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1870. Frankenberger Uachrichtsblatt vr. Schwarze. Dort, wo im Jahre 451 die Unter Dresden, am l2. August >870. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. ihrem König Theodorich I. mit anMn germa nischen Völkern Galliens den Raubzügen-der Hunnen in mörderischer Schlacht, in der matt gegen 200,000 Gefallene zählte, ein Ziel setzten, wird hoffentlich der germanische Stamm den ent scheidenden Sieg davon tragen und durch Züch tigung der durch ihre verrottete Cäsarenwirth- schaft in dem Dünkel des allein maßgebende» Volkes zum Unheile Europas befangenen Fran zosen unserm Erdtheile den ihm so nöthigett Frieden auf lange Zett verschaffen, unser deut sches Vaterland aber, durch seine geographische Lage und die Friedensliebe seiner Stämme be günstigt, der Bürge desselben und damit in den Stand gesetzt werden, sich wirthschaftlich und» taatlich freiheitlich und einheitlich zu entwickeln. Das Zurückgehen dsr französischen Armee läßt ich kaum anders als dadurch erklären, daß sie m eurer so zerrütteten Lage ist, die ihr die An nahme einer Schlacht jetzt noch nicht gestattet-- Carl den französischen Boden betreten, der Auf marsch der drei deutschen Armeen nicht zu schnell bewerkstelligt werden konnte. Die Stellung der Franzosen bei Metz wurde als eine sehr günstige bezeichnet, da bringt der Telegraph die Kunde, daß sie dieselbe aufgegeben und sich über die Mosel zurückgezogen haben und wieder wird nun unsre Geduld einige Tage länger auf die Probe gestellt werden. Nach allen Nachrichten liegt die Möglichkeit vor, daß es auf den histo risch berühmten catalaunischen Feldern (der Ebene von Chalon in der Champagne) zum blutigen Entscheidungskampfe kommen werde: unsers Blattes nicht vermögen, ähnlich oben genannten Blättern umfassende Berichte von den großartigen Ereignissen auf dem Kriegsschauplatz« aufzunehmen. Heute müssen wir zunächst auf den aus den Nachrichten vom Kriegsschauplätze zu ersehenden Rückzug der französischen Armee hinter die Mo sel aufmerksam machen. Mit wahrer Ungeduld wird seit dem blutigen, für die deutschen Waffen aber so glorreichen Tage von Wörth weiteren Meldungen von Zusammenstößen entgegengeharrt und dabei von Vielen übersehen, daß die Ent fernung bis Metz, woselbst sich unter.dem Schutze der Kanonen dieser Festung die in voller Auf lösung befindlich gewesenen französischen Armee corps sammelten, schon eine bedeutende ist und, Zur Situation. Frankenberg, 15. August. Wenn wir wie bisher so auch ferner die neu sten Nachrichten vom Kriegsschauplätze, soweit fie von irgendwelcher größeren Wichtigkeit sind, durch Extrablätter bekannt geben und deren In halt in der nächstfolgenden Nummer unsers Blattes wiederholen werden, so halten wir es doch im Interesse des großen Theiles unserer Leser, der nicht in der Lage ist, durch Kenn tu iß - nahme der täglich erscheinenden Blätter die Ta gesereignisse zu verfolgen, für angezeigt, von Zeit zu Zeit eine kleine Zusammenstellung der wichtigsten derselben zu versuchen, zumal auch wir bei dem Preise und der Erscheinungsweise LokaalltmaoduvA. ES sind in den letzten Tagen wiederholl beunruhigende, aber ««wahre Nachrichten über die Waffenerfolge der deutschen Truppen, insbesondere auch deS König!. Sachs. Armeekorps Verbreiter worden. Art. 13» d.S Rev. Strafgesetzbuchs bedroht denjenigen mu Gesäugnißstrafe bis zu Sechs Monaten, welcher wissentlich falsche Nachrichten, die in, Publikum Besorgniß vor Gefährdung dec öffentlichen Sicherheit oder Wohlfahrt, deS Friebens oder der bürgerlichen Freiheit, oder Un zufriedenheit mit Maßregeln der Regierung zu erregen geeignet sind, mündlich oder durch Schriften auSstreut oder verbreitet. Die StaatSanwälie sind von mir noch besonders angewiesen worden, gegen derartige Verbreitungen beunruhigender Nachrichten nach Maßgabe dieses Artikels zu verfahren. Die sie mit starkem Arm umflicht — , Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht! - Im fremden Land liegt er zerschossen, : Vorüber rauscht der Schlachtlärm wild, : Doch eh' sein Auge sich geschloffen, > Erscheint ihm noch der Heimath Bild: ' „Gott sei mir Euch, Ähr Lieben, Allen, : Ich sehe Weib und Kind nicht mehr, l Für's Vaterland bin ich gefallen, : Kein Ruhmeskranz ist mein Begehr, ' Doch Ihr — wie das mein Herz zersticht : Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht! ' Das Deutsche Schwert darf nimmer rosten, So lang' ein Feind noch auf dem Plan, Noch schwere Opfer muß es kosten, Bis wir das ganze Werk gethan; Die heut' im Mannesmuthe strotzen, Sie liegen morgen schon im Blut, Das aber läßt dem Tod sie trotzen: Die Ähren sind in treuer Hut; Daß ruhig das'Heldenauge bricht — Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht! Ob jählings jetzt des Hasses Triebe Zm Sturm zusammen Euch gtweht, Seid einig auch im Werk der Liebe, Die länger als der Haß besteht, lind fraget nicht, ob Eure Gaben Der Wittwen und der Waisen Noth Im Norden oder Süven laben, Der alte Fluch sei ewig todt! Ganz Deutschland ist's, daS mahnend spricht Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht! Albert Träger. O e r l r j ü, e ö. Frankenberg, 16. August. Nachdem be reits das hiesige Stadtmusikchor und der dra matische Verein ihre Kräfte dem Liebeswerke der Unterstützung der Familien einberufener hiesiger Reservisten und Landwehrleute gewidmet, gab gestern auch unser aus 3 Gesangvereinen be stehender Sängerbund (gegen 100 Mann) ein Concert, dessen Ertag theils dem genannten Zwecke, theils der Verwundetenpflege bestimmt ist und sich Dank eines höchst zahlreichen Be suches auf ca. 80 .Hi beziffert. Das aus rein patriotischen Liedern und größeren Compositionen Sheils mit Musikbegleitung) gebildete Programm f nd in seiner Ausführung den lebhaftesten Bei- foll und wurde davon ein (auch in unserm Blatte abgedruckt gewesenes) frisches Marschlied „Hinaus nach dem Rheine", dessen Dichter Vielen unsrer Leser wohlbekannt, sowie die jetzt aller orten ertönende Weise der „Wacht am Rhein" vom Publikum mitgesungen. Frankenbergs 16. August. Auf die an der Spitze der vorliegenden Nummer stehende Bekanntmachung des königl. Generalstaatsanwal tes machen wir noch besonders aufmerksam, da dem Vernehmen nach auch hier und in der Nähe falsche, unsinnige Gerüchte von müssigen Köpfen und faulen Schwätzern (oder gar Schlimmeren?) verbreitet worden sein sollen. Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht! Bis stolz am Rhein die Deutschen Fahnen Zm ersten Siegessturm gerauscht, Wie habt daheim mit bangem Ahnen, Mit froher Hoffnung Ihr gelauscht; Nun seht Jhr's herrlich sich gestalten, Lobstngt und preist die Helden laut, Sie haben treu den Schwur gehalten, Auf den ihr ganzes Volk vertraut. Doch dankbar übt auch Eure Pflicht: Verlaßt, die Euch vertrauen, nicht! Soll hell des Sieges Sonne scheinen, Muß ste durch blut'ge Wolken gehn, Bald werdet Ihr die Waisen weinen, V.e'rlassne Wittwen trauern seh n; And mögt Ihr sie voll Rührung schauen, Thalkräftjg eilt zum raschen Lohn, Si.e fj.pd des ganzen Volkes Frauen, D'l^Kinder sind es der Nation,