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Otto »viel Hen- uns und einigen Fruchtschalen hatte er einen ganzen Tag ge lebt. Augenblicklich hatte er gar nicht» in seinem Besitz, weder Nahrungsmittel, noch die kleinste Münze. Unv dabei sott gerade ihm vis-a-vis ein Garkoch allerlei Seegetier in Oel, pries ein Weinverkäufer seine Ware an. Der Oelgeruch stieg in seine Nase, über Sebastianos Gesicht flog ein Zug tiefschmerzlichster Sehnsucht, aber — eS half nichts. Und zum Betteln bei seinen Lands leuten war er noch zu stolz, dazu war der Hunger noch nicht wütend genug. Sebastianos Garderobe war nicht gerade die salon fähigste. Strümpfe und Schuhe waren natürlich nicht vorhanden, die Beinkleider waren arg geflickt und die Jacke, unter der sich doch noch ein Hemd befand, nicht minder. Welche Farbe und Fayon die Mütze eigentlich gehabt, ließ sich nicht mehr feststellen. Sie saß nicht mehr auf dem dunklen Krauskopf, sondern lag unter demselben, um die harte und heiße Ruhestätte wenigstens für den Kopf etwas angenehmer zu machen. So recht am Platze war Sebastiano hier somit eigentlich nicht; aber ihm, dem Lazzaroni, war, vom Hunger abgesehen, behaglich zu Mute, und ob sein Anblick den Fremden Der Lazzaroni im Glücke. Neapolitanisches Lebensbild. (Nachdruck *er»»«m-) Die Wellen des Golfes von Neapel schlugen plät- schernd gegen die massive Kaimauer. ES war ein heißer Tag, aber die Sonnenstrahlen schienen den langen Se bastiano wenig zu belästigen. So lang er war, lag er oben auf der Mauer, ließ sich die Sonne ins Gesicht scheine« und blinzelte bald nach dem alten, verwitterten spanischen Kastell im Meere, das heute mit leichter Mühe von einem Kriegsschiff zusammengeschossen werden könnte, bald nach den leichten Rauchwolken, welche über dem Gipfel des Vesuv schwebten. Sebastiano rührte sich so wenig wie möglich. Denn erstens hatte er es nicht nö tig in seiner Lage, zweitens war er zu bequem, etwas zu thun, was ihm nicht ein paar Kupfermünzen einbrachte, und endlich hatte er in den letzten Tagen recht magere Kost gehabt und wollte seinen rebellischen Magen nicht verdrießlicher machen, al» dieser respektable Körperteil es ohnehin schon war. Von einem kümmerlichen Brotrest paßte, die am MeereSstrand auf und ab spazierten, war ihm gleichgiltig. j Vom nahen britischen Hotel kamen gravitätisch ei» Herr und eine Dame herangeschritten. Er und sie i» s Hellen Anzügen, beide mit Staubschleiern an den Hüten. Sebastiano blinzelte sie vom Kopf bis zu den Füßen an und blieb ruhig liegen. Von de« knickerigen Engländern war !! nichts zu erwarten. Das Paar kam auf ihn zu, die-: j Lady beschaute sich den Daliegenden durch ihr Lorgnon^ 's rümpft« die Nase und ließ einen Laut de» Entsetzens hö» 1s ren. Sie wäre gewiß so schnell wie möglich vorüber- 1t geschritten, aber im selben Moment begann gerade hinter ? j ihr ein Dudelsackpfeifer seine Weise, vier schwarzlockige ' Mädchen begannen nach den Tönen auf dem heißen Stein» s Pflaster zu tanzen. Die schlanken Leiber drehte« und 's bewegten sich graziös, und Mylord betrachtete mit seine» blauen Augen aufmerksam die Privatvorstellung. Seiner 1 Begleiterin war e» wohl etwas heiß geworden, sie zog aus einem Handtäschchen ein mit PaMm getränktes Tuch 1 und führte es zur Stirn. Dabet glitt ein mit herausgerissenes Zwanzigfrankenstück zur Erde nieder. 1 Es gab einen Hellen Klang, aber da in dem gleiche» Amtsblatt der König!. Amtshmptmannschrst Flöha, de» LSaigl. Amtsgerichts" n»d de« Ltadtrats M Frankenberg. Vie Lrpeckil!»» äes krimite-derxer Vnxeblstte». Zen Lei- e lieben czerfüllt !8. rau. Erscheint Ulglich, - mit «»«nähme der Sonn- und Festtage, abend» sür den fol- genden Tag. Prel» »irrteljlihrlich l M. no Ps,., anonatlich »a Psg-, Ltnzel-Nrn. »Psg. vefteLemgeu nehmen alle Post» «»stallen, Postboten «nd die «uSgabr- Pellen de» Tage- dlatte» an. — Bet dem großen internationalen Wettstreit für Industrie, Wissenschaft und Kunst in Brüssel, welcher unter dem Protektorate des Königs der Belgier und unter dem Ehren-Präsidium de» Grafen von Flandern steht, wurde Herr O. P. Bergfeldt in Chemnitz für künstliche Zähne und Gebisse verschiedener Systeme mit der silbernen Medaille ausgezeichnet. — Die von der Dresdner Behörde festgesetzte Trockenfrist für Neubauten, auf deren Innehaltung im Interesse der sanitären Zustände streng gehalten wird, bildet für manche dortige Hauswirte und Mieter einen Gegenstand lebhafter Auseinandersetzungen. Zum Tröste für diese Unzufriedenen weist die „Sächs. LandeSztg." darauf hin, daß in London die größeren Häuser zum Zwecke der Austrocknung nach der Fertigstellung neun Monate lang nicht bewohnt werden dürfen, und daß in dem wegen seines trockenen Klimas von den Architekten vielbelobten Paris die Baubehörde sogar eine einjährige Trockenfrist verlangt. Die bautechnischen Erfahrungen, auf denen sie die Forderung dieser Fristen zum Aus trocknen stützt, sind sehr interessant. ES ist durch Be obachtungen bet Bauten sowohl, wie durch besonders an gestellte Versuche erwiesen worden, daß ein einziger Mauerstein im stände ist, bis zu einem halben Liter Wasser in sich aufzunehmen. Selbst Granit saugt Wasser auf, allerdings nur etwa bis Liter auf den Kubikfuß, während loser Sand im stände ist, ein ganz bedeutendes Quantum Wasser cinzusaugen. Ist diese Wassermenge bei den zu einem Neubau verwendeten Materialien schon eine ganz beträchtliche, so kommt noch ein ferneres Moment von besonderer Wichtigkeit in gesundheitlicher Beziehung hinzu. Aus dem Boden saugen solche feuchte Materialien auch die dort enthaltene Feuchtigkeit mit auf, und eS ist beobachtet worden, daß di« Kapillarthä- eine von Ost nach West fließende Quelle vorfinde, der«» Breitenmaß ungefähr 90 Zentimeter betrage. Sonach schon mehr ein kleiner Bach. In rin Rohr gefaßt, würde besagter, dem Friedebacher Walde entstammender Wasserlauf an Stärke noch mindestens 7 Zentimeter halten. Zur Hebung dieses Fundes empfahl Beraz die Benützung eines Windmotors. — In Plauen i. B. ist am Mittwoch abend ei» Wahlverein der Kaufleute und Fabrikanten gebildet wor den, der sich insbesondere die Wahl der Stadtverordnete» zum Ziele gesetzt hat, und in dieser Beziehung wahr» eueren, ß- und s und 252. »ld, eunden luahme lür den leit zur lich zu Herrn Worte, Cantor >ge. reicher - 1888. ittwe Mld Äezirksa^^ Viv V«» I»lSVr»Hv» ersuchen wir im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung und Ausgabe unseres Blattes gefälligst so zeitig als möglich erfolgen zu lassen. Größere Inserate erbitten wir bis vormittags 1v Uhr, während kleinere Inserate bis IS Uhr mittags Aufnahme finden. Für später einlaufende Anzeigen können wir eine Garantie des Abdrucks in der bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 26. Oktober 1888. 7 Nachdem der Gewerbeverein vor kurzem seine Vor- tragSsaison eröffnet hat, wird morgen, Sonnabend, auch der Kausmännische Verein mit seinen öffentlichen Vor- trägen, deren er allmonatlich einen zu veranstalten beab sichtigt, beginnen, indem Herr 0r. Otto Hahn aus Leip- z,g über das sehr zeitgemäße Thema: „Der Zollanschluß der Hansestädte Hamburg und Bremen" sprechen wird. Gäste und reifere Handlungslehrlinge sind zu den Vor- IragSabenden des Kaufmännischen Vereins willkommen. s Der von hier stammende Hilfsgeistliche Herr Paul Georg Wacker, welcher Ende September d. I. als solcher nach Zwickau an die Moritzkirchengemeinde berufen wurde, ist am Mittwoch vom Ktrchenvorstand zu Olbernhau zum dortigen DiakonuS gewählt worden. — Bekanntlich hat der Zentralverein deutscher Woll warenfabrikanten einen Fond zur Verfügung, aus dessen Zinsen alljährlich einer Anzahl von Arbeiterveteranen Ehrengeschenke verliehen werden. Außerdem erteilt der Verein Ehrendiplome für mindestens 20jährige ununter brochene Beschäftigung bei einem Mitglied des Zentral vereins. Nachdem bereits im vorigen Jahre eine große Anzahl solcher Diplome an Arbeiter der Firma F. S. Lehmann in Böhrigen, gelegentlich des Jubiläums- festes derselben, zur Verteilung gelangt, auch 8 derselben mit dem Ehrengeschenk bedacht worden waren, erfolgte am Dienstag seitens des Zentraloereins eine weitere Prämiierung mehrerer Beamten, bez. Arbeiter der vor genannten Fabrik und zwar erhielten das Ehrengeschenk von je 20 M. die Herren: Werkmeister Fr. Wilh. Kühn, Böhrigen, mit 4l, Wollwäscher Fr. Aug. Beyer, Böh- rigen, mit 39, Spinner Fr. Aug. Rößiger, Böhrigen, mit 39, Ausputzer Fr. Aug. Flohr, Naundorf, mit 39 Arbeitsjahren. Das Ehrendiplom war den Vorgenann ten bereit- im vorigen Jahre verliehen worden. - — Der Vorgang des Herrn Kurt Starke-Frankenau, betr. dir Gründung von Arbeitgeber-Vereinen für den Amtsbezirk Mittweida, findet erfreulicherweise viel fache Nachfolge. An vielen Orten, so namentlich im « dU s-lsaat« » gleiche «u » spalten« »etl« berechnet. t Mwister Jnsmiw» ' betrag r» Pf* ItEpllghHemchW- Mart^h« Jns«M , «ach belond««» i.. Tarif. tzus«at«.Mnnch'iU ! für di« I-wetlV »«mittag l» Uh«, D. "»8 zu er- B. - Krau Rechtsanwalt Asten in Dresden, die am 24 August d. I. durch einen in ihre Wohnung emge- drungenen Strolch schwer verwundet wurde, hat noch immer an den Folgen dieser Unthat zu leiden. Die Arme ist von dem erschütternden Vorfall so nervös ge» worden, daß sie jetzt ihre Wohnung niemandem zu öffne» wagt. Die Wunden sind zwar im allgemeinen geheilt, doch ist vor einigen Tagen eine Wunde wieder bi Eite rung übergegangen. Auch der im Hause wohnende Schuhmacher Kugler, der die Festnahme de« Mörders mit bewirkte, Ist von dem Vorfall so nervös geworden, daß er ebenfalls von einer gewissen Art Menschenscheu befallen ist und sich ängstlich in seiner Wohnung verschließt. — Am vergangenen Sonntag erfolgte tn Wald heim unter zahlreicher Teilnahme der Einwohnerschaft die Enthüllung des im SiegeSturme angebrachten Kaiser Wilhelm-ReliefS, welches au» der Bildgießers vo» Gladenbeck u. Sohn in Berlin stammt. — Ueber das mit Spannung erwartete Ergebnis der auf amtliche Veranlassung hin von dem Quellen- sinder Josef Beraz aus München am vergangenen Sonn tag im Bereich der 670 Meter über der Ostsee gelegene» Stadt Saida behufs Abhilfe de« Wassermangels ange stellten Bodenuntersuchungen liegt folgender zuverlässiger Bericht vor. Der zu Rate gezogene Quellenfinder be zeichnete auf dem östlichen Teile des StadtarealeS selber, in unmittelbarer Nähe von dessen höchstgelegenen Häusern, einen Platz, worunter sich etwa 46 Meter tirf im Fels . Künftigen S. November d. I-, von Vormittags Wän sovd« Rachlaft des verstorbenen Haus- und WirihichastSb-sitzerS Karl Gottlieb H pp 116 allh'ier, als L hochtragende Kühe, S Wweine, ^Zi^^ He«, Grummet, Stroh, Wagen, Ackergerüche, und WirthschastSgeräche u. A. m. öffentlich versteigert werden, wozu «rsleyungs lustige hierzu eingelaven werden. Ebersdorf, am 25. Oktober 1888. ^llk» Di« OrtS^ri^te allpa. Hnserat-Auftra^ außer der Verlagsexpedition auch deren Zeitungsboten, auswärts sämtliche Büreaus und Filialstellen der AnnomeneMdMon-^Jn^ yaai-niE « «„gier - G. L. Daube L Ko. re. außerdem in Auerswald« Hr Gastwirt Anton Richter (im Erbgericht), in Niederwiesa Hr. Mater,aiwarenynn^ LandkreiS Dr«Sden,in Hainichen, Crimmitschau, Schwarzen-1 tigkeit in den Baumaterialien solche Feuchtigkeiten sogar berg, Chemnitz u. s. w., ist die Bildung solcher Vereine I bis zu 32 Fuß in die Höhe führt. . „ teils in Aussicht genommen, teils schon eingeleitet. Der — Rechtsanwalt Asten in DreSde«, die am erwähnte Verein für den Amtsbezirk Mittweida zählt bereits 24 Mitglieder (Z der im Bezirke ansässigen In dustriellen) mit etwa 2300 Arbettern, der Anhaltische Verein 65 Mitglieder mit über 8000 Arbeitern.