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Sächsische Staatszeitung : 22.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-193003223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19300322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19300322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-22
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 22.03.1930
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— «eite 2 zo Ar. 69— SLchfiiche S»ao«s»e-s«,<, — Sonnabend, »2. Mär, i-za «eichend« und wichtig« Knd«ning«n schlug dt« »ommtssio« zu Art. 1b vor. Sie glaubte, daß e« nicht genüge bet polittfchen Konflikten den Kri«« ,» »erbteten, sondern daß men gleichzeitig die Methode» zur friedliche» Erledig»^ de« Streite« sortbrlden müsse. S» wurde hervorgehoben, daß man andernfalls den Krieg nur In rechtlicher Hinsicht untersage, tatsächlich aber den Staaien einen Anreiz zur kriegerischen Haltung lasse. Dem vom Rate einstimmig angenom menen Berichte wurde in dem neuen Art. 15 Abs. 6 bindender Charakter zuerkannt. Aller dings soll dieser Bericht nicht den Charakter einet rechttkräfiigen Urteil« haben; aber die Parteien sollen sich diesem Berichte sagen müssen. Sie dürfen ihn nicht mehr in Frage stellen. Der Rat hat dt« Möglichkeit, alle anderen Anregungen zu machen, bevor er sich angesichts de« Widerstrebens einer oder mehrerer Parteien dam entschließt, den Konflikt mittels eines einstimmigen Bericht« end gültig zu regeln. Weigert sich eine Partei, dem Berichte zu entsprechen, so kann die Gegenpartei ave Maßnahmen ergreifen, die nicht Krieg be deuten. Sie kann nötigenfalls den Rat in Be wegung setzen, der die erforderlichen Mittel zur Durchführung vorzuschlagen hat. Auch für den Fall eine« nicht einstimmig angenommenen Berichts (Art. 15 Abs. 7) wollte ein Teil der Mitglieder der Kommission ein Verfahren vorsehen, da« mit einer bindenden Ent scheidung adschließt. Aber die Mehrheit hielt diesen Vorschlag für zu weitgehend, zumal die geringe Zahl der Ratifikationen zur Generalakte da« Widerstreben zahlreicher Mitglieder de« Völker- Kunde« gegen die obligatorische SchiedSgerickt«- barkeit zeigt. Man sah daher kein bestimmte« Verfahren vor, sondern überließ dem Rate die Sorg« dafür, da« in jedem Falle geeignete Belsahren ausfindig zu machen. Um da« nicht befriedigende Ergebnis .dieser Regelung annehm barer zu machen, bestimmte man in einem neuen Abs. 7 (der übiigen« sowohl für den Abs. 6 wie den Abs. 7 de« Art. 1b Bedeutung hat), daß der Rat jederzeit von Amt« wegen oder auf An- trag einer Partei ein Gutachten de« Weltgericht-- Hoss über streitige Rechtsfragen etnholen könne E« erleichtert sicherlich die Lösung einer politischen Streitfrage, wenn die bei ihr in Betracht kom menden rechtlichen Gesichtspunkte klargestellt sind Lie Anregung die Einholung eine« solchen Gut achten« obligatorisch zu machen sand keine Billt- gung; dagegen beschloß die Mehrheit, dem Rate va« R«ät zu erteilen, solche Gutachten mit Stimmenmehrheit etnsordern zu können. Zu dem Art. 16 wurde keine Änderung vor - geschlagen. Da aber die Zahl der verbotenen Krieg« in Art. 12 ff vergrößert worden ist, ist da durch indirekt da« Anwendungsgebiet der Sanktionen erheblich erweitert worben Küustlg sollen gegen «inen Rechtsbrecher bei jedem verbotenen Krieg, Zwangsmaßnahmen zur Anwendung gelangen. Die Kommission glaubte, daß hierin keine Gefahr zu „blicken sei, da durch die an Art l2ff vor- genommenen Änderungen der Ausbruch von Kriegen sehr erschwert und somit die Möglichkeit der An wendung von Sanktionen verringert wäre. Tie Kommission hatte nur einen Ber'cht aus zuarbeiten. Die Entscheidung über die Annahme der Vorschläge liegt der nässten VölkerbundS- veliammlung ob Die von ihr beschlossenen Amendement« müssen, um rechltwirlsam zu sein gemäß Art. 86 ter Satzung von allen Mitgliedern der Rate« und der Mehr heit der in der Bundesversammlung vertretenen Mitglieder ratifiziert werden. Tie Erfahrungen, die man mit den Ser Reichsparteitag btt Seotsche« Volkspartei. Mannheim, ST März. Die Ratiorralliberal« Corre pondenz belichtet u. a.: Unter außerordentlich starker Beteiligung au« allen Titten de« Reiche» trat gestern der Zentralvorstand der Deutschen Volksparlei in Mannheim zusammen. Der Borsitzemde, Reichsminister a. D. vr. Scholz, erstattete de» Bericht aber die politische Lage und erörterte dabei die großen Probleme der Z«it und Zukunft. Seinen mit großem Beifall oufgenommenen Darlegungen folgt« eine eingehende Aussprache, an der sich u. a. auch Reichsfinanzminister vr. Molden hauer beteiligte. Da« Ergebnis der Aus sprache über die Finanz- und Steuer fragen konnte der Vorsitzende unter Zustimmung de« ganzen Zentralvorstandes dahin zusammenfassen, daß die Partei im Interesse des Reiches und Volkes eine Entlastung der Wirtschaft durch Steuersenkung für unbedingt erforderlich halte. Sollte sich Herausstellen, daß die Fraktion trotz stärkster Bemühungen nicht da« Maß von Sanierung unserer Wirtschaft und Finanzen durchsetzen könne, da« sie zu erreichen für notwendig halte, dann stehe sie vor der Frage letzter Konsequenz. Da» sei die sachlich« Politik, auf deren Boden sich die ganze Partei zusammenfinden müsse. Der Zentralvorstand der Deutschen Volksparlei faßte eine Entschließung, in der er den Aus- führuugen de- Parteiführer» und Vorsitzenden der ReichStagkfraktion zrzr politischen Lage, Beschlüssen des Reichsausschusses und der Reichstag«- fraktion von 2. März zustimmt und die Er wartung ausspricht, daß die ReichStagSfraktion daran nnbeirrt festhalten wird. Dem Parteiführer und der Fraktion spricht der Zentralvorstand sein Vertrauen aus. Wie bekannt, wurde vom Partei - Vorstand, vom ReichSausschusse und von der ReichStagSfraktion einstimmig ein Beschluß ge- saßt, in welchem u. a. der Auffassung Aus druck verliehen wird, daß da« Kernstück jeder Finanzreform eine Entlastung der Wirtschaft, die Wiederherstellung der Rentabilität in Landwirtschaft, Handel, Handwerk und Industrie sowie die Förderung derKapitalbildung sein muß. Protestiert wird gegen eine neue Erhöhung der direkten Steuern, gleichviel unter welcher Bezeichnung sie erfolgt. Ge fordert wird: Gesetzliche Sanierung der Ausgabensentung in Reich, Ländern und Gemeinden, insbesondere auch durch Sanierung der Ardeitslosinversicherung und unter Vermeidung jeder weiteren Erhöhung von direkten Steuern, gesetzliche Festlegung einer Senkung dieser Steuern vom Be ginn des nächsten Haushaltjahres ab. Der Reich-Parteitag wurde heute vormittag bttherigen Satzungsänderungen gemacht hat, zwingen dazu, die Aussichten der Ratifikation sehr weit gehender Amendement» gering etnzuschätzen. Die Bundesversammlung wird daher lehr eingehend prüfen müssen, ob sie sich vor allem denienigen Vorschlag der Kommission, wonach ein einstimmig angenommener Bericht der Rates bindend sei» soll, zu eigen machen will. Wir glauben übrigen», daß dieser Antrag nicht nur von politischen, sondern auch von rechtlichen Gesichtspunkten au» eine ein gehende Prüfung erfordert. Al» man da» Genfer Protokoll in kurzer Zeit schaffen wollte, blieb der fünften Völkerbundsoersammlung kaum ein anderer Ausweg übrig al» eine Entwicklung de« in Art. 15 der Satzung vorgesehenen Verfahren«. Heute ober sollte man e« sich sehr überlegen, ob man einem politischen Organ wie dem Rare die Entscheidung über im Ribelmigenlaal de« Ros«ngari«nS offiziell er- öffnet. >» dem aus d«r Musiktermsfe ausgestellt«» Vorstand-tische hatten neben dem Parteiführer, Reichsminister a. D. Scholz, die Reichsminister vr. CurtiuS und vr Moldenhauer, ferner andere füh rend« Persönlichkeiten der Partei aus den Länder- Ministerien und Parlamenten Platz genommen. Ter Gaal selbst war festlich geschmückt, u. a auch mit Fahnen in den Farben deS Reiche» ve« Londe« Baden, der Siadt Mannheim und in den Farben des alten Reiche«. Parieivorsitzender vr. Scholz eröffnete die Tagung mit den Vorschlägen, zum Tagungtoor- sitzenden ReichStagSabgeordneten vr. Kahl zu be stimmen, zum stellvertretenden Vorsitzenden Frau Julie Bassermann-Mannheim und ferner u. a zu Tagungtvoisitzenden den badischen Vollkpartet- sübrer Steindl-Baden-Baden und den pfälzischen Parteisührer vr. Burger-LudwigShafen. Abgeord neter vr. Kahl übernahm d«n TagungSoorsitz mit einer Ehrung de« verstorbenen ReichSaußenmtnisterS vr. Stresemann, zu der die Versammlung sich voa ihren Plätzen erhob. Das rheinische Zentrum und di« Voung» Gesetze. Köln. 22. März. Der Partetausschuß der rheinischen Zentrumspartei trat gestern hier zur Be sprechung derP 'UNg-Gesetze zusammen. Unter denAn- wr senden bemerkte man den Reichsminister vr. Wirth, den Reich«minister v. Guörard, den Wohlfahrts- Minister Hiilsieser, den Reichstagsvizepräsidenten Esser und zahlreiche Reichstags- und Landtags- abgeordnete. Der Vorsitzende, Justizrat Moennig, dankte der ReichStagSfraktion für ihre Haltung bei der Verabschiedung des Gesetzes. Reichsminister vr. Wirth ging nach der „Köl nischen Volkszeitung" bei der Besprechung der Stellung de» rheinischen Gebietes im Völkerrecht zu den Haager Verhandlungen über. Ein Vergleich zwischen dem Dawes-Plan und dem Taung-Plan zeige, daß der neue Plan objektiver und realistischer sei, wenn auch nicht ohne starken politischen Einschlag. Unter dem Young-Plan käme Deutschland ziffernmäßig besser davon. Das Entscheidende sei, daß Deutschlands Leistungen beim neuen Plan definitiv nach oben begrenzt seien. Beim Dawes-Plan habe niemand sagen können, wann sich das System einmal totlausen würde. Beim Transsermoratormm werde e« sich zeigen, ob lediglich juristische Formen endgültig entschieden, oder ob die tatsächliche wirt schaftliche Lage Deutschlands und der Welt zu einer Abänderung des Planes führen müsse. politische Konflikt», wenn auch nur unter gewissen Voraussetzungen, übertragen soll. Die zukünftige Entwicklung wird andere Wege als die de» Ari. 15 der Satzung finden müssen, wenn die Bahn für eine vernünftige Fortentwicklung der Vermittlung sreigemacht werden soll. Jedenfalls hat die Kommission nicht nur mit großer Sachkunde, sondern auch sehr fortschrittlich gearbeitet. ES gibt wenige Kommissionen des Völkerbundes, von denen man wte von dieser lagen kann, daß ihre fortschrittliche Gesinnung eher zu groß atS zu klein war. Annahme der Mineralölsteuervorlage durch dasl Reichstabinett. Berlin, 2L März. Wie wir von zuständiger Lette hören, ist R« voi,«ß«« dem K«R»«tt ilbermiUeU« -1,»«^ v»^ag« für »»««„löl Im »«btnrtt a«g,»»««»« »ntz an den «etchtzrat veit«G«lrttr1 worben. Neue Ausblldun-6- und Prüfung«- Vorschriften für das Pflegepersonal in -er Gönglings- und Meintinder- Pflege. Berlin, 22. Mälz. Der ReichSrat stimmte in seiner Sitzung vom 20. d. M. mehreren vom Reichsminister de» Inner» vorgelegten Entwürfen zu, nach denen oie Land«»- regterungen ersucht «erden, die Ausbildung und staatliche Prüfung deS Pflegepersonal« auf dem Gebiete der Säugling»- und Kleinkinder pflege nach bestimmten Richtlinien einheitlich zu regeln. I» Zukunft wird unterschiede» werde« zwischen Säugling»- und Klein- kinderpflegertnnen, die in einem ein jährigen Lehrgang ausgebildet und sür die Pflege gesunder Säuglinge und Kleinkinder in der Familie bestimmt sind und zwischen Säugling»- und Kletnktnderschwestern, dt« nach zwetjährtger Ausbildungszeit vorzugsweise sür die Versorgung kranker Kinder, in erster Linie in Anstalten, i« Betracht kommen. Tätigkeitsbericht -er Reichspost. Berlin, 22. März. Dem Reichstage ist vom Reichspostmimsterium soeben etnTättgkeiiSbericht sür 1929voigelegt worden. Aus ihm geht hervor, daß da» letzte Jahr im Zeichen de» wetteren Ausbau«« der in Organisation, Verwaltung und Be trieb in den letzten Jahren eingeleilelen und durchgesührtenResormmaßnahmen stand. In den Groß- uno Mittelstädten wurden zur Ver besserung der Auslieseruvgegelegenl>eiten „Post stellen" eingerichtet, die von Privatpersonen nebenamtlich verwaltet werden; sie haben sich be währt. Die Berkrattung und Verbesse rung de» Laudpostdienstes wurde weiter ausgebaut. Im tron»koutin«n>alen und im über, »eeverlehr wurde das Flugzeug in steigendem Maße in den Dienst der Postbeförde rung gestellt. Der Selbst anschluß- betrieb machte gute Fortschritte; End« 192g waren 45 Proz. aller Haupianschtüsse an selbst tätig betriebene Vermittlungsstellen herangesührt. Aus den Gebieten der Mechanisierung, Normung und Typung zeigte sich ein rege» Borwärt-sireben. Im Rahmen der BetriebLbedüifntffe konnten um fangreiche Lirs«rung«aufträge an die allgemeine Wirtschaft vergeben werden; in enger Zusammenarbeit mit den LanveSarbeits- ämtern wurde dadurch erzielt, die KomunlturauS- schlüge, namentlich im Hoch- und Tiesbau, serner in der Schwachstrom- und Aulomobilindkstrie zu mildern, di« Schäden der wirtschasitichen De pression wurden verringert und jo der Arbeitslosig keit wesentlich gesteuert. Die Bestrebungen der Reichsregierung auf wirtschastliche Berücksichtigung de» deutschen Ostens sowie der besetzten und de« sonstige» Grenzgebiet« wurden durch Vergebung von namhaften Aufträgen wirksam umerslützt. Tie Berkehr-zahlen lassen erkennen, daß da- wettere Abgletten der Koniunktur dte BerkehrSentwicklung der Deutschen Reicht- post im Jahre 1929 noch nicht wesentlich beeinflußt hat. Ter Ges amtver kehr hat sich vielmehr im allgemeinen zufriedenstellend entwickelt. In der Zeit vom 1. April bis 31 De zember 1929 tst zwar die Paket- und die Tele grammauflieferung gegenüber dem gleichen Zeit raum des Vorjahre« wieder etwas zurückgeblieben. Dte Rückgänge sind aber geringer als 1928; fis Von der Würde des Buches. Von Arthur Hertz In einem Buche breitet ein Menfch seinen Geist ober seine Seele aus und dielet sie un« dar. TaS allem fordert unsere Ehrsurck t und gebietet, daß Wir in stiller Sammlung zuhören. Ein Buch, da» zu uns kommt, ist wie ein Gast unseres Hauses. Darum sollen wir ihm mit Respekt und Wärme, aber nicht mit kühler Überlegenheit, enlgtgengrhen. Etn Buch ist immer der Träger eines Cet?es Darum sollen wir auch den Körper, in dem der Geist Raum und greilbare Gestalt gesunden hat, pflegen und mit behutsamen Händen halten. Wenn ein Mensch ein Buch auSIeiht, so will er dem Anderen von der Freude geben, die er selber von dem Buche empsangrn hat. Wle dürste man da zögern, die Freude wieder so bald wie möglich dem Hause zurückzugeben l Ein Buck, tst kein HauSgerät, sondern ein Schmuck de« Hauses. Wenn wir irneS zu schonen trachten, wie müssen wir dieses pflegen! Ich habe Bücher, aus denen schon Baler und Großvater gelernt haben. Und nichts, was mir von ihnen überkommen ist, verbineet mich inniger und lebendiger mit Ihnen «iS diese Bücher, die sie gebilve», vielleicht gar geformt haben. Denn ein Buch geht in unS, ob wir eS gleich gewahr werden oder nicht, und keiner von uns weiß, wieviel von dem, was er i» sich trägt, wa- seine Gesinnung oder seine Handlung bestimmt, aus Bückern in ihn gelegt worden tst. Jede» Buch, da- wir in unS nehmen, wird zum Richler unterer Selbstbesinnung Wie sollten wir da dem Buche nicht alle Ehre, alle Furch», alle Ehrfurcht und alle Tanibarkei» geben! * Reichsftm-se-ang in Leipzig. Am Vorabend de» Tag« de» Buche«, der, wie km Vorjahr, im ganzen Reich am 22. März, dem Todestag, Goethe«, begangen wird u»d unter d«s Thema „Jugend und Buch" gestellt ist, fand in Leipzig dte ReichSknndaebung statt, die durch Über tragung auf sämtliche Sender in Deutschland dem ganzen Volk zugänglich gemacht wurde. Der Protektor de» Tag» de» Buche«, Reichs- innenminister Severing, eröffnete die Kund gebung mit eine, Ansprache, in der er zunächst zum Ausdruck brachte, daß er der Aufforderung des Arbeitsausschusses, wie im vergangenen Jahr auch diesmal an der Kundgebung deS Tag« deS Buches teilzunehmen, gern gefolgt ist, weil er mit diesem Besuch oaS Interesse der ReichSregteruna an den Bestrebungen des Arbeitsausschusses zum lebendigen Ausdruck bringen möchte. Der Minister fuhr dann fort: Besonders der Umstand, daß wir unS in der Stadt des Buchhandels und der Deutschen Bücherei befinden, hat das Urteil über die Kundgebung beeinflußt und gewandelt. Wi« im vergangenen Jahr, so muß ich auch heute dagegen ankämpfen, al» ob der Tag de» Buchs nur eine leere Demonstration sei, als ob der Tag deS Buchs dazu bestimmt sei, eine Art amtlicher Reklame für den privaten Buchhandel auSzuführem Davon kann keine Rede sein, und ich bin auch weit davon entfernt, der Auffassung Ausdrpck zu geben, als ob mit der Propaganda eines TagS des Buche- die Nöte des deutschen Buchhandels oder der Kulturkrise des deuteten Volke» behoben werden könnten. Ich bin aber doch der Meinung, daß r» sich lohnt, an einem Tage im Jahr dem deutschen Volk zuzurufen, daß «S die hohen Kulturgüter, die im alten und neuen Buch liegen, nicht verschütten und nicht zurückdrängen lassen soll von der Amerikanisierung unteres Kultur leben«. Ich möchte dabei, um nicht mißverstanden zu werden, einer Übertreibung entgegentreten, die gelegentlich »um Ausdruck bringt, al- ob Film und Radio und S chollplatte geschworen« Feinde de- guten deutschen Buche« seien. Ich bin vielmehr der Meinung, daß «uch Radio und Film Anregung geben könnten, die wiederum dem Buchhandel «tue gewisse Befruch tung bringen könnt«», wir wolle» be«wegen b«i d«r Kritik de, Mechanisier»«« unsere» Kulturleben« nicht d«s Kind mit dem Bade »»«schütte» mit der Behauptung, daß Film uud Radio dt« erklärten Feinde b«« Buche« und d«r Kultur sete« und wir wolldn um» daran erinnern, baß vir ganz besonder« i« einer Zett der Kulturkrise der» pflichtet find, dem deutschen Volke z« sage», daß e« in seiner guten Tradition, in d«r Pflege des guten Buche», nicht Nachlassen darf. Freilich mit der Propaganda allein ist e« nicht getan, und wer dem gute« deutsche« Buch auch in dieser Zeit die Wege ebnen will, muß sich klar darüber sein, daß die Buchkris« und darüber hinaus die Külturkeis» unserer Tage nichis anderes ist als eine Begleiterscheinung der großen politischen uud gesellschaftlichen Um wälzungen, die wir mit durchleben. Hierauf sprach der Vorsitzende de» Arbeits ausschüsse», Reich»tagsabgeordn«ter vr. Siegfried v. Kardorff. In einer Zeit, In der der alte Mittel stand nahezu ver chwunden ist und der neue Mtitil- stand von der Erwerbslosigkeit bedroht ist, kann man einen reißenden Absatz des deutschen Buches nicht erwarten. Wir müssen uns deswegen klar darüber sein, daß eine Besserung nur eintrelen kann, wenn die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse des deutschen Volke« fich bessern. Und unseren Dichtern und Schrift stellern möchte ich hier zurusen, daß da» Schrift tum Beraniworiung-bewußtsein nicht nur fühle«, sondern auch erfüllen muß. Lichter und Schrist- fteller könne« uud sollen ket»e Schönfärber fein, aber sie sollen auch nicht bewußt grau in grau malen. Dazu gehört ein gut Stück Optimismus, Zukunfts- glaube und Zuversicht an einen Wandel der deulschen Kultur und deS deutschen Buche- sollen den heutigen Tag des Buches auszeichnen, und wenn diese Forde rung erfüllt ist, wenn wir den Glauben an die deutsche Zukunft mehren, dann werden wir in einigen Jahren feftstellen können, daß wir einer besondere« Propaganda des guten Buches nicht bedürfen; dann wird sich der Bildungshunger de» deutschen Volke- in glänzendem Lichte zeigen und wir werden wieder da« Prädikat verdienen, daß wir da« Volk der Denker und der Dichter find. ES folgten Vorträge von vr. Frank Thieß über „Buch und Leben", Juliane v. Stockhausen über „Da« Wesen d«S jungen deutschen «eiste»". D«« Abschluß bildete ein Zviegsipräch d«s Professor» an der Universität Leipzig vr. Litt u»d de» Kritiker» Wolfgang v. Einsiedel, t» dem die Bedeutung de» Buche« für die Jugend erörtert ward«. Vas fünfte Symphonie-Konzert Reihe ä brachte im Nahmen eines erfreulicherweise wieder recht einheitsichcn Programm» al» Neuheit ein größeres Orcheslerwerk Introduktion, Passa caglia und Doppelfuge über den Choral: „Wachet auf, ruft unS die Stimme" von Ernst Gernot Klußmann, einem aus Hamburg stammenden, an der Rheini schen Musikschule in Köln al- Theorielehrer wir kenden Komponisten ErnstGernot Klußmann. Ein beveulenve», starkes Können und nicht minder starke innere treibende Kräfte erkennen lassendes Werk. ES setzt sich in einer, man möchte sagen auswühlenven, auch vor grellen Dissonanzen nicht zurückjchreckenden Weise mit dem Thema au«- einander und krantt nur an einem Mangel an Ökonomie. Der Komponist steht gewissermaßen imm er unter Hochdruck, und e« fehl» an Ruhepunkten, um die Steigeiungen sich nicht manchmal überstürzen zu lassen. Aber die Toppelsuge am Schluss« baut sich so mächiig und bezwingend auf, daß sie durchschlug und dem Werke den Erfolg sicherte, von dem sich der Komponist persönlich über zeugen konnte. Der glänzend«» Wiedergabe deS Weike« durch Kutzschbach und Lie Kapelle halte Weier die eine« prächtigen, leben-frohen Händel- schen ToppelkonzertS in k-Dur für Gireich- orchester und zwei vläsercköre vorangehen lassen, Die gelunve Mannhaftigkeit dieser Musik und die ursprünglich« Sptelfreubtgkett, dte da- Werk atmet, wirkten sich bei de, ausgezeichneten Besetzung der Blälerchöre unsrer herrlichen Kapelle unwider stehlich au». — Und d«n Schluß de- genußreichen Abends, der seinem Leiter reichen Beifall eintrug, bildet« «in« schön«, da» Werk au« sich selbst wirken lassend« Wiedergabe der Beethovenfchen V-Moll-Symphont», O. b Va« -er Mira«. Römisch« F»«»»»««". Einen neu«» zch enger, stimmung-mäßiger Verbindung
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