Volltext Seite (XML)
Rest de» Statt des ReichSamteS de» Innern. Beim Etat de» ReichS-JustizamteS erhob kulemann (nat.-lib.) die Frage nach Ermäßigung der Gerichts- und Anwalts» tosten, ferner erörterte er Uebelstände in der Advokatur. . — Staatssekretär v. Schelling erwiderte, eine Vorlage betr. die Reform der Gerichtskosten werde vorbereitet; die Aussichten für dieselbe seien die gleichen, wie vor etwa einem Jahre. Eine neue diesbezügliche Resolution des Hauses erscheine deshalb überflüssig.-Harimann (kons.) sprach seine Freude und seine Anerkennung über die Fertigstellung des Entwurfes eine» bürgerlichen Gesetz buch«» au». ES sei da» erste Mal, daß da» ganze in Deutschland geltende Zivilrecht einheitlich zusammengefaßt werde. — Struckmann (nat.-lib) hoffte, daß der Entwurf in nicht zu ferner Zeit den Reichstag beschäftigen werde. Er bat um Auskunft über die bezüglich der Fertigstellung getroffenen Dispositionen. — v. Schelling betonte, daß die Einhelligkeit dcS Werke» durch den Tod des Vorsitzenden der Kommission, Wirll. Geh. Rat Pape, nicht gestört sei. Die verbündeten Regierungen hätten zu dem Ent würfe noch nicht Stellung genommen, und von ihren Entschließungen würde cs abhängen, wie die weitere Be arbeitung sich entwickele. —Mi her fand den Entwurf in sofern gut, als derselbe eine Grundlage biete, auf welcher sich «eiter bauen lasse. Die meisten Angriffe habe der Entwurf gerade von der Partei Hartmanns erfahren. UebrigenS hätte der Bundesrat den Entwurf, gerade feiner Wichtigkeit wegen, wohl den Mitgliedern des Reichstages zugänglich machen können. — Hartmann kon- iatierte, daß auch er das baldige Inkrafttreten des Ge- etzeS wünsche und hierin mit dem Vorredner überein- timme. Der Justiz - Etat wurde genehmigt, der Etat >eS Reichsschatzamtes wurde debattelos genehmigt. Da mit war die Tagesordnung erschöpft. Nächste Sitzung: Dienstag. örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 1. Dezember 1888. -fZ Am 27. v. M. wurde auf Veranlassung des Herrn Gustav Pfitzner hier ein Wcbwarenfabrikanten- Verein gegründet, der sich die Aufgabe stellt, die Zwecke und Interessen der hiesigen Webschule zu pflegen und zu fördern. Die Herren Gustav Pfitzner, Franz Roth und Paul Schiebler sind als Deputierte gewählt, und haben laut Beschluß des Vorstandes der Webermnung die Be rechtigung, an Webschulausschußsitzungen als stimmberech tigte und mitberatende Deputierte tcilzunehmen, was sicher zur ferneren Hebung und zum Gedeihen der hiesigen Webschule beitragen wird. fr. In dankenswerter Weise erbietet sich Herr Lehrer Rieß, nachdem er im engeren Berrinskreise sehr viele, mit großem Beifall aufgcnommcne Vorträge über patha logische Themata gehalten, morgen, Sonntag, abend in einer öffentlichen Versammlung des Vereins für Gesund heitspflege und Natur Heilkunde im Bürgergart.nsaale über das Nervensystem und seine Pflege zu sprechen. — In unserer „nervösen" Zeit dürfte dies Thema allgemeines Interesse erwecken, und nicht nur alle Bereinsmitglieder, sondern bei freiem Eintritt auch recht viele Gäste an ziehen, — Bekanntlich sind schon seit längerer Zeit zwischen den deutschen evangelischen Kirchcnregierungen Verhand lungen geführt worden, welche die Einführung Eines Bußtages für alle evangelischen Landeskirchen Deutsch lands bezweckten. Die U,belstände, welche sich jetzt her» ausstelltcn, wo jede derselben ihre besonderen Bußtage hat, namentlich in den Grenzparochicn, sind nachgerade unerträglich geworden. Zum sächsischen Bußtage in der Passionszeit wird in Altenburg Roßmarkt gehalten, der weit und breit auch Lie Spieler anlockt. Am preußischen Bußtage im Mai pilgern die Preußen zu Fuß und per Bahn in Menge nach Leipzig zur Messe. Zum zweiten sächsischen Bußtage im November werden in Schkeuditz u. s. w. gewöhnlich Konzerte und andere Festlichkeiten abgehalten, zu denen die Sachsen, welchen daheim ernste Sitte zur Pflicht gemacht ist, mit Erfolg eingeladen werden. Auch unser Kirchenregiment hat eifrig darauf hingewirkt, daß endlich wenigstens auf diesim Gebiete etwas Gemeinsames zu stände komme. J'tzt mußte aber der Vertreter des Meininginschen Kirchenregimentes der Landessynode erklären, daß dahin zielende Hoffnungen aufgegcben werden müßten, weil die süddeutschen Staaten auf ihren bisherigen Bußtag nicht verzichten wollen, auch ein gemeinsamer nord- und mitteldeutscher Bußtag sei nicht in Aussicht zu nehmen, da der preußische Kultus minister zur Herbeiführung einer Entscheidung nicht zu bewegen sei, nicht einmal ein thüringischer gemeinsamer Bußtag sei möglich, weil ja Thüringen zum Teil zu Preußen gehöre. Die thüringischen Staaten, d. i. die sächsischen Herzogtümer, beide Schwarzburg und beide Reuß, werden nun, abgesehen von Preußen, sehen, daß wenigstens sie an Einem Tage Bußtag halten kön nen. Diese Nachricht ist unbegreiflich genug und muß in weiten Kreisen, wo nur noch auf Kirche und Christen tum gehalten wird und man für die vielfachen lautge wordenen Klagen und die triftigen Gründe, welche für Einführung Eines deutsch-evang. Bußtages, an dem alle evangelischen Deutschen ihre Kniee vor dem heiligen Gotte beugen, sprechen, nicht taub ist, den gerechtesten Unwillen erregen. — Am 25. November feierte in aller Stille der LandcSauSschuß sächsischer Feuerwehren, der sich um die Entwickelung des sächsischen Feuerlöschwesens große Ver dienste erworben hat, das 25jährige Jubiläum seines segensreichen S. irkenS. — Nach der nunmehr fertiggestellten Rechnung über den Kirchenumbau in Mittweida von 1886—1887 kostete derselbe 116199 Mk. 49 Pf., welche Summe durch zwei Anleihen von zusammen 101 980 Mk, durch zwei Staatsunterstützungen von 10000 Mk., durch den Erlös aus alten Baumaterialien von 1737 Mk. 30 Pf. uud durch Bezüge aus anderen Kassen, Orgelsond w. von 1892 Mk. 9 Pf. aufgebracht wurde. An Geld geschenken gingen ein 2582 Mk. 79 Pf. — Auf ihrer letzten Fahrt befanden sich in der Nacht zum 28. November 2 Veteranen des Eisenbahndienstcs. Es waren dies die beiden bayerischen Lokomotiven „Pa sing" und „Mangfall", welche von Maffel, Eisenwirk Hirschau-München, im Jahre 1853 erbaut, an eine grö ßere Firma nach Dresden liefen, um dort zerschlagen und als Alteisen verwertet zu werden. Viele Tausende von Meilen mögen diese beiden Maschinen, die äußerlich noch sehr gut erhalten waren, während ihrer 35 Dienst jahre durchlaufen haben, und wenn ihnen die Sprache gegeben wäre, würden sie sicherlich des Interessanten genug von glücklichen und unglücklichen Fahrten zu er zählen wissen. — Die größere Häufigkeit der Stürme in der käl teren Jahreszeit gegenüber den wärmeren Monaten ist für verschiedene Ländergebiete bereits nachgewicsen. Be sonders gilt dies für Großbritannien. Eine neuere Zu sammenstellung der in den 15 Jahren von 1871—1885 an den Küsten der britischen Inseln aufgetretenen Stürme läßt erkennen, daß auf das Sommerhalbjahr nur 16 Proz., auf die übrigen 6 Monate aber 84 Proz. ent fielen und daß namentlich der November und der Januar Lie sturmreichsten Monate sind. Ebenso läßt sich für unsere Gegend Nachweisen, daß sich gewöhnlich dieHcrbst- und Winterzeit durch viel stürmisches Wetter auszeichnet. Im Oktober und November nimmt die Zahl der Tage mit starker Luftbewegung rasch zu, um dann später, ge wöhnlich im Januar oder Februar, ihren Höhepunkt zu erreichen. Hiernach darf cs uns nicht aufsäUig erscheinen, Dev Uebersall auf die Afrika-Reifenden Baumann und Meyer. (Schluß.) Wir, die wir von diesen Vorgängen gar keine Ahnung hatten, mußten nun unsere ganze Ausrüstung, zweihundert Lasten, zurücklassen, und das Allernöligste, sowie Instrumente und Sammlungen auf unsere fünf Esel packen. In Gewaltmärschen eilten wir der Küste zu. Im Dorfe Tarawonda erfuhren wir, daß sämt liche Weiße das Panganigebiet verlassen hätten, und fanden einen anscheinend sehr freundlichen und gut aus sehenden alten Suahili, der sich bereit erklärte, uns sicher nach der Küste zu geleiten. Unweit der verlassenen deutschen Tabaksfarm Lewa trafen wir mit einer Bande von etwa 30 bewaffneten Negern zusammen, die zwei fellos gestohlene europäische Kleider trugen und völlig den Eindruck von Räubern machten. Sie erklärten sich als Soldaten des Vali und benahmen sich sehr freund lich und zuvorkommend. Auf der verlassenen Farm Lewa steht der Tabak prachtvoll, und jedem muß das Herz bluten, daß diese prächtige erste Ernte nun so eiend verkommen muß. Zu Pongue am Panganifluß, etwa sünf Stunden von der Küste, hofften wir ein Boot unseres indischen Agenten Sewa Hadschi zu finden. Doch war dies nicht der Fall, und die „Valtsoldaten" forderten uns freundlich auf, nach einer nahen Schamba (Farm) zu kommen, wo reichliche Nahrung und ein Boot für uns bereit seien. Da mir keinen anderen Ausweg sahen, so folgten wir ihnen auch wirklich nach der Mundo-Schamba, wo ein gutes Essen gebracht wurde und alles sich höchst liebenswürdig zeigte, sodaß wir bereits zu glauben anfingen, die Leute seien uns wirklich vom Vali (Gouverneur) entgegengeschickt worden. Besonders ein Mann, der vier Jahre mit Stanley am Kongo gewesen und mit dem ich mich in der Kongo sprache und dem in West-Afrika gangbaren Negereng lisch verständigen konnte, bestärkte uns in dieser Meinung. Als wir dann, ziemlich beruhigt, nach der Mahlzeit auf das Boot warteten und der Mond eben aufging, gab plötzlich der Anführer den Leuten ein Zeichen, und wir fühlten uns von hinten ergriffen. An Wider stand war nicht zu denken, da wohl zehn Leute über jeden von uns herfielen. Die Räuber schlugen sich förmlich um unser Eigentum. Die Kleider wurden uns vom Leibe gerissen, ich erhielt Faustschläge in das Gesicht und Keulenhiebe auf den Hinterkopf, sodaß ich von Blut überströmt war. Dann wurden uns schwere Halsringe angelegt und durch mächtige Ketten verbun den. Außerdem bekam ich ein Fußeisen und Meyer daß s» der fitzten Woche sich 'M an allen Tagen recht starke Winde erhoben, die sich'MfrmalS bis zum Sturm steigerten. Eine außerordentliche Heftigkeit, welche förm lich orkanartige Erscheinungen in Betracht kommen ließ, war hierbei namentlich am vorletzten Sonnabend und in der Nacht zum Sonntag, sowie auch noch im Verlaufe des vorigen Sonntags zu konstatieren. Dieses unruhige Wetter der letzten Zeit war zugleich öfters mit erheb lichen Niederschlägen verbunden, die insgesamt eine Höhe von 25,6 wm erreichten. Der bedeutendste Regen fiel in der Nacht zum vorvorigen Mittwoch. Auf den Ge birgen waren die Schneefälle ziemlich reichlich: große Mengen Schnee fielen namentlich in der östlichen Schweiz. Im nordwestlichen Deutschland haben sich an diesen Ta gen an zahlreichen Orten Gewitter unter Sturm, Regen-, Schnee- und Hagelfall entladen. — Zu den seltenen Aufgaben, welche Liebhaber sich I stellen, gehört wohl die, alte Lotterielose zu sammeln, da diese nur für kurze Zeit bedeutungsvollen Papiere alsbald sich absichtlicher Aufbewahrung entzogen haben. Und doch vermögen die alten, schlicht auSgestatteten Lose ihrer Zwecke oder Gewinngegenstände wegen ganz eigen artige Ausschlüsse über verschollene Zustände zu geben, während neuere durch Zeichnungen und Druck meisten» auch als kleine Kunstwerke beachtenswert sind. Durch Verlockung zu Gewinnen suchte man schon in früherer Zeit die Summen für größere gemeinnützige Unter nehmungen aufzubringen, wie z. B. aus dem 16. Jahr hunderte Beispiele zu Rom und Paris bezeugen. So sind auch in Dresden die Lotterien bekannt, welche 17^7 und 1765 genehmigt wurden, um den Bau der Frauenkirche, der Kreuz-, Annen- und Waisenhauskirche zu ermöglichen. Von 1771 wurden die Erträge dieser Dresdner Lotterie den Straf- und Versorgungsanstallen zugewiesen, bis solche 1831 mit der Leipziger vereinigt wurde, welche daselbst 1765 zur Tilgung städtischer Kriegsschulden und nach 1823 zum Ersatz für die auf gehobene Thorgroschen - Einnahme bestanden hatte. Diese Vereinigung beider Zichnngsstellen ist nun seit 1832 als königliche Landeslolterie dem Finanzmini sterium unterstellt. Anderen Zwecken dienten dergleichen Unternehmungen anderwärts, namentlich in Oesterreich. Die Mehrzahl derselben gab gegen Ersatz weniger Gul den die Aussicht auf Gewinn meist größerer herrschaft licher Güter, ansehnlicher Häuser, von Fabriken oder Großhandlungen; 1830 wurde sogar das k. k. privil. Theater an der Wien durch Lose zu I2H Gulden W. W. ausgespielt. Erst Ende der 50er Jahre werden die Lose von Gold-, Juwelen- und Silber-Lotterien häufiger und die der „Nealitäten"-AuSspielungen ver schwinden dann nach und nach. Durch die genannten Sammlungen werden auch planmäßige reine Geldlot terien zu Frankfurt a. M. 1697 und von seilen der französischen Republik im Jahre 8 (1799) bekannt. L. Clericus berechnet, daß die ungefähr 120 Lose, welche er bis jetzt gesammelt, zusammen kaum 900 Mark an Einzahlungen beansprucht, dafür aber Gewinnhoffnungen in einer Gesamthöhe von fast 7 Millionen Mk. erweckt haben. Im Anschlusse hieran sei erwähnt, daß dis sächsische Negierung schon 1834 versuchte, für Aufhe bung sämtlicher Lotterien in deutschen Bundesstaaten Zustimmung zu finden. Gegenwärtig bestehen lediglich auf Geldgewinn begründete Klaffenlotlerien außer in Sachsen noch in Berlin, Braunschweig, Hamburg und Frankfurt a. M. Privatlotterien für wohlthälige, wissenschaftliche oder künstlerische Zwecke treten zwar öfters auf, sind jedoch überall von staatlicher Erlaubnis abhängig. — Das „Dr. I." schreibt: Es scheint noch nicht genügend bekannt zu sein, daß nach tz 360 unter 6 des Reichsstrafgefitzbuchs mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft wird, wer Warenempfehlungs- wurde mit Stricken an d:n Armen gefesselt. Dann brachte man uns in den dunklen Naum einer Hütte. Die ganze Nacht und den nächsten Tag mußten wir, belastet mit Ketten und in völliger Ungewißheit über unser Schicksal, daselbst zubringen. Eine einzige gut mütige Negerin brachte uns Nahrung. Endlich am Morgen des zweiten Tages, noch vor Tagesanbruch, hörten mir Lärm, und eine Schar schwer bewaffneter, finster blickender Araber trat in den schwach beleuchteten Naum unseres Gefängnisses. Ich muß ge stehen, daß ich mein Ende nicht mehr fern glaubte, und erst als ich einen Indier unter den Leuten be merkte, gewann ich meine Fassung wieder. Denn diese schlauen Geschäftsleute beteiligen sich grundsätzlich nie an Gewaltthaten. Derselbe teilte uns mit, daß wir in den Händen des Arabers Buschin bin Salim seien und verlangte von vr. Meyer, der ja die Kosten un serer Expedition trägt, ein Lösegeld von 10,000 Ru pien, die er ihm gegen 25 Prozent Zinsen sofort leihen wollte. Im Falle der Nichtannahme sollten wir sofort ermordet werden. An dem Ernst der Sache war wohl nicht zu zweifeln, und so blieb vr. Meyer nichts anderes übrig, als einen Bon für die verlangte Summe zu unterzeichnen. Gleich darauf erschien Buschiri, ein schon greiser, untersetzter Mann mit durchdringendem Blicke,