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1888 278 Donnerstag, den 29. November. «rank-nbergcr <L>g, vor- ab- ver- der er- lkrlch-Int tügUch, mit Ausnahme der Sonn-»nd Festtage, abends fiir dm sol- genden Tag. Preis «ierteljährltch 1 M. so PK., monatlich so Pfg., Einzel-Nrn. S Pfg. Lestestungen nehme» alle Post anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen der Tage blattes an. Das „heilige Land" in der Neuzeit. Nachdem Palästina, das heilige Land, unter der Herrschaft der Türkei jahrhundertelang von dem Welt verkehr fast abgeschnitten gewesen, während welcher Zeit seine Bewohner unbewegt von dem gewaltigen Umschwung der letzten Erfindungsperiode in althergebrachter Weise ihr Dasein phlegmatisch dahin fristeten, ist seit einigen Jahrzehnten der Geist der Neuzeit auch in dieses früher nur von frommen Pilgern und wißbegierigen Forschern aufgesuchte Land gedrungen und mit ihm wird in kurzer Zeit auch die Industrie, welche bisher erst einzelne Vor- posten vorschieben konnte, ihren S'.egeseinzug mrt allen ihren modernen Kräften und Hilfsmitteln halten. Die Eisenbahnstreck- von Jaffa nach Jerusalem, die erste Eisenbahn in Palästina, geht nämlich ihrer Vollen dung entgegen und schon in der allernächsten Zett w,rd der Schienenweg die heilige Stadt mit dem Meere ver- binden Interessant dürfte sein, was ein Augenzeuge über den gegenwärtigen Zustand der tedermann bekannten biblisch-historischen Stätten des heiligen Landes erzählt: „Die Hafenstadt Jaffa, der Ausgangspunkt der Bahn, hat ihr Ansehen in den letzten Jahrzehnten ganz verän- Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadlrats M Fkankenberg. Rudolf M-sse - In Jerusalem rst ver Zuzug von deutschen und israe litischen Einwanderern auf die Entwickelung von wesente lichem Einflüsse gewesen; die Stadt verliert von Tag zu Tag ihren orientalischen Charakter. Die Thore der Stadt werden nicht mehr geschloffen, Straßen und Wege sind verbessert, europäische Gebäude werden fort und fort errichtet. Man kann jetzt in Jerusalem Annehmlichkeiten wie in den europäischen Großstädten genießen. Auf dem Wege von Jaffa nach Jerusalem findet man ausgedehnte Gemüse- und Obstgärten, welche sich in vortrefflichem Zustande befinden. Hauptsächlich ist cs der Handel mit Orangen, welcher einen immer größeren Aufschwung nimmt. Die Anlage der Bahn dürfte die fortschritt lichen Veränderungen in Palästina jedenfalls noch be schleunigen." Wir haben wiederholt über die in Palästina gegrün deten deutschen Kolonien und ihr Aufblühen berichtet. Sicher ist anzunehmen, daß die Errichtung der Eisenbahn fördernd auf dieselben und ihr kulturverbreitendes Ar- beiten wirken wird und darf man somit auch erwarten, daß vom deutschen Mutterland nun neue Pioniere in reicher Zahl ausziehen werden, dem Deutschtum auch iM heiligen Lande eine feste Stätte zu bereiten. Jahre bei der Zuckersteuer 15 Millionen zu erwarten, bei der Maischbottich- und Branntweinmatenalsteuer 4 Mil lionen und bei anderen Reichssteucrn 3-4 Millionen. Mehreinnahmen würden erwartet bei Salz-, Brau- und Spielkartensteuer, im ganzen 10^ Millionen. Die Nach steuer aus den Zollanschlußgebieten würde voraussichtlich nicht ganz in der veranlagten Höhe eingehen. Ueber- raschend hoch sei der Ausfall der Gerbrauchsabgabe für Branntwein mit 26j Millionen, die Gründe hierfür seien zur Zeit nicht klar zu übersehen, vielleicht sei der Konsum überschätzt. Der Ausfall in den Ueberweisungen an die Bundesstaaten beträgt 3 Millionen, für das künf- tige Etatsjahr stelle sich aber das Verhältnis der Ein zelstaaten um 13 Millionen günstiger als im laufenden. Die größte Mehrausgabe weise von den einzelnen Res sorts die Militärverwaltung auf und zwar zum nicht geringen Teil wegen der höheren Preise für Brot und Korn, wo bei der Veranschlagung sich die stets angenom menen Oktoberprcise nicht bewährt hätten. Der Mehr- v»m «eichst«,». In der Sitzung vom 27. November teilte Präsident v. L-wetzow mit, daß das Präsidium d-S Reichstages von dem Kaffer m besonderer Audienz in sehr huldvoller Weise empfangen worden sei. Derselbe habe dabei ge- Äußert, daß er den Wunsch und auch die Zuversicht hätte, daß die Verhandlungen des Hauses in schneller und ein- wütiger Weise ihren Fortgang nehmen würden. — Graf LandSberg-Steinfurt (Zentr.) zeigte seine Ernennung zum Landrat an. — Das Haus tritt sodann in die Tages- ordnung ein: Erste Beratung des Etatsentwurfs pro 1889s90 in Verbindung mit dem Anleihegesetz. Staats sekretär im Reichsschatzamt Frhr. v. Maltzahn-Gültz wies auf die formelle Unterscheidung des vorliegenden Ent- Wurfs von denen früherer Jahre hin, welche gemäß dem früher ausgesprochenen Wunsche des Reichstages vorge- nommen sei. Redner erörterte sodann eingehend die formellen A-nderungen dir Etatsaufstellung. Der Etat bringe in der vorliegenden Form jedenfalls das historisch gewordene finanzielle Verhältnis der Einzelstaaten, welche sich im Reiche vereinigten, zum klaren Ausdrucke. Das Defizit aus 1887s88 in Höhe von 22j Millionen sei bereits früher bei der Etatsberatung in dieser Höhe ge- schätzt worden. Auch der Etat für 1888s89 werde aussichtlich mit einem Defizit von 13z Millionen schließen und zwar infolge von Mehrbedarfnissen in schiedenen Ressorts, so im Auswärtigen Amt, in Armee- !und Marineverwaltung. Namentlich seien höhte Ausgaben für Manöverkosten, Remonteankäufe rc. nötig geworden. Mindereinnahmen seien im laufenden auch deren ZeltungSboten, auswärts sämtliche Bünaus und Filialstellen der M^^MdittE Jnvalidmd»^- G. L. Daube L Ko. rc. außerdem in Auerswald- Hr Gastwirt Anton Richter (im Erbgericht), in NiederWiesa Hr^Materlalware^ spalten« S-qnrL »eil« berechnet. «leinst« Inserat« betrag es Pf,. «mnbllzierteMbtch- »ellvische Inserat» . «ach besondere» Tarif. Jnseratm-chnWich» für die tewUW Abend-Nummer, s« vormittag» re Usk bedarf hierfür beziffere sich auf 16 Millionen. Die folgenschwersten Beschlüsse würden sich an den Marine etat knüpfen, wenn auch für das nächste Jahr diese Be- schlössen noch nicht allzusehr^in die Erscheinung träten, denn hier betrügen die Mehrausgaben für Schiffsbauten nur etwa 2j Millionen. Sie bedingten aber dann wei tere Mehrausgaben von 117 Millionen bis zum Jahre 1895. Von der Zuckersteuer erwarte die Regierung in Zukunft keine Mindereinnahmen mehr. Dagegen sei ein Ausfall an der Maischbottichsteuer wegen der geringeren Kartoffelernte möglich. Die Finanzlage des Reiches habe sich auf Grund der neuen Steuergesetze von Jahr zu Jahr günstiger gestaltet, es werde darin hoffentlich kein Rückschlag eintreten. Die Frage einer Amortisation der Reichsschulden sei noch nicht erörtert, es werde aber zu erwägen sein, ob das Reich nicht genötigt sei, die Aufwendungen, die jetzt durch Anleihen gedeckt würden, auf den ordentlichen Etat zu übernehmen, namentlich mit Rücksicht auf die bevorstehenden Ausgaben für die AlterS- und Invalidenversicherung. (Bravo rechts.) — Richter- Hagen (freis.) erklärte, die Thronrede betone in wohl- thuender Weise die friedliche Lage; im Widerspruch hier mit stehe aber das ängstliche Gebaren der beeinflußten offiziösen Presse. Die Denkschrift der Marineverwaltüng, welche dem neuen Etat beigegeben sei, stehe im Wider spruch zu den f-üheren Denkschriften der kaiserlichen Admiralität. Die Denkschrift habe wenig Ueberzcügen- des, der neue Flottengründüngsplan sei vollständig ufer los. Das Wort des früheren Chefs der Admiralität, daß Deutschland sich nicht den Luxus kostsvieliger Experi mente mit seiner Marine erlauben dürfe, sei bekanytl Jetzt handelte es sich nun um eine plötzliche Verdoppelung der deutschen Marine. Es sei eine ganz bedenkliche Folge der Kolonialpolitik, die schon jetzt weit über deutsche Ver- HSltm'fse hinausgehe. Mögen auch die neuen Förderun gen für die Marine jetzt Lehrgels sein, das Deutschland zur Abkühlung der zu weit gehenden Kolonialgelüste be zahle, so solle man sich doch hüten, etwa in Ostafrika dem deutschen Reiche eine ähnliche Lage zu schaffen, wie sie die Franzosen in Tonkin, die Italiener in Massauah, die Engländer im Susan sich geschaffen hätten. Gele genheit zur Kolonisation fände sich zur Genüge im Osten Deutschlands, wo weite, öde Strecken dem Emporkommen eines selbständigen Bauernstandes förderlich seien. Er freulich sei die angestrebte Unterdrückung der Sklaverei in Ostafrika, aber dann müßte auch festgestellt werden, ob die Behauptungen richtig seien, welche sagten, m den Faktoreien der deutschen Schutzgebiete werde Sklavenarbeit benützt. Uebrigens gäbe es auch im deutschen Vaterlande Gelegenheit genug, menschenunwürdige Zustände zu be- dert. Die alten Mauern des Hous sind gefallen uns an ihrer Stelle sind europäisch erbaute Niederlagen und Magazine erstanden. In der inneren Stadt erheben sich überall neue Gebäude, die Vorstädte haben sich er weitert. Die Orangenhaine umgeben die freundliche, rein gehaltene und gut beleuchtete Stadt. Auch anderen OrtS ist Palästina im besten Zuge, sich zeitgemäß zu entwickeln. Der Ort Bethlehem, vor wenigen Jahren noch aus ärmlichen Häuschen bestehend, hat sich m ein reinliches, gut beleuchtetes Städtchen verwandelt. Die sonst bei schlechtem Wetter und im Winter kaum gang baren Straßen sind gepflastert worden und nun zu jeder Zeit des Jahres gut zu passieren. Die meisten Häuser haben Glasfenster erhalten, eine Einrichtung, die in Pa lästina, sowie auch in Syrien eine immer größere Aus breitung gewinnt. Das alte Sichem, welches jetzt den Namen Naplouse führt, gleicht einer europäischen Fabrikstadt. In der Hälfte der Stadl, in welcher die Grabmäler Josuas und Josephs sich befinden, ist eine ausgedehnte Seifenfabrik entstanden, deren Erzeugnisse bis Tunis und Süditalien ausgeführt werden ; in der anderen Hälfte hat man eine Fabrik für Stiefel und sonstige Fußbekleidung errichtet. seitigen. Seit 10 Jahren hätten sich die Reichssteuern um 290 Millionen erhöht, die dauernd bewiMgt seien. Charakteristisch für den neuen Etat sei das Bedürfnis nach erhöhter Repräsentation. Das komme daher, daß für die erhöhten Einnahmen erhöhte Ausgaben gefunden werden müßten. Das erfordere dann wieder erhöhte Einnahmen und so gehe -S «unter weiter^ Es sei wohl Zeit, daß dieser Kreislauf unterbrochen werde. Redner sprach weiter gegen die Kornsteuer. p m Wedell (kons.) betonte, eS sei der Regierung zu danken, daß das Reich vor einer im allgemeinen günsti gen Finanzlage stehe. Die Idee der Amortisation der Reichsschulden sei eine glückliche, der man nShertrete« solle. Was Herr Richter unter der offizwien Presse verstehe, sei nicht klar. Die Forderungen für die Ma- rine seien die notwendige Folge unserer marttimenSnt- wickelung. Zwar schildere die Thronrede die politische Lage friedlich, aber er sei überzeugt, daß sie eS nur so lange sei, als Deutschland rüste und sich in der Lage halte, den Frieden zu wahren. Er sei auch gerade kein Kolonialschwärmer, aber das unter dem Schutze des deutschen Kaisers begonnene Unternehmen müsse Unter stützung haben. Richters Rede mache den Eindruck, a» sollte sie-den Eindruck der LandtagSwahlen bei seiner Partei verwischen und auf die nächsten Reichstagswahlen Hinweisen. — v Huene (Zentrum) erklärte, seine Partei sei entschlossen, im Reichstag an keine M-Hrbewilligung zu gehen und sich der größten Sparsamkeit zu befleißigen. Die Getreidepreise seien nicht zu hoch, sie hätten nur einen Satz erreicht, bei dem der Landwirt bestehen könne. Die Aufstellung des Etats sei zweckmäßig, dagegen sei die Begründung für die Mehrausgaben recht dürftig und schablonenhaft. Was den Marineetat anbelreffe, so würde das Zentrum die Erklärungen der Regierung abwarten und darnach seine Entscheidungen treffen. Die Friedens versicherungen könnten einstweilen einen Einfluß auf militärische Maßnahmen nicht ausüben; «s würde dies nur dann der Fall sein, wenn sie in die Herzen aller übergegangen seien. In diesem Sinne sei er bereit, für die nötigen Mittel zu stimmen. Hierauf vertagte das Haus die Weiterberatung auf Mittwoch. örtliches mW Sächsisches. Frankenberg, 28. November 1888. -s In den nächsten Tagen wird hierorts ein Taub stummer, namens Karl Döring, ein Schriftchen zum Kauf anbieten, welches den Titel führt: „Ueber Atmung", nebst einer Anleitung zum Betriebe der wichtigsten und heilsamsten Uebungen für die Atmungsorgane, ein Bei- . . lrii .