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Mittwoch, de» I». März. Frankenberger Nachrichtsblatt <» Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. eignet. In Ansehung seiner äußeren Form ist rS von der gewöhnlichen Viola oder Bratsche nur durch einen etwas größeren CorpuS, höhere Zargen, ein breiteres Griffbret und einen Steg unterschieden, der rückstchtlich seiner Größe mehr dem Steg eines Violoncells als dem einer Viola gleich kommt. Der Boden ist glatt gearbeitet und nicht so auSgehöhlt und gewölbt wie der der Violine oder Viola. Hauptsächlich unter- scheibet sie sich auch noch dadurch von der Viola, daß sie 14 Saiten, 7 über und ebensoviel unter dem Griffbrett Hat. In dieser Bauart beruht hauptsächlich das äußerst Süße und Weiche, das Liebe- und Sehnsuchtsvolle, baS außerordentlich Schmelzende deS Klanges dieses Instruments; denn da die Saiten ausnehmend hoch über dem Griffbrett und Resonanzboden siegen, sind ihre Schwingungen weiter und freier, und die tönen den Lustwellen werden nicht so heftig zurückge- schlagen, als bei jedem andern Geiginstrumentt. Dieses reizende Instrument, früher der Liebling aller Gebildeten, in deren musikalischen Zirkeln es nie fehlte, ist leider in dem Lärme unserer Zeit fast ganz vergessen worden. Vermischtes. In Glauchau hat daS Gerichtsurteil gegen den Kaufmann Meischner, von 1862 bis 1867 Mitinhaber der dortigen Firma Otto Reuter u. Eomp., nicht geringe Ueberraschung hervorgeru- sen. Meischner war, da seine Kompagnons ihm mißtrauten,. auS dem Geschäft getreten, und hatte ohne Widerrede ein Manco von 5000 Thlr. gedeckt, ja sogar, als die Vermu- lhung ausgesprochen wurde, eS könnten sich noch weitere Manco'S finden, weitere 10,000 Thlr. an die Firma gezahlt. Als durch Rederei die Sache an den Staatsanwalt kam, flüchtete Meisch ner nach Bilin, wo er nach zwei Jahren durch einen nach Glauchau gesendeten Brief ermittel« und nach Glauchau ringcliefert wurde. Bei der Untersuchung stellte fich auch ein Defekt von nahe an 15,000 Thlr. heraus, also etwa soviel wie Meischner gedeckt hatte. Meischner selbst gab in der Untersuchung zu, daß die Buchfüh- rung eine. liederliche und gewissenlose gewesen sei. Den Geschworenen wurden 180 einzelne Fragen vorgelegt. Nach siebenstündiger Bera- thung wurde von ihnen mit Ausnahme von ei nigen wenigen Fällen, wobei es fich um ganz geringe Beträge handelte, daS Schuldig äuSge- sprachen und Meischner wegen ausgezeichneten und theilweise einfachen Betrugs zu fünf Jah ren Zuchthaus, mit Abzug der dreimonatlichen Untersuchungshaft, verurtheilt. In Dresden beabsichtigt man, eine sogenannte Unfall-BerstcherungSgesrllschaft ins Leben zu ru fen. ES soll zu diesem Behufe eine Actienge- sellschaft gebildet werden und wird alS Aufgabe der Gesellschaft die Versicherung solcher Unfälle und die Annahme solcher Risiko- bezeichnet, welche von der jetzt bestehenden Gesellschaft »Ich- übernommen werden. Hierher wären zu rech nen, die Versicherung feiten des Fahrdienstper sonals auf Eisenbahnen und Dampfschiffen, fer ner für Bergleute, Sandsteinbrecher, Dachdecker u. s. w. Insofern könnt« also die Gesellschaft einem Bedürfnisse entsprechen, zumal die PrL- miensätze, welche in M Elaffen normirt werd«» soll«», als mäßige bezeichnet werde», daß z. B. in I. Claffe für 1000 Thlr. — 1z Thlr. jähr lich zu zahlen wäre. Plauen, 10. März. AlS ein Zeichen d«M in unserer Stabt herrschenden guten Einverneh mens zwischen Arbeitern und Arbeitgebern ver dient erwähnt zu werden, baß der größte T-rik der hiesigen Fabrikanten fich willig erklärt hal^ ihren Webern, in Anbetracht der höher» Preist für fast all« Lebensbedürfnisse, eine entsprechend» Ausbesserung der Arbeitslöhne zuzudjlligen. Ma» kann daraus ersehen, daß nicht «ft von „sog-- nannten Arbeiterfreunden" Arbeitseinstellung und oft, infolge dessen, unsägliches Elend hervorge rufen werden muß, um billigen Wünschen der Arbeiter Gehör zu verschaffen. Ayr 2. März haben die Glauchau« ihre» CarnevalSfestzug, welcher von der Gesellschaft „Wehrdichter Bürgerharmonie" auSging, abg,— halten. Der Zug wurde durch eine Revikilla eingeweiht, welche ein beritten« Bär und sechs» als Jungfern gekleidete Tambours auSsührtea. Um 11 Uhr hielt Herzog Ulk seinen Einzu- und besah sich, nach üblicher Ansprache an VaA" Volk, die verschiedenen Merkwürdigkeiten unN faulen Flecke der Stadt. Nachdem der Narren fürst und bi« Sein«» «in Gabelfrühstück verzehrt hatten, setzte sich Her Festzug in Bewegung- Sechs MusikcorpS und eine böhmische Mufikband» nebst Trompetern waren im Zuge vertheilt und von den Gruppen fanden besonders der Reitcluft in Kostüm, di« Locomotive Stauß, Herman» der Cherusker und seine Mannen, die städtisch» Räucherkammer, insgemein Postruine genannt^ eine Barbierftube, der Prtnzenwagen, Splnnftub«^ Borschußbank, Rothschild, Rarrenconcil, Indu-- stria und Handelino, Altweibermühle, Mufik- freiheit, Panorama, Menagerie, ErportschiM" nach Cayenne, Gasbeleuchtung, di« Zwickau«» Eisbären und Karl Kühne, als Parodie VeA OM. Zwickauer CarnevalSzugS, gute und böse Steuer zahler, ein Allgemeiner MaSkenzug, Reinholds hain« Singeverein, Feuerfeste Wagenconstrue» tion, Schlittenfahrt nach dem Aequator, Polni sche Oeronomie und «inige kleinere Piecen An klang. Das Fest, zu dem eine große Menschen menge hingeströmt war, v«lt«f in gemüthlichee Weife und nur die für die «rmuth einsammeln- den Almoseniere runzelten die Stirn, als bei Er öffnung ihrer Klingelbeutel fich herausstellt-, baff man in dieselben auMMe Anzahl Cigarrenstum- mel, Bleikugeln und Hostnknöpfe eingeschmuggelp hatte. In den Kreisen de- Reichstag- «acht der U-» und,. Bezirksauzeiger O e r t l i ch e S. Frankenberg, 12. März. Einen pflicht getreuen Angestellten verlor in dieser Woche unsre Stadt in dem plötzlich verstorbenen Krankenhaus- verwalt« Herrn Johann August Junge. Wie in den letzten Jahren der Stadl, so war er früher der fett 26 Jahren hier bestehenden Vereins- Krankenkasse zur Verpflegung erkrankter Gesellen und GewerbSgehülfen als Controleur ein treuer Beamter und hat ihm deshalb noch der Vorstand der Kasse mit einem Palmenzweige nachstehende An-rkennungSworie auf den Sarg niedergelegt: „An dankbarer Anerkennung der mannichfachrn Ver dienste, welche der uns so unerwartet und zu früh verstör- bene Herr Johann Junge Sich nicht nur als frü- herrr langjähriger Controleur unseres Vereines, sondern auch in den letzten sieben Jahren als Pfleger unserer kran ken Grwerbsgehülsen erworben, versichern wir den Hin- terbliebcnen hiermit unsere herzlichste Theilnahme und ru fen dem Dahingeschiedenen ein „Vergelts Gott" in die still« Gruft nach. Frankenberg, am 12. März 1870. Das Direktorium der Vereins - Kranken - Kasse." Frankenberg, 14. März. Wie wir hör«», trift tu der Leitung unserS zu so schöner Ent- Wicklung gelangt«» Technikum von nächstem Se mester ab, für daS schon jetzt zahlreiche Anmel- düngen «ingehen, eine Aenderung ein, die nur geeignet sein dürfte, den günstigen Stand der Anstalt bauernd zu bewahren. Herr Direktor Uhland ist nämlich als Mitbesitzer der mit dem Technicum verbundenen Maschinenfabrik, wie alS Herausgeber des „Praktischen Maschinen-Con- structeurS" (Auflage 10,000!) so vielseitig an- gestrengtest beschäftigt, daß er sich veranlaßt ge- fühlt bat, für die erklärlicherweise gleich große Thätigkeit erheischende Leitung des Technicum sich Unterstützung zu verschassen. Der Weg, de» er dabei eing«schlagen, erscheint uns als ein recht glücklich gewählter. Herr Uhland hat näm- lich die seit mehreren Jahren schon von ihm als Lehrer berufenen Herren Ingenieur Bauch, vr. gl». Heubner und vr. pb. Klotz als Theil Haber der Anstalt herangezogen und übernehmen diese die Direktion derart, daß Herr Bauch den Unterricht überwacht, Herrn vr. Heubner das Rechnungswesen und die Kaffenführung unter steht und Herr ve. Klotz die pädagogische Leitung besorgt, wahrend die technische Oberleitung Herr Dir. Uhland behält. Derartig vereinten Kräften wird «S sicherlich gelingen, das von einem Sin- zrlnen unter ungünstigen Verhältnissen empor- gebrachte Institut nicht nur auf gleicher Höhe zu erhalten, sondern nur noch mehr zu fördern. Herzlichen Glückwunsch deshalb der neuen Ver einigung ! In dem heutigen Abonnement-Eonrert wird uns durch Herrn Kaiser, Mitglied des Khestmitzer EtadtorchesterS, der seltene Genuß ge boten. Vie Vialo st'awour zu hören. Viol» ckomour, deutsch: LiebeSgeige, ist ein Geigen-Jnftrument von äußerst lieblichem Tone, Vas sich besaZEerS zum Vertrag cantabler Sätze