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1888 268 Freitag, den 16. November. Frankenberger Saget./,,,, ^ezirksaE^ stanration stattfindet, ladet zu recht zahlreichem Besuche im Auftrage des Bor- Aug. Lieber-, z. Z. V. standeS ein: Cunnersdorf, den 15. Noo. 1888. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends sür den sol- gendcn Tag. Preis vierteljährlich I M. b0 Pf«., monatlich so Pfg., Einzel-Nrn. sPfg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. Tagesordnung: 1. , Kassenübersicht und Wahl der Rechnungsprüfer 2, Neuwahl für die ausscheidenden VorstandS-Mttglieder. 3, Verschiedene Kaffenangelegenheiten rc. örtliches im» SiichfischeK. Frankenberg, 15. November 1888. f Nach den alten oft gar nicht unzutreffenden Wet terbüchern ist der 15. (l7.) November ein ziemlich ent scheidender Wendepunkt in der Witterung. War der Oktober in seiner ersten Hälfte mäßig kalt und mäßig naß, trat nachher um den 24. Oktober der Winterregen ein und folgten dann nach dem 1. November scharfe kalte und heilere Tage, so tritt am 15. (l7.) November leicht der erste bedeutende Schneefall ein. Ist dieser Schneefall mit Frost verbunden, so ist mit fast völliger Sicherheit auf einen strengen Vorwinter zu rechnen, und nicht selten erstreckt sich der mit diesem Tage eingetretene Winterfrost bis zum 24. (26) Januar. Ist dagegen der 15. (17.) November milde vorübergegangen, so ist der Frost und Schnee nur selten vor dem 12. (14.) Dezember zu erwarten. -s „Wie gut, daß das nasse Novemberwetter früherer Jahre diesmal durch trockenen Frost verdrängt istl" Das hört man vielfach, und tue Genugthuung ist nicht unbegründet, denn der November gehört, was das Wetter anbetrifft, nicht zu den beliebtesten Monaten. Regen schauer, Nebel, Schneewehen, das ist sonst so das Mar- tiniwetler, das einem verleidet, den Fuß vor die Thür zu setzen. Diesmal aber haben wir gesunde, kalte Witterung mit prachtvollem Sonnenschein. Die Witte rung ist gesund, ganz gewiß, aber doch finden sich genug Personen, die über Schnupfen, Kopfschmerzen, Unbehagen u. s. w. klagen. Der Himmel mag wissen, woher das kommt! Wahrscheinlich nicht warm genug angezogen! Also dickes Winterunterzeug, recht dicken und schweren Ueberzieher, Tuch um den Hals und womöglich doppelte Strümpfe! Auch der Ofen könnte etwas wärmer sein, nur tüchtig eingeheizt, denn frieren kann man doch nicht! So, nun ist cS behaglich. Aber am nächsten Tage ist der Schnupfen immer noch da, der Kopfschmerz und das Unbehagen dauern fort. Wer ist nun schuld? Die ver ehrten Leute selbst! Es ist Thoryeit, im Winter den kolossal Abgehärteten spielen zu wollen, das kann nicht jeder vertragen; aber gleiche Thorheit ist es, sich „ein mummeln" zu wollen, wie ein Grönländer. Das gilt besonders für Kinder. Warm angezogen, feste, warme Anzüge, aber keine Umwandlung der kleinen Burschen und Mädchen in Wollbündel. Das hält auf die Dauer niemand aus, und die Folge ist eine hohe Verzärtelung, die fortwährend Unbehagen herbeiführl: Der Winter ist die Zeit der Kinderkrankheiten. Aber früher gab es auch recht strenge Winter, und es waren doch weit we niger Kinder krank, als heute. Woran liegt das? Bor 20 und 25 Jahren zog man sich gehörig warm an, sorgte vor allem für gutes, festes Schuhzeug und voll- ständige Bekleidung, und darüber kam, wenn es nicht anders ging, eine besondere Hülle gegen die Kälte. Nicht überall, aber vielfach ist indessen heute die Kinder tracht zum Schaden der Kleinen verschlechtert. Eleganter sind die Anzüge geworden, aber auch unpraktischer. Zier lichere Stiefelchen, kürzere Höschen und Kleidchen u. s. w., ja die halten allerdings nicht warm, und deshalb werden die Kleinen so sehr eingepackt. Viel besser wär S, auf warme Kleidung am Leibe zu halten, alles Ueberzeug kommt erst in zweiter Reihe. Die Lehrer haben am besten Gelegenheit, über die unzweckmäßige Kinderbehand lung Erfahrungen zu machen und zu bemerken, daß e» oft gar kein Pünder ist, wenn ein Kind krank wird; sie warnen auch nach Kräften, aber leider begegnen sie noch sehr viel tauben Ohren. - , . — Bekanntlich hatte die sächsische Militärintendantur beabsichtigt, ihren Bedarf an Bodenprodukten direkt von den Landwirten zu beziehen, um auf diese Weise dieselben mit Rücksicht auf die gedrückte Lage der Landwirtschaft zu unterstützen. Leider haben sich diese wohlmeinenden Bestrebungen nicht durchführen lassen, da, wie die Mili tärintendantur zu Dresden neuerdings dem sächsischen Landeskulturrat bekannt gegeben hat, übermäßige Preis forderungen nebst bei dem vorhandenen Bedarf unzu reichendes Angebot der Landwirte den Proviantämtern die Bedarfdeckung aus erster Hand unmöglich machten. — Die in Dresden erscheinende „Sächs. LvSztg." meldet unter „Lokales": In der Wilsdruffer Vorstadt zeigt sich jetzt ein kleines halbes Wunder, das nicht bloß die Bewunderung der Kleinen, sondern, was noch viel wehr sagen will, auch die höchste Befriedigung der Gro ßen erregt. Es ist eine Maschine, und zwar eine sehr nützliche, ja man könnte fast sagen mit Liebe und seh nendem Verlangen betrachtete. Es ist keine Lokomobile und keine Eisenbahnlokomotive, sondern in des Worte» verwegenster Bedeutung eine Knackwürstellokomotive k Auf Rädern ruhend und von einem Mann geschoben, ist sie im wesentlichen ein Kessel, welcher Würstel kocht und Semmel nebst Senf enthält, mit einer hohen Este, deren weithin sichtbare Dampfwolken schon von ferne auf die winkenden Genüsse aufmerksam machen. Zu er wähnen ist noch, daß oben auf dem Körper der Maschine ein sehr verlockendes Fäßchen sich befindet, welches höchst wahrscheinlich Kaviar, Heringe oder Sardellen enthält, teils, um noch bei nachtschlafender Zeit einen wohl schmeckenden Imbiß zu gewähren, teils auch, um einen etwa heranziehenden Kater beizeiten zu verscheuchen. — Alljährlich wird bekanntlich auf allerhöchste Kabi-' nettsordre für den am besten schießenden Offizier in je dem Armeekorps ein Ehrensäbel und für den am besten schießenden Unteroffizier eine silberne Uhr gewährt. Der beste Schütze unter den Unteroffizieren in der sächsischen Armee ist in diesem Jahre ein der Garnison LeiSntg Angehöriger, und zwar der Sergeant Kind der dortigen 11. Kompanie. Derselbe hat bei 7 abgegebenen Schüssen (3 aufgelegt, 4 freihändig) 152 Ringe erlangt, eine Leistung in der Treffsicherheit, die wohl selten erreicht, kaum aber übertroffen wird. Vor ewigen Tagen ward dem Sergeant Kind die Preisuhr von seinem Kompanie chef, Herrn Hauptmann Jngenbrand, unter feierlicher Ansprache überreicht. Die Uhr ist eine sogen. Savonnet- Uhr; sie zeigt auf dem unteren Deckel neben der Wid- mung den Namen des Prämiierten und auf der Kuvettff in Jnittalform ä.. k. (Albert Rex). * Frie»e«sw»rtc «nd Kriegsm>lllar»e« unter einen Hut zu bringen, ist eine schwierige Aufgabe, an welche die heutigen Franzosen ebenso vielen Eifer, und mit ebenso vielem — oder wenigem — Erfolge verschwenden, als vergangene Jahrhunderte an das Pro blem der Quadratur des Zirkels oder des Perpetuum mobile. Die schwächste Seite der dritten Republik ist unstreitig die finanzielle, und daß dem so ist, dazu haben alle Kriezsministcr, welche seit dem 4. Septbr. 1870 im Amte waren, ihr redliches Teil beigelragen. Jetzt ist das Kriegsportefeuille nun gar in die Hände der Zivilisten, des Ingenieurs Herrn de Freycinet, ge- fallen ; mit welchem Erfolge, zeigt seine Ankündigung einer neuen, ganz außerordentlichen Aufwendung zu V ehr- zwecken, welche neben dem regelmäßigen Kriegsbudgct, das Herr de Freycinet für das Heer allein auf wehr denn 550 Millionen jährlich veranschlagt, einhergeht. Wenn man den Kriegsminister reden hört, so werden alle diese Kolossalsummen nur gebraucht, um Frankreichs Ehre, Würde und Unabhängigkeit zu verteidigen. Gegen wen, wird nicht gesagt, und doch wäre die Erteilung eines Aufschlusses hierüber umso dringender zu wünschen, als der schlichte Laienverstand betreffs einer zureichenden Deutung der Freycinetschen Worte vollständig im Dun keln tappt. Weder Deutschland, noch Oesterreich-Ungarn, noch Italien denken daran, Frankreich mit einem An- griffstrieg zu überziehen; Rußland und England ebenso wenig, von Staate» zweiten Ranges schon gar nicht zu sprechen. „So bleibt nur die Wahl", meinen die halbamtlichen „Berl. Politischen Nachrichten", „den Worten des Herrn Le Freyc net entweder gar keinen Glauben zu schenken, oder sich zu ihnen nach Maßgabe des eroäo quiu ud- suräum (des Leichtgläubigen) zu stellen. AehnlrcheS gilt von der Logik, welche den Royalisten Marquis de Bre- leuil veranlaßte, in seiner MarseMer Bankettrede vom Sonntag das große Wort gelassen auszusprechen: Europa zweifele nicht an den friedlichen Gesinnungen Frankreichs. Bisher galt allgemein das Gegenteil als zutreffend, daß eben in der Ueberzeugung, Frankreich führe Bösis gegen den Frieden Europas im Schilde, die zunächst bedrohten Mächte zu einem Friedensbund im engeren Sinne zu sammentraten, um durch vereinte Macht Frankreichs Rachsucht wirksam in Schach zu halten — eine Borbeu- gungsmaßregel, die Frankreich mit den jetzt angekündig- ten Kolossalaufwendungen sür weitere Verstärkung seines militärischen DrohapparateS beantwortet. Daß ange sichts solcher Bestrebungen des französischen KriegSmini- sters Europa an den friedlichen Gesinnungen Frankreichs nicht zweifeln soll, ist gewiß eine starke Zumutung an die Vertrauensseligkeit unseres Weltteils, zumal aus dem Munde eines monarchistischen Zukunftspolitikers. ES dürfte gar schlimm um den Zustand Europas bestellt sein, wenn derselbe keinen kräftigeren und gewissenhaf teren Hüter besäße, als die friedlichen Gesinnungen des Milliarden über Milliarden in Kriegsrüstungen steckenden Frankreich!" Inserate werd« mit « Pfg. filr Ni gespaltene K°rpur teile berechnet. kleinster Inserat« betrag r» Pfg. Nomplizterteun»«- bellartsche Inserat« «uh besonder«« Tarif. Inseraten-Annah« sür dt« jeweilig« «tend-Nummer bi« »»rinittagr lOUHk Zur ordentlichen Generalversammlung »er Ortskrankenkasse zu Gunners»orf, Nie»er-Lichtena« und Ortelsdorf, welche Sonnabend, den 84. November «r., Abends z9 Uhr in Nergers Re Des Jahrmarktes wegen Inserate auch für die Sannaden^ün^änntäMEm^mdMmÄr'nns s« n^sllal». M LLpkäitioa äv8 krsskellberAer iLßeblsttes