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Mittwoch, den 19. Dezember. Amtsblatt der Königs. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts und des Atadtrats zu Frankenberg Uhr im Barthel scheu zu den Generalvsrsamm- Frankenberg, den 10. December Vorstand. Otto Grahmann, z Zt. Vorst st Kricheln« täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends slir den fol genden Tag. Preis vierteljährlich l M. b0 M., monatlich so Psg., Kinzel-Nrn. «Psg. Bestellungen nc.men alle Posl- a» stallen. Postbelen ui.d die Ausgabe stellen des Tage blattes an. der Näh- des Festes, zu verwundern ist es nicht. Kann sie aus voller Tasche schalten und walten, braucht sie sich über den Miltagstisch während der Festtage keine Gedanken zu machen und auch nicht darüber, daß es im Monat Dezember absolut unmöglich ist, mit dem Wirt schaftsgelde auszukommen, dann ist die Sache noch einiger maßen erträglich, wenn aber nicht, dann muß die ganze weibliche Klugheit aufgeboten werden, denn was versteht ein Mann von den Kosten des Weihnachtsfestes! Und die letzte Woche ist auch die rechte Erntcwoche für die GeschäftSw. lt. Ruhe und Frieden ist im Lande, und die Markstücke brauchen also nicht gar so ängstlich beim Gcschenkkaufei: angesehen zu werden, weil vielleicht sich neue Kriegsgefahr erheben könnte. Friedliche Aussichten sind eine ganz erhebliche Stärkung des geschäftlichen Ver kehrs, und wir wollen wünschen, daß auch in dieser letzten Woche vor dem Feste sich dies b,währt, und unsere ver ehrten Leser nach all der Unruhe der letzten Tage ein um so vollendeteres, freudigeres Weibnachtsfcst feiern. Gebrauchen kann es jedermann, ob hoch oder niedrig, nach dem schlimmen Jahr mit den 3 Achten. — Prinz Friedrich August hat sich von seinem Un fälle wieder fast völlig erholt. Nachdem der Prinz am Sonntag dem Gottesdienste beiwohnte und eine Ausfahrt unternahm, hat er sich heute vormittag schon wieder zur Jagd nach Hummelshain begeben, von wo er nächsten Donnerstag nach Dresden zurückkchrcn wird. — Die „Deutsche Krieger-Zeitung", die in Sonders hausen erscheinende Wochenschrift für den Deutschen Reichs- Krieger-Verband, bringt einen Artikel über die „Politik" der Kriegervereine, dem wir folgende Stellen entnehmen: „Im deutschen Reichstage ist es wieder einmal über die Kriegervcretne hergegangen. Natürlich erfolgten die An griffe gegen unsere Vereine von jenen Seiten, innen die Kinder. Wohl gefiel es ihnen zwischen den hohen Häu sermauern, auf den dunklen Höfen lange nicht so gut, wie in ihrem früheren bescheidenen, aber doch sonnigen und luftigen Heim, indessen sie waren zufrieden, und der Mann schien es auch. Ec stellte sich pünktlich am Ar beitsschlüsse ein, sie gingen im Sommer noch etwas ins Freie, tranken in einem bescheidenen Gartenlokal einGlaS Bier und standen sich so recht gut, weit besser, als bei der früheren getrennten Wirtschaft. Aber als der Herbst und Winter kam, brachen schlimmere Stunden an. Dem Manne wurde es langweilig zu Hause, er ging öfter und öfter abends aus. Die Frau schwieg, uw keinen Streit herbeizuführen, der das Uebel nur verschlimmern würde. Wenn bei der Kälte nur nicht die Ausgaben größer, die Einnahmen kleiner geworden wären. Jn- dtssen der sparsamen und fleißigen Frau gelang es immer noch, sich durchzuschlagen. Aber da kam ihr Mann eines Sonnabends abend spät nach Hause, und brachte nur einen sehr geringen Geldbetrag mit. Auf ihre erstaunten und verlegenen Blicke erwiderte er, er habe in dem Lokal, wo er abends verkehre, noch etwas bezahlen müssen. Es wurde der Frau blutsauer, zu sprechen, ihn zu bitten, doch letzt wenigstens, wo es zu Weihnachten gehe, das Geld etwas zusammenzuhalten, aber sie that eS um ihrer Kinder willen. Und er versprach, ihren Bitten Folge Inserat« werd«« ' Mit « M. sllr Ul gespaltene L>q>M- zeUe berechnet. Kleinster Inserate» betrag so Pfg. Kompliziert« Midi»» dellartlche Inserat« «ach besonderem Tarif. Inseraten-Lmiay», für die jeweilig, Abend-Nnmintr bS vormittag» la Uhr, Anhänglichkeit der alten Soldaten an die Armee und die Liebe zum Baterlande und die Treue zum Kaiser ein Dorn im Auge, ein Hindernis für ihre elgenen, andere Wege verfolgenden Parteizwecke ist. Wir wissen cs ferner schon, daß aus all diesen Anfeindungen der Kriegervereine immer nur der Aerger herausschaut, daß sich dieselben nicht zu Parteizwecken gebrauchen lassen wollen. Den Beschuldigungen gegenüber, daß die Krieger- veccine eine politische Agitation führten, oder daß sie gar zu einer solchen angehalten würden, wollen wir noch mals wiederholen, daß die Kriegervereine einzig und allein ihre Ziele in der Wahrung und Förderung ihrer patriotischen Grundsätze erblicken. Die Kriegervereine fragen nicht darnach, ob in Reih und Glied oder in den Versammlungen ter Nachbar zur Rechten 'öder zur Linken Christ oder Jude, Katholik oder Protestant, auch nicht darnach, ob er Konservativer oder Liberaler ist, aber die Gemeinschaft, die Kameradschaft hat da ein Ende, wo der Fahneneid und das in den Vereinssatzungen nieder- gclegte Gelübde, dem Kaiser und dem Reiche, dem Fürsten und dem Baterlande Treue zu halten, zum Meineid werden würde. Darnach sind filbstoerständlich aus unseren Reihen ausgeschlossen alle Sozialdemokraten, die nur mit einer Lüge in unsere Vereine eintreten könnten. Gegen andere bestehende Parteien, wie sie nennenswert im Reichstage bestehen, richtet sich die Ausschlußnotwendigkeit nicht, und nie ist die Sitte geübt worden, eine andere bestimmte Partei in die Acht zu erklären. Wohl aber haben unsere Vereine ihr Hausrecht zu üben und ihre Pflicht zu erfüllen, indem sie Leute, deren Gesinnung sich als gegensätzlich zu den Satzungen der Kriegervereine erweist, als verkappte Sozialdemokraten ebenso auS- stoßen, als die offenen. Wohl mag es hier und da ge schehe» sein, daß ein Verein über den Rahmen, welcher wohl, sie ging gleich zu den Schlafwirten ihres Mannes, er mußte ja von der Arbeit zurück fein. Glück.ich er reichte sie das Haus und fand auch die Hofwohnung, in welcher ihr Mann eine Schlafstelle gemietet hatte. Aus ihr Klingeln wurde schnell geöffnet, und als sie nach ihrem Manne fragte, kam die Antwort: „O, der sitzt jeden Abend bis in die Nacht hinein drüben in dem Lo kal an der Ecke. Da, wo die rote Laterne ist. Sagen Sie ihm nur einmal tüchtig die Wahrheit, sonst findet er sich schließlich gar nicht mehr aus dem Wirtshause nach Hause zurück." Es war ein eigenes Wiedersehen zwischen beiden. Er stellte sich sehr erfreut, aber eine große Verlegenheit war doch deutlich bemerkbar. „Ich saß nur heute abend einmal hier, man muß sich doch auch einmal erholen." Und dann hatte er ihr ein fri sches Glas bestellt, mit dem Linde gespielt und nach die sem und jenem gefragt. Die Frau antwortete liebevoll und freundlich, wie sie stets gewesen, und befolgte den ihr gegebenen Rat, ihm einmal tüchtig die Wahrheit zu sagen, nicht. Aber als sie am folgenden Tage zurück- rciste, da sagte sie ihm, sie würden jetzt, wo er sein gu tes Brot habe, zu ihm ziehen, sie wolle so fleißig arbei ten, daß die teuere Miete gar nicht in Betracht komme. Und er war damit einverstanden. So waren sie denn nach der großen Stadt gezogen, die Frau und die drei -rMkcnbergcr Bilder aus dem Leben. (Nachdruck verboten.) Die ganze Familie war zum Frühjahr aus dem klei nen Orte nach der großen Stadt übergasiedelt, in welcher der Mann schon ein Jahr des besseren Verdienstes hal- ' Ler gearbeitet hatte. Jedesmal zum V ochcnschluß schickte er seiner Frau einen Teil seines Lohnes und alle Viertel jahre und zu den Festen besuchte er auch die Familie daheim. Das Geld kam auch pünktlich zum Beginn je der Woche an, nur war der Betrag sehr verschieden. Manchmal waren es neun Mark, manchmal nur sechs, manchmal nur drei sogar. Di« Frau arbeitete fleißig und so hatte sie immer einen Notgroschen, wenn von ihrem Manne nur ein geringer Betrag eintraf. Sie machte ihm keinen Borwurf daraus, die Arbeit war ja nicht immer lohnend, vielleicht hatte er auch einmal gar keine Arbeit. Sie schlug sich auch so schlecht und recht durch. Aber einmal wollte sie ihn doch in der großen Stadt besuchen, ihn überraschen am Sonnabend abend mit ihrer Ankunft. Wie würde er sich da freuen I Das jüngste Kind, ein herziges, blondes Mädel, nahm sie mit, auf die übrigen „Rangen" wollte eine gutmütige Nach- barSfrau ein Auge werfen. Die Mutter und die Kleine kamen in der großen Stadt an. Am besten war es 1888 örtliches m,d Sächsisches. Frankenberg, 18. Dezember 1888. -j- Wie wir vom hiesigen kaiserlichen Postamt erfahren, wird die Paketbestellung im Orte am 23. Dezember (Sonntag), sowie am ersten Weihnachtsfeiertag wie an Wochentagen ausgesührt. Am 23. Dezember sind die Schalter zum Zwecke der Aufnahme von Paketen wie an den Wochentagen geöffnet. — Landbestelldienst findet am ersten Weihnachtsfeiertage überhaupt nicht statt, am zweiten Feiertage wird derselbe jcdoch wie wochentags besorgt. -j- Weihnachten, das ist das schönste Fest im lieben, langen Jahre, aber die letzte Woche vor dem Feste ge- hört nicht zu den angenehmsten unter ihren 51 Schwe stern. Da giebt es Sorgen und Mühen und Unruhe und Arbeit. Wenn die Einkäufe für das Fest bisher wirklich aufgeschoben sind, nun geht es aber doch nicht länger, es muß endlich gewählt und gekauft werden. Zu den Geschenken kommt die Besorgung des Christ- baumes und des Christbaumschmuckes, der Fcstkuchen soll nicht vergessen werden und auch die Wohnräume erhei schen den üblichen Aufputz. Kein deutsches Fest ohne „Großrcinemachen", das ist ja eine allbekannte Thatsache. Die Hausfrau hat die schwerste Plage vor dem Feste, auf ihre geduldigen Schultern wird alle Last gelegt, sie hat die Verantwortung dafür, daß alles klappt. Und weiß sie in ihrem Arbeitseifer nicht, was zuerst vor nehmen, dann kommen auch noch die Kinder mit hundert und' tausend Fragen nach diesem und jenem, und haben sie endlich ausgefragt, dann fangen sie an, von neuem za wünschen. Sind diese endlich befriedigt, dann be ginnen die Wirtschaftssorgen von neuem, und hat manche Hausfrau glänzende Augen und hochrote Wangen trotz Tagesordnung: Wahl der Vertreter der Kaffenmitglieder und Arbeitgeber lungen für die Periode 1889s90. UH' Versammlung sammtlicher Mitglieder Donnerstag, den SO. December 1888, Abends 8 Restaurant, Humboldtstraszc. Inserat-Aufträge außer der Verlagsexpedition auch deren Zeitungsboten, auswärts sämtliche Büreau« und Filialstellen der Annoncenexpeditionen: ^nvalldendank .Haasenstem L Vogler - «. L. Daube t Ko -c. außerdem In AuerSwalde Hr «astwirt Anton Richter (im Erbaericht), in Niederwiesa Hr. Mater,alwarenhändter L.nmann. Ortskrankenkasse IV. Donnerstag, den SO. December 1888, Abends 0 Uhr im Barthel'schen Restaurant, Humboldtstratze. Tagesordnung: 1) Wahl des Vorstandes. 2) Wahl von 3 Mitgliedern zur Rechnungsprüfung. 3) Einführung einer Krankencontrole. 4) Geschäftliche Mitlheilungen. . Frankenberg, den 10. December 1888. Der Vorstand. Otto Grahmann, z Zt Vors 1888. Der