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Freitag, den Ä. Januar. ' OE ^——————— - —7^ MMNMM Nachrichtsblat Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtraches zu Frankenberg. Krankenberg, am >8. Januar 1870. Krankenberg, am IS. Januar 1870. Das Ende Don Carlos ist den Lesern, wenn nicht auS der Geschichte, doch aus- Schiller's Trauerspiel bekannt. Don Carlos, der spanische Kronprinz, wurde auf Be- fehl seines VaterS, König Philipp >1-, hinge- richtet. Er war angeschulvigt, mit seiner Stief- mutter in unerlaubtem Verhältniß zu stehen und die aufständischen Niederländer zu unterstützen. In neuester Zeit ist baS Tagebuch deS PakerS Juan de Avila, eines lies eingeweihten Zeitge nossen, aufgefunden worben, das über die Ver hältnisse am Hose und den ganzen Verlauf deS Trauerspiels so genau« Aufschlüsse giebt, wir kein andere- Document. Wir »heilen aus ihm das Ende deS Prinzen mit. Der Prinz war bald davon überzeugt, daß sein Untergang eine beschlossene Thatsache sei, und sprach selbst den Verdacht auS, daß sein Vater ihn auS der Welt schaffen wolle. Am 21^ Februar versammelte sich wieder der heim liche Gerichtshof und sprach das TobeSurshcil und KvnfiScation aller Habe gegen den „Prin zen Don Carlos von Oesterreich ' auS. Der König bestätigte das Urtheil „mit einem heile- ren Gesicht« und ohne die geringste Spur von Schmerz- zu bekunden". Der Prinz verlangte Der Stadtrath. Meltzer, Brgrmftr. und Bezirksanzeiger Kekanulmachung, die Schulgeldrestanten betreffend. ; Diejenigen, welche sich auf das Jahr 186S oder auch noch aus frühere Jahrgänge mit Schulgeld in Rückstand befinden, werden andurchs im eignen Interesse zu Ersparung von Kosten veranlaßt, ihre Reste bis zum 31. Januar d. I. an Herrn Schulgrlbeinnehmer LippolA «bzusühren. die Vorbereitungen dazu. Im anstoßenden Zim- mer wird eine Kapelle hcrgerichtet, in welche die heiligen Gerälhe auS der königlichen Kapelle ge schafft werben. Der Prinz beichtet. ES wird Messe gelesen. Der Prinz betet mit seinem Beichtvater, bis Vargas, Perez und EScovedo eintreten. Der Prinz nimmt daS Kruzifix auS den Händen deS Beichtvaters und hält eS sich vor den Mund, denn offenbar ist er noch erbit- tert gegen seine Richter. Der Prinz vergiebt seinem Vater. Der Beichtvater redet ihm zu, auch seinen Nichtcrn zu verzeihen, und führt ihn dabei langsam in die Stube, woselbst die Hin richtung statlfinden soll. Der Prinz sagt: „Ich vergebe Allen?' Sie treten in eine Stube, in der ein großer Armstuhl steht, umgeben von ei ner großen Menge Sägespähne. Neben dem Stuhle steht der Scharfrichter mit seinem Messer. Der Prinz ist über den Anblick' nicht erschrocken. Der Scharfrichter bittet ihn »in Verzeihung, und der Prinz giebt ihm in gnädiger Weise seine Hand zu küssen. -Der Scharfrichter bindet ihm Arme und Beine an den Stuhl, verbindet ihm die Augen mit einem schwarzen Seiveniuche und stellt sich, mit dem Messer in der Hand, Hinler ihn. Der Prinz sagt zum Beichtvater: „Bete für meine Seele." Der -Beichtvater sagt das Credo, der Prinz antwortet mit klarer, fester Stimme. Nachdem er daS Wort voioo Lz» — einziger Sohn — ausgesprochen, setzt der Scharf- richler ihm daS' Messer an die Gurgel, und ein Blutstrom fließt auf die Sägespähne hinab. Der Prinz kämpft wenig) daS Messer, welches sehr scharf ist, hat gut geschnitten. Der Scharfrich ter nimmt die Binde von den Augen. Sie sind geschloffen, baö Gesicht ist blaß wse das einer Leiche, hat aber seinen natürlichen Ausdruck be wahrt. Der Scharfrichter bindet den Leichnam loS, wickelt ihn in ein Stück groben schwarzen TucheS und legt ihn in eine Ecke der Stube. Vermisch t e S. In Meißen ist der durch seine Leitung Vee' Porzellanfabrik, wie durch mehrer« Erfindung«» (der Bucher'schen Löschdosen, deS neuen Glanz- goldeS, der Schillerfarben rc.) bekannte Geh^ Bergrath Kühn im 82. Lebensjahre gestorben. Er war ein geborner Dresdner. Am 13. Januar wurde die Sitzung deS Rau thes der Stadt Chemnitz durch einen recht be trübenden Todesfall plötzlich beendigt. Herr Stadtrath Julius Hahmann, welcher sich kstrx nach Beginn der Sitzung im RathSsessionSzimmer eingefunden hatte, wurde bald darauf von eine« Schkagfluß betroffen und verschied, obwohl so--' gleich ärztliche Hülse bei der Hand war, nach wenig Minuten., Die Stadt Chemnitz verliert an ihm einen ihrer geachtetsten Bürger. AuS Groitzsch wirb unterm 18. Janua» geschrieben: Ein höchst beklagenSwertheS Er«kft-- niß bewegt heute die Gemüther der Bewohner unserer Stadt. Der hiesige Schuhmacher OScüp: Zettermann hat Vormittag in der neunten Stunde seinen Bruder, den Schuhmacher Robert Zetter* mann, bei welchem derselbe in Arbeit stand, iw Folge eines Wortwechsels mit dem Zuschneide* Messer erstochen. Der Unglückliche hinterläßt:' eine Wittwe und 5 Kinder. An dem Thäter sind schon früher Spuren von Geistesstörung bemerkt worden und ist anzunehmen, daß'der selbe in einem solchen Anfalle die That verübt- >at. Er tfi bereits an daS köntgl. Gerichts^ amt Pegau abgeliefert worden. Joseph Tichatschrk sang am Sonntag: dem Tag», eines vierzigjährigen KünstlerjubiläumS, den Id»-» neneuS, voll noch jugendlicher ungebrochener Krastr eines Organs. Die Zahl der dem trefflichen Kirnst— - Da plötzlich stürzt Antonio Perez auf ihn los und beschuldigt ihn, die Dfamanten deS Prin- - zen gestohlen zu haben. Der Scharfrichter k-ug- weg, als sie zum Handkuß hinantreten wollen, net, wird durchsucht und Perez findet die Dia- tzle. verlassen all« Drei die Stube. Beim Hin- manten in einer Falte seines Gewandes: Da auSgehen bedeutet VargaS den Beichtvater, daß erblaßt der Scharfrichter und erklärt, das sei <tr Prinz Um 2 Uhr NachtS sterben müsse. Folgen Hexerei. ESrovedo wird zum König geschickt iM noch einmal seinen Vater zu sehen, doch dieser lehnte eit,« Begegnung ab und begnügte sich, seinem Sohne sagen zu lassen, obgleich die Sen tenz vollzogen werden müsse, vergebe er ihm den noch- Folgen Gespräche deS Beichtvaters mit dem Prinzen. Dieser bekennt, daß er die Ab ficht gehabt habe, den Flamändern Recht zu thun. Darauf erwiderte der Beichtvater nichts. Dieser wird hierauf'vom Prinzen gebeten, dem Könige zu erklären, daß die Königin vollstän dig unschuldig sei- Am folgenden Tage speiste der Prinz wenig, aber mit Behagen. Nach dem Speisen kamen VargaS, Antonio Perez und ES- roveda, um Verzeihung von ihm zu erbitten und seine Hand zu küssen. Er nennt sie seine Henker, nicht seine Richter, und wendet sich Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10,Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Lskunntmaoduox. DaS zeith«r allhier bestandene Dienstmann-Institut ist erloschen. ES find daher zur Zeit behördlich autorifirte Dienstmänner aühi«»7 Nicht vorhanden» Der Stadtrath. Meltzer, Brgrmftr. und kommt mit zwei Soldaten zurück. Der Kö nig, so meldet er, befiehlt, daß der Scharfricht«» auf der Stelle sterbe für daS scheußliche Vier» brechen, den Körper eine» Ptinzen beraubt z» haben. Der Scharfrichter beichtet, betheuert seist» Unschuld, wird durch die Soldaten in den H»f geführt und — man hört zwei Schüsse. DaS geschah in der Nacht aus den 23. Februar I36S- (Man wollte den Zeugen beseitigen.)