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Hiernach hatte sich der Gauner, dessen wirklicher Name Friedrich August Gerthold, seines Zeichens Schlosser aus Niederpesterwitz bei Dresden, nach Süddeutschland und von dort nach Oesterreich gewendet. Dem von Sachsen aus steckbrieflich verfolgten Verbrcch-r wird nun auch noch in Deutschland der Prozeß gemacht werden. — In Sachen der Ermordung der Witwe Caroli in Dresden liegen noch folgende verbürgte Nachrichten vor: Die Zschachschen Eheleute (der Mann Julius Emil Zschach ist aus Zschopau gebürtig) haben ein ausführ liches Geständnis ihrer That abgelegt. Die Zschach hatte der Caroli, mit welcher sie schon längere Zeit be kannt war, mehrere Sparkassenbücher gestohlen und schul dete derselben außerdem einige Hundert Mark. Als die Laroli jetzt auf Rückzahlung drang und wegen des Dieb stahls mit Anzeige drohte, faßten die Zschachschen Ehe leute den Entschluß, dieselbe aus dem Leben zu schaffen. Zu diesem Zwecke bestellten sie die Caroli vorvergangenen Mittwoch abend in ihre, Pfotenhauerstraße 35 parterre belegene Wohnung und lockten sie unter dem Vorgeben, sie bewahrten das Geld im Keller in einer Lade auf, in ihren Keller. Hier öffnete die Zschach eine daselbst stehende alte Holzlade, in welcher verschiedene Utensilien lagen, und veranlaßte die Caroli, sich daraus etwas her auszusuchen. In dem Augenblicke, wo sich dieselbe über die Lade bückte, wurde sie von Zschach mit einer Hand an der Kehle und mit der anderen am Genick erfaßt und fest gehalten, während die verchel. Zschach mit einem bereit gehaltenen Beile auf den Hinterkopf der Caroli losschlug und derselben dadurch eine große Anzahl von Wunden und Schädclbrüchen beibrachte. Den Leichnam preßten die Eheleute in die Lade, verschlossen dieselbe und dann reinigten sie sich im Hofe die Hände vom Blut. Den Hausbewohnern war nicht das Mindeste ausgefallen. Am nächsten Morgen gegen 4 Uhr begaben sich die Zschachschen Eheleute wieder in den Keller, hoben die Leiche aus der Lade heraus, legten sie in eine andere etwas größere, warfen das Beil dazu und trugen ihre Last nach der Albertbrücke, von wo sie dieselbe vom mit telsten Pfeiler in die Elbe stürzten. Ein gleiches thaten sie in der folgenden Nacht mit der anderen Lade. Da niemand im Hause von der That etwas gespürt hatte, und das Blut im Keller im Sande versickert war, konn ten die Mörder so lange unbehelligt bleiben, bis durch die Anzeige von dem Verschwinden der Caroli der Ver dacht auf sie gelenkt wurde. Das Signalement, welches von mehreren Seiten von den Trägern der Lade ge geben wurde, konnte durchaus nicht auf die beiden Per sonen hinlenken. Die Blutspuren, welche die Polizei anfangs nach den Vororten lenkten, wurden nachträglich als von Rinder- bez. Hundcblut herrührend erkannt.. — Die Erinnerung an jene Zeit, zu welcher unsere brave sächsische Armee vor 25 Jahren den Feldzug gegen Schleswig-Holstein mit anderen deutschen Bundestruppen, Preußen, Oesterreichern und Hannoveranern, unternahm, rufen die kommenden Tage des Monats Dezember wach. Am 23. Dezember 1863 rückte die sächsische Armecbrigade in Lauenburg ein und marschierte bis Schwarzenbeck. Am 24. Dezember ward Altona von den Sachsen besetzt, welches die Dänen sofort verließen. Die Stadt illu minierte und bereitete den Sachsen einen enthusiastischen Empfang. Am 24. Dezember setzte die Brigade ihren Marsch von Schwarzenbeck nach Oldesloe fort und er reichte am 27. Dezember die Gegend von Secgeberg. Am 30. Dezember traf der kommandierende General v. Hake mit dem Stabe in Nowdtorf ein und besetzte tags darauf Rendsburg. Mit Beginn des Jahres 1864 marschierten 2 Bataillone, 2 Schwadronen und 1 reitende Batterie nach Hademarschen in der Richtung auf Frie drichstadt. Namen sei noch vorweg bemerkt, daß der Stern, da in der Nacht vom 11. zum 12. November 1572 der bran- denburgische Kurfürst Johann Siegismund geboren wurde, auch vielfach der „brandenburgische Glücksstern" genannt wurde. Die Astronomen nennen ihn den Tychonischen Stern und führen ihn in den Sternkatalogen und At lanten in der Bayerschen Buchstabenbezeichnung als 3. OussiopejLö. Zur Orientierung am Himmel benutze der Leser am besten die Zeit gegen Ende der Abenddämmerung, in welcher die für den Nichtkcnner verwirrende große Zahl der kleineren Sterne noch nicht sichtbar ist (oder auch die Zeit des Mondscheins, welcher gleichfalls die kleineren Sterne unsichtbar macht). Wendet der Leser nun das Gesicht um 6 Uhr abends nach Nordosten, um 10 Uhr nach Nordunsten, um 12 Uhr vollständig nach Westen, so erblickt er in ungefähr gleicher Richtung diesseits des Polarsternes, wie jenseits des letzteren der „große Bär" (auch „Himmelswagen" genannt) zu finden ist, hoch am Himmel 5 große Sterne, welche je nach der Zeit als ein A oder ein IV erscheinen. Das Sternbild, in welchem sich dieses U befindet, heißt 0a88iop6ju und in demselben befindet sich der Tychonische (nach dem Astronom Tycho de Brahe so genannte) Stern. Hiernach wird jeder den Ort leicht und sicher auffinden können, wenn der so von der Wissenschaft ergründete „Stern der Weisen" den Erdenbewohnern wieder erscheinen sollte. — Auf den sächsischen StaatSeisenbahnen sind nach vorläufigen Feststellungen im Monat November insge samt 6785572 Mark vereinnahmt worden. Diese Ein nahme übersteigt die vom gleichen Monate des Vorjahres mit 521072 Mark insgesamt oder mit 120 Mark pro Kilometer Bahnlänge. Es erbrachten der Personenverkehr 1945515 Mark, der Güterverkehr 4485690Mark und sonstige Einnahmequellen 354367 Mark; gegen die Ein nahme im gleichen Monate des Vorjahres sind dies 172168 Mark im Personenverkehr, 329530 Mark im Güterverkehr und 19374 Mark aus sonstigen Quellen mehr. Bis Ende November sind darnach bei den säch sischen StaatSeisenbahnen im ganzen 72123106 Mark oder um 4952072 Mark mehr vereinnahmt worden, als im gleichen Zeiträume des Vorjahres. Auf jeden Kilometer Bahnlänge entfällt bis Ende November eine Mehreinnahme von 973 Mark. Der Personenverkehr lieferte 21 785963 Mark und ergab gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres ein Mehr von 1254060 Mark, der Güterverkehr lieferte 46 770616 Mark und ergab ein Mehr von 3520528 Mark und sonstige Ein nahmequellen erbrachten 3566527 Mark mit einem Mehr von 177484 Mark. Diese Ergebnisse sind noch nicht dagewesene und sie dürften mit Ablauf dieses Jahres annähernd die Höhe von 80000000 Mark mit einem Mehr von über 5j Millionen gegenüber dem Vorjahre erreichen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich, rp — Eine Neuerung in den täglichen Gewohnheiten des kaiserlichen Hofes ist die, daß die Kaiserin Augusta Viktoria die Weihnachtscinkäufe für ihre Kinder, ihre Verwandten, wie für ihre Umgebung persönlich besorgt. Von , manchen Käufern in den großen und eleganten Ber liner Vcrkaufsläden mögen in den letzten Tagen bei ih rem Eintritt in dieselben 2 Damen in Trauer mit einem Herrn unbeachtet geblieben sein, bis sie denn in der einen die Kaiserin, in ihrer Begleiterin die Oberhofmeistcrin Gräfin Brockdorff, in dem Herrn den Kammerherrn Freiherrn v. Ende erkannten. Die Einkäufe für Weih nachten machte früher der hochselige Kaiser Wilhelm. Zu diesem Zwecke wurde ein unscheinbarer Wagen be fohlen mit Kutscher und Diener ohne Livree. Schon um 8 Uhr früh trat der Kaiser seine Fahrt an, kehrte aber in das Palais zurück, sowie er vom Publikum er kannt worden war. Diese seine Mission hat nun die Kaiserin Augusta Viktoria übernommen, und sie scheint ihr mit besonderer Freude, in der Voraussicht, anderen Freude zu machen, obzuliegen. So sehen die kaiserlichen Kinder jetzt auch zum ersten Male den Berliner Weih nachtsmarkt. Da früher die Eltern nur vom Beginn des Karnevals an ihre Wohnung im kgl. Schlosse inne hatten, so war den kleinen Prinzen dieses Vergnügen vorenthalten geblieben, bis sie es denn jetzt in voller Jugendlust genießen können, denn vor ihren Fenstern im kgl. Schloß bereitet sich das volle buntbewegte Bild des Weihnachtsmarktes aus und an den Fenstern der zweiten Etage kann man die lieblichen frischen blonden Kinder töpfe sehen und die Freude beobachten, die ihnen das bisher ungewohnte Schauspiel unter ihren Fenstern ge währt. — Die Ostafrika betreffende Vorlage wird den Bundesrat, obwohl derselbe vor dem Feste noch eine Sitzung abhalten, seine Ferien- also erst am Schluß dieser Woche beginnen wird, nicht mehr vor Weihnachten be schäftigen, sondern erst im Januar. An den Reichstag dürfte dieser in den Grundzügen bereits festgelegte, be züglich seiner Einzelbestimmungen aber noch mancherlei Unterhandlungen und Beratungen nötig machende Gesetz entwurf erst gegen Ende Januar gelangen. Man beab sichtigt auch noch mit Verlrauenspersonen der Mehrheit des Reichstages, die für den Antrag Windthorst gestimmt und sich dadurch für ein Vorgehen von Reichs wegen in Ostafrita ausgesprochen hat, vor der endgiltigen Fest stellung der betreffenden Vorlage zu verhandeln, um ihr Urteil über die Bestimmungen der letzteren zu hören. Mit England dauern die Verhandlungen ununterbrochen fort und zwar im freundschaftlichsten Sinne. Man darf schon daraus entnehmen, daß der Angriff, welcher, selbst verständlich offiziös, in der „Köln. Ztg." auf die deutsch feindliche Tbätigkeit des englischen Gesandten in Peters burg, H. Morrer, gemacht wird, keineswegs geeignet ist, der deutschen Politik Schwierigkeiten mit dem britischen Kabinett zu verursachen. Herrn Moriers Stellung in Petersburg dürfte vielleicht bald auch dem englischen Kabinett in einem Lichte erscheinen, das eine andere Ver wendung dieses Herrn selbst der englischen Politik geraten erscheinen lassen möchte. — Der aus Berlin ausgewiesene italienische Jour nalist Paronelli hat sich beeilt, sofort nach seinem Ein treffen in Basel an das Schandblatt „La France" in Paris das folgende Telegramm zu richten: „Basel, 14. Dezember, 10 Uhr abends. Ich betrete in diesem Augen- > blicke die freie Schweiz. Der heute Ausgewiesene sendet! einen brüderlichen Gruß Ihrem Mitarbeiter Latapie und ! Herrn Auriol, den gestern Ausgewiesenen. Lassen wir, ! I teure Freunde, jeden lächerlichen Groll beiseite und i geben wir ein Beispiel der Arbeit, damit unsere geeinigten Vaterländer gemeinschaftlich für die Freiheit der Mensch heit wirken. Das Blut, das unsere Väter zusammen unter dem ersten Kaiserreiche für die Verteidigung der französischen Fahne vergossen haben, und später, um die italienische Freiheit zu sichern, legt uns die Pflicht auf, nicht zum Vorteil Bismarcks entzweitru bleiben. Paro nelli." Was soll man zu diesem Aktum sagen? Da der Verfasser soeben von einer polizeilichen Maßregel betroffen ist, wollen wir dasselbe seiner begreiflichen Er regung zuschreibcn. Im übrigen scheint Herr Paronelli durch oie Thatsache, daß er sich sofort an die „France" gewendet hat, die von der Berliner Polizeibehörde gegen ihn ergriffene Maßregel gleichsam rechtfertigen zu wollen. Jedenfalls liegt die Annahme nahe, daß dieser italienische Journalist seit der Ausweisung des Monsieurs Latapie die Korrespondenz des Schmutzblattes „La France" über nommen hatte und ihn aus diesem Grunde das gleiche Schicksal erreicht hat. — Keine andere Angelegenheit nimmt im Augenblick das allgemeine Interesse so sehr in Anspruch, wie das Schicksal Emins und Stanleys. Auch heute fehlt eS an jeder Beglaubigung der von Osman Digma gemachten Mitteilungen, und voraussichtlich werden auch noch Wo chen verstreichen, ehe es möglich sein wird, über den Wert derselben ein Urteil zu gewinnen. Erst wenn auf den bekannten Handelsstraßen Kaufleute aus dem Innern von Afrika nach Suakim oder nach anderen Handels plätzen gelangt sein werden, wird man erfahren können, ob im Innern deS schwarzen Erdteils etwas von der Gefangennahme des „weißen Paschas" bekannt ist. Fehlt jede Kunde davon auch dort — dann freilich darf ls als gewiß erachtet werden, daß Osman Digma eine geschickt eingefädelte Kriegslist ins Werk gesetzt hat, um die Eng länder in Suakim mürbe zu machen und den Fanatis mus der Moslim aufzuftachcln. In London bürgert sich schon jetzt der Glaube an einen solchen Streich mehr und mehr ein. Osman hatte u. a. zum Beweise für die Richtigkeit seiner Meldungen Snidcr-Gewehr-Patronen übersendet, da nach seiner Behauptung nur die englischen Reisenden dieses Modell bei sich führten, während im ganzen Sudan andere Systeme in Gebrauch seien. Die ser Kniff ist indessen durch die Angabe eines früheren Train Offiziers Stanleys widerlegt worden, demzufolge letzterer durchaus nicht diese Art, sondern Winchester- Repetierbüchscn bei sich geführt habe — ein Umstand, der allerdings geeignet erscheint, die Glaubhaftigkeit der gan zen Botschaft Osmans aufs äußerste in Frage zu stellen. Andererseits wird freilich geltend gemacht, daß, wenn auch die Angaben Osmans erfunden sein mögen, dennoch wenig Wahricheinlichkcit dafür vorhanden sei, daß Emin und Stanley sich noch am Leben befänden, denn wenn sie auch nicht von den sie umdrängenden Feinden gefan gen genommen worden sein sollten, so würden sie doch — nach dem von allen Afrikareisenden geteilten Grund satz, im Falle äußerster Gefahr den freiwilligen Tod der grausamsten Gefangenschaft vorzuziehen — ihrem Leben selbst ein Ende bereitet haben. — Das Londoner Fachblatt „Jronmonger", dem man alles andere eher als Deutschfreundlichkeit nachrüh men kann, schreibt über die Fabrikation feiner Eisenwaren in Deutschland wörtlich folgendes: „Die Thatsache ist nicht zu bestreiten, daß in Deutschland die Fabrikation von feinen Eisenwaren in befriedigendster Weise Fort schritte macht. Ein jeder Artikel wird beständig verbes sert, so vollkommen als möglich herzustcUcn gesucht. Es verlohnt sich wirklich, den Schaufenstern der Kaufleute, welche diese Artikel führen, nicht nur in Berlin, sondern auch in Provinzstädten ein wenig Beachtung zu schenken. Man bemerkt die Werkzeuge und andere Fabrikate, welche nahezu als mustergiltig zu betrachten sind, und selbst ein englischer Kritiker mit verwöhntem Geschmack wird die gediegene Arbeit, welche unS vielfach entgcgentritt, be wundern müssen. Ebenso verhält cs sich, wenn man Neubauten besichtigt, nicht nur sog. „elegant eingerichtete, herrschaftliche Häuser", sondern auch Gebäude, welche für Bureaus bestimmt sind; aber auch viele neue Mietshäuser entbehren bei der Verwendung von Eisen und Kupfer nicht ganz eines gewissen Luxus, welcher noch vor 10 Jahren einen ungewohnten Anblick geboten hätte. Viele Artikel entzücken geradezu das Auge, wie z. B. Fenster stäbe, Lampen, Platten, Schlüssel u. dergl., welche aus Eisen oder Kupfer nach mittelalterlichen Modellen ge macht wurden, die in alten Ritterburgen, in Kirchen und Museen aufgehäuft sind. Es ist viel geschehen, um durch Abbildungen und Skizzen diese Altertümer im Publikum bekannt zu machen; zu bezweifeln ist aber, ob irgend et was ohne jenen Ehrgeiz und jene Liebe zu ihrem Hand werk, durch welche so viele deutsche Arbeiter sich aus- zeichnen, erreicht worden wäre. Der intelligente Teil des Arbeiterstandes und einsichtige Fabrikanten haben allein einen gerechten Anspruch auf die Verdienste, welche ohne Zweifel mit dem manchmal geradezu wunderbaren Fortschritt, der in der letzten Zeit stattgcfunden hat, ver bunden sind." Oesterreich - Ungar«. — Die mehrtägige Debatte über die von den Ein-