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299. > Erscheint tätlich, mit Ausnahme der Eonn- und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich l M. so Pfg., monatlich bo Psg., Einzel-Nrn. s Pfg. Bestellungen nehmen alle Post- anftalten, Posibeten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. - Sonntag, den 23. Dezember. ÄezirksaE^ 1888. Snserate werd« ' mit « Pfg. für d« gefallene jlmpLS- zeile berechn«». «leinfter Inserat«, betrag ra Pfg. Komplizierte und ta» bellarifche Inserat« , nach besondere« Tarif. Inseraten-AMlah>*S für bi« jeweilt-S Abend-Nummer bi« vormittag» l.0 Uhr. gierungsarten: di- parlamentarische Regierung und die persönliche Regierung. Nachdem man vor hundert Jahren mit einer Familie gebrochen habe, deren Ruhm ohne gleichen gewesen in Frankreich, stehe das Land jetzt im Begriff, vom niedrigsten aller Männer mit Füssen ge treten zu werden. (Beifall.) Der Redner führte sodann des längeren aus, der Fehler bestehe darin, daß die parlamentarische Negierung während der letzten Jahre schlecht gehandhabt worden und die Unzufriedenheit unter dem Kabinett Floquet zu sehends gewachsen sei. Alle Gutgesinnten müßten zu sammenstehen, um die Herrschaft eines demagogischen Despotismus zu verhindern. Schon folge die Kammer in ihrer Mehrheit einem Manne, der m t den größten Heldenthaten prahle, ober wenn cs darauf ankommc, sich in Schweigen hüllen werde. Redner glaubte nichk, daß das j tzige Kabinett im stände sei, die von ihm ange- deutcle Politik, welche eine Wendung zum Besseren ver- hüße, zu befolgen, wer si- anwenden woll-, habe Bestän digkeit nötig. Dre Lharlatanspolitik werde Lah-r sort- dauern. Schließlich forderte Redner alle auf, ihre Pflicht zu lhun; die seiner Partei sei es, zu warnen, ob diese Warnung gehört werde, wisse er nicht. Leon Say be antragte, die Rete ChaUemel-Lacours in allen Gemeinden anschlagcn zu lassen. Bei der Abstimmung ergab sich die Beschlußunsähigkeit des Hauses. Floquet verteidigte, obwohl etwas unwohl, seine Politik Boulanger gegenüber und erklärte, die Lage habe sich gcbcsscrt, er habe sein Kabinett gebildet, um gegen die politischen Abenteurer anzukämpfen, und sei dabei von der republikanischen Partei unterstützt worden. Nach einer Erwiderung Says fragte Tolain an, ob die Regierung willens und genügend gc- waffnet sei, um alle Maßregeln zur Ausrottung der Zur Lage in Frankreich. Am Mittwoch har Herr Challemel-Lacour, Senator und Anhänger der Linken, im französischen Senat eine längere Rede gehalten, die starkes Aufsehen erregt, weil si- eine scharfe Polemik gegen den boulangistischen Radi kalismus bildet. Da sie wohl noch vielfach Stoff zu politischen Debatten liefern wird, wollen wir den Haupt inhalt hier folgen lassen. Es handelte sich um das Budget. Challcmel bemerkte, er wolle versuchen, die Ursachen der bedenklichen Lage des Landes und die Ge fahren der seit langer Zeit von den verschiedenen Kabi netten befolgten Politik darzulcgen. Heule, nach siebzehn jährigem Bestehen, sehe die Republik sich einer Bewegung gegenüber, die nicht unerwartet gekommen sei, die aber mit einer so erschreckenden Heftigkeit auftrete, daß ihr in der Geschichte Frankreichs nichts an dte Seite gestellt werden könnte, das in ähnlicher Weise demütigend für die Vernunft und beunruhigend für den Purwusmuö sei. (Beifall.) Auch die Regierung sei von einem Teil der Verantwortung für den Erfolg der Feinde der Republik nicht freizusprechen. Man habe den guten Willen gehabt, sei aber zu weit gegangen. Wie dem aber auch sei, die Unzufriedenheit sei da und sie habe ein bedrohliches Aussehen angenommen, feit die Radikalen die Regierung führten, und zwar hauptsächlich deshalb, weil diese ihr Versprechen nicht gehalten hätten. Ein anderer Grund sei der fortwährende Wechsel der Mi nisterien, der Las parlamentarische Regiment nur verächt lich mache. Diejenigen, welche diese Unzufriedenheit aus- beuteten, tobten gegen die Verfassung, und diejenigen, denen die Verfassung der letzte Wall sei, tobten ebenfalls gegen die Verfassung. Es gebe zwei mögliche Re- IN gtsiilligtii BeachtW. Die nächste Nummer Bl. ist das am Brontag nachmittags von 2 Uhr an zur Ausgabe gelangende Blatt und werden Inserate für diese besonders zu Berguügungsauzcigcn geeignete Nummer rechtzeitig, «piieste»» aber bis vormittag erbeten. Oie Lrpeäitiou «les I»»eb>Ltte8. -k'-"»« m-i d - « dl, UM«- S-n-b-r >u -U-m E SM-» «-»-» M« s° w." L°-"- — sehen- die allgemeine Ansicht geht jedoch dahin, daß die Rede' welche die Zusammenfassung aller gemäßigten Ele mn e ohne Ausschluß der Monarchisten anstrebt, zwer Ur- » M> - M-» daher nicht zu erwarten, dagegen ist unzweifelhaft, daß sie den auf den Sturz Floquets abzielenden Bestrebungen neue Nahrung geben wird. Die Erbitterung des Senats gegen Boulanger machte sich übrigens am Donnerstag in einem wüsten Auftritte Luft. Bei Beginn der Sitzung zog Leon Say feinen Antrag, Chaüemels Rede anzu schlagen, zurück. Der boulangistische Abgeoronete Naquet betrat die Rednerbühne, ungeheures Geschrei empfing ihn, die Senatoren brüllten mit jugendlichem Grimm: „Hinaus, nieder mit den Cäsaristen, fort mit Dir, Elen der !" Naquet versuchte zu sprechen, das Jndianergeheul der Senatoren dämpfte jedoch vollkommen die schwache Stimme des verwachsenen Männchens, man hörte nur etwa die Worte: „Ich mache mir SayS Antrag zu ei gen." Lareinty unterstützte Naquet, dessen Antrag indessen mit allen gegen seine und Lareinty? Stimme verworfen wurde. Naquet begab sich dann zu den Stenographen, AchmckMe WmlmsamlM der Ortskrankenkasse r" "h-- Donnerstag, den SV. Dezember 188 , im Erbgek'cht. Statuten. Tagesordnung: ^"^n^eren Arbeitgeber ist wegen Das Erscheinen sämmtlicher Kassenuntglieder und Wichtigkeit der Tagesordnung sehr erwünscht- Vorstand. Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadlrats )U - —„ ^7^_7 » » - Snserat-AuftrSge übernehmen außer der BerlagSerpedition auch deren Zeltungsbaten, auSwtlrtv sümlliche BllreauS und FMalstellen der Annoncenexpeditton^ JN^<neMMer Mtmaxn. Haasenstem L Vogler — L. L. Daube L Ko. rc. —; außerdem m ÄuerSwalde Hr Gastwirt Anton Richter (im Erbgericht), in Deutsch und Welsch. Eine Geschichte zu Weihnachten von Michael Horn. (Nachdruck verbalen.) (Schluß.) Jean Renaud traf ein. Er bereitete in mehrfacher Beziehung Ueberraschungen. Er sprach leidlich deutsch; er sagte, er habe nicht eher kommen wollen, als bis er sich ungefähr habe verständigen können und die deutsche Sprache sei für eine französische Zunge so entsetzlich schwer; dann aber war aus dem Knaben ein auffallend hübscher junger Mann geworden, dessen gewandte und artige Manieren den besten Eindruck machten. Konrad Bauer war im ersten Moment ganz verblüfft über die Erscheinung des Ankömmlings, dann aber begrüßte er ihn um so herzlicher. Als er bemerkte, wie das Gesicht seines hübschen Töchterchens sich bei der Bewillkommnung des Fremden lebhaft rötete, kam ihm ein merkwürdiger Gedanke. „Ach was, dummes Zeug," brummte er dann vor sich hin, „es ist ja ein Franzose; wie sollten die Beiden wohl auf Liebesgedanken kommen?" Aber wenn der fremde Gast auch ein Franzose war, die Liebesgedanken kamen doch. Zwischen all den fran zösischen Gesprächen, die Klara mit Jean „zu ihrer Uebung" führte, flogen unsichtbar die goldenen Pfeile des neckischen Gottes hin und her, und sie hatten ge troffen, ehe sie es selbst recht wußten. Jean Renaud war ein offener und ehrlicher Mensch und so sprach er denn bei einem JagdauSfluge seinem Wirte gegenüber aus, was er auf dem Herzen Halle. Konrad Bauer blickte den jungen Mann wohlgefällig an, er gefiel ihm vortrefflich, aber auf seiner Stirn zogen sich doch schwere Sorgentallen zusammen. „Sie missen, ich bin mein eigner Herr seit meines Vaters Tod, und meine Muller sagt zu allem Ja, was ich Ihne. Geben Sie mir Claire zur Frau, ich mache sie glücklich!" bat Jean wieder. „Offenes Wort gegen offenes Wort!" antwortete Konrad Bauer, „Jean, mein lieber Junge, auf der Stelle sollen Sie das Mädchen haben, aber Sie sind Franzose, Klara ist eine Deutsche. Wie Ihre Lands leute gegen uns gesinnt sind, wissen Sie am besten selbst. Ich fürchte, meinem Kinde werden schwere Unannehm lichkeiten in Ihrer Heimat erwachsen, wenn sie dorthin als Ihre Frau kommt." Jean lächelte. „Fürchten Sie das nicht. In unserem stillen Ort, der ja auch nur wenige Meilen von der jetzigen deutschen Grenze liegt, ist man nicht so fanatisch gesinnt, wie in Paris. Und zudem wird Claire als meine Frau ja Französin. Wer sollte ihr etwas thun?" Konrad Bauer erhob noch zahlreiche begründete Einwände, aber was half alles? Auch seine Frau schlug sich auf die Seite der Liebenden und so gab er endlich nach. Als der Weihnachtsbaum brannte, tauschten unter ihm Jean und Klara die Ringe. Jeans Hoffnungen schienen sich wirklich erfüllen zu wollen. Drei Jahre lebte das junge Paar nun schon glücklich, ein Mädchen erhöhte die Zufriedenheit mit ihrem Lose. Wohl wurde die junge Frau anfänglich „eine Preußin" genannt und sie verheimlichte auch nie ihre Abstammung, aber ihre Liebenswürdigkeit und die Klugheit, mit welcher sie allen politischen Erörterungen aus dem Wege ging, bereiteten ihr eine äußerst ange nehme Lage. Selbst Konrad Bauer mußte sich bei seinen Besuchen, die er alljährlich wiederholte, überzeugen, daß seine Klara eine glückliche junge Frau war. Zum dritten Male hatte Konrad Bauer seine Kinder besucht und zum ersten Male passierte ihm einiger Aerger. Jean hatte einen neuen Diener, der dem Schwieger vater seines Herrn mit unverkennbarem Trotz gehorchte. Der alte Herr hatte dem unverschämten Menschen den Kopf gehörig zurechtgesetzt und als dieser mit feindseliger Miene etwas von „Prussien" murmelte, hatte er ihm « ^wiesen. Als Jean Renaud von dem Vor fälle hörte, ließ er Charles, den Diener, vor sich kom men, kanzelte ihn tüchtig ab, und als dieser erwiderte, emem Preußen diene er nicht, warf ihn der junge Mann die Treppe hinunter: „Warte, Kanaille, ich werde Dir Respekt lehren." war nach Deutschland zurückgekehrt Vorfalles gar nicht mehr. Aber seine b daran denken. Der rachsüchtige Eifrigeres zu thun, als die LeMgegen Renaud und seine Frau aufzuhetzen. Geaen Klara «Ltt >u --»-im. Lr ft- ftch-° -ft, SMn, -im- vo»