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Frankenberger Uachrichtsblal! 187iF Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Run ist er vollbracht, der Kampf um Rechte Zu des deutschen Vaterlandes Ruhm! Nicht durch feile, rohe Svldnerknechte, Nein, durch Männer, die für Eigenthum, Die für Weib und Kind, des Himmels Gaben, Muthig, kühn Ihr Blut geopfert haben, Die, um Deutschlands Rettung zu erwerben, Helden gleich im Schlachtenfeuer sterben! Danket Ihnen, feiert Ihre Namen, Ehrt die Frauen, wenn sie bitten kamen! Danket all', Ihr Eltern, die mit Freude Sich des Sohnes Wiederkehr bewußt. O, gewiß, Ihr fühlt die Gnade heute Tief in einst so kummerschwerer Brust; Zum Sieges-Dankfeste. Denn aus Eures Herzens mächt'gem Regen Sproß dem Heißgeliebten reicher Segen Und der Sohn, o seht, er kehret wieder, Legt daö Schwert lorbeerumwunde» nieder Und Ihr könnt mit Wonne und Entzücken Zh» an Eure Clternherzen drücken! Alle, Alle kommt und übt di« Pflichten Vor des höchsten Weltenlenkers Thron, Der uns half, den Uebermuth zu richten, Der besiegt den Feind voll Spott und Hohn. Danket durch die rechte Zucht der Jugend, Führet sie zur Wahrheit, Lieb' und Tugend, Daß die Kleinen männiglich erstarken, Einst beschützen ihre deutschen Marken, Daß sie gleichen ihren heut'gen Brüdern, Jeden Schwertstreich mit dem Schwert erwidern. Gott! Du halfst im blut'gen Kampf dem StrelteyL- Als ihn heiß daS Schlachtgewühl umtobt; Dir vertrau'» wir, Du hilfst uns auch weiter! Ew'ger Gott, Dein Name sei gelobt ! Immer wollen wir Dein Wort vollführen, Daß wir Deine» Segen nicht verlieren. Mag die Eintracht unser Land beglücken; Reiche Frucht all' seine Flure» schmücken, Daß wir oft vor Deines Thrones Stufen „Dankt dem Herrn!" aus voller Seele rufen. Teichmann. vr p » « I» 1 « » K Die diesjährige GraSnutznng des alten Friedhofs soll in vier Parzellen Mittwoch, den 21. Jimi d. I., Nachmittags S Uhr an Ort und Stelle unter bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Interessenten werden hierzu andurch eingeladen. Frankenberg, den i6. Juni I87i. Die öconomtsche Deputation des Kirchenvorstandes. Vermischtes. Nach der neuesten Beiordnung dec Ministerien der Justiz und des Innern wird denjenigen Mi» litärpersonen des XU. ArmeecorpS, welche wäh rend des nunmehr beendigten Krieges mit Frank reich auf dem Kriegsschauplatz in Dieitst gewe sen find, wegen im Gebiete des Königreichs Sachsen begangener, von den Civilgerichten zu uktersuchender und zu bestrafender Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen, welche sie vor ihrer durch den Krieg veranlaßten Einziehung zum Dienst verübt haben, Amnestie gewährt, und zwar sollen bereits erkannte und noch nicht verbüßte Strafen, soweit sie in Verweis, Geld, strafen/ Haft oder im GerichtSgefängniffe zu verbüßender Gefängnißstrafe bestehen, Nicht wei ter vollstreckt werden. Anhängige und nach 8 der MilitärstrafgerichtSorbnung zu beanstan den gewesen« Untersuchungen und gerichtSpoli- zeilichr, bez. polizeiliche Erörterungen, von denen zu erwarten ist, baß fit nur zu Verweis, Gelb strafe, Hast öder zu im Gerichtögesängniß zu verbüßender Gefängnißstrafe führen würden, werden niedergeschlagen. DaS „Annaberger Wochenblatt" schreibt: Bei der äußerst lebhaften Fabrikation der Anna» berger Gegend, bei den vielen Bestellungen auf Gorl, Spitzen, Posamenten und Webartikel bürste «S vielleicht weithin interesstren, daß jetzt — in Holge deS Krieges — flicht 'nur eln« Menge Artikel, welche biSyermeist Frankreich ausschließlich auf den großen Markt brachte, hier bestellt wurden, sondern auch, daß, als unlängst meh rere amerikanische Geschäftsreisende hiet bestell» ten und sie die feinen, den französischen völlig ebenmäßigen Products beschautest, die Entdeckung gemacht wurde, daß verschiedene rein sächsische Artikel den Weg nach Amerika unter französi- scher Etikettirung gemacht hatten. So wurden unsere Waaren bisher durch den Zwischenhandel vertheuert. Die HandelSwelt mag sich da jetzt rühren, um den vortheilhaften Zeitpunkt, die Waäre vorzulegen, nicht verstreichen zu lassen. Der erste deutsche' Reichstag ist am 15. Juni Nachmittags 3 Uhr vom Kaiser geschlos sen worden. Die Thronrede bankt dem Reichs, tage für die freigebigen Gewährungen zur Ent schädigung verwundeter Krieger, von Hinterbli«. denen der Gefallenen und sonst gewährte Unter stützungen der durch den Krieg Geschädigten, so. wie für die Dotationen, zählt alsdann die übri gen zu Stande gekommenen Vorlagen auf Und gedenkt Namentlich der das Elsaß betreffenden Gesetze, welche constatiren, daß die deutschen Regierungen und da- deutsche Volk, wie auch in einzelnen Fragen die Ansichten abweichen, ein Gedanke, ein Wille gemeinsam beseele, nehm» lich der, das wieder erworbene Land unter Echo nung bewährter Einrichtungen durch eine milde Verwaltung und freiheitliche Gesetzentwickelung dem großen Vaterland« innerlich zu verbinden. Als Zeugen deS Truppeneinzuges werden die Abgeordneten in ihre Heimath die freudig« Ge wißheit mitnehmen, daß die patriotische Hinge bung der deutschen Volksvertretung an der groß- artigen Entwickelung deS Vaterlandes und an der Siegesfeier berechtigten Antheil hat. Möge, schließt der Kaiser, wie ich zu Gott hoffe und wie ich nach den neubegründelen Beziehungen des Deutschen Reiches zu allen auswärtigen Mächten überzeugt sein darf, der Frieden, dessen wir uns erfreuen, ein dauernder sein. Die Berliner Blätter sind gefüllt mit Berich ten über die großartigen Vorbereitungen füwr den Empfang der Truppen, den das Wetter: außerordentlich zu begünstigen verspricht. See- schreibt u. A. die „Bolkszta.": Die via trium-' pbalis (Triumphweg), auf welcher am 16. k- M. der deutsche Kaiser inmitten seiner verdiew-» ten Heerführer das Gardekorps und die Reprä-^ sentanten des gesummten deutschen Siegesheeres» in die deutsche Metropole einsühren wird, er-- streckt sich fünf Achtelmeilen lang vom Tempel hofer Felde im Süden der Stadt bis zum storischen Mittelpunkte Berlins» dem Lustgarten- Schritt vor Schritt auf diesem langen Wege wird trotz der bisherigen Ungunst des Wettersk mit ruhiger Thätigkeit an dem Festesschmuck der ' Straße und an dem Tribünenbau zur Befriedi gung der Schaulust gearbeitet; viele Tausend Hände sind Tag und Nacht beschäftigt, um de» großartig erdachten Plan der Ausschmückung;, zu verwirklichen. 90 Tribünen, die kleinen am bulanten Podien ungerechnet, säumen die vl». triumpbalis ein und gewähren für mehr als 100,000 Personen bequeme Sitzplätze. Die erst» dieser Tribünen steht dicht am Scheitel deS. Tempelhofer Berges, die letzte hart am könig-» lichen Schlosse; auf der Strecke vom Branden-» kurzer Thore bis zum Lustgarten sind 22 solcher' Emporien errichtet, die theilweise mit verschwend derischem Reichthum ausgestattet sind. Die Häu-- ser in den Straßenstrecken legen , ihr Festeskleiir. bereits an, zu welchem diesmal höchst sinnig« Dekorationen von Laubguirlanden und Blumen--- festons den Grundstoff liefern. Auf der Linden-- Promenade sind 543 eroberte Geschütze auss--- - gefahren, darunter 82 Kugelspritzen, in der' Königgrätzerstraße weitere 112 Zwölfpfünder- Die riesige Größe unserer Kriegsbeute erhellt