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in der Fabrik sofort und vor dem Eintreffen des Arztes i die erste Hilfe zu leisten. Dieser Kursus soll im Januar beginnen und wird 10—12 Abende in Anspruch nehmen. Der Vercinsbeitrag für 1889 wurde auf 10 Pf. für jeden beschäftigten Arbeiter festgesetzt. — Ueber die Typhusepidemie, von welcher zu An fang d.J. die Stadt Chemnitz hcimgesucht wurde, hat neuerdings der dortige Bezirksarzt vr. Flinzer eingehende statistische Mitteilungen veröffentlicht, denen zu entnehmen ist, daß die Gesamtzahl der Erkrankten 2516 oder 2,1 Proz. der Bevölkerung betragen hat. Bon den 215 Straßen, welche Chemnitz auswcist, wurden 173 oder 80,5 Proz., von den 3573 Häusern 1398 oder 39,1 Proz. vom Typhus heimgesucht. Die Sterblichkeitsziffer war für die Altersklasse von 51—60 Jahren mit 29,7 Proz. am höchsten, bei der Altersklasse vom 7.—10. Lebensjahre mit 5,2 Proz. am niedrigsten. Beim Mili tär starben 6,8 Proz. der Erkrankten. — Das jetzt überall hervortretende Interesse für die kolonialen Fragen erhielt einen neuen greifbaren Aus druck durch die am Sonntag in Dresden erfolgte Be gründung einer Sektion des zu Köln ins Leben getre tenen „Afrika - Vereins deutscher Katholiken zur Unter drückung der Sklaverei". Zu der im katholischen Ge- sellenhauS stattgefundenen Versammlung erschien auch Bischof vr. Bernert, während den Hauptvortrag des Abends Herr Hofprediger Dienst hielt. Gegen 200 Personen, Männer und Frauen, haben bereits gegen Zahlung eines MtnimalbeitrageS von 1 M. die Mit gliedschaft erworben. — Für Jungfrauen und jüngere Witwen, welche gesund sind und nicht nähere Pflichten gegen Angehörige zu erfüllen haben, bietet sich durch den Eintritt in das seit Michaelis d. I. bei den vereinigten Landesanstalten zu Hubertusburg eröffnete Pfleger Haus ein schöner Lebensberuf, der neben einer sicheren äußeren Stellung reiche innere Befriedigung bietet, sowohl durch die dank bare Anhänglichkeit der Verpflegten, als durch das Leben in Gemeinschaft mit gleichgesinnten Berufsgenossen. Bis jetzt sind 30 Probepflegerinnen in der Ausbildung für den Dienst an kranken, Siechen, Irren, Epileptischen und Blöden begriffen; da aber der Bedarf noch lange nicht gedeckt ist, so soll mit Neujahr ein neuer Kursus beginnen. Bei dem großen Umfange der Anstalt Hu- bertusburg und der großen Verschiedenheit der in ihr Versorgten können die Pflegerinnen je nach Begabung und Neigung bei Alten und Kindern, bei körperlich und geistig Kranken, bei Siechen und Gebrechlichen beschäftigt werden. Da die irren Frauen vielfach mit Landwirt schaft beschäftigt werden, so ist auch der Eintritt solcher erwünscht, welche landwirtschaftliche Arbeiten betrieben haben. Ernste und tüchtige Mädchen, welche unter willigem Verzicht auf weltliche Vergnügungen ihren leidenden Mitmenschen dienen möchten, Alleinstehende, die gern für ihre Lebenszeit ein dauerndes Heim hätten, Unbeschäftigte, die gern durch einen Beruf ihr Leben ver schönern möchten — sie alle finden in dem Pflegerinnen hause das, was sie suchen. Schriftliche Anmeldungen unter Beifügung einer Lebensbeschreibung, eines obrig keitlichen Zeugnisses über Unbescholtenheit und womöglich eines Zeugnisses von einem Geistlichen sind an den Leiter des Pflegerhauses, Pastor Naumann in Hubertusburg, zu richten. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Der Kaiser hat an nachfolgende Offiziere und Mannschaften des ostafrikanischen Geschwaders für per sönliche Auszeichnung in den Kämpfen an der Küste des deutschen Schutzgebietes in Ostafrika Auszeichnungen ver liehen: 1) Dem Chef des Geschwaders, Kontreadmiral Deinhard, der Rote Adlerorden 2. Klasse mit Eichen ¬ laub und Schwertern. 2) Von S. M. S. „Leipzig": Donner, Korvettenkapitän, der königliche Kronenorden 3. Klaffe mit Schwertern; Meier II., Wuthmann, Leut nants z. S., der königliche Kroncnorden 4. Klasse mit Schwertern; Gerhardt, Bootsmannsmaat, Bahrs, Ober matrose, Gerhardt, Spieß, Matrosen, das Militärchren- zeichen 2. Klasse. 3) Von S. M. Kreuzer „Möwe": Ferber, Kapitänleutnant, der Rote Adlerordcn 4. Klasse mit Schwertern; Eismann, Klein, Toll, Wagner, Kornetzky, Schneider, Matrosen, das Mililärehrenzeichen 2. Klasse.! — Pie französischen Zeitungen und die „deutschen Spione"! Auf dies in letzter Zeit wiederholt erörterte Thema kommt die „Norddeutsche" abermals zu sprechen, indem sie folgenden Hieb nach Paris führt: „Wir haben bereits vor einigen Tagen auf die eigentümlichen Listen hingewiesen, welche die französischen Zeitungen von ver hafteten deutschen Spionen ausgestellt haben. Nach der Methode, welche die Franzosen jetzt den Deutschen gegen über in Anwendung gebracht haben, dürften sich dieselben noch täglich vermehren und in naher Zukunft eine ganz beträchtliche Länge erreichen. Die Art des Verkehrs ist nämlich augenblicklich in Frankreich die folgende: Irgend ein beliebiger Patriot faßt irgend ein beliebiges Indivi duum, das er hat deutsch sprechen hören, am Kragen, erllärt cs für einen Spion, macht von seiner Heldenthat den Zeitungen und Behörden Anzeige und sieht am näch sten Tage zu seiner und seiner Gesinnungsgenossen gro ßen Befriedigung in den Zeitungen abgedruckt, daß es wiederum gelungen sei, sich eines geheimen deutschen Agenten zu bemächtigen. Der Polizei bleibt natürlich, sobald sie die Sache untersucht hat, nichts weiter übrig, als den unschuldig Verhafteten wieder frei zu lassen. Dieser kehrt dem ungastlichen Lande den Rücken und da mit hat dann die Geschichte ihr Ende erreicht. Jeden falls kann schon heute aus den vorliegenden französischen Listen konstatiert werden, daß die Zahl der aus Deutsch land ausgewiesenen Franzosen bei weitem nicht so groß ist, als die Zahl der aus Frankreich ausgewiesenen Deut schen. Wenn die französische Presse nun geltend macht, daß die aus Deutschland ausgewi-senen französischen Of fiziere der Spionage nicht überführt worden seien und daß nichts gegen sie vorliege, wodurch sie belastet wür den, so trifft das auch bezüglich der aus Frankreich aus gewiesenen Deutschen zu; denn wenn es den französischen Behörden möglich gewesen wäre, auch nur das geringste Thatsächliche aufzufinden, was den wirklich verhafteten Deutschen hätte zur Last gelegt werden können, so wür den diese auch gehörig bestraft worden sein." — Kus Zanzibar wird berichtet, das französische Kriegsschiff „Destaing" sei dort angekommen und werde an der Unterdrückung der Sklavenausfuhr teilnehmen. < Oesterreich - Ungar«. — Am Montag ist in Wien hochbetagt Graf Leo Thun, der Senior der gräfl. Thunschen Familie, welche u. a. Letschen zu ihren Besitzungen zählt, gestorben, ein Staatsmann, mit dessen Namen die neuere österreichische Geschichte vielfach verknüpft erscheint. Durch den Tod des Grafen verliert die klerikal-feudale Partei ihr geistiges Oberhaupt. Er war der Schöpfer des Konkordats, das Beust im Jahre 1871 abschaffte. Die Verdienste, die sich Thun als Unterrichtsminister in den fünfziger Jahren um die Organisation der Mittelschulen und Universitäten erworben, werden von Freund und Feind anerkannt. Seine persönliche Lauterkeit und seine Prinzipientreue werden auch von jenen Blättern gewürdigt, die seinen politischen Einfluß als verhängnisvoll und verderblich bezeichnen. Serbien. — Das Gesamtresultat der großen Wahlen liegt jetzt vor; cs sind gewählt 505 Radikale, 88 Liberale, 4 Fortschrittler und 19 Kandidaten unbestimmter Partei" richtung. Hand, erhob er sich und räusperte sich. „Herr Lorn!" — „Run?" fragte dieser sich umwendend. Der Früh- stückswein hatte seine Wirkung nicht verfehlt, Herr Eber hard sah recht freundlich aus, und Ernst Leist war seiner Sache gewiß. Er hatte seinen Antrag in schöne Worte kleiden wollen, aber da bei solchen Gelegenheiten neun von zehn jungen Männern erfahrungsmäßig Dummheiten machen, so platzte er heraus: „Ich bitte um die Hand Ihrer Tochter!" Herr Eberhard sagte gar nichts zu erst. Dann fragte er langsam: „Sagen Sie einmal, haben Sie während meiner Abwesenheit vielleicht einen Frühschoppen getrunken?" — „Nein!" — „Nun, wie kommen Sie mit einmal auf solche Gedanken?" — Ernst Leist hielt die kleine gestickte Bürste hin: „Die haben Sie mir eben mit den Papieren gegeben." — „Das ist von Lucie!" rief der Herr Chef erstaunt. „Warren Sie einen Augenblick." Er rief einen Markthelfer und be orderte diesen, seine Tochter für einen Augenblick zu rufen. Bis diese erschien, fragte er: „Sie haben ein ganz hübsches Vermögen, nicht wahr?" — „60000 Mark, Herr Lorn!" Da trat Lucie ein. „Für wen ist das Ding?" fragte Herr Eberhard, auf die Arbeit deutend. Lucie fuhr zusammen. „Ein Weihnachtsgeschenk für Dich sollte es fein, Papa, Du siehst ja doch „sL. L.". Aber wie kommst Du dazu?" Herr Lorn brach in ein herz liches Lachen aus. „Na, nehmen Sie mir cs nicht übel, Herr Leist, waren Sie aber auf dem Holzwege. Denke Dir nur, Mädchen, er glaubte, das Dwg wäre für ihn, und er sah darin eine Aufforderung, mich um Deine Hand zu bitten. Nun kannst Du wieder gchen!" Lucie blieb aber flehen und blickte mit gerötetem Gesicht zu dem tödlich verlegenen jungen Mann herüber. „Wenn Du damit einverstanden bist, Papa, ich bin cs", sagte sie dann, ihm um den Hals fallend. Eberhard Lorn wehrte seine Tochter ab. „Also doch, also doch", lachte er. „Herr Leist, ich gratuliere zu Ihren kaufmänmsa cn Kenntnissen, Sie wissen die günstige Konjunktur wie kein zweiter zu erfassen. Nun aber schnell, bedanken Sie sich bei Ihrer Braut für das Weihnachtsgeschenk, und dann bitte rch mir aus, daß bis 3 Uhr die Briefe zur Unter schrift bereit liegen!" Eine Minute nachher eilte Fräu lein Lucie im Sturmschritt wieder nach oben, ohne daß sie es wagte, die jungen Leute anzublicken. Die zrrbra- chen sich den Kopf über das, was soeben im Privatkabinctt des Chefs vorgegangen war. Und Ernst Leist zerbrach sich auch den Kopf über die Beantwortung seiner Briefe. Noch nie war es ihm so schwer geworden. sl> v a-, Li v - -trat 8 e ids kra°^ unter Ga zu den de Zahlungen stattet. Ein 8 «er, no zu kaufen Offert Billard- Hainichi iv 3 n Sv kV 3 -4 - » ft 8 v kq s kft ! L »i. >«r- O kV kV s T. ß e V v L 8 . Eine Gimpeltanbe Mhat sich verflogen. Gegen Be- lohnung abzugeben Freiberger Straße 2069. ein für Neujahr. Heymann, Hausdorf. In all KLWwIll ter- i sedrikte Merk! dH Lari ^VoklllliiLL-Kesllvd. Eine Wohnung, womöglich parterre, im Preise von 240—300 M. wird von Ostern 1889 ab zu mietheu gesucht. Angebote zu richten unter Ik an die Exped. d. Bl. Amerika. — Vereinigte Staaten. Die New-Uorker Zei tungen ergehen sich noch immer in Betrachtungen über den grauenhaften Umfang des Wahlbetrugcs und über die schamlose Offenheit, mit der er betrieben wurde. Männer aller Parteien, Senatoren, Abgeordnete, Richter, Anwälte, Geistliche treten auf, um offen anzuerkennen, daß die Republik vor einem Abgrunde stehe. Richter Gresham von Indiana, einer der Mitbewerber Harrisons um die Präsidentschaft, sieht eine Revolution im Anzuge, wenn der Staat keine Abhilfe zu schaffen vermöge, und sagt: „Es sind hochgestellte und vorgeblich respektable Leute, welche diese ungeheuren Geldsummen ausbringen, wohl wissend, wozu sie verwendet werden sollen, Leute, die sich heute ganz offen mit Korruption beflecken und morgen fromm zur Kirche gehen." Von der Ueberfüh- rung eines einzigen solchen hochstehenden Mannes Hof Gresham eine Wendung zum Besseren; da aber bei einem Stiwmenschacher, wie er hier betrieben wurde, beide Parteien schuldig sind, so ist eine Ueberführung fast unmöglich. Aus diesem Grunde dürfte auch eine etwaige Untersuchung der Angelegenheit durch einen Kon greßausschuß im Sande verlaufen. Es würde dabei allerdings eine gründliche Enthüllung des ganzen scham losen Treibens herauskommen, aber das wäre nur von akademischem Wert, denn in Wirklichkeit läßt sich die Nation über diese Dinge keine grauen Haare wachsen. Wer sich darüber gesprächsweise ereifert, wird höchstens als „Grüner" belächelt. Lc. Vermischtes. * Ein schrecklicher Unglücksfall, welcher sich in Metz ereignete, sei als Mahnung mitgeteilt. Die Arbeiterfrau Kreß verließ morgens ihre Wohnung, ihre beiden Kinder, einen Knaben von 4 Jahren und ein Mädchen von 2 Jahren, dort zurücklassend. Das Mädchen schlief in ihrem Betlchcn, der Knabe spielte im Zimmer. Als die Mutter gegen 12 Uhr zurückkam, bot sich thr ein grauen hafter Anblick, das Mädchen war mit seinem Bette ver brannt, der Knabe erstickt. Da die Frau vor ihrem Weggang das Feuer im Ofen gelöscht hatte, ist nur an- zunehmen, daß der Junge ein Streichholz im Zimmer gefunden und damit das Bett in Brand gesteckt hat. * Eine große Antisklavereiversammlung hat am ver gangenen Sonntag in Lüttich in Belgien stattgefunden. 2000 Personen nahmen daran teil. Der Bischof 9r. Korum von Trier hielt die Hauptrede und erklärte in derselben, die Kirche müsse in Afrika überall das Kreuz aufpflrnzen. * Die Vorliebe des russischen Kaisers für die Zucht musterhafter Biehrassen — so schreibt man der „Düna- Ztg." — ist überall bekannt. Auf den kaiserlichen Do mänen von Pelerhof wird die Viehhaltung nach kaiser lichen Anordnungen im großen Stil betrieben. Alle zwei Jahre erfolgen Ankäufe von edclstcn Zuchtviehcxemplaren im Auslande. Jetzt wiederum ist eine Herde von 5b Stück für die kaiserlichen Domänen in Pcterhof über Lübeck nach St. Petersburg per Dampfer gebracht worden. Die Herde besteht nur aus Stieren, Kühen und Stärken, welche in Breslau und auf anderen landwirtschaftlichen Ausstellungen die ersten Preise erhalten haben. Es ist in der Thal eine Sammlung von Prachtexemplaren simmenthaler, holländischen, breitenburgischen und englischen Viehes, die bei der Ueberführung in die Stallungen nach Peterhof ein sehr großes Publikum anzoz. Durchschnitt lich mit 380 Rubel das Stück bezahlt, repräsentiert diese neue Musterkollektion einen Wert von 31000 Rubel. Kaiserliche Beamte leiteten den Transport. otrsst lln- tea/i llut. Frankenberger Kirchennachrichten. kreltnx, den 21. verember. Abends 18 Uhr: AdventS- goileSdiensl; Herr Archwiat. Helbig. Separierte ev.-tuth. Dreieinigkeitsgemeinde nngeäuderte Augsb. Kans. Donnerstag, de» 2V Dezember. Abends 8 Uhr: Advents- predigl Schneider). Kircheunachrichten für Ebersdorf und Lichtenwalde. Freitag, den 21. Dezember. Vorm. 10 Uhr: Feier de« heiligen Abendmahls in der SliflSkirche. (Herr ?. Fischer aus Ober wiesa.)