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O 10V. Sonnabend, den 27. AuM. 18M Mnlrtnlitrgtr Nachnchisblatl und ' - . Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich 10 Ngr. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Zur Situation. Frankenberg, 26. August.' Die achttägige Pause auf den blutgetränkten Gefilden um Metz fängt an, bei Manchem Be denken zu erregen und wenn wir uns nicht be rufen fühlen, diese mit strategischen Gründen, zu widerlegen, so wollen wir doch diejenigen unse rer Leser, die, wie wir schon erwähnten, nicht im Stande sind, sich tagtäglich von der Lage der Dinge auf dem Kriegsschauplätze zu unter richten, auf einige Punkte aufmerksam machen, welche das Bedürfniß der Ruhe auf beiden Sei ten erkennen lassen werden. Dem Gegner, der mit den ihm nach den Kämpfen der vorigen Woche gebliebenen immer hin noch beträchtlichen Streitkräften in Metz eingeschlossen ist, beiläufig einer Stadt von über 50,000 Einwohnern, welche zu den stärksten Heer bei MarS la Tour von brr RückzugSllnl« nach ChalonS abiubrängen und den tnischeiden». den Steg vom 18. vorzubereiten. Der kühn?' Plan, in wenigen Tagen die französische Streit«, macht zu zerstören, hat vielleicht so vielt Menschen gekostet, als ein aus Wochen verlheil« teS kriegerisches Vorgehen, eS hat gewiß aber uns dem erwünschten FriedenSziele um ebenso« viele Wochen, ja Monate näher gebracht. Vom Kriegsschauplätze. Dir Verluste des königl. sächsischen ÄrmeecorpS in der siegreichen Schlacht vom 18. August be- " tragen, soviel sich nach den bekannt gemachtem Verlustlisten übersehen läßt, 92 Offiziere und ca» 2000 Mann, inclusive 17 Offiziere und ca. 20S Mann todl. Die königl. sächsische Armee aber hat an diesem Tage, an der Seite der königl. preußischen Garde, ihre alte Tüchtigkeit bewährt; einstimmig ist das Urtheil, baß sich sämmtlichr Commandeure durch musterhafte Führung UN» ave Truppen durch außerordentliche Tapferkeit Und Ausdauer hervorgethan haben, und ist ,O dem ÄrmeecorpS auf diese Weise möglich ge« worden, eine — dem Vernehmen nach noch a« Müthigen Franzosenihum gemacht haben, das bisher die Welt demüthig zu seinen Füßen lie grn glaubte. ES galt und gilt für unS, diesen sranzöstschen Wahn zu zerstören, der nur zu lange unS in allen unsern Handlungen beengte und der seit mehr denn 2ÜO Jahren dahin ge führt hat, unser Vaterland an Besitz, Ehre, Macht und Wohlstand zu schmälern. LouiS Na poleon war dazu bestimmt, durch seine abenteuer liche Handlungsweise den deutschen Geduldsaden bis zum Zerreißen anzuspannen, nun er zerris sen, steht die Parchie zwischen Frankreich und Deutschland wenigstens gleich, und diesen Ge danken schon finden die Franzosen unerträglich Wie vielmehr den, daß Deutschlands Macht woh gar vor ihren übergeordnet erscheinen soll. Eie kämpfen mit riesiger Kraft und schicken sich an, einen, noch riesigeren Kamps zu bestehen, allein Unsre deutschen Krieger wissen nichts mehr von Furcht, st» erschrecken nicht, ob ihnen auch der Lod auö 1000 Feuerschlünben entgegrnbrohe. Dir entsetzlich blutigen Kämpfe um Metz wer« -tn unserm wie auch dem französischen Volke n ewig blutiger Erinnerung bleiben, däS dort vergossene Blut schreit gen Himmel gegen den nächsten Urheber deS Kriegs, gegen den gewissen» osen LouiS auf dem französischen Throne, den er mit Menschenleibern, wiewohl vergeblich, zu tützen versucht hat. — ES ist von einigen Bläl« ern dem Befehlshaber der zweiten Armee, dem stinzen Friedrich Karl, der Vorwurf gemacht vordem, haß er am 16. zu frühzeitig angegriffen nid das Leben von Tausenden brandenburgischer krieger aufs Spiel gesetzt habe, doch ist dieser lorwurf ungerecht, da nur dem nahezu wllküb en Muihe es gelingen konnte, daS französische Abend des SchlachitageS vom Oberkommando be» U. Armee dankend anerkannte — entscheidende: Wendung der Schlacht zu geben. - Die blutigen Kämpfe an der Mosel haben aut Donnerstag mit dem glorreichen Erfolge be» deutschen Truppen einen vorläufigen Abschluß erhalten. Die französische Rhrinmmee, der Ker» der sranzöstschen Wehrkraft, auf deren recht,,«1-- ges Eintreffen zur Vertheidigung von Pari? noch ChalonS oder unter den Mauern der Haupt» stadt die letzten Hoffnungen der Franzosen basirlen^ sieht sich vollständig geschlagen, von Paris ad- geschnitten und in eine Stellung gedrängt, iir welcher sie unter keinen Umständen mehr auf die weiteren Operationen unserer Armeen erheb« lich störend einwirken kann. Mehrtägige blutig« Kämpfe waren erforderlich, dies für den AuS« gang deS Feldzuges entscheidende Resultat z» erreichen, baö aber nun in seiner vollendetem Ausführung, daö glänzendste Zeugniß ablegt ebene sowohl für die Leitung der deutschen Truppe» alS für die wahrhaft unglaubliche Tapferkeit^ wtt welcher von den Letzteren die genialen Dis positionen ihrer Führer ins Werk gesetzt wurden:». Die „Köln. Zig." meldet von d<r algerisch marokkanischen Grenze vom 17. August, daß bf» Nachricht von den Siegen der Deutschen bi» M den nomadistrenden TribuS der kleinen Sahar» und deS TelS gedrungen ist und daß eine all« gemeine Erhebung der Araber zur AkschüttelunM deS französischen JocheS nicht unwahrscheinlich fei. — Dasselbe Blatt meldet ferner, vast am 2L. Ibenb wieder 13 Wagen auS Paris vertrieben»» deutscher Arbeiter mit Weib und Kind in Kölm eingetroffen find, größtentheilS Hessen mib.au*- dem Bezirke Trier. , waren weiter nöthig zur Ergänzung der infolge der mörderischen Schlachten gelichteten Armee theile durch Herbeiziehung frischer Truppenkörper und Zurückschieben der am meisten betroffenen hinter die Gefechtslinien, werden endlich benützt worden sein zur Vorbereitung der Belagerung der Stadt Metz, wohin vieles schweres Geschütz dirigirt worden sein soll. Bald werden wir nun von dem feurigen Ballspiel vor Metz hören. Geruht haben auch nur die beiden Armeen vor Metz, denn unaufhörlich hat die Südarmee ihren Vormarsch nach Paris fortgesetzt und be reits sind vor,ihr die unter Mac Mahon in Chalons zusamwcngelesenen französischen Heeres theile nach der Hauptstadt zurückgewichen und so steht sie denn noch ohngefähr 20 Meilen vor der letzteren. Wie es dort zugeht und wie an einen Volkskrieg erinnernde Vorbereitungen da selbst getroffen werden, erwähnten wir bereits gestern. Die ungeheuren Verluste an Menschen» leben aus beiven Seiten der Krieg führenden Theile mach«» nur Diejenigen stutzen, welche sich von vorn herein kein rechtes BilV von dem gewaltigen Ringen zwischen uns und jenem über- Festungen gehört, sind nur zwei Wege durch die Lage und durch das deutsche Schwert vorge zeichnet : entweder er versucht nochmals sich durch zuschlagen, was bei der Ueberlegenheit des deut schen Heeres sehr gewagt erscheinen dürfte und gleichbedeutend mit dem Suchen des sichern To dts sein würde, oder er ergiebt sich, ein Schritt, den aber Marschall Bazaine wohl nur erst iu höchster Noth thun wird. Die Tage der Ruhe waren ihm aber nöthig, um seine gelichteten Truppenkörper wieder zu formiren und Ord nung herzustellen. Unsre siegreichen beiden Armeen (Steinmetz und Prinz Friedrich Carl) waren aber der Ruhe wohl noch mehr bedürftig, da sie außer den in so kurzen Zwischenräumen geschlagenen Schlach ten, welche auch des gebirgischen Terrains wegen höchst augreifeude waren, sehr beschleunigte Märsche auszuführen: hatten, um zu rechter Stunde auf ihren Plätzen zu sein und dem Feind den mit allem Kraftaufwande und größ ter Tapferkeit angestrebten Rückzug abzuschnei den. (Die späteren- Specialberichte über die Schlacht bei Gravelotte werden lehren, welch einen Marsch gerade unsre Sachsen am 18. Au- gust auszuführen- hatten, um den rechten-Flügel des. Feindes zu umgehen und ihm mit vom- Wercommando rühmlichst anerkanntem so tüch tigen Erfolge dann in die Flanke zu fallen und wesentlich zur günstigen Entscheidung beizutragen. Infolge des langen Marsches konnten sie auch erst, um 4 Uhr Nachmittags ins Gefecht ein- greifen, ein Unistand, dem der bisherige erfreu licherweise geringe Verlust zuzuschreibsn.) Die Tags der Ruhe waren ferner nöthig, die Leichen hügel abzutragen und die gefallenen Helden in hoffentlich am längsten fremdes Land gewesene Lothringische Erde zu bestatten. Wie manche Stützen non Familien, Hoffnungen betagter Estern werden da in den großen Gruben schlum mern, die begeistert für das Vaterland einstanden und denen dies hohen Dank schuldet! „Vergeßt,, die Euch vertrauen, nicht!" Die Tage der Ruhe