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1888 296 Donnerstag, den 20. Dezember. LrMk-»berE Taget, . -a<. ^ezrrksaE^ Ansirate werd« «it « Pfg. f«r dÄ »efpaltrne «arpich- »<lle berechnet. Kleinster Inserate» betrag 2« Pfg. ko m^ltjierteunb ta bellarische Inserat« t »ach besondrrem Laris. Inseraten - Lnnab«»e für die seweUW LdenixNamiuer AI vormittag» 10 Wk Erscheint täglich, mit Ausnahme der Eonn- und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. da Pf«., monatlich d0 Pfg., Einzel-Nrn. 5Pfg. Bestellungen nehmen alle Post anstalten, Postbeten und die Ausgabe stellen der Tage blattes an. ÄmiMatt der Lönigl. Amishanpimannschast Flöha, des Löaigl. Ämisg-richl- md des Stadtrats M Frankenberg Pekanntmachunn. 1887^ Reichsgesetzblatt°K der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni Lreiie des Hauvtma?kfv?!.^^^ bem Durchschnitte der höchsten Tages- «in vom Äunoe« rm Monat November festgesetzte und um !Äst-n innert '-Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartier- ?urBerabre2 aelana^?MMonat Deeember an Militärpferde für 50 Kilo Seu 5 M ?» Marschfourage betrögt für 50 Kilo Hafer 8 M. 53 Pf., für 50 Kilo Heu 5 M 38 Pf, und für 50 Kilo Stroh 3 M. 68 Pf. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 15. December 1888. - v. Gehe. U Anctionsbekannimachnng. Im RacUonSlomI« t,S h«I!»c- »««,-richt« M» >« 8oiu»akv»S, «len SS. Sie»«« «anato, Vormittags S Uhr anderweit Mas- und Steingutwaareu, sowie Puppen gegen sofortige Bezahlung versteigert werden, was hierum zur öffentlichen ftennlniß gebr ch Frankenberg, den 19. December 1888. -«„s-lkist Der Gerichtsvollzieher des Könrgl. Amtsgerichts daselbst. Grützner. Lrtlichcs md LäWfch« . Frankenberg, 19. Dezember 1888. -j- Dem Herrn Rittmeister und Eskadronchef v. San- dersledcn im 2. Husarenregimente Nr. 19 (Garnison Grimma) ist von Sr. Mas. dem König Albert die Er- laubnis erteilt worden, den ihm kürzlich vom Kaiser verliehenen kgl. preußischen Nolen Adlcrorden 4. Klasse anzulegen. — Das soeben erschienene neue Verzeichnis der Mit glieder des national-liberalen Vereins für Sachsen wird eingeleitet durch einen „Rückblick auf die Geschichte der naiionalliberalen Partei in Sachsen", von dem lang jährigen Führer der Partei, Professor Biedermann. Derselbe findet die ersten Anfänge der national-liberalen Partei Sachsens schon in den 40er Jahren, in der da- maligen gemäßigt liberalen Partei, w.lche neben dem liberalen Gedanken auch den nationalen Gedanken pflegte. Aus dieser gingen 1848 die Deutschen Vereine hervor, welche sich rückhaltlos sür die „Reichsverfassung vom 28. März 1849" erklärten. Dieselbe Partei suchte dann im Landtage 1849s5O Sachsen bei der preußischen Union festzuhaltcn, was zu dem bekannten Beustjchcn Staats streiche (Wicdcreinderufung der alten Stände) führte. Beinahe 10 Jahre lang ruhte dann das politische Leben in Sachsen. 1859 gewann der „Deutsche National verein" auch in Sachsen eine Anzahl Mitglieder. Die eigentliche Geburtsstunde der jctz-gen nationalliberalen Partei ist aber das Jahr 1866 Schon in dem gesetz gebenden Norddeutschen Reichstage (1867 ff.) war sie durch 3, im ersten Gesamtreichstage (1871 ff.) durch 4 Abgeordnete vertreten. Auch in der sächsischen Zweiten Kammer bildete sich seit 1869 eine nationaltiberale Fraktion, welche einmal bis auf 24 Mitglieder stieg. 1874 entstand der „Reichsvcrcin für Sachsen", dessen Angehörige zum allergrößten Teile Nationalliberale waren. Er verkündigte und bestätigte den Grundsatz, bei Reichslagswahlen, unter Absehen von jeder sonstigen Partcirichtung, lediglich die Feinde des Reichs und der gesellschaftlichen Ordnung zu bekämpfen. Da die wenigen ! Konservativen und Linkslibcralen, welche ihm anfangs I beigetrclen waren, allmählich wieder abfielen, so nahm der Reichsverein 1882 den seiner dermaligen wirklichen Zusammensetzung mehr entsprechenden Namen „National- liberaler Verein für Wachsen" an. Die Zahl der national- liberalen Abgeordneten im Reichstage, 1874 7, sank bei den Neuwahlen 1878 aus 5. Von der Sezession 1881 hatte die nationalliberale Partei Sachsens ebenfalls zu leiden. Ihre Mitgliederzahl für den Reichstag betrug 1884 nur noch 3. Dem „Heidelberger Programm" und der „Berliner Erklärung von 1884' (beide sind in einem Anhänge zu dem Verzeichnis abgedrucke) traten die Nationalliberalen Sachsens bei. Nach Auflösung des Reichstages anfang 1887 schlossen dieselben mit den Konservativen jenes Kartell, welches, verbunden mit einer ungewöhnlichen Rührigkeit der reichSlreucn Wähler, zu dem glänzenden Wahlresultat vom 21. Fevruar 1887 führte, der Verdrängung der Sozialdemokraten und Deutschfreisinnigen aus sämtlichen sächsischen Wahlkreisen bis auf einen. Das Kartell wurde auch für die Land- tagswahlen von 1887 erneuert und streng durchgeführt. Das Mitgliederverzeichnis selbst weist ein Wachstum der natwnallivcralen Partei in Sachsen auf; es enthält 879 Namen von Mitgliedern aus den verschiedenen Teilen des Landes. — Der Vorstand des deutschen Kriegerbundes ver öffentlicht in seinem amtlichen Organ der „Parole" fol gende kennzeichnende Erklärung: „Im Reichstage haben die Sozialdemokraten di- Gelegenheit vom Zaune ge brochen und sind gegen Unregelmäßigkeiten, die bei drei bis vier Krregervereinen vorgekommcn sein sollen, zu Felde gezogen. Bedenkt man zunächst nun, daß bei mehr als 10000 in Deutschland bestehenden Kriegcr- vereinen mit mindestens 8—900000 Mitgliedern nur jene wenigen Fälle, trotz aller angewendeten Mühe, her vorgebracht werden konnten, so wird jeder Deutsche schon zugeben — das ist gesucht. Wir merken aber die Absicht jener Sozialdemokraten, die darin gipfelt, sie möchten gern in diese Verbindung alter, ehrenwerter, ehemaliger Soldaten eindringeu, möchten diese Vereinigung gern zer trümmern und für ihre Zwecke benutzen. Jene bedauerns werten Verirrten, zu denen wohl auch, leider sei es ge ¬ sagt, ehemalige Soldaten gehören, finden aber bet den Kriegerocreinen Deutschlands kein Gehör, keine Aufnahme. Kameraden I Nie und nimmer können und dürfen Sozial demokraten in unsere Vereinigungen ausgenommen werden, denn jene wollen von der allen deutschen Treue, An- bänalichkeit und Liebe zu Kaiser und Reich, zu Fürst und Vaterland nichts wissen, achten keine Autorität, besitzen nicht Gottesfurcht und Vaterlandsliebe. Wir halten fest an deutscher Kameradschaft und stehen zusammen in Not und Gefahr vom höchsten bis zum niedrigsten. Soldaten nehmen in freier Wahl nur ehrenwerte Kameraden bei sich auf, die gewillt sind, unsere edlen Zwecke und Ziele zu verfolgen. Also Achtung! Aus allen Vereinen müssen die sozialdemokratischen Elemente, falls sie sich ringe- schlichen- haben, entfernt werden. Wir deutschen Kameraden stehen und fallen für unsere Grundsätze in treuem An schluß an unsere glorreiche Armee, der wir anzuge- hvcen die Ehre hallen und noch haben. Das walte Golt!" — Der im verflossenen Sommer in Mittweida gegründete Arbeilgeberverein läßt sich in seinem gemein nützigen Wirken durch keine Nörgelei behindern, auch be ginnt bereits in den beteiligten Arbeiterkreisen das an fänglich gebegle und von den sozialdemokratischen Agi tatoren geschürte Mißtrauen zu schwinden. In der letzten Vereinssitzung konnte der Vorsitzende, Fabrikant Kutt Starke-Frankenau, mitteilen, daß bereits in 9 Fa briken die angcstrebten Fabrikausschüsse gebildet seien und zu allgemeiner Zufriedenheit wirkten. Zunächst soll nun mit der Bildung von Hilfskassen vorgegangen werden, welche in besonderen Unglücksfällen, wo die ReichSkassea nicht ausreichen, helfend einzugreifen hätten, ferner soll die Errichtung von Fabriksparkassen und Fabrikbibliotheken folgen. Die in der Starkeschen Fabrik und einigen anderen Mittweidaer Unternehmungen bereits bestehenden Einrichtungen, wie gemeinschaftlicher Einkauf vonLebens- und Bedarfsmitteln, Kaffee, Suppeq'onserven, Kohlen rc. und dadurch billigerer Erwerb derselben, wurden ebenfalls empfohlen, vr. weä. Schwarz erbot sich, einen chirur gischen Hilfskursus für Arbeiter einzurichten, wodurch auSgewählle Arbeiter geübt werden, bei Unglücksfällen Ein glücklicher Irrtum. (Nachdruck verboten.) In dem großen Geschäfte des Herrn Eberhard Lorn ging cs drunter und drüber; es war kurz vor Weih nachten, die Weihnachtsarbeilen hatten ihren Gipfel er reicht und das zahlreiche Personal wußte zu bestimmten Stunden nicht, was es zuerst anfassen sollte. Und über allen wachte das strenge Auge des Chefs, denn Herr Eberhard verstand keinen Spaß. Bis in seine in der ersten Etage gelegene Familicnwohnung hörte man zu- weilen seine erregte Stimme, wenn ihm nicht all s nach Wunsch oder nicht flott genug ging. Auch heute ließ seine Laune wieder manches zu wünschen übrig. Von außerhalb waren verschiedene Klagen gekommen, und nun brummte und wetterte er im Kontor umher, daß niemand aufzublicken wagte. Und bei dem pressanten Weihnachtsgeschäft war ein kleines Versehen doch recht gut möglich. Aber jeder Sturm muß doch einmal ein Ende nehmen. Herr Eberhard spürte nach all' dem Zorn Hunger und ging in seine Wohnung zum Frühstück hin auf, einen ganzen Stoß von Briefen und Pap^n un ter dem Arm. Er legte die Sachen auf den Tisch im Wohnzimmer nieder, ging bann aber nochmals hinaus, weil ihm irgend ein Auftrag eingefallen war. Inzwi schen schlüpfte die von allen jungen Leuten des Hauses besungene und vergötterte 18jährige Tochter des Chefs, Fräulein Lucie, ins Zimmer. Einen kleinen zierlichen Gegenstand hielt sie in der Hand, es war eine mit kunst voller Stickerei versehene Bürste, aus welcher sich die Buchstaben „E. L." abhobcn; es war ein Wcihnachts- geschenk für den Vater und eben vom Handwerker zu rückgekommen. Das kleine Stück war äußerst sauber und Lutte hatte an ihm ihre Helle Freude. Da hörte sie schwere Schritte vor der Thür, gewiß kam der Vater. Eilfertig schob sie die Arbeit zwischen die vor ihr auf dem Tisch liegenden Papiere, und dann ging cs zum Früh- stück. In der behaglichen Plauderei bei demselben ver gaß Fräulein Lucie auch glücklich ihr zwischen die Ge- schäftspapicre gestecktes Weihnachtsgeschenk. Herr Eber hard trank zur Stärkung Heine ein paar Gläser Wein mehr als sonst, wünschte dann seiner Familie guten Mor gen, ergriff im Wohnzimmer die Schriften und eilte ins Geschäft hinunter. In seinem Kabinett harrte bereits der erste Korrespondent des Geschäftes der Befehle des Prinzipals. „Hier haben Sie den ganzen Stoß, sehen Sie sich den Inhalt ordentlich un und dann die richtige Antwort. Damit Sie nicht gestört werden, können Sie heule hier arbeiten." Der junge Mann verbeugte sich und machte sich an das Durchsehen der zahlreichen Schrei ben. Da stießen seine Finger auf etwas Hartes und gleich darauf lag vor den Blicken des erstaunten Kommis Fräulein Lucies Weihnachtsarbcit. Es war gut, daß Herr Eberhard an seinem Pulte zu thun hatte, denn der junge Mann machte ein gar zu merkwürdiges Gesicht. „E. L.", das waren ja die Anfangsbuchstaben seines Na- mens „Ernst Leist", und daß das Geschenk von der längst von ihm verehrten Luc e kam, darüber bestand kein Zwei fel, denn sonst gab es keine junge Dame in der Familie des Chefs. Und dieser selbst halte ihn aufgefordert, sich die Sache gehörig anzusehen und richtig zu antworten. Ernst schwindelte der Kopf. Allerdings, Fräulein Lucie war immer sehr liebenswürdig ihm gegenüber gewesen, er besaß auch ganz hübsche Geldmittel, aber w nn auch ui Romanen ein Kommis leicht die Tochter seines Prin- zipalü heiratet, in Wirklichkeit passiert das weniger häufig. Uber hier war doch die Aufforderung zur Erklärung ,o deutlich wie nur möglich; warum sollte er es nicht wa- gen? Also vorwärts. Die Weihnachtsarbeit in der