gehen, Ihr begleitet mich doch und helft mir? Ja wohl, aber ich bleib' hinten im Käffter bei den Schreibern, Ihr dürft mich nur rufen, wenn Ihr mich braucht, nickte er. Und sie machten sich auf den Weg. (Fortsetzung folgt.) — Vermischtes. Die dänischen Blätter fangen an, andere Säften äufzuziehen. Bisher schmähten sie aus vüe unverschümleste und ruchloseste Weise auf Preußen , ließen ihre Schandaritkel ins Franzö, stsche übersetzen und schickten sie nach Frankreich. Sir stellte SttMmlungen sür die Franzosen an und einem Pastor an der deutschen Kirchs, bet für die deutschen Krieger sammelte, wurden deS Nachts die Fenster eingeschlagen. In Köln nennt der VolkSwitz die veröffent- lichten Erklärungen von Katholiken gegen die Unfehlbarkeit: „päpstliche Verlustlisten". In der Nähe von Coblenz haben 12 gefangene 'TütrvS Veis ihnen' zur Aussicht bei'gegebenen deutschen Soldaten während der Fahri auf der Eisenbahn gepackt und zum Fenster hinauSge- werfen. Glücklicherweise ist der Soldat mit dem Leben davbw gekommen. Die zwölf Scheusale sind sämmtlich erschossen worden. München, 26. Septbr. „Lutherisch san wir nit worden in dem Krieg, aber Preußisch. Dös könnt- dem Herrn Pfarrer sag'», weil er bei unserm AuSmarsch gar so a Angst g'habt hat um unser Seelenheil. Die Preußen san gar brave Kameraden und halten mit uns dringest zusammen, wo'S auf die Franzosen loSgeht. DaS san a falsch Volk, ob's wohl katholisch sein woll'n, wie die Baiern; d'Preußen machen koa Kreuz, san aber doch christlich. Der Herr Pfar rer hät'S nur seh'n foll'n dort bei Sedan, wie Preußische Jäger neben unS nach der Schlacht a geistliches Lied g'sungen hab'n und die Musik hat dazu g'ipielt. Wir hob'n alle g'juchzt aus Freud, aber glei a aufg'hört, wie die Preußen z'singen ang'fangt hob'n, g'schämt hob'n wir uns a a went, denn uns iS koa Lied eing'falle, döS so rühri war wie daS von den Preußen! " — Also lautet der Brief eines Ober länder Buben, der bei dem Landsberger Jäger bataillon steht, sein Vater las denselben am letz ten Markttag im blauen Bock zu München meh. rere mal vor und fand der Inhalt allgemeinen Beifall. Der reiche Fabrikbesitzer Zellner in Nürnberg hat auf seine eigene Kosten ein Lazareth sür verwundete Krieger einrichten lassen. Er bekam lauter verwundete baierische Soldaten. Am Ge- burtstag deS Königs ließen diese ein Glück- wünschungStelegramm nach Hohenschwangau er gehen und erhielten eine sehr huldvolle Antwort. Am Schluffe heißt eS: Daß Ihr, trotz Eurer Wunden noch meiner gedenkt, rührt mich tief. Gott sei mit Euch! Beim Transport französischer Gefangener vom Lahnhofe nach der Kaserne zu Dresden bot Je mand den Gefangenen Schnupftabak. Einer der Gefangenen erwiderte ein freundliches: „ülerci! merci!" was einem der dabei stehenden, den „besserer)" Ständen angehörenden Herrn die ge- lügelten Worte entlockte: „HerrjcS, der kann a deitsch!" - Ein Feldpostbrief in Versen. Liebe Jette! Nee Jette, wie bist du jöttlich Und hast einen jroßen Jeist, Der sich in all' deinen Dingen Als moltkehaft erweist. Ick bestätige die Lhokolade Und die Zieh—jarren — o weh! Und habe ooch noch empfangen Die Hälfte der Unterhosä. Wie sehr mir diese nöth'g, DeS jlaubst du sicherlich nicht. Warum nimmt die Post »ich Packete Von 20 Loth Gewicht? Schlau, nahmst du die janze Hose Und machst sie ä 10 Loth! — Een Theil hab' ick nu erhalten Den andern? den wecß Jott! Den eenen — es iS een linker — Den wecksle ick mir nu um. Am Tag auf die rechte Seite Und Nachts auf die linke rum. Und weit» sich des rechte Linke In molliger Wärme befindt, Denn klappert und zittert des Rechte, Denn offen iS eS dem Wind. Drum schick mit zum rechten Beene Een rechtes Hoscnbecn, Damit sie sich Beede erwärmen, Sonst iS e» um Beede geschehn! Dein Viehselür Justas. BerantwdrUiche Nedactiou, Schnbllpresseudruck und Verlag von L. L Roßberg in Frankenberg.