Volltext Seite (XML)
87. S«Mnd, den M. AuM. IE Frankenberger Nachrichtsblatt und ... Bezirksimzeiger. Amtsblatt des Köniql. Genchtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 N^r. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. und der Stadtrat h. Meltzer, Brgrmstr. 50 Paar desal. Unterjacken, 450 Stück Flanell-Binden, 10 Ellen lang, 2^" breit. 500 Gaze-Binden, 8 Ellen lang, 24" breit, 800 Tafeln gute ungeleimte Watte, sowie geleimte Doppelwatte, 5000 Cigarren. Die vorstehend erwähnten Maaße beziehen sich sämmtlich auf die Berliner Elle und bedeutet 4' — 4 Fuß, 4" --- 4 Zoll. Auf Ersuchen des Bezirksdeputiiten Herrn Amtshauptmann rc. von Könneritz werden daher — obwohl von hier aus bereits 5 Kiste« mit Cigarren, Wein, eingesottenen Früchten, Wäsch- und Verbandstücken aller Art an das Generaldepot des Internationalen Hilfsvereins irk Dresden abgesendet worden sind — alle bereiten Helfer in Stadt und Land gebeten, Gegenstände vorbemerkter Art so bald als möglich« i» der Rathsexpedition allhier abzugeben. Frankenberg, am 19. August 1870. Das Gerichtsamt Wiegand. Mkaimtmachunst und Aufforderung. " Für den Bedarf der bereits mit Verwundeten sehr stark belegten Feldlazarethe und der in unmittelbarer Nähe des Kriegsschauplatzes errichteten Hospitäler der zweiten deutschen Armee sind von dem in der Nähe des Kriegsschauplatzes errichteten Hauptvereins-Depot große Liese- rungen an Wäsche, Verbandstücken u. s. w. von dem sächsischen internationalen Httlfsverein erbeten worden. Man hat die Beschaffung der erforderlichen Gegenstände auf Bezirke umgelegt und sind insbesondere auf den Bezirk der Königliche» Amtshauptmannschaft Chemnitz u. A. folgende Gegenstände zur Lieferung möglichst binnen 8 Tagen vertheilt worden: 500 Betttücher^ 4' 8" breit, 7^ 4" lang. 100 Bettbezüge, 4> 24" breit, 6' 1" lang. 100 Kissenbezüge, 24z" lang, 264" breit. 500 Handtücher, 4' lang, 13z" breit. 500 Hemden von Leinen oder Shirting, 44 Ellen. 2500 Paar baumwollene und wollene Socken, O e r t l i ch e S. Frankenberg, am 18. August. An Seine Majestät, unsern allverehrten König ist am 1. August d. I. folgende Adresse des Raths- und des Stadtverordnetencollegiums abgesendet worden: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster Herri Der 16. Juli nahte heran. Ew. Königliche Majestät wollten an diesem Tage unsere Stadt mit Allerhöchstihrem Besuche zu beehren und zu erfreuen geruhen. Frankenberg rüstete sich, Ew. Königliche Majestät allerunterthänigst nnd ehr furchtsvoll-dankbar zu empfangen. Es wollte Ew. Königlichen Majestät zu zeigen sich gestatten, welche Fortschritte es seit dem Jahre 1861 in seiner äußeren Erscheinung, in seiner Industrie, verbunden mit einem meitausaebreiteten Handel, in seinen, der allgemeinen Wohlfahrt gewidmeten öffentlichen Anstalten still und geräuschlos, aber nie ermüdend gemacht und wie in seinen Mauern die alte Liebe, Treue und Eintracht sich immer grün erhalten habe. Düs neue stattliche städti sche Schulgebäude war dazu mit Aufwendung aller Kräfte seiner nahen Vollendung entgegen geführt worden und wartete der Weihe zu einer Johannis-Schule durch den Königlichen landes väterlichen Träger des Namens jenes großen Propheten, der vorbereitend, heiligend und wei hend dem Bringer des Lichtes und Heiles, der Liebe und des Friedens voranging l Da, am fleckenlos erscheinenden Himmel ballte sich wieder einmal von Westen her, von woher unserem deutschen Vaterlande schon so vieles Unheil mit Blutvergießen, Brand und Verwü- tung gekommen ist, urplötzlich eine dunkle, chwere Wetterwolke gegen unser Volk zusammen. Im Zwielichte, in welchem man List und Trug und Gewalt vorbereitet hatte, meinte man dieses Volk zerspalten und zerklüftet, seine Für ¬ sten, die Träger deutschen Sinnes, die Vorbilder deutscher Treue und Herrlichkeit, dem Deutsch thum abgewendet, man hoffte, — Verrath an der vielverkündigten civilisatorischen Mission im eignen Busen fühlend — auf Verrath am deut schen Vaterlande und wollte dieses in die un würdigen Zustände vergangener Tage zurück führen. Aber die Zünder der angelegten Minen zün deten nicht. Das Zucken der Blitze in der west lichen Wetterwolke rief im deutschen Vaterlande allüberall und darüber hinaus, soweit die deutsche Zunge klingt, einen einmüthigen Schrei des Un willens und des Zorns, einen wahrhaften Sturm der Begeisterung hervor und ein Brausen ward vernommen, gewaltig und hehr, wie wenn alle deutschen Herzen in Flammen, wie wenn sie zu Einem Brande zusammenschlügen. Voran, der Treueste unter den Treuen, haben Ew. Königliche Majestät Allerhöchstsich mit Ih rem ganzen Volke, mit dessen Gut und Blut dem deutschen Bundes-Oberfeldherrn, dem ersten gemeinsamen Führer aller deutschen Stämme, zur bereiten Verfügung gestellt. Voran Ihrem Volke haben Ew. Königliche Majestät zwei er lauchte Sprossen des Königlichen Hauses als be währte, tapferste Führer Ihres „Volkes in Waffen" an die bedrohten deutschen Marken zu gebührender Zurückweisung habgieriger Gelüste entsendet. Voran Ihrem Volke, das noch am heimischen Heerde versammelt ist, vorbereitend, vorsorgend für alle Wechselfälle des begonnenen eisernen Würfelspieles, haben Ew. Königliche Majestät Allerhöchstsich an die Spitze aller der jenigen Institute gestellt, welche den Kämpfern neue frische Kräfte zuzuführen, ihren zurück gebliebenen Familien aufzuhelfen und Unterhalt und Trost zu verschaffen, den Verwundeten Er leichterung und sorgsamste Pflege zu gewähren berufen und geeignet sind. Voran Ihrem Volke stehen Ew. Königliche Majestät mit Ihrem ge ¬ jammten Durchlauchtigsten Königlichen Hauss im Gebet zu Gott, der den offenen Frevel nicht unbestraft lassen kann und unseren deutsche» Waffen den schließlichen glorreichen Sieg ver- leihen, des deutschen Volkes Herrlichkeit erstarke» lassen und der Welt die Segnungen eines ehr- lichen Friedens zurückgeben wirk ' Wenn dann nach der grimmen Männerschlacht auf den katalaunischen Feldern, auf Mnen be-- reits einmal die Frage der Cultur und Gesittung» des Rechts und der Freiheit blutig entschiede« worden ist, die deutschen Banner, darunter dis sächsischen Fahnen, vorgetragen vor zwei rühm-- gekrönten Führern aus unserm Durchlauchtigste» Königshause, in die Heimath zurückkehren, dann^ dessen sind wir überzeugt, werden Ew. Königliche Majestät Ihrem Volke wieder voranstehen ine Trocknen der Thränen, die neben, der Freud« hervorquellen werden, im Schaffen und Wirke» zu neuer Entfaltung und Stärkung aller Kräfte» die des Vaterlandes Wohlstand zurückfnhre» können, in der Organisation der Anstalten, die dem deutschen - Volke in seinen Fürsten und Stämmen denjenigen würdigen Platz einnehme« lassen, der ihm unter den Völkern der Erde ge bührt und nach langer Prüfungszeit von Gott, selbst vorgezeichnet ist. Und wenn dann Ew. Königliche Majestät, ei« Friedensverkündiger und Freudenbringer, wieder ausziehen werden zur Umschau in den betri^ samen Städten nnd Dörfern Ihres gesegnete» Landes, da dürfen wir wohl zuversichtlich hoffe», was wir allerunterthänigst erbitten, daß Ew.. Königliche Majestät auch unserer Stadt Aller- höchstihren Besuch zu Theil werden zu lasse» und unsern ehrfurchtsvollen Dank mit den freu digsten Glück- und Segenswünschen entgegenzu nehmen alleranädigst geruhen werden, welche wie jetzt noch wehmuthsvoll dem allverehrten Landes vater, dem mit seinem Volke in zwar zuversicht licher, aber doch immer schmerzlicher Erwartung.,