Volltext Seite (XML)
76. 187L Sonnabend, den 1. Juli. Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. w. )uli l. I., Behausung »gen auf n an den e Zahlung 171. lkerge. 3. Juli, len Futter Dbermühl- rauctionirt tNMWWM»«! . IN» rthschaft. uze, iegiS. Bekaiiiitmachililg für Altenhaim Die Revision der LandtagSwablliste für das Dorf Alienhain ist erfolgt, und liegt dieselbe bei Unterze:chnetem zur Einsicht auS. sprüche gegen die Liste sind binnen 14 Tagen ebenfalls bei Unterzeichnetem anzubringen. , Altenhain, am 29. Juni 1871. Julius Ruttloff, Gemeinde-Vorstand. M irden, ern. - Ngr. 5 Thlr. 0 Ngr., rbsen 4 1 Thlr. allzufrühe eitet, be- eheuchrlte rnde und >en Sarg mit Blu- erblumen -leibender md trost- leit beim grn Frie- innigste^ m, Herr iorte beS . Dank erhcben- >nd Frau hätigkeit Nieder« Lerschie- reunven, »eil ihre ze Gott Schick. Vermischtes. DaS wichtigste, für unS hocherfreuliche Ereig nis, das aus Frankreich zu melden, ist die großartige Zeichnung auf die neue Anleihe. Der Finanzminister Pouyer-Oueclier berichtete darüber der Nationalversammlung, daß am Dien stag in kaum 6 Stunden 4500 Mist. FrcS. ge zeichnet. Paris zeichnete 2H Milliarde, die Pro vinzen mehr als I Milliarde und das Ausland I Milliarde. Hierbei sei daS Resultat einiger ZeichnungSstellcn noch nicht bekannt. Dieses Ergebniß gestatte, die Deutschland gegenüber eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und die Befreiung der Provinzen von der Okkupation zu beschleunigen. Die Regierung werde dabei die im FrievenSvertrage gestellten Termine nicht abwarlen. (Wird Deutschland nur lieb sein!) Ueber die fünf Milliarden der an Deutsch land zu zahlenden französischen KriegScontribu tion ist zwar schon Vieles geschrieben, man hat ausgerechnet, wie viel sie in Silber und Gold wiegt, wie viel dieselbe in Silber oder Gold neben und aneinander gelegt, Raum und Länge «innehmen würde u. s. w-, aber dennoch machen sich nur Wenige den richtigen Begriff von der Bedeutung dieser Ziffer als zu zahlest»« ^Geld summe. — Als KnegSconllibulion hat die Welt geschichte eilte solche Summe noch nicht auszu- weisen. Die 5 Milliarden Francs sind I3Ä3H Millionen Thaler (1,333,333,333^ Thaler) und betragen die stipulirten 5 pCl. Zinsen mithin jährlich K6H Millionen Thaler, also fast so viel wir der norvdeusche Militäretat. Die Schulden beS preußischen StaateS incl. der Eisenbahn» Anleihen betragen ca. 442 Million, demnach nicht den dritten Theil der Contribution; die Schul» den von ganz Deutschland 1080 Millionen. Man könnte daher von der Kontribution dürfe gesammten Schulden bezahlen und behielte den noch 253 Millionen Thaler übrig. Nimmt man die Einwohnerzahl Frankreichs auf rund 37 Millionen an, so kommen von dieser Conlribu tion auf jeden Kopf 135 FrcS. oder 36 Thlr., die Familie zu 5 Personen gerechnet, aus jede Fqwtlie 180 Thlr. Li« Gesammtbewöhner der Erde werden auf 1H Milliarde geschäht, so daß jedtr Mensch beS ganzen EcdballeS 1 Thlr. zah- letl müßte , wenn die französische Contribution auf diese Weise mit eittM Male gedeckt werden sollte. Wenn man den Gesämmtschqden Frank reichs in deck nun beendeten Krieg schuhen will uüd annimckl, daß Frankreich sich fast neu ar- MtM> sein Heer reformirett muß, dazu die Ver heerungen im Land^ durch den Krieg und in Paris durch die Insurrektion, sowie die Pen» sionen an die invalid gewordenen Soldaten, den Verlust von Elsaß und Lothringen, Einbuße an den Anleihen.», rechnet, so muß man die Summe der Contribution mehr als verdoppeln, um den Schaven Frankreichs annähernd zu veranschlagen. Frankreich besitzt nun aber schon daS nette Sümm chen von 3760 Millionen Thalern Schulden. Zu diesen kommen 1333^ Millionen Thaler Contribution und etwa dieielbe Summe der an» gedeuteten Unkosten, so daß man die Gesammt- lchulden Frankreichs jetzt auf circa 6425 Millio» nen Thaler annchmen kann, und mithin die jährlich aufzubringenden Zinsen <zu 3 bis 5 pCl.) die Summe von ungefähr 250—300 Mil lionen Thaler verschlingen. — Die Reihenfolge »er Staaien nach ihren Schulden ist folgende: Frankreich circa 6425 Millionen Thaler, Groß britannien (England) 5400 Mill., Vereinigte Staaien von Nordamerika 3400 Mill., Rußland 2672 Mill., Oesterreich incl. Ungarn 2363 Mill., Italien 2200 Mill., Spanien 1507 Mill., Deuischlanb (incl. Preußen) 1080 Mill., Nie derlande 548 Mill., Türkei 540 Mill., Preu ßen 442 Mill., Poriugal 326 Mill., Belgien «91 Mill., Sachfen 116 Mill., Dänemark 99 Mill., Würlemberg 95 Mill., Baden 85 Mill. Thaler. Wie dem „Cbemn. Tgbl." auS Milden au bei Annabekg berichtet wud, ist die (gestern er wähnte» Nachricht von dem Verunglücken meh rerer Soldaten in dec Preßnitz nichts als Lüge und Schwindel. Der Soldat wollte durch die Erzählung Mitleid erregen. ES find wieder falsche 10-Tbalerbank- noren der preußischen Bank in Umlauf. Man macht darauf aufmerksam, sie genau anzusehen und sich zu merken, von wem man sie empfan gen Hal. Wie die ,,Breslauer Ztg." meldet, ist auf dem großen Werke KönigSgrube in Schlesien eine Arbeitseinstellung der Bergleute erfolgt aus An laß zweier Verfügungen der Grubenverwaltung, die verschiedene Beschränkungen wegen des An- und ÄuSfahrenS im Gefolge hatten. Leider ha- den sich" dabei aber die strike'nden Arbeiter zu verhängnißvollen Erceffrn Hinreißen lassen, das Gefängniß und die Wohnung eines höheren Bergbeamien gestürmt und demolirt und den gegen sie einschreitenden Bürgermeister gemiß- »andelt. Nach Demolirung der Berginspection verwüsteten Vie Irregeleiteten daS StaVrgefängniß und requirirlen Bier, Schnaps, Cigarren in der Nächsten Restauration. Einzelne Rotten versuch ten auch Requisitionen in den Vorstädten und begannen zu plündern, namentlich bei Juden. Abends trafen 60 Ulanen aus Gleiwitz ein und säuberten bi§ 10 Uhr den Platz, wobei eS 7 Todte und 20 Verwundete gab. Am 29. rückte auch I Bataillon des 10. Regiments ein. M Personen, darunter Vie Rädelsführer, wurderr verhaftet. KönigShütte hat wegen Kohlenmanget den Walzwerkbetricb eingestellt Der Oberprä sident der Provinz ist eingetroffen. Der Bela gerungszustand wurde proclamirt. Aüö Tachau in Böhmen (s. gestr. ^Z) mel» det daS Abendblatt der „Prager Ztg.": Dit Verwüstungen, weiche daö Wasser angerichtet hat, sind wahrhaft gräulich. 70 Häuser sind so gut- wie abgebrochen, Felder, Gärien Und Wieset sind gänzlich verwüstet, viele Familien find brod- und obdachlos. Auch zahlreiche HauSlhiere, wo runter 50 Stück Rindvieh, sind ertrunken, nebst dem viele EinrichiungSgegenständ», Betten ur.» Werkstätten weggeschwemmt. In einem Schrei ben, welches dem „TageSb. a. B." zugeht, heißt eg: Infolge eines Wolkenbruches schwoll daS Wasser in einer Höhe von 3 Klaftern über dem Normale an. In einem Zeitraum von höchstens 20 Minuten mar ein großer Theil Vex Stadt unter Wasser gesetzt. Etwa 70 Häuser standen, theilweise bis zum Dach, im Wasser; viele stürzten total ein, anderebrachen zum gro ßen Theile zusammen, die übrigen sind derge stalt zugerichtet, daß sie vollständig unbewohn bar find und ganz niedergeriffen werden müssen^ Die Wände in den Häusern sind eingeftürzt, Oefen und Mobilien von der Fluch sortgeriffen, ganze Dächer sottgeschwemmt. Große aus Holz; gebaute Scheuern und Stallungen wurden um- geworsen und zum Theil durch die Fluth am entfernte Orte versetzt. Sämmtliche Felder,, Wiesen und Gärien sind verwüstet, mit Stei nen, Sand und Mauern bedeckt. Der Schlamnr steht fußhoch in den Häusern, die Gaffen sind zu neuen Flußbetten aufgewühlt. Der Verlust, zahlreicher Menschenl-ben ist zu beklagen. 20,Lei- chen wurden bereits aufgefunden. Alles Vieh in den betroffenen Staditheilen ist ertrunken. Festgebaule Quaderbrücken sind spurlos ver schwunden^ Den Schaden zu schätzen ist gegen wärtig unmöglich; der Jammer ist unbeschreib lich. Die Zahl der Fremden an dem Berliner Ein- zugSfest wird aus eine Million berechnet. 650,001» hatten sich bei der Polizei aiigemelde», viele hat ten eS unterlassen, weil sie nur einen Tag blie- bcn, viele waren Morgens mil den Bahnen ge kommen und NachiS wieder abgesahren, »Nh viele, viele endlich logirtrn bei Mutter Grün — auf den Bänken unter den Linden, im Thier garten rc. Zu Tausenden marschirrcn sie NachlA mit ihren Reisetaschen in den Feststraßen einhtk und dachten: Auch einmal Berlin gesehen! Unermüdlich quillt der Strom der Siegesfeier: in Berlin, immer Neues unv Schönes zu Tage