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1871k Freitag, den' 9. December 144 /ranktnbtrgtr Wchrlchtsblatt und Bezirksanzetger, Amtsblatt des Kömgl. Gerichtsanltes und des Stadtrathes zu FrMenberg Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Mr. — Au beziehen durch alle BuchhmdkuW» und Post - Exychitiqaen. Kirchliche Anfgebote bttr. ! Nachdem vom hiesigen Kirchenvorftande unter Genehmhaltung des Königlichen CultuSministeriumS beschlossen worden ist, daß di« kirch^ ltchen Aufgebote Verlobter von nun an nicht mehr beim Gottesdienste vom Pulte verlesen, sondern unter Beibehaltung der jedesmaligen kirchk üchen Fürbitte und der provokatorischen Klausel durch Abdrückung im Sonnabendsstücke deS hiesigen Amtsblattes Und durch Aushängen ist h» Kirchenvorhalle nach der Promenade zu bekannt gemacht werden sollen: so wird dies andurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß LB» bracht, daß von jetzt an jedes mit dem nächsten Sonntage zu beginnende Aufgebot bis zum Abende deS vorhergehenden Donnerstags bei dem unterzeichneten Psarramte bestellt sein muß, um vollzogen werden zu können, daß eine spätere Bestellung einen Aufschub um acht Tage zu» Folge haben wird und daß, um solch unangenehmer Verzögerung vorzubeugen, jedermann ersucht ist, auch die auSwärt» zu trauenden, aber Wp mit auszubielenden Angehörigen auf die Nothwenbigkeit rechtzeitiger Abgabe d«S Präsentationsschreiben» aufmerksam zu machen. Pfarramt Frankenberg, den 6. Decbr. 1870. vr. Körner, k. u. ,8. . , > ie un- Wie betrübend und groß auch auf deutscher Seite die Verluste der ersten Tage dieses Mo! nalS gewesen sind, beweist eine an daS bay rische Kriegsministerium gelangte Depesche, wo nach daS ArmeecorpS v. d. Tann, daS bekannt lich gegen die Loire-Armee mitkämpstt, vom l bis 4. Decbr. 133 Offiziere und circa 3000 Mann verlor, sowie weiter eine Depesche deS Großherzogs von Mecklenburg, die den Verlust seiner HeereSabtheilung vom 2. bis 4. Decbr. aus 320V Mann beziffert. Nach derselben ver lor der Feind 200V Todt« und 14,000 Gefan! gene. Wenn doch endlich die gewiß nicht ge< ringe Fri^denSpartei in Frankreich sich aufraffle und dem entsetzlichen Blutvergießen und der Verwüstung iHre- schönen Landes ein Ende de- Der Verlust der würtembergischen Division in! den Gefechten vom 30. November, 2. und 3. De- cember betrüg 13 Offiziere und 268 Mann tobt, 47 Offiziere" und >345 Mann verwundet, 4 Offizier und 354 Mann veristißt. Nach dest letzten eingegangenen Telegrammen! ist der entscheidende Schlag gefallest, welcher die! französische Loire-Armee, die einzige, aber auch mit wahrer Vergötterung In dest letzten! Tagen gepriesene Stütze FrälikreichS, welche von Mm Kriegsschauplätze. Officielke Mittheilungen. Versailles, «. Decbr. Der Köstigin Augusta in Berlin. Bei Orleans find Wer 10,000 Ge fangene gemacht und 77 Geschütze sowie 4 Kano nenboote genommen worden. Treskow stürmte die Lrtc Givh, Janvrv, Pruns und die forttfi- ctrte Eifmbahn und war uin Mittermicht in Or leans. Heute hat Manteuffel mit dem 8. Corps Rouen besetzt. - Wilhelm. Versailles, S. Decbr. Am 4. Decbr. warfen AbtheUungen des 8. Corps eine von Ronen vor geschobene französische BrigaÄ, wobei Ist Offiziere, 400 Ma,m und 1 Geschütz in unsre Hände fielen. Erneutes stegreiches Gefecht «nsers rechten Klü gels, wobei .wiederum 1 Geschütz genommen wurde. Infolgedessen verließ das zum Schutze von Rouen zusammengezogene feindliche Corps die Stadt, wel che General «oben noch im Laufe des Nachmittags besetzte. In den verlassenen Verschanzungen wur den 8 schwere Geschütze vorgefnnden. General - Fclvmarschall Prinz Friedrich Karl K. H. meldet pon Orleans: Bis jetzt 77 Geschütze und etwa 10,000 unverwundete Gesairgene in un fern Händen Ebenso 4 Kanonenboote, jedes mit einem 24-Pfünder armirt. Die Verfolgung wird fortgesetzt. v. Podbielski. O ertliches. Frankenberg, 7. Decbr. Trotz der bei Vielen vermehrte Arbeit und darum beschränkte Feierstunden mit sich bringenden Weihnachtszeit war die dritte Versammlung unserS Gewerbe- vereinS am letzten Montag sehr zahlreich besucht, In welcher zunächst Herr Bürgcrschullehrer Schabe, -rod über hie zweite deutsche Nordpolfahrt sprach pnd deren interessante Schicksale und Erlebnisse eingehender.schilderte, nachdezn er dje srüheren Mdischen Forschungsreisen und deren Bahnen «rwHnt und durch die Karte deutlichst erläutert. Ihm folgend, behandelte der Vorsitzende Herr pe. Medkng als erste Fortsetzung seiner Vor träge über Lebensdauer unh Gesundheitspflege hie oei der Weberei sich herauSstellenden schein baren und wirklichen Nachlheile,. deren erstere di« letzteren überwiegen und gab bei Mittheilung der VerhütungS- und VorbeugungSmaßregeln, die leicht zu beschaffen sind, auch für weitere Kreise wissenöwerthe GesundheitSregeln. Der Vortrag ließ die Wichtigkeit und das Interessante der SaniiätSpolizei deutlich erkennen. Nach Mit- theilung diverser schriftlicher Eingänge zeigte der Vorsitzende noch die besonders Feuerarbeitern zu zempsehlenden Glimmerbrillen, machte aufmerk- fam auf einen durch Lecken an Papiecwäsche vorgekommenen VergiftungSfafl ezneS Kindes Ms> empfahl Vorsicht beim Einkauf bemalter! Ksinderspielzeuge anläßlich der dabei verwendeten! Farben, woraus in dankenSwerther Weise Herr Id». Reinholdt in Beantwortung einer ein ge gangenen Frage dst- NsU« SonntagSfcirrgesetz! klar erläuterte, während Herr Schulbirertöv HersnSdprf gleicher Art eine andere Frage be- ,flnlworjeie, welche eiste Chrillbescheerung für? Kinder einberufener Soldaten durch die Schul- Küher anstqst her früher üblichen Bcscheerung ^str.die Lehrer betraf, wobei Herr HrrrnShorf Msitheilte, daß die letztere durch Beschluß KeS .Lehrercollegium» bereis- früher «beschafft wvr- ,d«n ist und bat, in derartigen Gelegenheiten sich »direkt an die rechte Stelle, das Lehrerkollegium .»der Ds«csoriüM,'zu wenden- Mit einigen An- .Haben über da» vom Dresdner Gewerbeverein «ch selbst Eich^fte GejverbehauS endete Piese .Dersammluug, welche her Vorsitzende mit Herz- .Wen Wünschen für daö neue Jahr schloß. Herrn Gambetta im Voraus für Vie Vertreibung der Deutschen und den Entsatz ,von Pari- be^ glückwünscht ist, au» deM Felde schlagt. Dste Nachrichten über Vie vorausgegangenen Gefechts hatten bereit» die Gewißheit gcgeveti, daß ki» Armee de» Großherzogs von Mecklenburg am die des Prinzen Friedrich Karl den Anschluß gefunden, und eS ließ sich erwarten, daß beide gemeinsam alsbald von ihrer OperatioNSlini» Patay - Ärtenay - Beaune la Rplande^US einem concentrinen Anfirtff auf die Loire-Arstiee MtP- chrn, diese stach Orleans zurückwerfen unh dem nächst die Stgdt, welche bedeutend vetfchastz» sein soll, angreifen würden. Am Sonnckbbm^ und Sonntag find die deutschen Truppest in dlv- ser Weise vvrgegangen und haben am EönntaM Abend bereit- den Bahnhof von Orleans' un» die Vorstadt genommen, waS auf einen hastige» Rückzstg 'der Franzosen schließen läßt. Nach V» nunmehr erfolgten Einnahme der Stadt OrleanE durch die Deutschen haben die Franzosen ist dt- rect südlicher Richtung nur die eine Straße auk Vierzon, zu deren beiden Seiten die Sologner weite Strecken sumpfigen und sterilen Lande» bietet; den Rückzug in südwestlicher und sücöst- licher Richtung läng- der Loire wird der Fein» schwerlich unbehelligt antreten können. I» Paris wird die Nachricht von der verlorenem Schlacht bei Orleans einen tiefen, wenn nicht entscheidenden Eindruck zu machen nicht Verseh- len. Schien mast schon vor Empfang derselbe»» von dem erneuten Versuche eine- Ausfalles ab» zustehen, worauf der Rückgang über die Marn- - und daö Abbrechen der so mühsam erbauten Brü cken schließen läßt, so wird man jede Hoffnung nun Wohl schwinden lassen, nachdem es auH dem Blindesten klar werden muß, daß der Pla» endgiltig gescheitert ist, der selbst einem gelun genen Durchbruch unserer CernirungSlinie allek» einen Werth zu verleihen vermochte. Daß auf die jetzt total versprengte Loire-Ar- meie von der französischen Regierung In Tour» groß« Hoffnungen gesetzt wurden, beweist de» Umstand, daß die RegierungSmitglieder Cremieu» . und Glais -Bizoin zu derselben leisten und st» durch Ansprachen zu ermuthigen suchten. De» Letztere äußerte dabei: „Ich will Euch kein» Cbmplimente machens meine Freunde, aber sei» gewiß, daß Ihr viel mehr werth seid als Euri» Feinde. Der französisch« Soldat wiegt zweit Preußen und drei Bayern auf —" u. s. ß».