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örtliches md Sächsisches. Frankenberg, 24. Oktober 1888. t Der von der Teppichfabrik A. Kuttner aus Liegnitz angekundlgte UnternchtskursuS in der Teppichknüpferei wird nicht nächsten Sonnabend, sondern bereits am Freitag, den 26. Oktober, im Roßsaale abgehalten werden. — Nach dem amtlichen Bericht der Kommission für das Veterinärwesen über die im Monat September 1888 im Königreich Sachsen konstatierten ansteckenden Tier- krankheiten waren durch Milzbrand verseucht 15 Dörfer mit je 1 Gehöft. Die Zahl der gefährdeten Rinder betrug 114, erkrankt waren 16, verendet sind 10, während 6 von den Besitzern getötet wurden. Durch die Tollwut waren in Rittersgrün und Alberode 29 Hunde in Gefahr, erkrankt waren in den genannten beiden Orten 2, der Ansteckung waren 29 verdächtig, auf polizeiliche «nord- nung wurden 31 getötet. In Hermannsdorf war ein Hund der Seuche verdächtig, derselbe ist auch verendet. Die Rotzkrankheit gefährdete in Wolkenstein 5 Pferde, 1 war erkrankt, 4 der Ansteckung verdächtig, 1 wurde auf polizeiliche Anordnung getötet. Infolge der Maul- und Klauenseuche waren in Leipzig (Schlachthof) 81 Schweine, Chemnitz (Schlachthof) 102 Schweine und in Markersbach 5 Rinder in Gefahr. Erkrankt waren 56 Schweine und 2 Rinder, der Seuche verdächtig 127 Schweine, 3 Rinder; von den Besitzern wurden 175 Schweine getötet, während 2 Rinder genesen find. Durch den Bläschenausschlag waren in 3 Dörfern 7 Rinder erkrankt, wovon jedoch 6 wieder genesen sind. — Die Trichinenschauer aus der Amtshauptmann- fchaft Chemnitz hatten sich am vergangenen Sonntag behufs Gründung eines Verbandes in der „Linde" in Chemnitz eingefunden. Die vorläufigen Ziele des Ver bandes sind folgende: 1) Wahrung und Förderung der Standesinteressen. 2) Weiterbildung in Wort und Schrift bez. im Mikroskopieren und Präparieren. 3) Hilfe ---> —. — Wie entstehen unsere Reichsbanknoten? Unsere Reichsbanknoten werden selbstverständlich in Berlin, der Metropole des Reiches, angcfcrtigt; aber nur wenige, selbst wenn sie noch so oft die sehr verschie denen Scheine in ihren Fingern gehalten haben, werden wissen, auf welche Weise und an welchem Orte die Her stellung derselben erfolgt. Die Geburtsstätte des deut schen Papiergeldes ist die Reichsdruckerei in der Oranien- straße in Berlin, jener Backsteinbau, an welchem gewiß schon ein jeder vorübergegangen ist, welcher in Berlin seinen Wohnsitz hat. Die verhältnismäßig geringe AuS- dchnung der Vorderfront trägt dazu bei, daß man diesem Hause nicht die große Aufmerksamkeit zuwendet, welche es eigentlich verdient. Umso mächtiger ist die Tiefe dieses Grundstückes, das vier Höfe in sich aufnimmt, welche in den zwei Stockwerken der dieselben umfassenden Gebäude nebst Keller und Dachgeschoß ein- benutzbare Bodenfläche von nicht weniger als 10650 Quadratmetern ausmachen. Hier werden die Wertpapiere des gesamten deutschen Reiches, soweit sie unter Kontrolle desselben stehen und von ihm verausgabt werden, hergestellt; also nicht allein die verschiedenen Reichsbanknoten, sondern auch die Briefmarken und Postkarten, kurz em jedes Wertzeichen von der winzigsten Stempelmarke bis zu den für unbemittelte Mitglieder bei Augenkcanlheiten. 4) Sammlung von Erfahrungen bez. Beratungen darüber, über Anwendung und Nützlichkeit der Ministerialverord- nung. Sämtliche Anwesende erklärten, dem Verbände beitrcten zu wollen. — Seit einiger Zeit hält sich bekanntlich in Sachsen der weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannte Quellcnfinder Joseph Beroz aus München auf. Die Anwesenheit des Genannten in Sachsen ist auf amtliche Veranlassung zurückzuführen, und sie hat bereits für Roßwein und Hainichen, zwei an peinlichem Wasser mangel leidende Städte unseres Vaterlandes, sehr tröst liche Aussichten eröffnet. Denn am 6. und 7. Oktober sind von Herrn Beraz genaue Angaben gemacht worden, wo man an ersterem Orte 22 Meter tief unter der Erde eine etwa 8 Zentimeter starke Quelle finden werde; wei ter hat Herr Beraz prognostiziert, daß auch am zweiten Orte ein 28 bis 36 Meter tief liegender Wasserlauf von gleichfalls mindestens 8 Zentimeter Stärke zu finden sei. Die bezeichneten Stätten liegen so hoch, daß sich das ge wonnene Wasser bequem nach den betreffenden Städten leiten läßt. — Am Sonntag hat sich Herr Beraz in folge behördlicher Einladung nach dem 670 Meter über dem Meere gelegenen Sayda im Erzgebirge begeben, um da ebenfalls seine mit so vielen Erfolgen gekrönten Un tersuchungen anzustellen. — Das Oberlandesgericht zu Dresden fällte am Montag eine Entscheidung, welche für die Geschäftswelt von großer Bedeutung ist. Der Kaufmann Klemm dort handelt mit Margarin en gros. Die Geschäftsräume und sonstigen Verkaufsstellen einschließlich der Marktstände, in welchen Margarin gewerbsmäßig verkauft oder feil gehalten wird, müssen bekanntlich an einer in die Augen fallenden Stelle die deutliche, nicht verwischbare Inschrift „Verkauf von Margarin" tragen. Klemm hatte in sei nem Geschäftslokale eine ihm von der Firma Lange u. Söhne in Nürnberg zugesandte Plakattafel angebracht, deren oberer Rand die Worte „Verkauf von Margarin" wertvollsten Banknoten, von denen siber von uns eine Brieftasche voll gespickt haben möchte. Dieses wichtige Etablissement untersteht dem Ressort des Staatssekretärs vr. Stephan. DaS Personal um faßt etwa 800 Arbeiter. Dazu kommt noch eine be trächtliche Anzahl an Verwaltungs- und technischen Be amten. Ueberall hämmern die Maschinen und keucht der Dampf, um das Material zu bewältigen, welches hier in Verwendung kommt. Buch- und Kupferdruckpresse haben die meiste Arbeit zu erledigen, wozu sich noch über 200 der verschiedensten Hilssmaschinen gesellen. Denn man kann sich jr denken, daß beinahe sämtliche Zweige der Graphik hier vertreten sein müssen: Buchdruck, Stein druck, Kupserdruck, Kupferlichtdruck, Gaslichtdruck, Kupfer stechkunst, Schriftgießerei, Holzschneidekunst, Galvanoplastik und Stereotypie. In bezug auf Heizung Beleuchtung und Ventilation sind die neuesten Errungenschaften der betreffenden Wissenschaften vertreten — wie das nicht allein selbstverständlich, sondern sogar notwendig ist bei einem Etablissement, das über solche Mittel verfügt und den Künsten den Boden zu bieten hat, wo sie sich tum meln und weiter entwickeln sollen. Welche Leistungs fähigkeit diese RcichSdruckerei besitzt, geht daraus hervor, daß sie an Postkarten allein täglich 400000 Stück her- zustellen hat. trug. Es würde dem Gesetze nach genügt haben, wen» der obere Rand allein angebracht gewesen wäre, da die Buchstaben deutlich und unverwischbar waren. Dieser Rand war jedoch, nach Ansicht deSkgl.Landesg^ nur Nebensache, die Plakattafel, welche da» Bild eine» Mädchens trug, stellte sich m der Hauptsache als ehr Reklameplakat dar, wie solche in Verkaufslokalen massen haft zum Aushang zu gelangen pflegen. Warnungs tafel im Sinne des Gesetzes, daß statt Naturbutter Maraarin verkauft wird, kann ein derartiges Plakat nicht angesehen werden. Wegen dieser Zuwiderhandlung wär dem Angeklagten eine Strafverfügung von 3 M. zuge stellt worden. Klemm unterwarf sich dieser Strafe nicht, sondern trug auf gerichtliche Entscheidung an. Du An- - gelegenh.it gelangte schließlich vor die höchste Instanz. Der Verteidiger des Angeklagten hob io seinem Vortrage hervor, daß die Verurteilung im vorliegenden Falle ei« enormes Aufsehen in der Geschäftswelt gemacht habe. Die Firma in Nürnberg habe für mehr als 8000 M. derartige Tafeln anfertigen und davon weit über 10000S Stück im deutschen Reiche verbreiten lassen. Jene Ta feln seien nicht zur Reklame, sondern um dem Gesetz z« genügen, hergestellt worden und sei eine Gesrtzübertretung darin nicht zu erblicken. Das OberlandeSgericht verwarf die eingewendete Revision und verurteilte den Angeklagte« infolgedessen auch in die Kosten seines erfolglosen Rechts mittels. — Ein Dresdner Bürger, namens Mendel, hat kürzlich einen interessanten Prozeß gegen den ReichSfiSkuS angestrengt, weil er der Ansicht ist, daß eine von ihm hrrrührende Erfindung, die durch ein Reichspatent ge schützt ist und welche den Zweck verfolgt, die Tragfähig keit des Tornisters beim Militär zu erleichtern, in neuerer Zeit seitens der Militärverwaltung in unbefugter Weise benutzt worden ist. Die Erfindung Mendels hat sich i« der Schweiz durchaus bewährt, aber das preußische Kriegsministerium hat sich trotzdem bisher ablehnend verhalten. Dem Ausgang dieses Prozesses, zu welchem Uns interessiert vor allem natürlich, wie jene wert vollen Papiere entstehen, welche durch das Ansehen de» Staates, welcher sie verausgabt, dieselbe Bedeutung im Verkehre und Handel besitzen, wie die aus glitzerndem Edelmetall hergestellten Gold- und Silbermünzen. Dafi man sorgsam und vorsichtig dabei zu Werke gehen muß, leuchtet jedem ein. Schon die Prüfung des Papiere», welches etwa in Verwendung zu kommen hat, erfordert eine große Umsicht und Vertrautheit mit dem Materiale. Sehr wichtig ist natürlich auch die Arbeit der Kupfer- z stecher, welche damit betraut sind, die Platten für die " verschiedenen Markjcheine herzustellen. Viele Monate sind nötig, um nur eine einzige derselben fertig zu stellen. Während dieser Zeit sitzen die Kupferstecher hinter große» < Rahmen, welche mit weißem Seidcnpapier überspannt ' sind, damit sie das für ihre mühsame Arbeit notwendige gedämpfte Licht erhalten. Das Auge mit der Lupe be- A waffnet, die sichere Hand führt den stählernen Stichel, welcher die wichtigen Zeichen und Gebilde in die Platte H einzugravieren hat. Die fertige Platte wandert dann Z in strengen Gewahrsam, bis die Zeit kommt, wo man ihrer bedarf. ...AAftch galvanisch vervielfältigt, finden wir sie dar- acht Kassenscheine in dem Kupfer^ druck,aale wieder. Die fertigen Bogen werden in einct^l Amtsblatt -er Königl. Amtshlmptmanyschast Flöh-, -es König!. Amtsgerichte n»- -es Sta-trats M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich I M. so Pf«., monatlich «0 Pfg., Linzel-Nrn. SPfg. Bestellungen nehmen alle Post anstalten, Postbo^n und die Ausgabe stellen de» Tage- tlatteS an. Bekauutmachuug. Nach 8 14 des Gemeindeabgabenregulativs vom 14. Februar 1883 ist d e , Wir machen die Abgabenpflichtigen hierdurch unter Bezugnahme auf 8 71 de» obgedachten Regulativs noch besonders aufmerksam. Frankenberg, am 23. Oktober 1888. , Der Rath. H Vr. Kaeubler, Brgrmstr. Bekanntmachung, ^^ öffentlicher hypnotischer Vorstellungen betreffend. . . Landes dem Königlichen Ministerium d.s Innern erstatteten Gutachten durch die Hypnotiflrung für die diesem Vorgänge unterworfenen Personen in verschiedenen Richtungen Nachtheile und Gefahren, inS- erwachsen können, so wird ergangener Anordnung Zufolge die Veranstaltung öffentlicher hypnotischer Vorstellungen im Be- b^"ch"eten Amtöhauplmannschaft von jetzt an bei Vermeidung von Geldstrafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Hast hiermit verboten. Die Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 22. October 1888. v. Gehe. P. mit t Pfg. für erhalten, f > dÄrag so Pfg. emnpligiwtttmiM L »«arisch, Jnf«M j Mch h,sonl«M / Vny. gusvmUn.LnmchiM Pir »I, jeweilig / Ab<nd«uinmer »V Vormittag» io M-