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1888 Montäg, den 19. November. «rMkc«bcrgcr Saget,/«/, ^ezrrksa^^ Amtsblatt der Lönigl. Ämkhmptmaanschast Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts »nd des Ztadtrats M Frankenberg »I« iinil»-^ M öff,muA» «--mK^.7Lk^ °°" M-, issr «8. Itlr»ltt8 HVir« »«8KVZ«^S» Königliche Amtshauptmann'schaft Flöha, am 17. November 1888. v. Gehe Z. - VW^N«. für M -espaltene Sorpus» »eile berechnet. «leinst« Inserat» betrag so Pf^, Kompliziert««» «- btllartsche Ins«»« «ach besondere« Laris. Jasaatea.LmiaY« für die jeweilig« Abend-Nummer HU vormittag» lo vjtb erscheint täglich, mit Ausnahme L« Komi- und Festtage, abends sttr den sol- genden Tag. Preis bicrtcljährltch I M. so Pi«., monatlich so Psg., Einzel-Nrn. d Pfg. BeltcNnngcn nehmen alle Post- ansialtcn, Postbeten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. Bekamltmachnug. v«° Schael, örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 18. November 1888. -j^Dtei-mgen Militäranwärter, welche sich bei Reichs und Staatsbehörden um eine Anstellung beworben, eine solche aber noch nicht erhalten haben, werden daran er- innert, daß die Gesuche am 1. Dezember zu erneuern sino, weil die Betressenden sonst aus den Vorbemerkungs- listen gestrichen werden. -j- Der Bezirksausschuß der Königlichen Amtshaupt mannschaft Flöha hielt am 15. d. M. unter Vorsitz des Herrn Amlshauplmann vr. v. Gehe eine Sitzung ad und rrlkdigte zunächst ais ersten Punkt der Tagesordnung die Vorschläge zu Wegebauunterstützungen aus iStaatsmitteln für da« nächste EtatSjahr, indem man der von dem Herrn Amis- Hauptmann vr. v. Gehe gemachten diesbezüglichen Ausstellung, welche auch mehrere Gemeinden unseres Bezirk», Auerswaldc, Merzdorf und Garnsdors, berücksichtigt, betstimmi. — Der nächste VerhandlungSgegenstand belras die NeuregMierung der Standesbeamten-Gehalte. Von vielen Standesbeamten sind in letzter Zeit Klagen laut geworden, daß die Arbeiten seit Jnlrast- treten des Gesetze« sich bedeutend vermehrt haben und die geringen Gehalte mit denselben nicht in Einklang ständen. Es haben nun feiten« der Kgl. Aimshauptmannschajt Erhebungen staltgesunden, welche die Berechtigung der erhobenen Klagen bestätigen. Um eine Aufbesserung herbeizusühren, beschließt der Bezirksausschuß nach längerer Verhandlung, die Bezüge der um Ausbesserung «m- kommenden Standesbeamten dahin zu regulieren, daß ihnen pro Kops der Bevölkerung nach der letzten Volkszählung der zum Standesamt gehörenden Gemeinden 15 Pf., sonne die gesamten Urlunbengebvhren gewährt werden, dafür aber der gesamte säch liche Auswand, sowie etwaige Stellvertretungsgebühren von den Beamten getragen werden sollen. —Ein eingegangener Antrag auf Einziehung de» Borstendors-Kolonie-LeubSdorser Kommunikation»-- wc ge«, welchen der Bezirksausschuß erst kürzlich seiner Notwendig keit wegen zum öffentlichen Weg erhob, wurde abgeiehnt. — Zur Ergänzungswahl zweier Mitglieder bez. eine» Stellvertreter» und eine» Taxator« der Pserd-musterungSkommissiontn beschließt man, der Bezirk-Versammlung vorzuschlagen, Gemeindevorstand Eckhardt in Plaue und GutSbesltzer Anke in GückelSberg al» Mit glieder, Richter-Thiemendorf und GutSinfpeklor Blume in Plaue al« Stellvertreter, ferner al» Vertrauensmänner für di« Schöffen- nnd Geschworenenwahlen für 1889 die für vorige» Jahr Ge wählten mit Ausnahme de» Herrn Stadlrat Stephan in Franken- berg, an welche Stelle Herr Bürgermeister vr. Kaeubler daselbst tritt, an Stelle de« verstorbenen GulSbes. Winkler kommt für 1888 und 1889 Gemeindevorstand Eckhardt-Plaue in Borschlag. — Die Wahl der Kommissionsmitglieder für fiskalische Einkommen- steuer-Abschätzung, sowie die Neuwahl der Sachverständigen für Viehseuchen-Emschädigung auj das Jahr 1889 ersolgle in der Weise, daß der Bezirksausschuß die von dem Herrn Amlshauplmann in Vorschlag gebrachten Herre», welche mit wenig Ausnahmen bereit» seither die genannten Funktionen ausübten, wählte. Der Bezirks- ausschuß erklärte sich sodann nachträglich mit der erfolgten Um wandlung von 15000 Mark äprozentiger Pfandbriefe de« landwirt schaftlichen Kreditvereins im Königreich Sachsen in Zjprozentige einverstanden, und genehmigte seiner die Wiederanlegung eines in folge AuSlosnng eine« SlaatSschuldenscheine« flüssig gewordenen Kapitals von 1800 Mark in Reichsanleihe ober KonsolS, sowie die ausgestellte Deklaration über das Lezirkseinkommen für die Staats- einlommensteuer. Das Einkommen überschreitet jetzt 14000Mark und erfolgt infolgedessen Ausrücken in die nächste höhere Sleuer- stuse. — An gemeindebehördlichen Satzungen wurde genehmigt ein Regulativ über persönliche Dienstleistungen bei dringenden Notsällen in KrumhcrmerSdorf; verschiedene Anlageuregulativc wurden wegen vorgerückter Zeit von der Tagesordnung abgesetzt. — Die Gemeinde Schöncrsladt beabsichtigt den für die Ausnahme der orlSbchördlich-n Bekanntmachungen bestimmten Aushängekasten vom jetzigen Grund stück wegzunehmen und an einem mehr an der Dorsstraße belegenen Hause zu besestigen. Der Bezirksausschuß erteilt die ersorderliche Erlaubnis hierzu. — Zwei DiSmembrationSgesuche, je eins der Orte Börnichen und Overlichienau, finden Genehmigung, ersteres bedingungsweise. — An Schank- rc. KonzessionSgesuchen finden Erledi gung 1) das Gesuch de« A. F.H.Ußner inGarnSdors um Uebertragung der Konzession zum Bier- und Branntweipschank, zum Beherbergen, Ausspannen und Krippenfitzen, sowie zur Abhaltung regulativ- mäßiger Tanzmusik; 2) das Gesuch der Aktienpapiersabrit Penig um Uebertragung der Konzession zum Bier- und Branntweinschank in der Fabrik zu Schlößchen-Porschendors; 3) da» Gesuch de» I. G. Leistner in Hermer-dors um Uebertragung der Konzession zum Bier- und Branmwtinschank; 4) da» Gesuch E. Schmidt» in Schellen berg um Konzession zum Beherbergen; sämtlich durch Erteilung der Konzession; zu 2 und 3 mit der Beschränkung, daß der Ausschank nur an die Fabrikarbeiter und die in der Fabrik geschäftlich ver kehrenden Personen gestattet ist. Mangel» Bedürfnisses mußten abgelehnt werden da« Gesuch L. A. Schubert« in Krumhermersoors um Konzession zum Branntweinschank, da» Gesuch der verehel. Hoppe in Ebersdorf um Konzession zur Abhaltung v°» «W-f»' link Kinasvielen, und das Gesuch der E. verw. Richter M Waldkirchen um Konzession zum Br°nntw/mftem^ «bandel mit denaturiertem und genießbarem «pwitu». Dit Ge- m?,nd- A^ beabsichtigt, ihre ortsbehördlichen Bekanntmachungen, soweit erforderlich, außer durch Anschlag E sAEA" „och durch den „Flöhaer Anzeiger" zu veröffentlichen*), w^^ lirksausschuß seine Genehmigung auSspricht. - Ebenfalls genehmigt wurde ein Gesuch der verw. Pötzsch in Ebersdorf um Konzession zur Errichtung einer Viehschlächterei und zwar unter Stellung der von den Sachverständigen vorgeschlagenen Bedingungen.— Ferner kommt noch zur Sprache «in Gesuch de« Kassierer« Müller um Gratifikation dez. Erhöhung seiner Birgütung für Führung he« Rechnungswesen« de« BezirlsvermögenS. Bittsteller hat seither für diese umfangreich- und viele Zeit erfordernde Arbeit den Verhältnis, mäßig äußerst geringen Gehalt von 90 Mark, wahrend bei anderen AmlShauptmannschaften für d'efi Funktion mindesten» 200 Mark gezahlt werden. Dec Bezirksausschuß macht sich dahin schlüssig, der Bezirksversammlung vorzuschlagen, dem Bittsteller eine Grati fikation In Höhe von 50 Mark zu gewähren, sowie den Gehalt de»- selben vom nächsten Jahre ab aus 200 Mark zu erhöhen. — Prmz Georg und Prinz Friedrich August sind am Sonnabend früh, Prinzessin Mathilde bereits Freitag nachmittag von Schloß Sibyllenort wieder nach Dresden zurückgekehrt. — Ein schweres Unglück konnte sich am vergangenen Donnerstag mittag in Chemnitz leicht ereignen. Eine Frau verließ zu dieser Zeit auf kurze Weile ihre Woh nung und begab sich zu einer Stubennachbarin. Wäh rend dieser Zeit entzündete der in der Wohnung zurück- gelassene 6 Jahre alte Sohn der Frau von einem auf dem Tisch gelegenen Päckchen Streichhölzer ein solche- und warf es dann von sich. DaS brennende Streich hölzchen war auf einige auf der Diele gelegene Klei dungsstücke gefallen und dadurch sind dieselben in Brand geraten. Glücklicherweise wurde daS Feuer, ehe eS «och größeren Schaden anrichtete, von Hausbewohnern be» ./ ...' ii *) Im zuständig«» Amtsblatt, dem „Frankrnb. Tgbl.", find seit 1876 und 1877 (Schulhausbau betr.) gemeindebehördliche Be kanntmachungen von Altenhain überhaupt nicht erfolgt! Il Die „5VV00V". „Endlich ist die fünfte Klasse da, in der wir wirklich. etwas gewinnen können!" DaS ist ein Ausruf, den inan in den gegenwärtigen Tagen von Hunderten Höven kann. Wie sehnlich wurde sie erwartet, die fünfte Klaffe, in der sich's nun wohl entscheiden wird, ob man sich auch bald zu den Reichen zählen könne, und die mühsame, zeit raubende Arbeit ruhig einem andern zu überlassen im stände wäre. Und die Zeitungen berichten ja auch zwei mal im Jahre, wohin das „große Los" gefallen und daß meisten« immer verschiedene „kleine Leute" von FortMia so begünstigt wurden, daß sie mit einem Schlage der drängendsten Sorge überhoben sind. Betrachten wir einmal näher das Bild, wie eS sich uns während dieser Wochen in bezug auf die Lotterie bietet. Alle- ist in Aufregung, und vor allen Dingen gilt es nun, die täglichen Ziehungsberichte gewissenhaft zu verfolgen. Unternehmende Gastwirte Haven bekannt ge macht, daß bei ihnen die Schnelllisten zur Einsicht aus- liegen, und sie spekulieren nicht schlecht, denn nicht unbe deutend ist die Zahl derjenigen, die davon Gebrauch ma chen. Jede Kneipe hat ihre bestimmten Gäste, die mit großer Pünktlichkeit allabendlich nach Schluß der Arbeits- zeit angezogen kommen und deren erste Krage der Zieh ungsliste gilt. Biele haben gleich eine ganze Kolonne Nummern nachzusehen, sie machen sich eine Passion da raus, die gesamte Betterschaft und ein Dutzend Freunde mit zu versorgen, und groß ist die Freude, wenn sie einem ihrer Klienten eine angenehme Nachricht brmgen können. „August, Du bist 'raus, aber bloß mit n Ein- satzgeld; ja, wenn Du statt der EenS enne Null gehabt l häsl'st, ya hätt'ste 15000!" — „'s iS zum Deifelholn l" s läßt sich ein anderer vernehmen, „alles iS 'raus drum rum, bloß meine Nummer sitzt noch. Na, nu wird nischt, ich gucke gar nicht mehr hm." Derartige Betrachtungen hört man häufig anstellen, aber immer wird nachgesehen, denn so lange eben noch etwas drinnen ist im Glücksrade, darf noch nicht alle Hoffnung aufgegeben werden. Sehr hoch im Kurs stehen in diesen Tagen die Träume, und alle Morgen kommt irgend einer, dessen einziger Gedanke ein Lottcriegcwinn ist, und verkündet eisrlg den in der letzten Nacht gehabten Traum, daß derselbe Glück bedeutet und er auf alle Fälle gewinnt. Gewöhnlich ist die- aber nicht der Fall, und dann er wartet man natürlich von dem Träumer, daß er ein besseres Produkt hervorbringe, und öfter wird an ihn des Morgens die Frage geruhtet: „Nu, Karl, hast Du nichts geträumt?" Karl träumt vielleicht noch manch- mal von dem und jenem, was ihm als ein gutes Omen erscheint, aber er ist still, um sich die Hänseleien seiner Genossen zu ersparen. Auch die Sonntagskinder sind während der Lotterie angesehen, und manche Mutter rechnet im Verein mit Tanten und Freundinnen ganz bestimmt darauf, daß ihr Los gewinnt, denn es wurde ja von ihrem Paulchen oder Klärchen, einem Sonntags kinde, gezogen. Am beliebtesten aber sind die Dummen, und sie werden am meisten zur Ziehung der Lose ver wendet. Freilich stellt sich's oft heraus, daß der ver meintliche Dumme gar nicht so dumm ist, als man ge- glaubt, und der Spieler oftmals Veranlassung hat, sich selbst für den Dümmeren zu halten. So wogt's und treibt'- in einem fort: All« Welt sieht mit Spannung dem kommenden Tage entgegen und hofft. Und dieser erregte Zustand hält auch an, solang» das große Los noch drinnen ist, welche- ja oftmals sehr lange drin bleibt. Bis dahin nimmt die Lotterie alle Aufmerksamkeit in Anspruch und der Lotteriekollekteur ist, wo er sich blicken läßt, ein willkommener und be gehrter Mann: 's ist ja di« Möglichkeit, daß er un- einen Gewinn zu melden hat! - Wir schaut alt und jung mit interessiertem Blick de« Kollekteur nach, wenn er während der Ziehungsperiode in der „Depeschenzeit", also etwa zwischen 9—1 Uhr, die Straßen mit vielleicht etwas beschleunigtem Schritt durchwandelt. „Der hat was Großes in der Tasche!" murmelt mancher und blickt sehnsüchtig aus, ob der Glücksbote nicht Einkehr halten wolle in seinem HauS. Freilich passieren dabei auch oft komische Szenen und Enttäuschungen. -- Kommt da zu Freund L. der Kollekteur und bittet: „Zeigen Sie mir doch 'mal Ihr Los!" — „Die 500OM!" schreit X. vor freudigem Schreck ganz be klommen. — „I, wo!" beruhigt der Kollekteur, „ich wollte nur nachfehen, ob Ihr ZehntelloS den Buchstaben 6. oder ll trägt." Ein anderes Bild. Zu einem, der diesmal entschie den „reflektiert" und die Gewinnliste auswendig weiß, kommt der Kollekteur mit ernster Miene. Das freudige Gesicht, mit welchem letzterer ausgenommen wurde, ver düstert sich aber sofort, als der Kollekteur statt der frohen Botschaft vom Gewinn die Meldung bringt, die Versicherungspolice — der betreffende Kollekteur ist zu-