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291. Freitag, den 14. Dezember. 1888 erscheint täglich, mit ilninahme der Sonn- und Festtage, abend» slir den sal ¬ zenden Tag. Preis vierteljährlich i M. so Wz., monailich so Psg-, Einzel-Nrn. s Psg. vestellungcn nehmen alle Post- anstalien, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. -rankendcrgcr Sagrbk^, ÄezirksaE^ Inserat« werd«» «tt « Psg. sttr dtz gespaltene S-rM- M« berechnet. Leinster Inserat«!« betrag so Psg. Lnnpltzierte und ta bellarische Inserat« nach besonder«« Tarif. Inseraten-Annahmt fllr die sewelli«- Kbend-Nummer bU vormittag» td U-L Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es König!. Amtsgerichts und -es Ztadtrats zu ^ankenberg Innungen sei er gern bereit. Zudem sei die Abgrenzung der einzelnen Hauvwerke beim Stande der heutigen Tech nik gar nicht mehr genau durchzuführen. Wie wolle man da noch einen Befähigungsnachweis fordern? Dieser Antrag sei nur geeignet, die Handwerker auf eine falsche Bahn zu lenken und deshalb könne kein Handwerkerfceund für ihn stimmen. — Frohme (Soz.-Dew.) erklärte, Metzner habe s-i.acn Antrag mit Angriffen gegen den Kapitalismus begründet; aber Dinge, die sich mit ge schichtlicher Notwendigkeit gellend machen, solle man nicht bekämpfen. Metzner habe weiter von dem Schutze der Handwerkcrgeschickiichkcit gesprochen; aber der Meister sei viel weniger der Lertreter derselben, als der Geselle. Die Gewerbefreiheit sei nur ein Uebergangsstadium zur neuen Produktionsweise. Bei der heutigen Produktions- weise könne das Hlndwerk nicht bestehen, man möge an- fangen, was mau wolle. Damit wolle er nichis gegen die Ehre des Handwerkes sagen, seine Partei bekämpfe nur die moderne Arbeitsorganisation. Auch in Zukunft werde der Tüchtigere den Lorzuz haben; wenn auw nicht als A-bertzeber. Die Innungen erfüllten ihre.Aufgaben nicht, von ihnen seien die schwarzen Listen und Verrufs- erklärungcn in ganz unerhörter Weise entwickelt worden. Im Namen des Handwerkerstandes zu sprechen hätten die Innungen gar kein Recht, es gekörten ihnen nur 10 Prozent aller Handwerker an. Seit dem 15. Jahrhun- dert schon seien Klagen über di- Zünfte laut geworben, weil der nackte uniernehmeregoismus sich darin breit mache. Heute sei cs noch cben,o. Ü brigens seien beim Handwerle heute Geldmittel und Gewissenhaftigkeit viel nötiger, als Fähigkeit. Er hoffe, der Antrag werde ab gelehnt werden. — Schmidt-Elberfeldt (freij.) bemerkte, seine Partei werde den Antrag selbstverständlich ablehnen, und hoffe, daß auch der Bundesrat durch sein beredtes Schweigen über denselben sein Urteil gesprochen habe. Etwas Neues zur Begründung des Befähigungsnachweises sei von den Antragstellern m keiner Weise vorgebracht worden, die Herren hätten immer nur von den Ji- nungStagen gerochen. Dieselben seien, wie vorhin schon angeführt worben, in keiner Weise maßgebend, denn ihnen gehöre nur der allerkleinste Teil der deutschen Handwerker an und auch von diesen besuchten nur wenige die Versammlungen. Der Befähigungsnachweis sei nur ein Vorwand, was man wolle, seien zuletzt die Zwangs- innungen und damit würde man das Handwerk nicht heben, sondern es einfach ruinieren. — Loyren (sreikons) betonte, der vorliegende Antrag unterscheide sich wesent lich von dem im Jahre 1884 gestellten; damals sei der Befähigungsnachweis nur von solchen Gewerben verlangt worden, durch die bei der Ausübung Leben und Sicher heit von Personen gefährdet werden könne. In diesem Maßstabe stimme seine Partei der Einführung des Be fähigungsnachweises zu und würde deshalb den Antrag von 1884 zur zweiten Lesung der vorliegenden Anträge von neuem einvlingen. Damit wurde die Debatte ge schlossen. Nachdem noch Hitze und v. Kleist-Retzow (kons.) im Interesse des Handwerkes die Anträge als Mitan- tragsleller kurz empfohlen, konstatierte der Präsident, daß ein Antrag auf Kommissionsberatung der vorliegenden Anträge nicht gestellt war. Die Vorlage wird also im Plenum des Hauses zur zweiten Beratung gelangen. Hierauf vertagte sich das Haus auf Donnerstag. Vorn Reichstage. Auf der Tagesordnung der Sitzung vom 12. Dezbr. stand erste Beratung des Antrages Hitz- (Zentr.) und Äckermann (kons.), betreffend die Einführung des Be fähigungsnachweises für Handwerker. (Beide Anträge sind bekanntlich vom Bundesrat schon wiederholt verwor fen.) Metzner (Zentr.) begründete den Antrag. Die herrschende Kapnalwirtschaft ruiniere das Handwerk und auch die Gesetzgebung habe zum Niedergange des letzteren beigetragen. D^ müsse also etwas geschehen. Der vor liegende Antrag bedeute freilich auch noch keine Radikal kur, aber er schaffe doch immerhin eine Bresche in das Prinzip der G-werbefreiheit und werde vor allen Dingen das gcmeinschädliche Pfuschertum beseitigen. Das Hand werk habe den Befähigungsnachweis nötig zum Schutz: gegen die Kapitalwirtschaft, und umso bedauerlicher sei die Haltung der verbündeten Regierungen. In Preußen habe die R Gierung die Forderung des Antrages schon im Prinzip anerkannt, indem sie die Prüfungen für die Hufschmiede einfühcle. Man gehe nun einen Schritt weiter und beschließ: auch im Reiche, was nötig sei. Daß das Handwerk vom Freisinn nichts zu erwarten habe, sei bekannt, umso mehr müßten aber die übrigen Parteien dafür eintreicn. Für diesen Antrag zu stim men, sei eine wirklich nationale That. Bedauerlich sei es, daß der Reichskanzler nach seinen großen Erfolgen in der äußeren Politik nun in der inneren Politik den konservativen Standpunkt aufgebe und Rickert folge. (Gelächter.) — Ackermann erklärte, seine politischen Freunde hätten sich gedrungen gefühlt, den Antrag w.e- der einzubringen, da ein praktisches Resultat bisher nicht erreicht sei. Im Interesse des Handwerkerstandes bitte er, dem Anträge zuzustimmen. Lon den neu geschaffenen Jnnungsbestimmungen sei von den zuständigen Venval- tuagsbehörden bisher ein viel zu geringer Gebrauch ge macht worden, und eS sei deshalb nicht zu verwundern, wenn in den Kreisen der Handwerker der Wunsch nach einem RcichSinnungSamt laut werde. Wenn man sehe, wie einzelne Handwerker die Grenzen des Fabrikanlen- tums überschritten hätten, während andere in das Prole tariat gedrängt würben, so müsse es eine bedenkliche Wirkung bei ihnen heroorbringen, wenn Bebel neulich hier sagte, das Handwerk sei dem Untergange geweiht. Deshalb müsse etwas geschehen. Dem einhelligen Wunsch des Handwerkerstandes gegenüber sei auch die Haltung des GewerbekammertazcS unerheblich, welcher sich gegen den Befähigungsnachweis aussprach. Dagegen sei der deutsche Jnnungstag entschieden für diese Forderung ein- getreten. Er hoffe deshalb, daß der Reichstag zu einer Lem Handwerk günstigen Entschließung kommen werde. — Duvigneau (nat.-lw.) protestierte gegen die Anficht Metzners, als ob die Gegner der vorliegenden Anträge Handwerkerfeinde seien. Gerade als Handwerkersreund warne er vor dem Anträge, welcher dem Handwerker statt Brot einen recht schweren Stein gebe. Der Antrag sei praktisch geradezu undurchführbar und wolle man eS Loch versuchen, so werde man keine Einigkeit, sondern nur Streit und Zwiespalt im Handwerk herbeiführen. Der Wunsch der Innungen sei gar nicht maßgebend, denn diese verträten nur einen kleinen Bruchteil des Handwerkes, und wollten Beseitigung der Konkurrenz. Aber dahin sei mit diesem Anträge nicht zu kommen. Erziehlich könnten freie Innungen viel bester wirken, als Lieser Befähigungsnachweis und zur Förderung solcher örtliches im» SÄM«« Frankenberg, 13. Dezember 1888. Der Ausschuß des „Erzgebirgischen Sängerbundes" 7 -t^er rmsi^up nachmittags unter Vor- sitz^d^HettnRechtsanwaltes Priber- Frankenberg im A , V ,,, f^mnib Aus den Verhandlungen ent- durch Ernennung des ersteren zum Ehrendmgenten und des letzteren zum Ehrenvorsitzenden "^Mbwg'schen Sängerbundes". Der derzeitige Vorsitzende des Bundes, Derr Lehrer Lindemann-Chemnitz, hob bei Entwickelung seines Programmes hervor, bei Aufnahme neuer Vereine mit größerer Strenge zu verfahren, und m den welt lichen Konzerten, welch- der Bund ,m Amchluß an die Sänaertage veranstaltet, Einzelocreine nicht mehr und den G-samtchor in 2 Hälften abwechselnd —aber Mann für Mann — ausireten zu lassen. Der Bund wird übrigens, da das geplante deutsche Sängerfest in Wien im nächsten Jahre aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht stattfindet, im Jahre 1889 einen Sängertag veranstalten. Mittweida und Marienberg waren geneigt, den Bund aufzunehmen. Die weiteren Entschließungen wurden dem Gesamtvorstand überlassen. Der Vorstand des BundeS- ausschusseS für die nächsten 3 Jahre besteht aus den Herren: R-chlSanwalt Priber-Frankenberg, 1. Vor sitzender; Oberlehrer Jähnichen-Frankenberg, 2. Vor sitzender, und Registrator Agsten-Chemnitz, Schriftführer. f Anläßlich der Ablieferung des 1000. Dampfkessels gaben am verflossenen Sonntag die Inhaber der Firma Karl Sulzberger L Ko. in Flöha ihrem Arbeitspersonal im dortigen Schumannschen Gasthafe ein Fest, zu dem auch an die Geschäftsfreunde der Firma Einladungen ergangen waren. Dem gemeinsamen durch Toaste und Gesänge gewürzten Mahle folgte ein solenner Ball, der die Teilnehmer bis in die frühen Morgenstunden des anderen Tages vereinigte. Erwähnt sei noch, daß der mit Gmrlanden und Kränzen geschmückie 1000. Kessel, welcher außerdem eine große „1000" trug, am Sonn abend von einem ansehnlichen, ebenfalls mit bunter Zier versehenen Geschirr zum Bahnhof Flöha gebracht wurde. Nicht uninteressant dürfte sein, zu erfahren, daß die seit her gelieferten Kessel, welche nicht nur nach allen ein zelnen Staaten Deutschlands, sondern auch nach Oester reich-Ungarn, der Schweiz, Italien, Dänemark, Spanien, Rußland, Rumänien und Südamerika versandt wurden, eine Heizfläche von nahezu 30000 Quadratmetern auf weisen. — I« Jahre 1887 hat das Tslegraphenwesen in Sachsen wieder eine ansehnliche Steigerung der Betriebs mittel und des Verkehrs aufzuwei en, namentlich ist der F-rn^rechv-rkehr wieder stark gewachsen. Die Länge der Tel-graphenlm,en in Sachsen (alles einschließlich Sach'-n-Altenburg) ist von 10323 km, die Zahl der T-l-graphenstationen von 507 auf 554 gestiegen. Je au/ ä?^^dnstatwn entfällt im Postbezirk Dresden , ! mw im Bezirk Leipzig von Hie geehrte» ausivärtige» Momenten a"s das mit 1. Januar beginnende zeiA?rtt^ den zuständigen Poftanstalten recht- üie Lxpeäition äes krankellberxer läße-Isttes- AmckersmmlW kr Sonntag, den 1«. Deebr. ». «, Nachmittag y Gasthofe. Tagesordn u n g. 1. 1. Wahl der Prüfungskommission nach 8 2. Vereinsangelegenheiten. „ünktliches und zahlreiches Er- Alle Mitglieder und Arbeitgeber werden um PU scheinen gebeten. Der Vorstand. Kermaun Schulze, Vorsitz