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Beilage zu 253. 1888 Sonntag, den 28. Oktober Friedrich August Teichmann, Prwoterpedient h.. wefO^ Wilhelm Teichmann», ans. B. u. Fleischermstr». h., HInlerl. Karl Klubs in Moskau sind im ganzen 18 Personen getötet, 32 leichter oder schwerer verwundet. > * In einem Madrider Kloster, wohin sie wegen einer Liebesgeschichte gebracht worden war, beging Fräulein Esther de Mac Mahon, Nichte deS Marschalls und früheren Präsidenten der französischen Republik, Selbst mord. * Nachdem am 7. November v. I. die prachtvolle Wesermühle in Hameln durch eine Explosion von Mehl staub fast vollständig zerstört worden war, wird» jetzt ein gleicher, noch umfassenderer Unglücksfall aus Cleveland in Ohio gemeldet. Am 15. September morgens um 3 Uhr wurde die Nationalmühle der Firma B. Clark u. Sohn in Cleveland durch eine Mehlstaubrxploston voll ständig zerstört. Es haben dabei 2 Menschen ihr Leben verloren, 4 schweben in Lebensgefahr und 9 wurden leichter verletzt. Der Schaden wird auf 520000 M. geschätzt. Die Entstehung der Explosion wird wie folgt geschildert: Ein Arbeiter schaufelte bei dem Licht einer Laterne in dem großen Kleiebehälter die Kleie in de» Abfalltrichter, welcher mit einer Staubkammer durch einen Schacht verbunden war. Die Laterne stürzte durch irgend einen Unfall um, der feine mehlige Kleiestaub entzündete sich mit heftigem Knall und gleichzeitig lag auch die Mühle zum großen Teil in Trümmern. * Der Hungerkünstler Succi beendigte am 23. d. seine in der Ausstellung in Barcelona abgehaltene dreißig- tägige Fastenprobe. Seine Gesundheit scheint darunter nicht im mindesten gelitten zu habe». * Der Radetzky-Marsch als — Revanche. Ein Wiener Kaufmann, der sich kürzlich in Paris aufhielt, war nicht wenig erstaunt, als in einem dortigen Vergnügungs- Etablissement der „RadeSky-Marsch" gespielt und endlos bejubelt wurde. Selbstverständlich interessierte es ihn, zu wissen, aus welchem Grunde das Musikstück so be geistert ausgenommen worden sei. Die Aufklärung war bald gefunden; irgend ein genialer Sohn der „Frunäe Nation" hatte einfach den größten Teil des Radetzky- MarscheS „entlehnt" und den Marsch „Lu Levavosio" Der Lazzaroni im Glücke. (Schluß.) Sebastiano überdachte seine Lage. Früher war es wohl Mode gewesen, zum Messer zu greifen und entwe der dem Nebenbuhler oder sonst jemand den GaraUS zu -machen, bei dem man auf die Gewinnung von Reich tümern rechnen konnte, um mit dem Gelds den Neben buhler aus dem Felde zu schlagen. Unter dem bequemen Regiment der Bourbonen war das auch alles recht schön gegangen; die Polizei war froh; wenn sie durch die lan desüblichen Eigentümlichkeiten nicht belästigt wurde, und wurde ein Messerheld wirklich wegen einer kleinen Pri vataffaire beim Kragen gefaßt, so war doch noch die beste Aussicht vorhanden, nach einiger Zeit wieder aus dem Gefängnis zu entkommen. Die brave Regierung «ar ganz damit einverstanden; weshalb sollte sie solche Galgenvögel lange füttern? Aber jetzt, seit die Regie rung in Nom war, bestand eine stramme Polizei und Mit dem „durch die Finger sehen" war'eS nichts mehr. Sebastiano hatte aber keine Lust, sich sein ganzes Leben einsperren zu lass.n, und so nahm cr Abstand, sein Messer zu führen, und wirtete. Bitter sauer wurde es ihm manchmal, aber trotzdem wartete er. Er war überzeugt, die gebratenen Tauben würden ihm eines Tages doch noch in den Mund fliegen. Und nun war das Glück gekommen, da hatte er es mach einiger Zeit greifbar in der Hand in Gestalt einer großen Goldmünze. Was ließ sich dafür nicht alles an sangen? Möglicherweise konnte er bei Margherita- Vater sofort um die Hand seiner Tochter anhalten? Jedenfalls mußte es ihm aber nun gelingen, den frechen Patron, den Luigi, bei dem Mädchen auszustechen, ihm das Wiederkommen zu verleiden, und dann machte sich alles andere schließlich wohl von selbst. Also zu Mar gherita! Aber nein, eins ruhig nach dem anderen! Die in Oel gesottenen Fische dufteten gar zu verführerisch, «in paar Fische, etwas Brot und Wein kostete ja zusam- mm nur ein paar Pfennige, und die Mahlzeit würde ihm dann schon die richtigen Gedanken eingeben. Würde voll wie ein großer Herr schritt Sebastiano zu dem Gar toch hinüber und nahm am Tische Platz. Der Mann blickte ihn etwas mißtrauisch an, Sebastiano lächelte stolz und legte gewichtig das Zwanzigfrankenstück auf den Tisch. Der Wirt war wie umgewandelt; was ging's ihm . an, woher der barbeinige Gast das Geld hatte? Er hatte es, das war die Hauptsache. Aber noch andere hatten das Goldstück gesehen. „Heiliger Januarius, welches Glück!'! riefen ein paar herumstehende Frauen und schauten bewundernd zu Sebastiano empor. „Jedem was er verdient!" antwortete der, überlegen lächelnd, speiste mit dem besten Appetite und gab die Reste einigen herumlungernden Kameraden und schritt mit dem einge wechselten Geld« von dannen. Dort am Meere sind zahlreiche Schmuckstücke zu verkaufen. Ach, welche prachtvolle silberglänzende Kette. Und eine solche hatte Margherita sich gerade gewünscht. Er fragte entschlossen nach dem Preise, und hörte dreißig Lire. So viel betrug sein ganzes Vermögen nicht, aber er wußte auch, wie sehr die Verkäufer vorschlugen. Und nun folgte ein einstündiger Handel unter den heftigsten Gestikulationen, bis er endlich für zwölf Lire das Stück erhielt. Nun war allerdings mehr als die Hälfte des Goldstückes ausgegeben, aber er hatte die Kette, und alles andere mußte sich nun von selbst machen. DaS war sein Trost. Gewichtigen Schrittes trat cr in Margheritas Schenke ein und nahm am besten Tische Platz. „Da solltest Du Dich nicht hinsetzen", sagte der Wirt, „das ist der Platz des Hafenmeisters. Und das ist mein bester Gast. Er kommt gleich, und wenn er seine» Stuhl besetzt sieht, giebt es Zank!" — „Was Hafenmeister", lachte Se bastiano, „jetzt bm ich cs, der Geld hat", und dabei ließ er die Silberstücke in seiner Tasche klingen. Der Wirt machte große Augen. „Nun, wenn Du ebenso viel ver zehrst, sollst Du mir ebenso lieb sein. Also vom Besten, nicht wahr?" Sebastiano nickte gnädig, und als der Wein kam, schlürfte er von dem Naß in vollen Züge». Der Hafenmeister erschien und wollte in der That auf fahren, als cr seinen gewohnten Platz besetzt sah; aber der Wirt flüsterte ihm ein paar Worte ins Ohr, und so brummte er nur und setzte sich Sebastiano gegenüber, der durchaus nicht so respektvoll mehr wie früher grüßte. Er hatte ja Geld, wenn es auch nur 7z Lire noch wa ren, und dann die Kette. Ja, die Kettel Wo war denn Margherita? Ihr Vater sagte, das Mädchen habe mit häuslichen Geschäften zu thun, und so mußte sich Sebastiano etwas gedulden und in der Zwischenzeit sich mit dem Wein unterhalten. „Du weißt doch, daß der Wein eine Lire kostet?" fragte der Wirt, als er zum zweiten Male die Bestellung aus führte, vorsichtig. „Hier sind zwei Lire", schrie Seba stiano, das Geld auf den Tisch werfend, „und hier die dritte, holt Euch auch von dem Wein, setzt Euch heran und trinkt mit, Schwiegervater." „Hollah, wieso Schwiegervater?" rief der dicke Wirt. — „Werdet's schon sehen, ehe es Abend wird", lachte Sebastiano über das ganze Gesicht. „Da kommt ja Sie war zufrieden, sehr zufrieden, so etwa» hatte sie niemals von Luigi erhalten. In die Hände klatschend, kam sie zu Sebastiano zurück, sich bei ihm zu bedanke», „Höre einmal", sagte ihr Vater zu dem freigebige» Spender, „Du hast doch das Ding ordentlich gekauft?" ; — „Ganz gewiß", beteuerte Sebastiano, und nannte de» . Verkäufer mit Namen. Damit waren alle Skrupel be seitigt, Sebastiano der gefeierte Held des Tages, Luigi vergessen. Sebastiano hatte reichlich Wein getrunken, jede Be stellung bar bezahlt, und nun besaß er noch 2j Lire, Es schien ihm an der Zeit, Margheritas Vater ein of fenes Wort über das Mädchen zu sagen. Eben wollte er beginnen, als der Hafenmeister rief: „Schau, Seba stiano, da geht Dein Vater vorüber. Du wirst ihm doch auch einen Tropfen Wein zukommen lassen? ES geht ihm nicht zum Besten." — „Natürlich", war die AraÄmöerger Tageblatt und Aezirksanzeiger. »Hel. jüngster Sohn, und Id» Lämmel h , weil. Friedrich Wil helm Lämmels, Easthoftbcs. in Neukirchen b. Chemnitz, hinter!, thtl. 2. Tochter. Franz Alwin Strobel, Bäcker in Chemnitz, Friedrich Wil helm Sirodels, Bahnwärters an der « S. StaalS-Eisenbahn h., thel. Sohn, und Franziska Martha Frauke in Chemnitz, Ernst Robert Franke», Bäckermstr«. dort, ehel. Tochter. 4- Antwort des zärtlichen SohncS, und im selben Augen blick war der Flickschuster hereingerufen, auf einen, Stuhl niedergedrückt und hatte seinen Wein vor sich stehen. - Mit Erstaunen hörte er, daß sein Sohn ein reicher Mann geworden sei, kostbare Ketten verschenke und de» besten Wein trinke. Das Gesicht des Alten wurde hoch rot. „Und seinen Vater läßt er verhungern I" schrie er zornig. „Auf der Stelle giebst Du Geld her." Er sprang zu seinem Sohne herüber und wollte in dessen , Tasche fassen. Sebastiano wehrte sich taumelnd und schlug , zuletzt mit dem Stuhle rücküber. Wie eine Katze stürzte , sich der Alte auf den Daliegenden und riß ihm das Geld ' aus der Tasche. „Hast Du nicht mehr?" fragte er de» > vom Wein wehrlos Gemachten. — „Nein, nein", war , die Annvort. „Umso schlimmer", rief der erbitterte Ba- 1 ter, „Du hast das Geld vertrunken und ich mußte hun gern. Aber warte!" Damit riß er einen Knieriemen: . hervor und hieb Sebastiano jämmerlich durch. Keiner, half, alle lachten über den entlarvte» „reichen Mann"^ der zum Schluß zur Thür hinausflog. Tags darauf lag Sebastiano wieder auf der Kai»^ mauer und harrte'ron neuem des Glücks. ' »Die an Kaiser Wilhelm während seines Ausent- Halles in Rom gerichteten Bittgesuche übersteigen die Zahl 5000. Einen bedeutenden Bruchteil dieser Bettel- . briefe bilden die unvermeidlichen Huldigungsverse, Lieder, Ko »Positionen, Zeichnungen, Bilder rc., deren Urheber Me st nach preußischen Orden lüstern waren. Merk würdigerweise war unter den Bittstellern das franzö sische Element in hervorragender Weise vertreten. So bat die in Rom weilende Nichte Viktor Hugos, Gräfin Klementine Hugo, die frühere Revolutionärin, jetzige Vorsteherin eines Waisenhauses, um allerhöchsten Zuschuß zu Gunsten ihrer Anstalt. * Ueber das entsetzliche Eisenbahnunglück bei Potenza in Italien wird weiter berichtet: Die Katastrophe er folgte durch eine ungeheure Stein- und Erdlawine von .200000 Kubikmetern, welche das Geleise in der Länge von 55 Metern bedeckt. Der aus vierzehn Wagen be stehende Zug wurde von dem niedergehenden Geschiebe entzwei gerissen und acht mittlere Wagen wurden zer drückt. Die Maschine, die drei ersten und die drei letzten Wagen blieben unversehrt; vierzig Karabinieri, die in .den letzteren saßen, leisteten die erste Hilfe. Die Bergungsarbeiten waren äußerst schwierig; man mußte sich bis zu den Verunglückten förmlich durchgraben. Unter den Verunglückten sind die Mitglieder einer italienischen, mach Korfu bestimmten Operngesellschaft, alle Kondukteure mnd viele Einwohner von Potenza, Brindisi und Tarent. Die Leichname find meist unkenntlich. Unter den Trüm mern der Waggons sah man durch die Rädcrspeichen Hindurch in den Wagen totenstarre Arme, krampfhaft ge ballte Hände, einige mit Brillantringen an den Fingern. — Aus Rom, 25. d., wird gemeldet: Die Linie Graffano- Potenza ist jetzt gänzlich von den Trümmern der Waggons geräumt und für den Verkehr freigestellt. Die letzten Ziffern bezüglich der Verunglückten lauten: 25 Tote, 70 Verwundete. * Bei dem Einsturz des Neubaues de» kaufmännischen auch Margherita." Das Mädchen kam mit dem gewöhn ' ten spöttischen Lächeln zum Tisch Hera». „Nun, wo ist die Kette?" fragte sie. Sebastiano schnellte empor, riß das Schmuckstück heraus und im nächsten Augenblicke prangte sie auf de-Mädchens Brust, gerade gl», dtp . Korallenfischer Luigi eintrat. Der Schmuck wUrde mib Ausrufen der Bewunderung begrüßt, auch Luigi konnte- einen Laut des Erstaunens nicht verbergen. Da- Gesicht » des Mädchens war rot vor Vergnügen geworden, eilig; ' lief sie zu dem kleinen Spiegel, um sich zu beschauen. , Hermann Hugo Fischer, ans. B. u. Bäckermstr. h., vM.» und Emilie Anna Forkert, Johann Solllieb Forkert», kgl. SmtSstrabinmstr». h., ehel. iinz. Tochter. Ernst Adolf Kunzc, Kaufmann u. F-brilbes. in Sohli« v. Leipzig, «arl Traugott Leberecht Lunze«, Rentner» in Wilmsdorf , b. Deuben, ehel. jüngster Sohn, und Lina Amalie Teuscher, weil. Kari Oskar Teuschers, ans. B. u. Kaufmann« h., Miexl.. ehel. äit. Tochter, und Friedrich Emil Goldammer», B. o. Mann-- sakturwarenhLndler» h, Stieftochter. . . Karl Iuliu» Morgenstern, Fabrikarb. h., «arl Heinrich Morgenstern«, ^andarb. h., ehel. jüngster Sohu, und Auguste Marie-gesch. Weichert geb. Böhme, Adolf Heinrich Böhme», Hautaubzügler» in Seiseridach, ehel. jüngste Tochter. Frankenberger Kirchennachrichtev. 22. Sonntag oovk Trlnttatls. Früh st Uhr: Predigiiertr Jak. 3, 5-10: Herr Archidial. Helbig. — Der Abend» i aottcövieust fällt aus. Lloutax, cken 29. Oktober, Llrvlivvltitcot. Früh A Uhr. FestgolteSdienst. Prediger: Herr Oberps. Lesch. Wocheuamt: Herr Digk. Ehmer. Bm 22. Sonntag nach Trlnitati« werden kirchlich ausgeboten: betitelt. Daher der große Applaus und die Du eLpo- Rufe. * Die. Franzosen scheinen jetzt auch Gefallen an un serem, von ihnen so oft verhöhnten Sauerkraut zu finde», denn französische Händler halten sich in der Gegend von Wesel auf und haben, wie von dort berichtet wird, an» fangS dieser Woche bereits 11 Doppelwaggons Kraut-j HSupte angekauft und dieselben nach Frankreich verladen. „Odouerouto et jawdon" (Sauerkraut und Schinken) ist auf den Speisekarten der Pariser AuSschenker vo» Münchener Bieren vielfach zu finden und wird Mt gro ßem Appetit verspeist, wie bei unS das „EiSbem mit Sauerkraut".