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Donnerstag, den 6. Dezember. Beilage zn 284. 1888. Lochen lndene, ernden zur gc- Kundschaft :in Unter- ler. ivn, vorräthig. Figuren, D. O. e. 88l. g, Vormit- IhrWell- e Wurst, dort. ;in! «Isvsr- 8 Ubr. riMnn. s aus Wei- r Ersten sirikB. Nachmit- !»v NHL >ühe. iungsfesteS. tet rstand. ur«« 6 14 » s „ 70 Äcgenhöhe in mm v. Regen. >. v. Schnee. Bom Reichstage. In der Sitzung vom 4. Dezember setzte das Haus die zweite Etatsberaiung fort mit dem Spezialetat der Militärverwaltung. Beim Gehalt des Kriegsministers regte Baumbach (freis.) die Frage an, wie weit die ge setzliche Regelung der Unterstützung für die Familien der zum Dienst einberufenen Reservisten und Landwehrlcute gediehen sei, und ob eine bezügliche Vorlage in Bälde zu erwarten stehe. — Der Kriegsminister erwiderte, daß die Vorlage im Kriegsministerium abgeschlossen sei und nun dem anderen Ressort zur Prüfung unterbreitet würde. — Staatssekretär v. Bötticher erklärte, die Angelegenheit sei auch bei ihm fertiggestcllt, doch lönne er ein festes Versprechen über die Einbringung der Vorlage im Reichs tage noch nicht geben. — Rickert (freis.) rügte die poli tische Agitation der Kriegervercine. — Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf erwiderte, mit den Kriegerver einen habe er zunächst gar nichts zu thun, wenn er ihnen auch möglichstes Gedeihen wünsche. Er habe gemein schaftlich mit dem Minister des Innern eine Verfügung an die Kriegervereine erlassen, daß sie gewisse Bestimmun gen, betr. die Treue zu Kaiser und Reich und die Ent haltung von der Politik, in ihre Statuten aufnehmen müßten, wenn sie die Verleihung einer Fahne beantragen. Einzelne Mitteilungen Rickerts bezweifle er, sie hätten für ihn auch nur den Wert anonymer Mitteilungen, da Rickert für seine Angaben hier unverantwortlich sei. (Sehr richtig.) — Sächsischer Militärbevollmächtigter v. Schlieben betonte gegenüber einer früheren Behauptung Bebels, daß die sächsischen Kriegervereine sich an der Wahlagitation nicht beteiligt, sondern nur alle Mitglie der zum Erscheinen an den Wahlurnen aufgefordert hät ten. — Richter-Hagen erklärte, cs hätte genügt, wenn der Kriegsminister zu der von Rickert angeregten Frage prinzipiell Stellung genommen hätte. Bedauerlicherweise habe er dies aber nicht gethan, sondern sich hinter For malien zurückgezogen. Redner fragte, ob es wahr sei, daß 40—50 Millionen Mark zur Verstärkung der Ar tillerie vom Reichstage gefordert werden sollten. — Mi nister Bronsart v. Schellendorf erwiderte, was die Kric- gervereine anbetrcffe, so könne er nur seine frühere Aus führung wiederholen. Was die Artillerieverstärkung an- gehe, so schwebten Erörterungen zur Zeit darüber, ob angesichts der Verbesserungen der russischen Artillerie auch bei uns solche notwendig seien. — Windthorst (Zentr.) bemerkte, mit den Mehrforderungcn für Militär zwecke müsse es ein Ende haben; das habe er namens sei ner Wähler zu erklären und in dem Sinne werde er abstimmen. Die Stellung des Kricgsministers zu den Kriegervereincn hätte ihm doch wohl die Pflicht auferlegt, sich zu den hier vorgebrachten Thatsachen zu äußern. (Sehr richtig.) Selbst Graf Moltke hat davor gewarnt, in den Kriegervereinen Politik zu treiben. — Rickert erklärte, seine Beschwerde sei keine anonyme; er prote stiere entschieden gegen diese Stellung des Münsters dem Parlament gegenüber, er müsse die vorgebrachten Fälle untersuchen, das sei seine Pflicht. — Minister Bronsart v. Schellcndorf betonte, er müsse Rickert erklären, daß er seine Darstellung, die er ja honn siele vorgetragen habe, nicht glaube, und er habe sehr bestimmte Gründe dazu. Deshalb seien und bleiben die Angaben für ihn anonym. — Baumbach-Altenburg (srcikons.) verteidigte die Stellung der Kriegervereine. — Richter bemerkte, der Vorredner scheine Krieger- und Kartellvereine zu verwech seln. — Windthorst hoffte, daß nach der heutigen Debatte jeder, der von politischen Agitationen in Kriegervereinen Kenntnis erhalte, dem Minister Mitteilung machen werde, damit derselbe einschreiten könne. — v. Helldorf (kons.) hielt die Stellung des Kriegsministers den Kriegerver einen gegenüber für korrekt. Aus der Treue für Kaiser und Reich ergebe sich eben sehr leicht eine politische Stel lung, welche der Rickerts feindlich sei. — Rickert fragte, ob der Minister nicht über die KabinettSordre, welche in dieser Angelegenheit vorliege, näheres mitteilen wolle? — v. Schellendorf lehnte eine Erörterung hierüber ab, da diese Angelegenheit die Sr. Majestät zustehende Kom- mandogcwalt betreffe. — Richter erwiderte, Herr v. Helldorf scheine zu glauben, man müsse regierungstreu bleiben, auch wenn man dafür ab und zu einen Fußtritt erhalte. — Windthorst wollte die Kommandogewalt des Kaisers nicht erörtert wissen. Aber die Kriegervereine dürften auch nicht auf die Wahlen zurückwirken. Bebel wollte veranlassen, daß in Zukunft Anzeigen über die politischen Agitationen der Kriegervereine bei den Lokalbehörden erstattet würden. Seien die Sozial demokraten gut genug, als Soldaten den Fahneneid zu leisten, so solle man sie auch zu den Kriegervereinen zu- lassen, sonst befolgte man das System der politischen Proskription, das der Heeresverwaltung eigen sei bei ihren Verträgen mit Lieferanten. Proskribiere man die Sozialdemokraten, so befreie man sie auch von Steuern und Militärpflicht. Unter den 700000 sozialistischen Wählern seien 500000 Militärpflichtige; wie wolle man ohne diese fertig werden? Redner kam auf die Affaire v. Ehrenberg zu sprechen. Man habe dem ehemaligen Hauptmann v. Ehrenberg, welcher die Sozialdemokratie aufwiegeln wollte, Gelegenheit zur Flucht gegeben, ob wohl seine Verbrechen ziemlich klar erwiesen gewesen seien. Als Bebel den Fall Ehrenberg und den Geffcken« Prozeß mit einander verglich, rief ihn der Präsident zur Sache. Der zehnte Teil des gegen Ehrenberg vor liegenden Belastungsmaterials würde einen Sozialdemo kraten ins Zuchthaus gebracht haben. Der Prozeß Ehrenberg sei ein Schandfleck für das Militärgerichts verfahren. Seine Ansicht sei, daß Ehrenberg Werkzeug der Polizei war, dazu bestimmt, im gegebenen Moment, etwa beim Ausbruche eines Krieges, die sozialdemokrati schen Führer mit einem Schlage zu beseitigen. — v. Schellendorf erklärte, es sei ja möglich, daß junge Leute mit sozialistisch verwirrten Ideen in die Armee träten, aber nach kurzer Zeit ändere sich das unter dem Ein flüsse eines wohlwollenden Kompaniechefs. Bebel über treibe gewaltig, wenn er von 500000 sozialistischen Soldaten spreche. Der Fall Ehrenberg sei ihm nicht genügend bekannt, Bebels angebliche Enthüllungen seien als solche wertlos. Ob das Militärgericht lässig gehan delt oder nicht, könne er nicht beurteilen, diese Gerichte unterständen dem General - Auditoriat. — Hartmann (kons.) widersprach der Ansicht Bebels, daß die Sozial demokraten in Kriegervereine ausgenommen werden sollten. Auf den Fahnen stehe der Spruch: Mit Gott für Kai ser und Reich, für König und Vaterland!' Diesen Satz könne kein Sozialdemokrat unterschreiben. „Können Sie es, Herr Bebel?" — Bebel erwiderte, darauf habe er keine Antwort zu geben. (Shai) — Hartmann (fortfah rend): Liebknecht sagte neulich zwar: Wenn Frankreich angreife, so marschierten auch die Sozialdemokraten gegen Frankreich. Wer solle denn entscheiden, wer der Angrei fende gewesen sei? In solchem Falle würde es einfach heißen: Ein Hundsfott, wer das Vaterland verläßt! — Bebel erklärte, Hartmann sei allerdings mit Hilfe der Kriegervereine gewählt worden und habe Ursache, für dieselben einzutrcten. So kindisch, wie der Kriegsminister meine, müßten die Verbrechen Ehrenbergs doch nicht sein, sonst hätte man wohl keinen Steckbrief hinter ihm erlassen. — Der Kriegsminister bemerkte, von Wohl wollen gegen Ehrenberg könne bei ihm nicht die Rede sein. Er verabscheue die groben Majestätsbeleidigungen und bedaure, daß der Thäter Offizier gewesen sei. Be bels Ausführungen könne er indessen nicht beurteilen. — Struckmann fragte, ob man für die Pensionsverhältnisse der in den Kommunaldienst eintretenden Militäranwärter nicht besser sorgen wolle. Der Minister antwortete, eine bezügliche Vorlage sei schon ausgearbeitet. Das Gehalt des Kriegsministers wurde bewilligt. Hjerauf vertagte das Haus die Weiterberatung des MilitäNffts auf Mittwoch. Vermischtes. * Bei den Stürmen der letzten Tage an den Küsten Neu> Englands, Neu-Jerseys und Virginiens gingen über 50 Schiffe unter. 45 Personen kamen um. Bei Kap Nisdonne ging ein amerikanischer Walfischfahrer mit 32 Mann unter. * Der Mailänder Polizei ist es endlich gelungen, die Hand auf einen Teil der räuberischen Eisenbahn beamten zu legen, welche seit Jahren die Eisenbahngüter in Italien in unerhörter Weise gebrandschatzt haben. Es war längst kein Zweifel daran, daß die zahlreichen Spitzbuben, welche mit Vorliebe die „Passagier"güter — die bestverschlossenen Reisekoffcr nicht ausgenommen — mit erstaunlicher Frechheit und Geschicklichkeit plünderten und stets ihre Spuren zu> verwischen wußten, dem Eisen bahnpersonal angehören mußten. Endlich konnte eine der Banden, aus nicht weniger als 10 Zugführern be stehend, dingfest gemacht werden. Nachdem in aller Stille hinreichende Schuldanzeichen gesammelt waren — es handelte sich insbesondere um die Beraubung der über Mailand gehenden Güterzüge — begaben sich morgens Abteilungen von Polizisten in geschlossenen Wagen nach den Wohnungen der Verdächtigen, die vollständig über rascht wurden. Die Haussuchungen ergaben überall das Vorhandensein gestohlenen Gutes. * Eine europäische Kaffeeverbrauchsstatistik findet sich in den Veröffentlichungen des kaiserlich deutschen Gesund heitsamtes. Darnach beträgt der Verbrauch von Kaffee auf den Kopf für das Jahr: Rußland 0,06 Lx, Spa nien 0,19 KZ, Großbritannien 0,41 kx, Italien 0,49 lex, Portugal 0,54 lex, Oesterreich-Ungarn 0,91 lex, Frank- reich 1,73 lex, Deutschland 2,31 lex, Dänemark 2,72 lex, Schweden 2,79 lex, Schweiz 3,25 lex, Norwegen 3,72 lex, Belgien 4,48 lex, Niederlande 9,18 lex. Es sind, die Thee und Wein trinkenden Völker, in welchen der Kaffee verbrauch unter 2 lex jährlich bleibt. Daß Deutschland trotz der großen Verbreitung des Kaffeegenusses nicht mehr als 2,31 lex per Kopf an Kaffee jährlich verbraucht, erklärt sich aus dem starken Verbrauch von Kaffeezusätzen und Kaffeesurrogaten. * Ueber die Verwendung des Dreirades im Dienste der Polizei berichten Berliner Blätter. Vor einigen Tagen entwischte in der Charlottenstraße der Führer eines Kohlenwagens, welcher irgend etwas Ordnungs widriges begangen hatte, einem Schutzmannsposten. Da führte der Zufall einen Radfahrer daher, der Schutz mann hieß ihn absteigen, fuhr dem Ausreißer kunstgerecht nach und hatte ihn bald gestellt. * Eine neue Erscheinung auf dem Gebiete der Kon kurrenz macht sich in jüngster Zeit in den Straßen der Reichshauptstadt bemerkbar. Im ersten Augenblick glaubt man, einen geschlossenen Möbelwagen vor sich zu haben; ein Blick aber von der vorderen offenen Seite in das Gefährt zeigt einen vollständig eingerichteten Schlächter laden. Da hängen an eisernen Haken Kalbs- und Hammelkeulen, halbe Schweine, gewichtige Rinderviertel, ja, um allen Ansprüchen gerecht zu werden, ist auch der Vogel der Saison, die vielbegehrte Gans, in verlockenden Exemplaren vertreten. Wiegeschale und Hauklotz nebst blitzendem Beil fehlen nicht und lassen erkennen, daß der Verkauf nicht nur im Großen stattfindet, sondern daß auch dem „kleinen Manne" hier Gelegenheit geboten ist, sich seinen Verhältnissen angemessen zu verproviantieren. Ist ihm die Gans unerschwinglich, nun, ein Gänseklein ist auch nicht zu verachten, und auch dieses bietet ihm der „Fliegende". Ab und zu macht das Gefährt Halt; die Bestellungen in den Häusern werden entgegengenommen und sofort effektuiert, sodaß der geschäftigen Hausfrau der Gang nach dem Fleischerladen oder der Markthalle erspart wird. Vielleicht begegnet man nächstens in den Straßen noch vollständigen „fliegenden Markthallen", so daß die stehenden auf Abbruch verkauft werden können. ^literarisches. Im Verlage von F. E. Neupert in Plauen i. D. ist so eben erschienen: Im ESPich, Erzählungen und Gedichte in vogt ländischer Mundart von L. Riedel. IW S. kl. 8. Preis kart. M. 1,50, eleg. geb. M. 1,80. Einer besonderen Empfehlung be- dars es bei der Ankündigung einer neuen mundartlichen Dichtung Riedels nicht mehr. Sein „Derham i» derham" und „In der Hutzenstum" haben bereit« vier Auflagen, „'S Bornkinnel", „As'n Summerhaufen" und „FooSnetnarr" je zwei Auflagen erlebt, auch die diesjährige Neuigkeit dars bei jedem Vogtländer und allen, die Sinn für mundartliche Dichtung haben, einer freundlichen Auf nahme sicher sein. Bestellungen nimmt entgegen die Buchhandlung von C. G. Rosjverg hier- Mit der immer mehr sich nähernden Weihnachtszeit gehl die Sorge um passende Geschenke für unsere Lieben Hand in Hand. Von allen Dingen ist stets noch ein gute» Buch da« beliebteste und auch vom praktischen Gesichtspunkte au« das beste Geschenk. > Nun war bislang aus dem Gebiete der Mädchenlitteratur für das Alter von 11—14 Jahren ein sehr fühlbarer Mangel an wirklich guten Schriften. Derselbe ist jetzt durch Anna Schober» Jugeud- schristen (Verlag von Wilhelm Jßleib fGustav Schuhrf in Berlin) gänzlich gehoben. Die reizend ausgestalteten Bändchen „Au« dem Mädchenleben" und „Trübe und frohe Stunden" werden — um uns eine» KrastauSdruckes zu bedienen — von der jungen Mädchen- Welt geradezu „verschlungen". Wir wüßten uns keines Buches , ähnlichen Charakters zu erinnern, an welchem die gesamte^ Presse so einstimmig enthusiastisch den seinen Takt, die glänzende i Schreibart der Verfasserin einerseits, andererseits die gediegene Ausstattung zu loben gehabt hätte. Der billige Preis von 3 Mk. sür den Band gestattet übrigens die Anschaffung in jeder Familie. Wir empfehlen da« Buch, welches durch die Buchhandlung von ' C G. Rosibcrg zu beziehen ist, bei der herannahenden Weih nachtszeit auf'« wärmste. Frankenberger Kirchennachrichten. krvUug, «len 7. vorewbor. Früh 9 Nhr: Wochenkom munion; Herr Archidiak. Hclblg. — AbcNdS Nhr: AdventSgotieSdienst; Herr Archidiak. Helbig. 9.75 versenden direkt an Private portofrei in'« Hau« 8 - Buxkin.Fabrik-DSpüt OMInxvrL Oo., krankkart lu A. 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