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ünd Bezirksauzelger. Amtsblatt des Königl. Gerichtsamtes und des Etadtrathes zu Frankenderg. i -an IlL. ,'°I^ '»LNil.i. NU LI- NltLUlF^- Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Expeditionen. LskwLwtmsMuox. . Von der Localkirchenverwältung zu Flöha sollen .. den 22. Juni 1871 von Vormittags 1v Uhr an folgende im Pfarrwalde zu Flöha ausbertstelt Hölzer, alS: lbv Stämme von 5 biS 18z Zoll Mittenftätke, / » 2 birkene Klötzer von 6 Zoll oberer Stärke, 2l1 weiche Klötzer Und Röhren von 4 bis 13 Zoll oberer Stärke, 3^ Schock weiche Stangen von I bis 6 Zoll unterer Stärke, r 2j Klafter weiches Scheit- und Rollholz, 2IZ Schock weiches Reißig, öffentlich gegen sofortige Bakrzahlung und unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Erstehungöluftige- welche sich wegen Besichtigung dee Hölzer an den Pfarrwaldaufseher Linus Hesse in Flöha wenden wolle«, haben sich zur obgedachten Zeit im Völkel'fchen Gasthofe in Flöha einzufinden. Chemnitz und Augustusburg, am 31. Mai 1871. Die Königliche Kirchen-Jnspection für F l ö hw - R. Kohl, 8. Coith. Tränckner^ Oer t l i ch e -. Frankenberg, 7r Juni. Ein böses Ge schick waltete gestern über unsrer städtischen Bäde^ anstatt. Plötzliches mit großer Heftigkeit erfolg.! teS Anschwcllen der Zschopau, deren Wasserstau!) in kurzer Zeit fast eine Elle gestiegen ^sein soll, riß den aus einer größern Anzahl Tonnen ru- henden Bau aus seinen Befestigungen und trieb ihn stromabwärts, wobei er an der Merzdorfer Ueberbrückung zerschellte und nun in einzelne Theile aufgelöst vom stark treibenden Mässet entführt wurde. Erst unterhalb Mittweida, an der Liebenhainer Mühle, gelang es dem mit einigen Begleitern nachetlenden Bademeister, ei nen Theil des Wrackes zu bergen. Vermischtes. Frankenberg, 8. Juni. Noch immer sind eS die von Paris kommen den Nachrichten, die daS allgemeine Interesse fesseln, und zwar die Nachrichten von dem Um fange der Verwüstungen, welche die Commune angerichtet und von den entsetzlichen Vorberei tungen, welche die Führer des Aufstandes zur vollen Vernichtung der Stadt mit Abscheu er regender grausamer Ueberlegung getroffen hatten: In den Abzugskanülen werken noch fortwährend Pulver» und Petroleumfässer nebst den gefähr» lichsten und vrrheercnvsten Zündstoffen, welche die Chemie kennt, besonders daS die furchtbarsten Zerstörungen hervorrufende Kalipikrat in Massen gefunden. Wenn den Insurgenten die Verthei- digung einer Barrikade nicht mehr möglich ge- wesen, sollte» die umliegenden Häuser in die Luft gesprengt und so zwischen den Soldaten und den Insurgenten unübersteigbare Trümmer haufen. geschaffen weiden. Da die Versailler Hie schweren Belagerungsgeschütze gegen die Barrikaden äusführten und mit ihren Geschossen diese auf lange Strecken wegfegten, -vurde so mancher scheußliche Anschlag vereitelt. Aus Pen jetzt gefundenen Befehlen zur Brandlegung geht hervor, daß eS nicht Ausländer, sondern Franzosen selbst sind, die ihre schöne Hauptstadt verwüsteten. Mit Grausen wendet man sich von solchen Verirrungen deS menschlichen Gei stes und von solchen Mißbräuchen der mensch lichen Erfindungsgabe ab und unwillkürlich denkt man an Vie Worte unserS Schiller, die er ange sichts der Gräuelibale» der französischen Regie- rungömänncr von 1703 in seiner „Glocke" nie- verlegte und Vie so treffend auch die jüngstö SchreckenSzeit in Paris bezeichnen: Da werden Weiber zu Hyänen Und treiben Mit Entsetzen Scherz: Noch zuckend, mit des Pänthers Zähnen, Zerreißen sie des FeiNveS Herz. Nichts Heiliges ist mehr, eS lösen Sich alle Bande frommer Scheu; Der Gute räumt den Platz dem Bösen, Und alle Laster walten frei. Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, Verderblich ist des Tigers Zahn; Jedoch der schrecklichste der Schrecken, Das ist der Mensch in seinem Wahn. Keineswegs wollen wir aber dabei VaS Ver fahren der Sieger in Schutz nehmen. Auch sie haben mit ihren summarischen, ohne jedcS vor. gängige Versahre» erfolgten Erschießungen, durch die 15,000 Menschen geiödiet worben sein sol len, nicht dem Geiste beS Jahrhunderts und der gerühmten französtscheU Bildung Rechnung ge» tragen, sondern nur erneute und »vermehrte Er bitterung hervorgerufen, so daß man den Wie- derauöbruch veS Bürgerkriegs nicht sür unmög lich hält, zumal noch eine große Zahl von Iw surgenten in Paris versteckt sein soll. Ein Bericht über den Brand von Paris vom 26. Mai sagt: Zwei Momente verleihen den Kämpfen dieser Mailage einen besonders entsetz lichen Charakter, daS ist Vie Theilnahme dec weiblichen. Bevölkerung an den haarsträubenden ! Acten und namentlich der barbarische Entschluß der Aufständischen, die großen SlaatSgebäude, welche sie räumen mußten, durch Feuer von der Erde zu vertilgen. Wenn man von den ely- säischen Felbern in bte innere Stadt tritt, wan delt man unter Ruinen. ES ist Thalsache, daß Weiber und' Kinder vom Pöbel an den Brand stiftungen, sowie an der Vertheidigung mehrerer Barricaben und an der Eimordung zahlreicher Offiziere und Soldaten der Linie den wesentlich sten Antheil genommen haben. Fast in jede« Stadttheile wurden eine ober mehrere dieser Me gären ergriffen und auf der Stelle süsilirt; jeb«r Augenblick sieht man auch ganze Züge von Ge- fangenen beider Geschlechter unter starker Be deckung durch die Straßen ziehen. Ohne Er barmen wüthet allenthalben der strafende Ar« beS siegeöberauschien Soldaten. Zu Füßen der Esplanade der Invaliden sind die fünfzig Leiche^, an der Ecke der Rue de Richelieu und dry Pä» laiS Royal zwölf, an den Mauern beS Hospi tals Lariboisiere vier Leichen Hingerichteter der Verwesung unter freiem Himmel preiSgegeben. Seit der Bartholomäusnacht hat Paris nicht- Aehnlicheö gesehen. „Eine unvermeidliche Folge der Pariser Ereignisse", sagt dec „TempS", „iff eine Veränderung in der Eristenz von Parick selbst und in der gegenseitigen Beziehung zwi schen der Hauptstadt und der Provinz. In politi scher und socialer Hinsicht wirb Paris sich viel leicht niemals wieder von dem Streiche erholen^ der ihm versetzt worden ist; cö wird hierzu we nigstens langer Jahre bedürfen, während welcher das Land nolhwenbigerweise in neue RegierungS- verhältniffe eintreten wird. Der Krieg hatte schon ver Zukunft von Paris Eintrag gethan, da er, uns mit einer ungeheuren Schuld bela stend, sür lange Zeit die Quellen des Reich- thumS, beS LuruS, der Belustigungen, alles des jenigen verstopfte, was unsere Hauptstadt zum- allgemeinen Sammelpunkt der Leute machte, welche Muße haben und Vergnügungen suchen. Da kam der Ausstand, der eincn schon so em pfindlichen Streich verdoppelte, indem ec VaS Mißtrauen rechtfertigte, baö die Nationalver sammlung veranlaßt halte, außerhalb Paris zu sammenzutreten, und Vie Negierung und die Ver-