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187«. MMM-er WrichtM Bezirksanzeiger Frankenberg, am 4. Mai 1870. Un» Erscheint wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Der Stadtrath Meltzer, Brgrmstr. 54 55. Im Interesse des Jahrmarktsverkehrs erscheint die erste Nummer für nächste Woche bereits Montag früh v Uhr. Bis Sonntag Abend uns zugehende Inserate finden Aufnahme in dieselbe. , Vie Lxpeäitiüll äes krankenberxer ^LvkriedtsdiLttes. 51 52 53 dann reißt sie auch die Schrift entzwei, und auf dem Schlachtfelde scharren sie Eure Sorgen mit ein ... So haben Grabscheit und Spaten schon oft schwere Schulden bezahlt. Das waren ganz neue Argumente, an die ser Rittmeister bisher nicht gedacht hatte) er wurde roth über und über. Der Hauptgrund, womit er den Bauer zum Leihen bewegen wollte, seine Ein ziehung zum Heer, warv in dieser Bauerlogtk ge- rade zum Haupthinderniß. — Nun, dann sagt mir's nur frei, rief er erregt, Ihr wollt nicht? Wer sagt daS? Ich wollte wohl, lieb Herr; aber es fragt sich, ob es so geht, wie ich will. Nun so laßt hören. Ihr habt bei Eurem Gut eine so große Last des schwersten Bodens rings um unsere Feldmark; mein schmaler Hauptplan grenzt tausend Schritte lang an Eurer großen Apfelbreite droben; schneidet mir 250 Schritte breit von dieser Breite ab und verkauft sie mir, so gebe ich Euch baar 4000 Thlr. und lege wohl noch einige Hundert zu, macht für jeden Morgen Landes volle 100 Thlr., wo Ihr auf der ganzen Strecke im vergangenen Jahre 50 Scheffel Weizen hingeworfen und nicht« als Schmie len und Disteln geerntet habt, weil kein Dünger im Acker ist. Ihr habt viel zu viel Land, das ist Euer Untergang, wollt Ihr das? Wenn s sein muß, sagte der Rittmeister und machte große Augen, an diese Art der Auskunft hatte er noch nicht gedacht. Ja, aber ob Ihr könnt, he! rief der Bauer, da sind wieder die verteufelten Hypotheken und das Pfandbriefamt, die geben's nicht frei, nicht frei und natürlich will ich s frei haben im Kauf. Gebt mir 2000 Thlr. Vorschuß! Wir mache« den Kauf fest und ich verpflichte mich, die Grund stücke binnen Jahresfrist von den Gläubigern frei zu machen. Der Bauer schüttelte mit dem Haupt: Erst suchet nach und bringt mir die schriftliche feste Genehmigung Eurer Geldleute, daß ich's schwarz auf weiß mit Eurer Schuldverschreibung hier ein- schließen kann, dann könnt Jhr's einstreichen voll er ahmte dabei sichtlich die Bewegung de» Gelv- zählenS nach. Der Rittmeister feilschte noch hin und her« al lein der Bauer war nicht zu belehren, er schluA jedes fernere Argument ab, denn er wollte sicher gehn. Der Rittmeister sah nur soviel, daß de»- Bauer den Acker haben wollte, allein prompt, pünkt lich, wie in allem Baarhandel: hier Geld, hiek Waare. DaS war unter diesen Umständen nichts möglich und er mußte daher auch hier ohne Er* folg wieder zu Wagen steigen. Der Abend war unterdeß hereingebrpchen, er fuhr den dunklen Hohlweg hinauf und schalt lw seinem Innern nicht wenig auf den verlebten Tag^ der ihm so arge Demüthigungen und Verdrießlich keiten bereitet hatte, er verwünschte die ganze Lanv- wirthschaft, die ihn von dieser internen Seite end lich anekelte, während einstmals ihre Außenseite ihm so verlockend und glänzend erschienen war. Lebhafter und inbrünstiger als je wünschte er stH heraus, allein, — was halfS? Wer sich einmal dahineingewagt hat, steht wie ein Thier im kreisen den Tretwerk, wenn er nicht treten will, so wird er von vom gezogen und von hinten geschoben, —- und wenn er wirklich nicht mehr könnte, so wlrd> er — zerquetscht. Des Bauers Bereitwilligkeit^ ihm zu helfe», verschwand bei näberem Nachden ken in Nichts, denn die schlesische Landschaft giNA» daS wußte er, auf Abzweigungen von der Substanz äußerst schwierig ein und verlangte dann nach deme Statut den vollen Verkaufspreis, wogegen sie Pfand briefe abschrieb. Wenn der Justizrath, sein zweiter Gläubiger, eben so dachte, so konnte er bei 400» Thaler Verkaufswerth an den Bauer für 800» bis «000 Thaler Hypotheken zu tilgen haben» wenn der Verkauf eines Stückes dem Werth seine» Gutes auch i» Nichts geschadet hätte, klebrigen» mußte er fürchten, seinem Ercdit zu schaden, wem» er damit anfing, denn er glaubte ja Immer no<tz daß er solchen hätte. Mit diesem Ergebniß langte er auf seinem Hoft- an. Seine Fra» empfing ihn größter, als er vev-- Bekanntmachung. DaS 8. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1870 ist erschienen und kann an Rathsstelle eingesehen werden. Dasselbe enthält: Decket, die Verfassung der evangklisch-resormirten Gemeinden im Königreiche Sachsen betreffend, vom 29. März 1870. Verordnung, die geschäftliche Behandlung der BerwaltungSstreitigkeiten (Administraiio-Iustizsachen) betreffend, vom 29. März 187». Verordnung zur Ausführung des Gesetzes vom 31. März 1870, die Emeritirung ständiger Lehrer an den Volksschulen betreffend» vom 7. April 1870. Bekanntmachung, die Anleihe der Actiengesellschast für Gasbeleuchtung zu Annaberg betreffend, vom 7. April 1870. Bekanntmachung, die dem landwirthschaftlichen Spar- und Borschußvereine sür Zöblitz und Umgegend bewilligten Stempelbefreiunge«^ betreffend, vom 10. April 1870. Rittergut Marderbeim. Eine Kriegsgeschichte au« dem Jahre 1866 von M. Ant. Niendorf. (Fortsetzung.) Der Rittmeister biß sich in die Lippen, er fand den Bauer klarer als er dachte. Aber das Gut ist auch seit 17 Jahren im Preis gestiegen und hat sich verbessert! warf er ein. Ja, ja, wie man das ansteht. Hypothek, sage ich Euch, daS ist nichts für mich, Herr Ritt meister! erwiderte der Bauer und lächelte, als ob er doch noch Etwas im Vorrath hätte. Dann nehmt mein Vieh und mein Inventar zum Pfand! Pah! was wohl die Landschaft sagen würde, die über jedes Ochsengespann wacht, das bei Euch uicht vollzählig bleibt, spottete Jener. Nun so gebt mir'S auf mein ehrlich Gesicht, Schulze, Ihr sollt sechs Procent Zinsen haben und Linnen zwei Jahren befriedigt sein. Hm, hm! so thun wir'S unter uns mit vier Prvcent, auch wohl ganz ohne Zinsen; — aber sagtet Ihr nicht, Ihr müßtet in den Krieg? Nicht? fragte lauernd der Bauer. Allerdings, und ich folge gern meiner Pflicht, es gilt, daS Vaterland und unser Schlesien zu be schützen, denn wenn die Kroaten und Panduren wieder wie vor hundert Jahren hier im Lande wü sten sollten . . . O, wir denken schon in schweren Sorgen daran; denn uns Landleute trifft so ein Krieg immer am härtesten; geben und liefen« müssen wir an allen Ecken und Enden, und wenn eS an'S Nehmen und Rauben geht, haben wir erst recht angrelfliche Waare an unserem. Vieh, Getralde und Brot. Allein sür Euer Anliegen ist eS durchaus nicht gut, daß Ihr in Len Krieg zieht .... Wie daS? fragte der Rittmeister aufmerksam. Thut mir leid, daß ich'S Euch sagen muß; al- lein die Sache ist ja klar. Da würdet Ihr hin- ziehrn und mir eine feine Schuldverschreibung In Händen lassen, wonach Ihr persönlich haftbar seid. Blenn Euch aber eine Kugel durch die Brust fährt,