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um ihnen die ungkhörte Rede zu wiederholen; der Bor- >v sitzende verbot dies; Naqucl erhob unter heftigem Gc° . bärdenspiel Einspruch und wurde zur Ordnung gerufen. ' Die Senatoren sprangen auf und bedrohten ihn mit / Fäusten, einzelne schreiend: „Die Kloakendebatte ist ge schlossen, hinaus mit Ihnen!" — „Gehen Sie Barri- , kaden bauen!" — Andere: „Hinaus! Werft ihn hin- , aus!" Nvquet verließ den Saal mit dem Rufe: „Bei den nächsten Wahlen wird man Euch auskehren! Ich pfeife auf diese Versammlung, vor dem allgemeinen Stimmrecht sehen wir uns wieder!" Erst nach Raquets Verschwinden beruhigten sich die alten Hitzköpfe. — Die Büreaus der 3 republikanischen Gruppen tes Senats haben nun beschlossen, die Rede Challemel-Lacours auf ihre Kosten drucken und in ganz Frankreich verteilen zu lassen. örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 22. Dezember 1888. ff Wie aus der hier bestehenden Körncrstiftung für treue Dienstboten auch dieses Jahr laut der in gestriger Nummer dieses Blattes enthaltenen Bekanntmachung zwei in hiesiger Stadt bediensteten Dienstmädchen, welche über 6 Jahre in demselben Dienstverhältnisse gestanden und sich bestlns geführt haben, der ausgesetzte Preis zuerkannt wurde, so hat auch der Dienstbolmbetohnungsoerein für den amtshauplmannschaftlichcn Bezirk Flöha in letzter Generalversammlung wieder mehrere treue Dienstboten ausgezeichnet und zwar eine Magd in Grünberg wegen üjähriger Denstzeil, einen Knecht in Plaue wegen Sjjähriger Dienstzeit und eine Magd in Falkenau wegen Zjlähriger Dienstzeit. ff-j- Dem Woyllhätigkeitsverein „Stammtisch zum Kreuz" ist es dieses Jahr möglich gewesen, 60 bedürf tigen Personen resp. Familien eine Weihnachtsfreude in Gestalt von Lebensmitteln bereiten zu können. Diese reiche Spende mar dem Verein nur dadurch möglich, daß die von demselben veranstalteten Familienabende so unerwartet zahlreich besucht worden snd. Hoffen wir, daß der „Stammtisch zum Kreuz" dieser gütigen Unterstützung auch fernerhin teilhaftig bleibe, damit auch seine Osterspcnde an würdige Konfirmanden eine recht reichliche werden kann. ff Dem Dirigenten der Landesstraf, und Korrektions. anstatt zu Sachsenburg, Herrn Anstaltsoberinspektor Friedrich August Möbius, ist von Sr. Maj. dem König Albert der Titel dcs Direktors dieser Anstalt mit dem Range in der IV. Klasse der Hofrangordnung verliehen worden. — Mit Beginn nächsten Jahres kommen auch beim kgl. sächs. Armeekorps Querpfeifen zur Einführung. — Nach österreichischen Konsplatsberichten haben sich auf dem serbischen Markte seit einiger Zeit in Zwirnen und Wollgespinsten auch einige sächsische Marken geltend gemacht. — kürzlich haben die Krankenkassen zu Dresden, Leipzig und Chemnitz unter einander einen Vertrag über wechselseitige Aushilfe bei Gewährung von Kranken- Unterstützung abgeschlossen. Darnach verpflichten sich die drei Kassen, erkrankten Mitgliedern, wenn sie sich während der Dauer der Erkrankung anstatt in dem Bezirk der zuständigen Kasse in dem Bezirk einer der beiden anderen Kassen aufhalten, für Rechnung der zuständigen Kasse das diesen Mitgliedern gebührende Krankengeld auSzu- zahlen, für dieselben Arzt und Apotheke zu stellen und Lie Kontrolle derselben ebenso zu übernehmen, als wenn die Betreffenden Mitglieder ihrer eigenen Kasse wären. Die Rechtsansprüche der erkrankten Mitglieder an ihre zuständige Kasse gehen durch diese Vereinbarungen nicht auf die auszahlende und kontrollierende Kasse über, sondern cs bleibt die zuständige Kasse nach allen Richtungen hin ebenso verantwortlich, als wenn das Mitglied sich in dem Bezirk aufhielte. Die Kassen haben den Beitritt zu dem Vertrage allen anderen sächsischen Krankenkassen offen gehalten. — Wie aus Chemnitz berichtet wird, beabsichtigt die „Sächsische Maschinenfabrik" (vorm. Rich. Hartmann) daselbst ihr großes, bisher an der Hartmannstraße gc- legenes Etablissement in nicht mehr zu ferner Zeit nach einem anderen, in der Nähe des dortigen Kohlcnbahn- hofs bei Kappel befindlichen Platze verlegen, den die Ge sellschaft käuflich erworben hat. Obgleich es schon längst vorherzusehen war, daß die Verwaltung dieses Etablisse ments einmal daran denken mußte, den alten, zu einer weiteren Ausdehnung nicht mehr fähigen und auch sonst mit empfindlichen Unbequemlichkeiten verbundenen Bau zu verlassen und eine neue Arbeitsstätte zu errichten, so wird doch die Nachricht hiervon vielen noch überrascht und auch nicht gelegen kommen, denn cs ist gar keine Frage, daß die Verlegung dieses bedeutenden Fabrik- etablissementS, in welchem jetzt über 3000 Arbeiter be schäftigt werden, ganz wesenrüche VerkehrSveränderungen Hervorrufen mi ß. Der größte Teil dieser Arbeiter wohnt jetzt in Stadtvierteln, welche dem Platze der späteren Gcschäftsnicderlcssung gerade entgegengesetzt liegen, und da cs den Arbeitern für die Dauer unmöglich sein wird, täglich — und namentlich in der Mittagsstunde — weite Märsche zu machen, so wird ihnen weiter nichts übrig bleiben, als einen Massenumzug in die Nähe der späteren Fabrikniederlossung vorzunehmcn. Aber auch die an der Hartmannstraße befindlichen Geschäfte werden schwer darunter leiden, wenn sie in Zukunft den Verkehr mit den vielen Arbeitern entbehren müssen, dahingegen kann die „Sächsische Maschinenfabrik" durch d>n Umzug in die Nähe dcs Kohlenbahnhofs nur gewinnen, weil sie dann — was sie bisher vergeblich erstrebt hat — für den Lastenverkehr direkte Bahngeleise von der Fabrik aus anlegen darf. Voraussichtlich werden die durch den Ab bruch der alten Fabrik frei werdenden Plätze zu Bau stellen verwandt und daß die Gesellschaft damit ein vor treffliches Geschäft machen wird, steht außer Zweifel. — Lor einigen Togen beschloß der Rat zu Frei berg mit den Vorarbeiten zur Veranstaltung der Feier dcs 800jährigen Regicrungsjubiläums dcs Herrscherhau ses Wetlin eine besondere Deputation zu betrauen, in dieselbe vier Ratsmitglieder zu wählen und das Stadt- vcrordnetenkollegium zu veranlassen, eine gleiche Anzahl seiner Mitglieder in diese Deputation zu wählen. Die städtischen Behörden beschlossen ferner die Herausgabe einer Festschrift, in der die geschichtlichen Beziehungen der Bcrgstadt zu dem Hause Wettin dargestillt werden. — Die in Dresden herausgegebene „Sächsische Landcszcitung" schreibt: Wir haben des öfteren darauf hingewresen, welch inniger Zusammenhang zwischen dem Judentume und der Sozialdemokratie besteht. Auf die Gründe dieser Erscheinung einzugehen, ist hier nicht der Ort. Nur einige Bemerkungen zur Beleuchtung der selben mögen Platz finden. Daß die Dresdner Sozial demokratie stark verjudet ist, bedarf keines Beweises mehr; auf den Flugblättern erschienen jüdische Heraus geber, jüdische Drucker; in den Volksversammlungen sind jüdische Redner keine Seltenheit. So kommt es denn, daß die sozialdemokratischen Jünglinge ganz von selbst wütende Gegner der Antisemiten werden. Das zeigte sich bei dem Vortrage, den Liebermann von Sonnenberg s neulichgin Zwickau hielt. Die fanatisierten Sozialisten s suchten die Redner zu stören und bekannten sich offen j als Judenfreunde; den Gesang Les deutschen Baterlands- liedcs suchten sie durch das Absingen der Arbeitcr- marseillaisc zu übertönen. Es ist unbegreiflich, daß die Arbeiterschaft in dem jüdischen Großkapital nicht ihren schlimmsten Feind erkennt, daß sie nicht merkt, wie sie in dieser Hinsicht doch nur benützt und geschoben wird. — Auch auf dem internationalen Arbeiterkongreß zu London war das jüdische Element stark vertreten durch die Herren Heppenheimer und Lazzary, Levy und Lavy. Bezeichnend ist es, daß der Antrag, die Arbeitervereine aller Länder aufzufordern, die nationalen und patriotischen Ideen auf- zugcben, von einem Juden gestellt wurde. — Die während der bevorstehenden NeujahrSMeffe in den Räumen der Leipziger Börscnhalle abzuhaltende Garnbörse wird Freitag, den 4. Januar 1889, ihren Arfang nehmen. — Da die Gemeinde Reudnitz bereits mit An fang des nächsten Jahres Leipzig einverleibt wird, ist der soeben erschienene Verwaltungsbericht derselben zum ersten Male, scit Reudnitz besteht, mit dem Titel: „HauShaltplan des Stadtbezirks Reudnitz" versehen. Nach demselben beträgt dieSumme aller Aktiven der politi schen Kirchen- und Schulgemeinde rund 2195000 Mk., die aller Passiven rund 1330000 Mk„ sodaß der Ge samtüberschuß sich auf rund 865000 Mk. stellt. Die Einwohnerzahl der Gemeinde Reudnitz ist gegenwärtig auf 25000 (die 1885er Zählung ergab 18824 Einw.> gewachsen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Bei der Reicdstazskommission zur Vorberatung des neuen GenossenschaflsgesetzeS sind ungemein zahlreiche Bittschriften eingcgangcn, um den Einzelangriff der Gläubiger gegen die Genossen zu beseitigen, dagegen die ausgcschiedenen, noch haftbaren Mitglieder zum Nach- schußverfahrcn für die zur Zeit ihres Austritts schon vorhandenen Verbindlichkeiten heranzuziehen. — Wiener Blätter bringen auf dem Umwege über München d e Meldung, in Spandau werde bereits ein neues deutsches Jnfanleriegcwchr fabriziert, welches alle Vorzüge des französischen Lebelgcwehrcs, aber nicht besten Nachteile besitze. Bekanntlich brachte schon die Berliner „Post" vor einiger Zeil eine gleiche Andeutung. Wenn auch das neue Gewehr vielleicht noch nicht gerade fabri ziert wird, dürfte doch die Konstruktion und die Pulver- qualilät festgesteUt sein. Einer der anerkannten Vorzüge dcs Lcbelgewehrcs ist das rauchlose Pulver, zu dem auch bei uns sicher übergegangen werden wird. — Elsaß-Lothringen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Bevölkerung der Reichslande durch die Krisis der Panamakanalgesellschaft recht empfindlich be troffen wird. In Straßburg und Umgebung sind allein für zehn Millionen Panamakanalpapiere untergebracht. — Aus Ostafrika. In Zanzibar herrscht gewal tige Erregung. Trotz aller Proteste der europäischen Konsule hat der Sultan vierzehn Personen, welche er im Verdacht hat, einen Aufruhr gegen ihn geplant zu haben, auf offener Straße ergreifen und ihnen den Kopf absäbeln lassen. Die Leichen sind von den Europäern entfernt. Unter den Arabern herrscht infolge dieses MassakrcS eine große Bewegung gegen den Sultan und auch gegen die Europäer, die mdcssen ganz unschuldig sind. Der Sultan hat sich alles Zwischenreden der Konsule verbeten. alljährlich aus Deutschland über die französische Grenze kamen. Dem mußte Einhalt geboten werden. Hatte man anfangs nur geflüstert, so ging nun die Sache bald weiter. In dem Lokalblatte des Ortes er schien ein Artikel, der, wenn auch keine Namen genannt wurden, doch ganz offenbar auf Renauds Haus, das „Spionennest", wie es in dem Artikel hieß, gemünzt war. Jean Renaud war schwer gereizt und ließ seinen Aerger auch seiner Frau fühlen. Mühsam besänstigte ihn Claire, die auch schon auf der Straße mit unsreunv- lichen Blicken angesehen wurde. Zu allem Unglück kam noch, daß auch ihr Töchterchen in dieser schweren Zeit starb. Sie war trostlos. Ihre Bitte, einer der Ihrigen möge zum Besuch kommen, schlug Jean kurz ad, die Hetze hatte bereits ihre Wirkung auf ihn ausgeübt; da gegen hatte er nichts einzuwendeu, daß seine Frau auf einige Zeit zu ihren Ellern sich begab. In der Zwischen zeit konnten sich die Gemüter beruhigen. Klara blieb mehrere Monate fern. Als sie zu ihrem Satten heimkehrte, schien die Ruhe völlig wieder herge- teilt. Die junge Frau lebte wieder auf, auch Jean chien ganz zufrieden. Nur der Umstand, daß seine Besitzungen wiederholt von unverschämten Langfingern bestohlen wurden, machte ihm Verdruß. So legte er sich denn eines Nachts, kurz vor Weihnachten, in einer Schutzhütte selbst auf die Lauer. Am nächsten Morgen fand man den Unglücklichen erschaffen auf freiem Felde liegend. Wer die That verübt, konnte man sich wohl Lenken, aber Beweise waren nicht zu erbringen, und so blieb die ganze Untersuchung, wie hier gleich erwähnt sein Mag, resultatloS. „Das ist das Ende!" schrie Klara auf, als sie diese furchtbare Botschaft erhielt. Sie erkannte, daß hier ihres Bleibens nicht mehr sei. Sie telegraphierte an ihren Vater, er wöge sie holen, sie kehre in das Eltern haus zurück. Und Konrad Bauer erkannte, daß dieser Notschrei begründet war, er reiste auf der Stelle ab und hielt bald di« schwergeprüfte Frau, seinen Liebling, umschlungen. Die That hatte furchtbares Aussehen er regt, nun bedauerte man aber doch Frau Claire, und die Behörden erleichterten ihr die notwendigen gericht lichen Vernehmungen so viel wie möglich. Auch ihrem Vater wurde nichts in den Weg gelegt, als er die Ver tretung der Rechte seiner Frau einem tüchtigen Anwalt übergab. Jeans Begräbnis konnte in der größten Stille erfolgen, da sich auf der Besitzung selbst das Erb begräbnis der Familie Renaud befand. Es war wieder der Abend vor Weihnachten, als endlich alles geordnet war; die Abreise sollte unverzüg lich erfolgen. Konrad Bauer war allein in einem Zimmer und ordnete noch einige Sachen, als an die THÜre gepocht wurde. Herein trat in stolzer, frecher Haltung der frühere Diener Charles. Bauer wollte dem Kerl anfänglich die Thüre weisen, aber er dachte an den heißen Boden, auf welchem er sich befand, und fragte kurz, was er wolle. „Tausend Franken," ant wortete der Mensch. „Zahlen Sie die Summe nicht, so schreie ich auS.Sie seien ein Spion, und Siewerden verhaftet." In der Brust des Deutschen kochte der Grimm, aber dann kam ihm eine schnelle Idee. „Gut, ich will das Geld zahlen," sagte er scheinbar nachgiebig, „treten Sie in mein Schlafzimmer, dort ist Geld." Charles schritt vorwärts, aber kaum hatte er ein paar Schritte gethan, als Bauer die muskulöse Faust auf den Kopf des Banditen niederlausen ließ. Charles stürzte zur Erde, er war von dem wuchtigen Schlage betäubt. „So, mein Bursche," knirschte Konrad Bauer zufrieden. Dann band er ihm Hände und Füße, steckte ihm ein Tuch in den Mund, trug den also hilflos Ge machten in ein entlegenes Zimmer und legte ihn dort, auf ein Sola. Als er die Thür abschloß, bemerkte er, wie der Gebundene die Augen ausschlug. Eilig ging es dann zum Bahnhof. Düsteres Schweigen herrschte in der dort versammelten Menge, finster blickte man auf die beiden Deutschen, die gelassen ihr Koupee bestiegen. Fort rollte der Eilzug in die Abenddämme rung hinein, in einer Stunde war man wieder auf deutschem Boden. „Mein Lebensglück I" klagte Klara leise ihrem Vater. Der schüttelte tröstend den Kopf. „Es war eine harte Prüfung für Dich, armes Kind, aber es wird auch wieder ein frohes Fest geben für Dich. Deutsch und Deutsch, und nicht Deutsch und Welsch. Sie passen nicht zu einander!" Durch die Fensterscheiben des Hauses eines deutschen Grenzbeamten leuchtete der Christbaum. Durch Thränen lächelnd blickte die junge Frau zu ihm hinüber, dem Boten schöner Hoffnungen.