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j. „ - — Der Kaiser empfing am Mittwoch vormittag eine Deputation deü 8. Husaren-Regimentes aus Paderborn, welche zur Begrüßung ihres Chefs, des Großfürsten» Thronfolgers von Rußland, nach Berlin befohlen ist. Nachmittags sand bei den Majestäten aus Anlaß des Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, SS. Rovbr., S Uhr nachmittags. Die Thronrede des Kaisers zur Eröffnung des Reichstages konstatiert auf Grund der während der Kaiserreise gewonnenen Anschau ungen, daß die deutsche Einheit im Volke feste Wurzeln geschlagen hat. Die Rede erwähnt die Hollanschlüsse der Hansestädte Hamburg und Bremen, kündigt die Durchführung sozialer Gesetze an und berührt die Vereinbarung über die ostafrikanische Blockade. Der Kaiser er hofft fernere Besserung der finanziellen Lage des Reiches und Aufschwung der Landwirt schaft. Die Beziehungen z» allen Mächten werden als friedlich bezeichnet. Der Kaiser will keinen Krieg und erhofft die Erhaltnng des Friedens. SUU MI. sur Ausländer) festgesetzt. Es er» folgte sodann die Wahl des bisherigen Leiters einer großen Gerberei in Straßburg im Elsaß, I. P. CurtierS, zum Direktor, dcS vr. Paul Spindler (bisher Assistent des Professor vr. Füsinger in Dresden) zum Chemiker der neuen deutschen Gerberschule in Freiberg. Zn den engeren Schulausschuß wurden Bürgermeister Beutler- Freiberg, Fabrikant Rudolf Bierling-DreSden, Professor vr. von Schröder-Tharandt, Fabrikant Stadtrat Stecher- Freiberg gewählt. — In Dresden wird am 2. Dezember d.J. zur Vorbereitung der im Frühling (wahrscheinlich gegen Ende Mai) des kommenden Jahres bevorstehenden Jubelfeier der 800jährigen Herrschaft des sächsischen Königshauses eine Versammlung stattfindcn, zu welcher von den Prä sidenten und einigen anderen Mitgliedern beider Kammern des Landtags zahlreiche Einladungen ergangen sind. Un erwartet der von dieser Versammlung über die Teil nahme des Landes an der Feier zu fassenden Beschlüsse haben bezüglich der aus diesem Anlaß in Dresden zu treffenden festlichen Veranstaltungen Vorberatungen bereits stattgcfunden. Hierbei ist als notwendig erkannt worden, Leit ersten Tag des Jubiläums deü Beglückwünschungen uüd FMichkeiten am königlicheti Hofe vorzübehalten. Am zweiten Tage soll die Enthüllung des König-Johann- Denkmals stallfinden, dieser aber Ürner Zugrundelegung Ler Geschichte Sachsens und seines Fürstenhauses ein Aestzug in historischen Trachten vorangchen, zu dessen Pttinlmz uNd Leitung die Dresdner Kunstgcnossenschaft fich erboten hat. Hiernächst ist für denselben Tag ein Avendfeft mit Beleuchtung und Feuerwerk an der Elbe unterhalb und beziehentlich gegenüber der Btühlschen Terrasse in Aussicht genommen. — In emem Dorfe bei Rochlitz entspann sich vor einiger Zeit gelegentlich einer Erbschaftsregulcerung zwi schen den Erben ein Sreit. Der eine Teil behauptete bestimmt, es seien Wertpapiere zu einem ganz bedeuten den Betrage vorhanden gewesen, während der andere Teil dies vdstritt und sogar beschwor, keine gefunden, ja nicht einmal Kenntnis davon zu haben. Die Papiere blieben verschwunden und die Angelegenheit schien erledigt. Auf Betrieb der Übervorteilten Erben aber wurden lm geheimen die Nachforschungen fortgesetzt, und das führte jetzt zu dem überraschenden Ergebnis, daß jene Papiere thatsächlich vorhanden gewesen und in Rochlitz selbst von einem derjenigen, die ihre Unkenntnis davon eidlich er härtet hatten, umgesetzt worden seien. Infolgedessen ist der Betreffende, «n sehr begüterter Besitzer aus dem obigen Dorfe, am Freilag auf Veranlassung der Staats anwaltschaft verhaftet und an das Landgericht Chemnitz abgeliefert worden. — Nach dem Monatsbericht für Oktober der Arbeiter kolonie Schneckengrün im Königreich Sachien sind seit Eröffnung der Kolonie überhaupt 1136 Kolonisten ausgenommen worden. Zu dem beim Abschluß des vorigen Berichts verbliebenen Bestand von 84 sind im Laufe des Monats Oktober 61 Kolonisten hinzugekommcn, während 30 abgegangen sind. Der jetzige Bestand be trägt 115. Die Kolonisten verteilen sich nach ihrem Geburtsort auf Königreich Sachsen 90, Schlesien 3, Brandenburg I, Provinz Sachsen 9, Hamburg 1, Rhcin- provinz 2, Königreich Bayern 2, Thüringen 6, Aus länder 1. Die Kolonie hatte in diesem Monate 3212 Verpfleglage, welche sich auf 2669 ArbeitS-, 521 Feier und 22 Krankenlage verleiten, zu verzeichnen. Von den 30 avgegangenen Kolonisten gingen 19 auf eigenen Wunsch, 4 wegen Krankheit, 3 erhielten Stellung durch Vermittelung der Kolomeoerwallung, 1 durch eigenes Bemühen und 3 sind entlaufen. Außer den nöligen Haus-, Hof- und Stallarbeiten, sowie Besetzung oer Werkstätten waren die Kolonisten hauptsächlich mit der Kartoffelernte, mit Dreschen und Wegebau beschäftigt. Abend in Berlin ein und würde von dein Kaiser Pet schaft nach ßa Kermann erlaubt 1 Emst ! Chr. ? sst; <! Paul V kannt, daß Kaufmai , Arccli . 4 jonds sammelt. Dieser Fonds soll zu einer derartigen ILH v Höhe gebracht werden, baß er hinreicht, um je zehn »-<- j s (Fortsetzung in der Beilage.) Expedition d Erns Erns Carl Chr. Carl Frai Zur Le Steppdeck erfahrene I Geburtstages der Kaiserin Friedrich ein größeres Diner I neuerdings einen Aufruf s statt. — Det ÄroWrst-Throüfolger NikolayS traf am s dem sie Ministerium uni welcher da saben, erlo gefaßt wor r»- 1888. Die Zahlen 1 und 8 kommen also je viermal * vor. Das wird sobald nicht wieder geschehen, der Leser - Er ßa O lern gern genommen werden. !. * In Paris Hal sich ein Komitee von Industriellen e gebildet, welches eifrigst Gelder für einen Ausstellungs- -H— > V-! ? U l 57! »OS w* sönlich empfangen und nach herzlicher Begrüßung in« Schloß zur Kaiserin geleitet. — In einigen großen politischen Blättern wird an geregt, den Reichstag, dessen Giltigkeit am 20. Februar 1890 adtäuft, schon im Herbst 1889 aufzulösen, damit dann die Neuwahlen stattfinden können und nicht zum Beginn des folgenden Jahres erst, wodurch die parla mentarischen Arbeiten sehr gestört werden würden. Un praktisch ist der Vorschlag nicht, aber eS ist noch solange hin bis zu den Neuwahlen, daß eS unnötig ist, sich schon jetzt mit denselben und ihrem Termin zu beschäftigen. — Die Presse der verschiedenen Parteirichtungen in Preußen geht nur zögernd und anscheinend widerstre bend an die Besprechung der Stellungnahme des Kaisers zu den Breslauer Wahlen heran. Am unverhohlensten haben demokratische Blätter ihre Ueberzeugung geäußert, indem sie ohne Umschweife behaupteten, die Auslassungen des Monarchen bewiesen eine offene Parteinahme für die Bestrebungen der Kartellparteien. In ähnlichem Sinne hat fich auch ein Teil der freisinnigen Presse geäußert. Die „Danz. Zig." Erklärt es für unzulässig, im konstitutionellen Sinne an des Kaisers Worten Kritik zu üben. Die „Volksjig." geht auch von der Auffassung aus, daß der Kaiser von seiner Stellung über den Parteien herabgcstiegen sei, um für die eine und gegen die andere einzuireten. Aber in seinen Aeußerungen liege nicht mehr Bedeutung, als die Mei nung eines achtbaren Siaaisdürgers, der Kaiser habe eben als Privatmann gesprochen, denn Regierungsakte bedürften zu ihrer Giltigkeit der verfassungsmäßigen Gegenzeichnung eines Ministers. Diese sei nicht eriolgt. Die Karlellpresse findet dagegen nicht, daß der Kaiser seinen erhabenen Standpunkt über den Parteien ver lassen habe. Der „Hamb. Korresp." erblickt in dem Verhalten des Kaisers nur die Bekundigung, daß das gegenwärtige Regiment seine sicherste Stütze in dem Zusammenschluß der nationalen Parteien erkenne und demzufolge im Reiche wie in Preußen eine Richtung zu verfolgen gedenke, welche gemäßigt Liberale und Konservative in gleicher Weise unterstützen könnten. Die „Hamb. Nachr." bewundern an dem Auftreten des Kaisers besonders seine rückhaltlose Offenheit. „Er trifft hierin mit großen Männern zusammen, die bei Verrichtung ihrer Lebenswerke niemals kleinmütig und verzagt danach gefragt haben, ob eine an sich wichtige und notwendige Handlung die Verstimmung dieser oder jener Kreise Hervorrufen würde." Dieses und die an deren Blätter lassen die Frage, ob der Kaiser persön lich Partei genommen habe ober nicht, ganz aus dem Spiele und erklären es dafür für sein gutes Recht, seine Meinung offen zu äußern. Mit besonderer Be stimmtheit spricht dies die „Kölnische Zeitung" in dem folgenden Satze aus: „Einige demokratische Blätter können sich nicht darüber beruhigen, daß der Kaiser in Breslau sich ersreut über den Ausfall der Breslauer Wahlen geäußert haben soll. Wir dächten, dem Kaiser könne doch nicht wohl verwehrt werden, was jedem Bürger erlaubt ist; er hat durch den Aus druck seiner Freude über die Breslauer Wahlen keinem Menschen einen Vorwurf gemacht, der über dieselben betrübt ist. Daß der Kaiser persönlich eine bestimmte politische Partei und ihr Wirken für verderblich hält, und das öffentlich, wo es ihm gut scheint, ausspricht, kann ihm denn doch nicht verargt werden; dieses Recht Hal der Geringste seiner Unienhanen, und er denkt nicht daran, es ihm zu verkümmern." Die leitenden nationalltberalen, freikonservativen, bezw. konservativen Blätter enthalten sich jeder Besprechung der kaiserlichen Worte. — Nicht auf Veranlassung des deutschen Botschafters in Paris, sondern auf Anregung des französischen Bot schafters in Berlin sind die beiden französischen Jour nalisten aus der Reichshauptstakt ausgewiesen worden. Mil ihren bodenlos gemeinen und durch die Bank er logenen Berichten waren die beiden Herren dem franzö fischen Vertreter nachgerade so unbrquem «'geworden, daß er selbst für ihre Entfernung Sorge trug. — Das „Frankf. Journ." schreibt: „Wir könncn versichern, daß die Anleihe nur zu stände gekommen ist, nachdem deutsche Bankiers erklärt hatten, sich daran be teiligen zu können. Augenblicklich weilt ein Vertreter der deutschen Firmen in Petersburg. Unsere Bemerkung, daß die deutschen Inhaber der russischen Anleihe vom Jahre 1877 am besten thun würden, wenn sie die Kon version dazu benutzten, um sich ihr Geld bar auszahlen zu lassen, wird heute anderweitig als ganz zutreffend erklärt mit dem Hinzufügen, für deutsche Inhaber russi scher Werte sei doch schließlich die Frage maßgebend, ob das Verbot der Beleihung russischer Werte seitens der deutschen Reichsbank fortbestehen bleibe oder nicht. Da an eine Aufhebung dieses Verbots nicht gedacht wird, so ist darin am klarsten die Stellung gekennzeichnet, welche maßgebende Kreise bei uns «»nehmen." Frankreich. — Die Patriotenliga (boulangistische Abteilung) hat . f fan die Franzosen erlassen, in und Parlament auf« Heftigste an- greift und alle Patrioten auffordert, ihr beizutreten und unter Führung des Generals Boulanger, deS „Banner trägers der nationalen Partei", mitzuarbeiten an dem früher als durch die Post zugestellt und kosteten nichts. , Kinderlose Li« großen Reformwerk, das Frankreich groß und mächtig machen, d. h. eS eist in die Lage bringen soll, seine An sprüche auf Elsaß Lothringen mu unwiderstehlichem Nach druck geltend zu machen. Diesem Aufrufe ist ein An- metbezettel beigegcben, durch dessen Ausfüllung jedermann Patriot und Boulangist werden kann, sofern er sich nebenbei zur Zahlung eines Jahresbeitrags von mindestens 1 Franks verpflichtet. An sich ist das alles nicht neu, aber cs wird äußerst bezeichnend dadurch, daß die „Re- publ'que Frantzahe" plötzlich in den Harnisch gerät und nach dem Slautsanwalle ruft: wozu habe man Artikel 291 des Strafgesetzes, welches die Bildung politischer Gciellschaften von mehr als 20 Personen von der Ge nehmigung der Regierung abhängig macht? Solle Lie Regierung dem Treiben dieses boulangistische» Werbe- büreaus ruhig zusehen und gestatten, daß solche für sie beleidigende Schrifistücke ihren Beamten und Offizieren in Mässen zugeschickt würdest? Alle htise Beschwörüfigen aber werden zu gar nichts dienen und Floquet wird sich sicher nicht bewegen lassen, der Patriotenliga gegenüber von den Mitteln Gebrauch zu machen, die das Gesetz ihm an die Hand giebt. Wir Deutsche können aber nicht umhin, diese Vorgänge mit einiger Schadenfreude zu betrachten: wenn früher in deutschen Blättern behauptet wurde, daß eS die Pflicht der französischen Regierung sei, gegen das Treiben der Patriotenliga e nzuschreiten, so wurde das für die höchste Anmaßung und nebenbei eine juristische Unmöglichkeit erklärt, fitzt aber, nachdem die Liga rieben einer äußern auch eine innere Gefahr geworden ist, verlangen französische Blätter selbst, was sie srüher sür unmöglich erklärten. Großbritannien. — Der Kriegsminister teilte im Parlament mit, es seien mehrere tüchtige deutiche Arbeiter aus Solingen herangezogen worben, um englische Arbeiter m der Schurretung von Hieb- und Stoßwaffen zu unterrichten. Die Kenntnis dieps Faches sei in England fast aus- gcstorben. Die Berufung der deutschen Arbeiter ist die Folge der Erfahrungen, welche die englische Militär verwaltung mit ihren Bajonetten und Seitengewehren gemacht hat. Die Bajonette waren bekanntlich so misc- rabel, daß sie sich im Kampfe mit den Sudan-Arabern krumm bogen, und mit den Seitengewehren vermochte man nicht ein mäßig dickes Brett zu durchbohren. Ein größerer Posten von Seitengewehren wurde deshalb schon in Deutschland für die britische Armee angefertigt. — Auch von den englischen Kanonen taugt bekanntlich ein großer Teil recht wenig. i M gesucht. » i Liuclol cd 2. . cv . » Z zweier noö ansässigen dieser Zeilen wird cs sicherlich nicht erleben, denn es ss-x ; zuempfehlei wird sich erst genau nach 6300 Jahren wieder ereignen, d. h. am 18. 11. 8188. Dagegen wird iil11lJahrcn ° dieselbe Kombination mit 1 und 9 cintreten, der 19. 11. K.«; " 1999 wird also auch ein seltener Tag sein. Briefum- schlüge und Postkarten mit dem Poststempel des 18. 11. '7-^ c 1888 dürften bald von Briefmarken-und anderen Samm- s A - die nächstn Personen aus jeder europäischen Großstadt die Mittel zu bieten, zur Pariser Wellausstellung zu reisen und ZZ» an der Seine vier Wochen anständig leben zu können. Z Man Hal ausgerechnet, daß, von den Reisekosten abge- o »dVdR sehen, hierzu per Kopf sechshundert Franken genügen " - - ..... ... .. „ „ ! Jät suche werden, da man hofft, daß die Hoteliers diesen Schütz- f lingen des Ausstellungs-Komitees mäßige Preise zuge- s stehen werden. Bisher hat das Komitee aber erst ^-7 > sür leichte sechstausend Franken beisammen, es ist also noch nicht - einmal die Deputation einer Großstadt versorgt. sofoi * Die Erfindungsgabe der russischen Juden ist er- staunenswert, schreibt die „Koivu. Gouv.-Ztg". Kürzlich f wurde allen Eisenbahnbediensteten vorgeschrieben, alles gesucht. F mit Kreide auf die Wagen Geschriebene auszulöschen. ^dieses Blattt Diese Maßregel wurde durch den Umstand veranlaßt, u . daß in zahlreichen Fällen Juden ihre Korrespondenz über Handels-, Börsen- und andere Geschäfte einfach in j der angegebenen Weise führten. Die Korrespondenz^^ , n/Z'cxi-,,- war ihnen doppelt vorteilhaft: die Nachrichten wurden (s Vermischtes. ' * Auf dem Frantfurter Bahnhof rannten am Diens- < tag abend der Baseler Schnellzug und der Heidelberger j Personenzug zusammen. Drei Schnellzugwagen wurden zertrümmert und mehrere Personen verwund«. -- * Ein „seltener" Tag war der letzte Sonntag. Der- ? selbe erscheint als 18. Tag am 11. Monat des Jahres 5'