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231 Mittwoch, den 3. Oktober Amtsblatt der Lönigl. Amtshauptmannschast Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts md des Ltadtrats M Fraakenderg Verlagscxpedition auch deren Zeitungsboten auSwiirls sämtliche Bürcaus und Filialstellen der AnmncencxpeMonem g G. L. Daube L Ko. re. —; außerdem in AncrSwalde Hr Gastwirt Anton Richter (im Erbgericht), in Niederwiesa Hr. Materlalwarcmiano. Erscheint täglich, mii ilusnahmc der Sonn- und Festtage, abends silr den sol- gendcn Tag. PrciS vierteljährlich I M. Sl> Piz., monatlich so Pfg., Linzel-Nrn. s Pfg. Bestcilnngen nehmen alle Post anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage- »lattcS an. Inserate werd« mit » Pfg. für tög- gespaltene teile berechnet, ISetnster Inserat« betrag so Pfg, Itompliz irrte und t» tellarisch« Jnsem« . nach besondere» Tarts. Inseraten - AnnahE für die I-weiltEi Abend-Nummer bÄ donnittag» io Uhr „Ich erinnere mich seiner Ankunft in unserer Milte. Seine Frau, Pepita Penna, eine hübsche Mexikanerin, welche sogleich unsere Gesellschaft für sich gewann, war w tzig, kokelt nach spanischer Art und richtete sich in einer schönen Wohnung ein, hatte ihren Empfangstag, veran staltete kleine Bälle und verdrehte nicht wenigen jungen Leuten aus vornehmen Häusern den Kopf. In der ersten Zeit sah man sie immer in Gesellschaft ihres Mannes, dessen Flucht von der Insel Saint-Marguerite sie be kanntlich geleitet hatte, in der Oper, wo sie abonniert waren. Während sie in den Zwischenakten mit ihren zahlreichen Freunden plauderte, schnarchte der Exmarschall auf seinem Stuhle, wie einer, der eben eine lange Reise zurückgelcgt hat. Die zahlreichen Franzosen mußte man hören, wenn sie diesen Mann schlafen sahen. Der Mar schall lebte bei alledem ganz vereinsamt in seinem Hause. Wollte er es so, oder zwang ihn seine Frau dazu? Ich weiß cs nicht, aber ich bemerkte, daß er sich weder auf ihren Empfangsabenden, noch an ihren Besuchstagen zeigte. Er blieb allein in seinem Arbeitskabinett und las kon servative französische Blätter. Er glaubte an die Wieder herstellung des Kaiserreiches, und folglich an seine Reha- bilitierung; denn heute, da er tot ist, darf ich cs wohl wiederholen, was er mir tausendmal gesagt hat. Im- perialist vor allem, erklärte er, daß er dem Kaiser ge horcht hatte und die Republik nicht anerkennen wollte. Die beständigen Angriffe der französischen Presse brach ten ihn außer sich. Seine Lage wurde immer schwieriger. Bon Jahr zu Jahr wechselte die Marschallin ihre Woh nung; der Wagen, den sie zuerst gehalten, verschwand. Aus einem glänzend ausgestattetcn Gemach zog man von Stufe zu Stufe in ein winziges Halbgeschoß. Die Em pfänge und Besuche wurden fortgesetzt, aber man sah das Ende nahen. Der Marschall zeigte sich nicht mehr, nicht einmal bei Tische. Man sah ihn frühmorgens mit einem Huhn oder einem Blumenkohl unter dem Arme vom Markte kommen. Er war es wirklich, jener Mann, den ich 1868 in Paris einen fürstlichen Aufwand treiben sah. Eines Tages verließ Pepita Penna ihren Gatten, nahm zwei Kinder nach Mexiko mit und ließ ihm den ältesten Sohn, der sich in Spanien hat naturalisieren lassen und in unserem Heere Unteroffizierrang hat. Was war geschehen? Es ließ sich niemals genau ergründen. Thatsache ist, daß der siebzigjährige Greis allein auf sein Zimmer angewiesen war und als einzigen Umgang seinen Sohn und irgend einen Diener hatte. Hier ging er die Reihe seiner Bitternisse Tag um Tag durch. Er bezog eine noch kleinere Wohnung in der Straß- Monte- . Esquinza, wo er bis zu seinem Tode blieb. Sie bestand aus einem Schlafzimmer, einem Arbcitskabinctt, einem Speisezimmer, der Hausrat aus einer eisernen Bettstelle, einem alten tannenen Schreibtische, an den Mauern jwrib. ? abend verlegt wurde. Nach den Berichten aus den Bc- zirken Hohenzollern und Dresden stnd das-lbst die meiste» größeren Anlagen mit Fabrikordnung versehen und ent- , halten dieselben keine den Arbeitern besonders lästige» Bestimmungen. Ueber das Verlassen der Arbeit ohne Kündigung wird im Vergleich zu den Vorjahren wenig Klage geführt. Wiederholt kamen solche Klagen außer dem Bezirke Coburg-Gotha, wo Kontraklbrüche nach der Mitteilung des »ussichtsbeamtcn sehr häufig stattfinden, in den Bezirken Hohenzollern, der Pfalz rc. und Meißen zur Kenntnis der Beamten. Die Einführung des freien Arbeitsverhältnisses unter beiderseitigem ausdrücklichen Verzicht auf jede Kündigungsfrist ist offenbar in weiterer Zunahme begriffen. „Viele Fabrikbesitzer," so schreibt der Aufsichtsbeamte für Plauen, „treffen mit ihren Ar- beitnehmern ein Abkommen, welches sie von der Ein haltung der 14tägigen Kündigungsfrist beiderseits ent bindet, weil sie der Ueberzeugung find, daß ein Zurück- Halten des Arbeiters, sobald dieser wcgzugehen wünscht, den Arbeitgebern wenig Nutzen, vielfach sogar vielen Schaden verursachen kann." Im Aussichtsbezirke Hannover dagegen (Osterode a. H) hat sich, um sich gegen unbe fugtes Verlassen der Arbeit seitens der Arbeiter z» schützen, ein gabrikantenverein gebildet. Was die ge werblichen Schiedsgerichte anlangt, so wird deren Ein richtung in einzelnen Orten des Auffichtsbezirkcs Kassel- Wiesbaden beabsichtigt. Auf die an den AussichtSbeamlen dieses Bezirkes gerichtete Anfrage empfahl derselbe das Statut des ,m Februar 1887 in Frankfurt a. M. in Wirksamkeit getretenen Schiedsgerichtes. — Der erste Berbandstag der freien Vereinigungen selbständiger Barbiere, Friseure, Perrückenmacher und Heildiener Deutschlands findet am 12. und 13. Novem ber in Dresden statt. Die Tagesordnung ist eine reichhaltige. Mit dem Kongreß ist eine Fachausstellung verbunden. Auf ihrem Lauf hin und wieder Bäume abbrcchend, warf sich dann die Windhose auf die Mitte der Ritterguts- scheune, brach 30 Ellen heraus und streute Balken und Gestein auf dem Wirtschaflshofe im Wirbel umher. Die Neben- und Wohngebäude des Rittergutes wurden stark in der Dachung beschädigt, Doppelfenster ausgchoben und zersplittert rc. Das südliche Hofthor wurde gänz- lich zersplittert, die ganze Dachung vom Brennereikessel hause abgehoben und ca. 20 Meter weit fortgeschleudert. Die meisten Bäume sind des Obstcs beraubt und zer knickt. Mehrere Gärten sind gänzlich zerstört. Wetter wurden vom Mühlgebäude, der Bäckerei, einer anderen Scheune und einem Wohnhaus die Dachungen abgehoben und vernichtet. — Ueber Berlin kommt die Meldung, daß Kaiser Wilhelm bei seiner Rückreise aus Süddeutfchland bez. Oesterreich und Italien seinen Weg durch Sachsen nehmen und am 21. Oktober nebst größerem Gefolge mittelst Extrazuges Reichenbach bez. Werdau (Leipzig) berühren wird. In Reichenbach wird der Exwazuz kurzen Auf enthalt haben. — In den Berichten der Fabrikinspektoren für das Jahr 1887 werden im Anschluß an die Frage der Lohn zahlung die Einführung der Fabrikordnung, das Ber- lassen der Arbeit ohne Kündigung, sowie die Thätigkeit einiger gewerblicher Schiedsgerichte behandelt. Was die Einführung der Fabrikordnungen betrifft, so hat diese auch rm Berichtsjahre wieder eine Zunahme erfahren. Jnsbefondere gilt dies neben den Bezirken Schleswig- Holstein und Coburg-Gotha von den Aufsichtsbezirken Dresden, Chemnitz, Zwickau, Leipzig und Meißen. In den genannten Bezirken des Königreichs sachsen wurden dem Aufsichtsbeamien häufig Entwürfe zur Begutachtung vorgelegt. Seitens des letzteren wurde dahin gewirkt, daß für Arbeiter drückende Bestimmungen darin beseitigt und der Lohntag auf einen anderen Tag al« den Sonn- ^ezrrKslM^ Ein Geächteter. Der Marschall Bazaine ist durchaus mittellos ge storben. Er fristete in den letzten Jahren sein Dasem nur durch Unterstützungen, die ahm zuflossen und die er in Anspruch zu nehmen gezwungen war. „Es ist kein Darlehn, um das ich bitte", so pflegte er, wie der Pa riser „Figaro" erzählt, zu schreiben, „denn das würde nicht ehrbar sein, da ich nicht weiß, ob ich die Summe jemals wieder erstatten kann." Ein anderes Mal soll er geschrieben haben: „Es ist Ihr ehemaliger General, ein neuer Belisar, der seinen Helm hinhält." Der äl teste Bruder des Marschalls lebt noch und ist Ingenieur. Zwei Söhne dieses Bruders dienen als Offizier in der französischen Armee, haben aber die Erlaubnis nachgesucht und erhalten, ihrem Vaternamcn den Namen chrer Mutter, Hayrer, hinzuzufügen. — Sogar an seinen Geg ner vor Metz, an den Prinzen Friedrich Karl, wandle sich, wie die „Voss. Ztg." Yinzufügen kann, Bazaine. Prinz Friedrich Karl, der in solchen Fällen immer offene Hand hatte, ließ aus politischen Rücksichten und im Ein- Verständnis mit dem Reichskanzler den Brief jedoch un- beantwortet. — Auch der Madrider Korrespondent des „Figaro" entwirft von den letzten Lebensjahren des Mar- schalls Bazaine ein recht düsteres Bild. Er schreibt in -einer fesselnden Schilderung: Örtliches und SSchfisches. . Frankenberg, 2. Oktober 1888. p Bet der Altersrentenbank der hiesigen Weberinnung wurden im 3. Vierteljahr Einlagen gemacht in Summa 73 Mark und zwar 67 Mark mit Vorbehalt und 6 Mark mit Verzicht. f Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß Pakcte an Soldaten (bis zum Feldwebel"bez. Wachtmeister auf- wärls) eine Portooergünstigung erfahren, wenn dieselben das Gewicht von 3 Kilogramm, 6 Pfund, nicht überstei gen und mit dem Vermerk „Soldatenpaket, eigene An gelegenheit des Empfängers" versehen sind. Das Porto für solche Pakete kostet dann ohne Unterschied nur 20 Pfg., schwerere dagegen unterliegen den tarifmäßigen Porrosätzen. f Nicht allein über unsere Pflege ist am Sonntag -nachmittag gegen 2 Uhr ein ziemlich heftiges Gewitter niedergegangen, sondern aus den verschiedensten Teilen Sachsens meldet man, daß zur selben Zeit ähnliche Na turerscheinungen mit fast überall gleicher Heftigkeit auf getreten sind, so aus Schellenberg, Oederan, Chemnitz, Freiberg, Dresden, Meißen, Leipzig, Wurzen, Reichen bach, Schönheide, Plauen, Elsterberg rc. In Oederan war das Gewitter von starken Hagelschauern begleitet. Lin Blitzstrahl nahm seinen Weg in das Hintergebäude Les Agenten Kluge in Frankenstein, zerschmetterte einige Balken und entzündete eine Kiste Stroh. Glücklicher weise gelang cS, den Brand rechtzeitig zu dämpfen. Am Ästigsten hat das Unwetter in der Wurzener Gegend gelobt. In Pausitz bei Wurzen stürzte sich eine von Westen kommende Windhose auf die nach dem Ritter gute führende Kirschallee und drehte einem großen Teile 1er mannsstarken Kirschbäume die Aeste wie Blätter vom -Stamme ab. Eine groß- Strohfeime wurde 1^ Elle mit fortgerommen und die Bündel flogen weit umher. auf das 4. Quartal werden von uns, un- AV H 111t k Ut t 11tS seren Ausgabestellen in Stadt und Land, wte allen Postanstalten noch angenommen. — . Nach Orten außerhalb des deutschen Reichs und Oest^ Gebiet des Weltpostvereins liegen, geschieht der Versand unter Kreuzband von unserer Expedition aus unter Portoansatz von 1 M. 50 Pf. per Vierteljahr fr . Die Lxpeäitioa äes krsakenderger ' / ML Bekanntmachung, nm der Rechnungen betreffend. m- . u Lieferanten und Gewerblreibenden, welche im Laufe des verflossenen Vierteljahres für die hiesige städtische Verwaltung Lieferungen und Arbeiten ausgeführt, darüber aver Rechnungen noch nicht abgegeben haben, werden zu deren baldigen Ein- reichung hiermit aufgefordert. ° " Frankenberg, am 29. September 1888. Der Nath. »r. Kaeubler, Brgrmstr.