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126. Freita«, dm 28. Oktober. MSd Frallkenllerger Nachrichtstilatt und Bezirksanzetger. Amtsblatt des Königl. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. gekehrte Herr ThierS eine Landabtrelung nicht hervor, nicht auS politischen Bedenken. Unsere KriegSleitung habe alles vorbereitet, um auch das letzte Bollwerk des Feindes zu bezwingen. Betreffs der Verhandlungen über die deutsche Frage in Versailles, sagt weiter das offizielle Blatt, sei die Aussicht vorhanden, daß die Er- gebniffe schon dem in der zweiten Hälfte deS November einzuberusenden Reichstage vorgelegt würden. -l- Die an dem Kriege zwischen Deutschland und Frankreich unbetheiligten Mächte haben es jetzt sür nölhig gehalten, einen Act unschuldiger Einmischung in den Streit zu versuchen. Oe. st er reich. Ungarn, d. h. Graf Beust, foll, einer Nachricht in der „TimeS" zufolge, in Berlin den Eindruck besprochen haben, welchen Partei, Paris muß daher fallen oder wir habe« nur einen Sieg über baS jetzt bei Seite gescho bene Kaiserreich erfochten, Paris muß «obere werden oder wir haben den Feind nicht bezwun gen, der unS den Krieg aufgedrungen. Pali» muß erobert werden ober sich ergeben, baS for dert ganz Deutschland und aller Augen wendew sich nach der Stinestadt und immer ungeduldiger srägt man sich, warum Vie Kanonen noch nicht reden. Ueber die deutschen VerlheidigungSarbejt.rr längs der CernirungSlinie von Paris wird b-e „Schl. Ztg." geschrieben: Die Gegend nimmt von Tage zu Tage einen mehr militärischem Anstrich an. Alles ordnet sich diesem Gesicht- punkt allein unter. Die Dörfer sind in kleine Festungen verwandelt. Gräben und Wälle ziel» w ich an ihren Auögängen und schwachen Pul t en hin. Die Gartenmauern sind nach der feind- lchen Seite mit Schießscharten versehen, Gerüle nd angebracht, damit die Soldaten eine doppelte-; O e r t l i ch e S. Frankenberg, 25. Octbr. Ihre königliche Hoheit Prinzessin Amalie — verschieden am I8. Septbr. V. I. — hat noch bei Lebzeiten bestimmt, daß hülfSbebürftige Wittwen gebliebener Sol- baten eine Unterstützung aus ihrem Nachlasse erhalten sollen. Hieran ist auch die nebst 3 Kindern Hinterbliebene Wittwe deS am 18. Au- gust bei St. Privat für das Vaterland gefallenen ZägerS Karl August Morgenstern mit einer Gabe von 16 Thalern betheiligt und ist diese burch den Stadtrath hier an Morgenstern'S Nater zur weiteren Verwendung abgegeben worden. Frankenberg, 27. Octbr. Nachdem auch am Dienstag Abend wiederum ein Nordlicht hier beobachtet wurde, welches an Schönheit das vom Montag noch übertroffen Hal, obgleich eS leider des zu sehr bedeckten Himmels wegen hier nur momentan in vollem Glanze sich gezeigt, kam in letzter Nacht bei heftigem Sturm und Regenschauern «in von zahlreichen Blitzen be gleitetes Gewitter zum Ausbruche. Während Der Dauer des Nordlichtes hat übrigens nach einer der Nordd. Allg. Ztg. vom Wolff'schen Telegraphenbureau zugegangenen Mittheilung der Telegraph den Dienst versagt. die vom Grafen BiSMarck auSgegangene Denk- schrift über die Folgen eines Bombardement- von Paris auf alle Unbetheiligten gemacht. Man fühle sich dadurch gewissermaßen verpflichtet, ei nen Versuch zur Friedensstiftung zu machen, um nicht den Vorwurf auf sich zu laden, bei so vielem Unglück kalt geblieben zu sein. Ob nun mit jener Denkschrift wirklich beabsichtigt gewesen, die Theilnahme der Neutralen zu wecken, bleibe dahin gestellt, sicher ist gewiß, daß von deutscher Seite deren Einmischung nur in Bezug auf ein Brechen deS Starrsinns der Franzosen gewünscht werden konnte. ES wäre doch auch gar zu sonderbar, wenn wir, die Sieger, den unbethri- ligien Mächten eine Einmischung zu unserem Ungunsten gestalten, geschweige denn, sie auch noch dazu ausfordern gewollt. WaS nun den Erfolg der Bemühungen der neutralen Mächte, zunächst um Herbeiführung eines Waffenstill. standeS, anbetrifft, so liegt derselbe also ganz in der Hand der Franzosen. Elsaß und Deutsch Lothringen mit Metz abzutreten, diese Vorbe» dingung haben sie in Form einer Zusage zuerst zu erfüllen, denn da wir bereits im Besitz dieser Landstriche find, kann von einem eigentlichen Abtreten derselben immerhin nur in Bezug aus den Frieden die Rede sein. Eine andere Be dingung wäre in der Sicherstellung unserer Heere vor Paris zu erfüllen. Zufuhren aller Art müßten ihnen gesichert und umgekehrt den Pa. risern abgeschniiten bleiben. ES geht auS alle dem hervor, daß ein Waffenstillstand vielleicht noch größeren Schwierigkeiten begegnet, als der Friede selbst. Man spricht nun zwar, baß viele Franzosen und selbst dec von seiner Reise nach london, Petersburg, Wien und Florenz zurück Den Eintritt der Schüler in das Schulbaus betreffend. Die geehrten Eltern unserer Schüler werden hierdurch aufmerksam gemacht, daß da- SchulhauS von den Schulkindern «ie früher, «ls 1 Stunde vor Begin« deS Unterrichts betreten werden darf, und ergebenst ersucht, darnach den Weggang vom Hause zu regeln, damit die Kinder nicht vor dem Schulhause aus dem kalten Erdboden stehen müssen. Frankenberg, den 26. Octbr. 1876. DaS Direktorin«. Dies« zusammenzubtrufrn, w«igern sich «der Gamb«tta und die Gleichgesinnten der einstweili gen französischen Regierung. Die Schwierigkeit der Lage, wir wiederholen da-, ist also außer ordentlich und ,S wird selbst dem sein Vaterland lreuliebenden Staatsmann ThierS um so weniger gelingen, sie ganz zu überwinden, als die Hal tung der französischen Generale, Bazaine an der Spitze, wie die der Bonapartisten, Orleaniste«, Legitimisten und rothen Republikaner, keineswegs eine Gewähr dafür bietet, daß sie seinen etwai gen Abmachungen in BrrsaillrS ihre unbedingte Zustimmung geben werden. DaS „Journal de St. PeterSbourg" hebt her vor, daß die FriedpnSfrage nicht mit der Frage betreffs der Waffenruhe vermengt wer den dürfe. Gegenwärtig liege nur die letztere vor, und zwar handle eS sich darum, den Zu sammentritt einer Versammlung in Frankreich zu ermöglichen, welche alsdann, die Friedensfrage zu prüfen habe. ThierS hat bereit- den Se» leitschein empfangen, welcher ihm gestattet, sich in daS Hauptquartier in Versailles zu begeben. Je lebhafter die Gerüchte von FriebenSvee- hanblungen auftreten, um so ungeduldiger er* wartet man die Eroberung von Paris. Paris ist baS Herz, ist die Seele jene- Frankreich-, welches durch seinen Ehrgeiz, seine Anregung, seine Rauslust der Erbfeind Deutschland- gewor ben. Schuldig an dem jetzigen Krieg sind alle die, welche für den französischen Ehrgeiz die Rheingrenze, die Zersplitterung und Demütht- gung Deutschland-, da- Prestige Frankreich- nichr nur seit 1866, sondern seil Jahrhunderieu gefordert haben. Pari- verkörpert unS diese Vom Kriegsschauplätze. Officielle Mittheiluug. Versailles, 25. Octbr. General v. Werder warf den 22. Octbr. die aus 2 Divisionen bestehende sogenannte französische Ost-Armee unter General Cambriels, welche sich bei Rioz nnd Muz stellte, in hitzigem Gefechte über den Ognon lind ans Auron-Dessus gegen Besanxo» zurück. Diesseits Ware«» im Gefecht die 7. Brigade Degenfeld, Trup- *en der Brigaden Prinz Wilhelin und Keller nnd 2 Bataillone des Regiments No. 36. Unser Ver lust beträgt 3 Offiziere und etwa 16« Mann. Der Feind hatte bedeutendere Verluste, dabei 2 Stabs offiziere, 13 Offiziere und 186 Mann Gefangene und zog sich in grösster Unordnung zurück. von PodbielSki. Die halbamtliche Berliner „Provinzialcorre- spondenz" schreibt bezüglich der Versuche einen Waffenstillstand herbeizuführen, man dürfte sich kaum großen Hoffnungen auf das Gelingen dec- selben hingeben, da die französischen Machthaber noch weit von den GestchlSpunkien entfernt find, von welchen alle ernstliche Verhandlungen aus- zugehen haben. Nach den jetzt weiter errunge nen Erfolgen sei deutscherseits kein Grund vor ¬ handen, um von den lm nationalen Interesse ... gestellten Forderungen abzugehen. Die Ber-I mehr verweigern werden, allein sie können bock zögerung des Angriffs auf Paris gehe einzig keinen Frieben schließen, daS kann nur bie erst a«S den in der Sache liegenden Schwierigkeiten! noch zu wählende französische Volksvertretung.